A1-Flügel mit Ora-Light?

Hallo.

Ich habe mal eine Frage bezüglich der Bespannung des Flügels für ein A1-Modell:

Ich habe 2 A1-Modelle für meine Kinder gebaut. Der Flügel basiert auf dem Profil und der Konstruktion der CIKADA von Modelprodukter. Rumpf ist Eigenentwurf mit Balsa/Sperrholzrumpfkopf und Angelruten-Leitwerksträger.
Ich möchte die Flügel mit Ora-Light bespannen. Werde ich jetzt gesteinigt, weil ein A1-Segelflieger mit Folienbespannung eine absolute Todsünde ist?

Ich möchte diese Folie nehmen, da sie a) leicht ist, sich b) gut verarbeiten läßt, und c) weil mir das Transparente gut gefällt.
Papier/Spannlackmethode fällt für mich eigentlich flach, da ich die Dämpfe nicht mehr vertragen kann. Ich fange sofort an zu husten, die Augen tränen und die Nase läuft. Das möchte ich vermeiden.

Wenn jetzt das Kind schon in den Brunnen gefallen ist und die Folie schon auf dem Flügel, gibt es dann Möglichkeiten den Gleitflug zu verbessern? Brauche ich Turbulatoren oder ähnliches?

Gedacht sind die Modelle für den Jugendfreiflugwettbewerb des DMfV. Bisher haben wir uns immer mit den SE 1 bzw. der SE 3 Sport abgemüht. Jetzt sollte etwas 'besseres' her.

Schöne Grüße

Willi
 
Hallo Willi,

ich habe die Erfahrung gemacht, daß die Modelle mit Folie zu schnell sind.

Aber es geht.
 
Hallo,

Für das Schnellerwerden gibt es eigentlich nur eine Erklärung:
Der Flieger hat weniger Auftrieb! Kleine Modelle fliegen bei kleinen Reynoldszahlen, das heißt, die Grenzschicht zwischen Oberfläche und der umgebenden Strömung bezieht zu wenig Energie aus dieser und löst sich bei Druckanstieg nach der Profilnase laminar ab (laminare Ablöseblase). Dies ist mit einem Abfall des Auftriebs und erheblicher Zunahme des Widerstands verbunden! Abhilfe schafft ein Turbulenzdraht (-Schnur) von 0,4...0,8 mm bei ca 8% der Flügeltiefe auf der Oberseite der Profilkontur. Es gibt auch einen Beitrag im Forum über Turbulenzdraht. Abhilfe schafft auch ein Zackenband (3-D-Turbulator) oder einen kurzer steiler Nasenanstieg.

Peter
 

Sebastian Scheinig

Vereinsmitglied
Hallo,

ich habe zwar keine Erfahrungen mit solchen Freiflugmodellen, aber um meinen kleineren Elektromodellen ein stabiles Langsamflugverhalten beizubringen nebel ich am Ende mit Klarlack ganz leicht über die Flächen, so das eine ähnliche Oberfläche entsteht wie bei einer Papierbespannung. Das funktioniert recht gut und einfach und ist selbst mit einer Spraydose problemlos möglich.
 
Hallo F1H-NFlyer,
nicht so schnell. Alle Freiflugmodelle fliegen bei kleinen Reynoldszahlen. Es kommt schon auf das Profil an, ob sich eine Ablöseblase bildet. Das Modell CICADA von Modellprodukter hat das Profil SOKOLOV 67, in meiner Jugendgruppe haben wir mehr als 30 gebaut, übrigens mit der gleichen Rumpfkonstruktion aus Balsa, Sperrholz und GfK-Rohr.
Papierbespannung fällt grundsätzlich flach, sie führt i m m e r zu Verzügen, je nach Witterung, auch wenn ein 2K-Klarlack aufgetragen wird.
Käufliches Zackenband ist unzweifelhaft zu dick und erzeugt mehr Widerstand als erwünscht (getestet). Ein Turbulenzfaden von
0,5 mm Dicke bei 7% t bringt Abhilfe, Trimmung kurz vor Auftriebsmaximum. Empfehle Flächenverdrehung der kurveninneren Fläche am Knick zum Ohr von min. 1 mm positive Verwindung (washin), inneres Ohr 2mm washout und kurvenäußeres Ohr 3 mm washout.
Ein geflogener Kreis sollte über 30 Sekunden liegen. Mit diesen Einstellungen wurden mehrfach deutsche Jugendmeisterschaften in den
90er Jahren gewonnen.
Wie heißt es in den Sicherheitshinweisen: für gute Belüftung sorgen, dann läuft auch keine Nase. Beste Bespannung: Vlies, mit Spannlack ankleben, mit Bügeleisen glätten und Spannlack, Zaponlack -Verdünnung-Gemisch (30/30/40) 2 x streichen= wetterfest.
Viel Spaß.
flieger-ralf
 
