Reparatur einer Holmbrücke eines 6m Seglers

pfranz

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Hallo Reparaturprofis,

ich habe eine 5/6m Ventus und letzte Woche eine meiner (zum Glück sehr seltenen) schlechten Landungen praktiziert. :cry:

Dabei ist mir der 6m Ventus aus ca. 1.5m auf den Boden geknallt. :cry:

Bei genauerem Hinsehen deckte sich ein Bruch bei der Holmbrücke direkt an der Wurzelrippe auf der Unterseite des Flügels auf. Die Kohle der Holmbrücke ist ebenfalls auf der Hochkant-Seite bis ca. zur Hälfte durchgebrochen.

Falls erforderlich kann ich versuchen informative Fotos zu schiessen und hier einzustellen.

Meine Frage ist nun:

Wie repariert man sowas?

Meine Idee bis jetzt:
- Unterseite des Flügels für ca. 10 cm bis auf den Holm mit etwas Übermass auffräsen.
- Die Holmgurten dann konisch (so konisch wie möglich) durchfräsen und eine ca. 1 bis 2 cm tiefe und abgestufte Nut fräsen.
- Alles mit Kohlerovings füllen und Oberfläche wieder Herstellen.

Könnte das funktionieren?
Ich möchte mit dem Flieger wieder von 400 bis 500 m runterbolzen können... ;)
 

Tofo

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tja, also da werden 10 cm auffräsen nicht reichen. Schau dir mal den oben genannten Thread an. Da wurde so ziemlich alles zu dem Thema gesagt!

MfG,
Thorsten
 

pfranz

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Danke erstmal

Danke erstmal

Hallo Robert und Tofo,

danke für den oben genannten Link. Werde mir den mal zu Gemüte führen und die Sache genauer anschauen. :)

Grüsse,
Patrick
 

pfranz

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Ich habs geschafft

Ich habs geschafft

Hallo Gemeinde,

ich hab' die Holmbrücke repariert und sie hält :cool: :cool: :cool:

330m Sturzflug und der Flügel war immer noch am Rumpf :)

Während den Reparaturarbeiten habe ich eine Fotodokumentation erstellt die demnächst hier erscheinen wird.

Grüsse,
Patrick
 

pfranz

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V2Cx mit 1:2.4 unterwegs...

V2Cx mit 1:2.4 unterwegs...

Hallo V2C,

mein V2C mit 1:2.4 ist unterwegs.

Der Werner Gerold (vielleicht bist Du's ja selber... :cool: :cool: ) konstruiert gerade einen. Da sollen 330m erst der Anfang sein...

Erstflug soll Anfang bis Mitte August sein.

Aussenflügel, HLW, SLW, Rumpf und Kabinenhaube hab' ich schon :p :p :p

Grüsse,
Patrick
 

pfranz

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Dokumentation der Reparatur, Teil 1

Dokumentation der Reparatur, Teil 1

Hallo Zusammen,

ich beginne jetzt mal mit meinen Ausführungen zur Art und Weise, wie ich meine Holmbrücke des 6m-Ventus repariert habe.

  1. Da die Holmbrücke "nur" auf der Unterseite durchgebrochen war hat ein Kollege (danke Matthias) mir den Flügel grosszügig auf der Unterseite aufgefräst. Und zwar so, dass die Holmhöhe erhalten blieb (also nur die Holzdicke aufgefräst).
  2. Zusätzlich habe ich noch im Bereich der Wurzelrippe alles Holz herausgedremelt, bis ich auf der Unterseite war. Diese wollte ich zur Sicherheit noch verstärken (man weis ja nie).

Dabei fielen mir ein paar herstellerseitige Sachen auf (Gerasis, aber auf besondere Bauanleitung):
  • Die "Seitenwände" des Holmes sind zum Teil sehr unschön gebaut worden, besonders gleich neben der Wurzelrippe auf der Flügelinnenseite. Man sieht das auf den Fotos sehr gut.:confused:
  • Auch die noch gut erhaltene Obere Holmgurte war im Bereich der Wurzelrippe nicht schön gebaut. Um eine einigermassen gerade und ebene Verstärkungsfläche zu erhalten, musste einiges an Kohle dran glauben...:confused:
Nach der ganzen ersten Aktion wurde sichtbar, dass die Holmbrücke hochkant auch bis zu mehr als der Hälfte durchgebrochen war.:cry:

Im Anhang findet ihr ein paar Bildchen, die den Zustand anschaulich machen.

