Highlights aus alten Bauanleitungen

Moggie

User
Hallo zusammen,

nachdem ich von einem Forumsmitglied angeschrieben wurde, ob ich zufällig den Bauplan eines Spartak hätte (woher habe ich eigentlich den Ruf, alles bzw. viel zu viel zu haben...?), fand ich dann auch 'zufällig' den passenden Baukasten in einem der ausgelagerten Lagerräume bei einem Freund.

Die wenigstens wissen es wohl. Der Spartak ist - wie der Name schon vermuten läßt - ein älteres Modell aus den sogenannten neuen Bundesländern.

Der Vorfertigungsgrad ist im Vergleich zu heutigen Ansprüchen dann doch 'etwas geringer' und die Materialzusammenstellung spiegelt auch gewisse Verfügungsengpässe in den damaligen VEB's bzgl. des Materials wider (da liegen dann z.B. massive Möbelbeschläge für die Flächenbefestigung bei etc). Der halbe Kubikmeter Balsabretter (ja, ja! Ein High Tech - Baukasten mit entsprechenen Hinweisen zur Verarbeitung dieses edlen Materials) wird in Leisten geschnitten und anschließend zu einem schmucken Rumpf zusammengeklebt. Ich fühle mich im Nachhinein mit meinen ganzen HS Clou, Amigo, Cirrus etc. geradezu snobistisch verwöhnt...

Was mich aber am meisten begeisterte, war die Bauanleitung. Und da ich mit Freunden schon viele Modelle aus den 60ern und 70ern gebaut habe und wir uns schon oft über die Formulierungen in den Bauanleitungen amüsiert haben, dachte ich, vielleicht hat der eine oder andere auch so manches Schmankerl zu zitieren (Ich hoffe, das ist ohne Genehmigung der i.d.R. nicht mehr existierenden Betriebe o.k.).

Beim Spatak finde ich neben der Einleitung, die darauf hinweist, dass der Flieger schon 273 Flüge hinter sich hat und davon auch einge mit Thermikflügen von 10 bis 15 Minuten dabei waren..., besonders das Kapitel zur Herstellung der Kabinenhaube genial. Ich erlaube mir zu zitieren:

"Kabinenhauben lassen sich sehr leicht selbst herstellen. Die Herstellungsart beruht auf dem Ziehen erhitzten Celluloids, Astralon... über einer Positivform. Damit man sich nicht die Finger verbrennt, werden Halteleisten aus Kiefer mit Reißzwecken an dem Ziehmaterial befestigt. Man hält das Material an den Leisten, biegt es durch und taucht es in ein heißes Ölbad. Als Öl kann Speiseöl Verwendung finden. Haben wir keinen passenden Behälter, so genügt auch Muttis Gänsepfanne. Das restliche Öl ist durchaus noch für Pommes frites zu gebrauchen. Aber das ist Ihr eigenes Problem. Jedenfalls muß das Öl 80 - 100° heiß sein. ... Man nimmt die Ziehscheibe wieder aus dem Öl, achtet dabei dabei darauf, daß man nicht den halben Wanneninhalt aus dem Behälter löffelt, und zieht das jetzt in der Mitte weiche Material straff über die Form..."

Wir haben uns echt weggelegt vor lachen, als wir das gelesen haben. Und das alles Anfang der 60er...

Vielleicht hat ja noch jemand die eine oder andere - aus Sicht der heutigen Zeit - witzige Formulierung in alten Bauanleitungen.

Frohes Schmökern

Grüße

Bernd
 

bie

Vereinsmitglied
Bernd,

klasse Text! Und wie ich finde, von einem wahren Praktiker geschrieben!!! :D
 
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