Hallo.

Vielen Dank für eure Antworten. Hätte allerdings noch zwei Fragen an Flieger-Ralf: Was heißt fliegen nahe am Auftriebsmaximum? Bei korrekter Schwerpunktlage EWD so wählen, daß das Model gerade nicht oder nur leicht pumpt?
Was nimmt man als 0,5 mm dicken Turbulenzfaden?

Die Verwindungen an den Ohren hatte ich schon drin, werde dann auch die Verwindung am geraden Teil noch anbringen. 'washout' heißt doch, daß die Flügelhinterkannte nach oben verwunden wird und 'washin' heißt die Flügelhinterkannte wird nach unten verwunden, oder?

Da fällt mir noch etwas ein! Wie ist es bei den Höhenleitwerksprofilen für so einen A1? Auf älteren Plänen und bei der CIKADA findet man ein HLW-Profil mit gewölbter Unterseite. Ich habe einen russischen Bausatz für ein A1-Modell (Mini-Max) und neuere Pläne zeigen HLW-Profile mit gerader Unterseite, wie z.B. die Wöbbeking-Profile mit weit vorliegender größter Dicke. Funktioniert auch eine ebene Platte?
Hat schon mal jemand versucht ein HLW aus Depron und dünner Kohle zu bauen? Müßte doch gewichtsmäßig etwas ausmachen. Voll-Kohle-Leitwerke wie bei den F1A-Modellen sind mir zu aufwendig.

Schönen Dank für eine Antwort.
Gruß

Willi
 
Hallo Willi,

Klar ist, daß es auch auf das Profil ankommt, ob eine mehr oder weniger große Ablöseblase entsteht. Große Ablöseblase: Große Profildicke, -Nasenradius, Wölbungsrücklage,... Kleine Ablöseblase: Kleine P-Dicke, Kleiner Nasenradius, -Wölbungsrücklage.
Fliegen nahe Auftriebsmaximum heißt, daß der Verlauf der sog. Profilpolare, d.h. Anstellwinkel über Auftrieb nicht mehr zunimmt sondern anschließend weniger wird. Bei diesem Strömungszustand beginnt meist dann auch die Ablösung mit Abfall des Auftriebs. Mit dem Turbulenzdraht wird diese Ablösung verhindert oder verzögert.
Beim Einfliegen muß man durch mehrere Versuche mit geringen Änderungen der Einstellwinkeldifferenz und grammweises Variieren der Schwerpunktlage die richtige Einstellung ermitteln. Meist muß man für böiges Wetter eine etwas kopflastigere Einstellung wählen und umgekehrt. Überprüfen kann man dies beim Hochstart durch absichtliches Herausschleudern des Modells. Es sollte sich nach 2...3 Schwingungen beruhigt haben.
Bez. Turbulenzdraht schau mal unter dem Thema: Turbulenzfaden. Da findest Du ein paar Vorschläge.

Die Begriffe Wash-in und -out hast Du ganz richtig interpretiert.

Für das Höhenleitwerk würde ich keine ebene Platte nehmen (Zu geringer Maximalauftrieb, -Auftriebsanstieg). Gut geeignet wäre evtl. eine 1,5 mm Depronplatte. Einformen (Biegen) müßtest Du eine Wölbung von ca 3% (Wölbungshöhe bei ca 50%). Ich habe es mal mit einer Einweg-Verpackung aus Polystyrol probiert. Ist noch leichter, man muß es allerdings meist aus mehreren Teilen mit 5-Minuten-Epoxy zusammenkleben.

Grüße
Peter
 
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