Grüsse,
Patrick
 

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pfranz

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Dokumentation der Reparatur, Teil 2

Dokumentation der Reparatur, Teil 2

Als zweiten Schritt wollte ich die noch intakt aussehende Holmgurte auf der Flügeloberseite sicherheitshalber etwas verstärken.

Dies habe ich folgendermassen gemacht:

  1. Die Seitenwände des Holmkastens wurden in im Bereich der Wurzelrippe (dort wo alles Holz entfernt wurde) mit unidirektional Carbonband 225 g/m2 zweilagig verstärkt.
  2. Unzählige Carbonrovings mit 800 Tex (schneller wären 1600 Tex gegangen...) wurden über die bestehende intakte Holmgurte, wo das Holz vollständig entfernt wurde, gelegt.
  3. Ein paar Rovings wurden noch so verlegt, dass sie bis auf die andere Flügelseite (hier Flügelunterseite) an dessen Schäftstelle gelangten. Damit könnte eventuel etwas Kraft von der Flügelobergurte auf die, noch zu reparierende, Flügeluntergurte geleitet werden.
  4. Und noch ein paar Rovings in verschiedener Länge bis etwas länger als die von Holz befreite Stelle.

Dazu habe ich keine "Tränkmaschine" gebaut, sondern die Rovings Lage für Lage einzeln und immer wieder sofort mit einem Pinsel gut durchtränkt.

Im Anhang sind ein paar Bilder, die den jetzigen Zustand illustrieren.

Grüsse,
Patrick
 

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micbu

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Hab ich ein Déja-vu?
Das sieht doch genauso aus wie dem 6m Modell eines Vereinkollegen, bei dem ebenfalls solch ein unbemerkter Bruch nach einer !leicht! missglückten Landung, am letzten Wochenende) beim anschließenden Start zu einem (fast) Totalschaden geführt hat. Die Holmbrücke sieht exact genauso aus. Das Modell war von Wildflug. Ein genaueres betrachten des Holmes hat gezeigt, daß die Struktur nie die Belastungen im Modellbau aushalten kann. In diesem Bereich wurde großzügig mit schwarzer !Farbe! gearbeitet, aber generell ist auch Kohle an dieser Stelle und in dieser Dimensionierung fehl am Platz, da Kohle sehr empfindlich auf eine Scheerung reagiert (bricht). Bei meinem Kollegen war das bereits der !2.! Bruch an dieser Stelle. Eine Flächenhälfte wurde bereits einmal ausgetauscht. Eine Aluminiumbrücke wäre hier wohl deutlich vorteilhafter.

Viele Grüße, Michael
 

micbu

User
Die großen haben KEINE Kohle an dieser Stelle! Warum wohl?
An dieser Stelle entsteht eine Scheerung bei der Landung (zumindest bei dem Modell was ich kenne). Eine belastungsgerechte Faserorientierung um dies anzufangen widerspricht den Bedürfnissen im Flug.
Kohlefaser hat eine sehr geringe Dehnung bis zum Bruch, das spielt gerade an der Holmbrücke eine Rolle wenn die Fläche schlagartig nach unten gedrückt wird und der Holm in seiner Position verharren muß.
Lies die mal den Beitrag zur Kohlefaser durch.
http://www.akaflieg.uni-karlsruhe.de/harzlehrgang.html

Ausserdem kannst du manntragende Flugzeuge und Modellbau nicht 1:1 in der Materialwahl vergleichen. Modelle müßen !!viel!! mehr ertragen als Großflugzeuge!


Viele Grüße, Michael
 

Yeti

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Nein, eine Schubbelastung infolge der Querkraft (nicht Scheerung) gibt es auch im Flug.
 

micbu

User
Im Flug ist diese Art der Belastung aber deutlich geringer als bei einer harten Landung!
Nochmal: Ein Modell muß viel viel mehr ertragen ein ein manntragender Segler, dementsprechend muß auch die Ausführung der tragenden Teile und die Materialwahl angepasst werden.


Viele Grüße, Michael
 
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