Hallo,
so ganz subjektiv würde ich sagen, dass der Strak, den Hans Rupp bespricht, eine eliptische Auftriebsverteilung produziert. Bei früheren gepfeilten Nurflügelentwürfen mit einem Eppler-Strak (E180-E186) und leichter Schränkung konnte ich bei so einer Auslegung im hohen Geschwindigkeitsspektrum blitzartige Unterschneidungen erleben.
Der Entwurf ließ sich für das Fliegen bei hoher Geschwindigkeit nur durch ein Verschieben des Schwerpunktes nach vorne retten. Bei normalen Geschwindigkeiten war das Ding aber einfach ein Phänomen. Es benötigte erstaunlich wenig Leistung um auf Geschwindigkeit zu kommen.
Beim Kraftei würde ich solche Eigenschaften besser umgehen. Bei den hohen erreichbaren Geschwindigkeiten wären Nervenzusammenbrüche wohl unvermeidbar.
Bei meinen Nurflügeln mit symetrischen Straks konnte ich dieses Phänomen nicht beobachten. Die Leistung, speziel im Gleitflug, war aber deutlich mässiger und der Leistungsbedarf im Speedflug höher. Für einen symetrischen Strak spricht meiner Meinung nach noch, dass es bei der Landung nicht so endlos weit ausgleitet, wie zum Beispiel das S5020. Das S5020 lebt bei hohen Flächenbelastungen regelrecht auf und wäre bei einer Hangflugausführung der Me das Profil der Wahl. Mit einem symetrischen Aussenprofil rennt es auch noch sehr gut. Mein bester NF fliegt mit einem derartigen Strak. Also davon könnte ich stundenlang schwärmen
Für relativ viel Schränkung, geometrisch wie aerodynamisch spricht, dass bei dem geplanten Turbinenei ein möglichst anspruchloses Händling angestrebt werden sollte. Was nutzt es, wenn die Me mit beeindruckender Geschwindigkeit toll weit gleitet und in der letzten Kurve beim Landanflug ein Strömungsabriss produziert wird.
Oder wenn beim Start ganz plötzlich der Platz zu Ende ist und einfach mal mehr gezogen werden muss. Wenn es dann einen Abriss gibt und sich ein Purzelbaum anschließt, kann man bei dem Gewicht gleich mit der Tüte - mittlere Grösse reicht dann - losziehen.
Ein wichtiger Aspekt war mir immer, dass beim Turbineneinsatz gut 1,5 - 3 Liter Sprit mitgeführt werden. Während des Fluges wird dieser Balast verbraucht, was auch bei perfekter Platzierung der Tankanlage zu Veränderung der Balancierung führt. Hinzu kam noch das Gewicht des Startwagens mit ca. 500 g. Bin deshalb leicht kopflastig gestartet und mit neutraler Schwerpunktlage gelandet.
Deshalb nehme ich gerne Straks mit S-Schlag an der Wurzel und symetrischen Profil aussen. Sie reagierten nicht so zickig auf Veränderungen des Schwerpunktes, wie reine eliptische Straks. An der Wurzel kann durch die Wölbung, beim mod. SD6060 sind es etwa 1,5%, noch mehr Auftrieb erzeugt werden, als beim symetrischen Profil gleicher Dicke. Das symetrische Aussenprofil stellt mit der hohen Schränkung sicher, dass sich die Strömung beim Überziehen tendenziel zunächst an der Wurzel löst. Die Me sackt dann nach vorne durch, bzw. nimmt die Nase wieder runter. In jedem Fall bleiben aber die Ruder sehr lange angeströmmt und erlauben noch eine gewisse Kontrolle. Natürlich sackt der Vogel schneller durch, als bei einem perfekten eliptischen Strak - er wird vermutlich sogar schneller bei der Landung sein. Die quasi eingebaute Stallwarnung ist es mir aber Wert.
Noch ein Wort zum Widerstand. Die Me wird erstaunlich schnell. Sie beschleunigt mit der Turbine auch echt rasant und ohne das eine Ende absehbar wurde - zusammen mit der nurflügeltypischen Dynamik des Kraftei´s das Aufregendste, was ich je fliegen konnte.
Ein dickes Profil hilft hier auch das Geschwindigkeitsspektrum nach oben etwas zu deckeln. Aus dieser Perspektive tut dann auch der Widerstandszuwachs durch die hohe Schränkung nicht mehr so weh
Mit Fliegergrüssen