Horten: wie Schwerpunkt erfliegen?

hallo zusammen,

ich habe einen Horten-nurflügel und bin auf der suche nach dem optimalen schwerpunkt.
eckdaten: spw. 2m, gewicht 2kg, sehr geringe pfeilung, profil HM50 / HM50T

im gegensatz zu einem leitwerkler habe ich den eindruck, dass mit schwerpunkt am hinteren limit das modell träger wird und der gleitwinkel schlechter.
habt ihr irgendwelche standardroutinen zum erfliegen des schwerpunkts?
derzeit fängt sich das modell nach senkrechtem anstechen in einem radius von ca. 30 meter ab, ruder sind im strak.

gruss aus wien, josef
 
Hi Josef
Schwerpunkt bei einer Horten ist sicher ein Thema für mehrere Seiten.
Aber wenn die Ruder im Strak stehen ist eigentlich nicht viel zu machen.Dann stimmt zumindest der Schwerpunkt zur Konstruktion.
Ich hab ja schon mehrere Horten gebaut und da hab ich festgestellt wenn die Sache in der kurve schiebt ist die Sache schwanzlastig, wenn sie in die Kurve zieht, also zumacht bzw der Aussenflügel vorfliegt ist die Sache Kopflastig.

Lustigerweise passten meine immer von Anfang an.
Aber bei einer hatte ich einen verschiebbaren Schwerpunkt,Flugakku vor und zurück, und da hab ich das Verhalten festgestellt.

Also Schwerpunktlage am besten mit dem Kurvenverhalten austesten.

Aber eine Horten ist ein so komplexer Flügel dass eine sichere Aussage schwierig ist.

Da spielt jedes Detail eine wichtige Rolle und wenn nur eins nicht passt tut sie nicht richtig.

Man bräuchte also alle Angaben wie Pfeilung Innenprofil, Strak ab wo, Aussenprofil, Schränkungsverlauf, Rudergröße und Form, Streckung, ev V-Form usw.
Dann könnte man sie rechnen und sichere Aussagen machen.
Gruss Franz
www.fschwerelos.de
 

steve

User
Hallo Josef,
meine leichten Horten-Konstruktionen zeigen bei hinteren Schwerpunktlagen zunehmend mehr Leistung hinsichtlich der Sinkgeschwindigkeit. (Sp 3m - Strak Horten 13%-350mm auf 10% sym. 70mm bei 25 Grad Pfeilung und ca 5 Grad geo. Schränkung - rundes Flächenmittelteil - Klappen ca. t 30mm x 550mm für langsames Gleiten -5 Grad bei 2,5kg und Druckantrieb mit LRK & 12 x 2400 Zellen)
Kriterium war für mich dann mehr das Verhalten beim Abriss. Ab einer bestimmten SP-Rücklage folgte dem Abriss eine einfache halbe bis ganze Trudelbewegung. Damit ließen sich gut schnelle Wenden einleiten und dieses Verhalten kann sehr gut ins Alltags-Handling integriert werden.
Wurde der SP noch weiter zurückgelegt, wechselte die Drehrichtung nach ca. einer Trudeldrehung. Es folgte nach einem kurzen scheinbar beruhigen Phase eine weitere Drehbewegung. Diesen Zustand empfand ich im Gegensatz zum einfachen Dreher als unangenehm und fliege deshalb mit der ersten Position. Obwohl ziemlich monoton reproduzierbar doch irgendwie unvorhersehr und verunsichernd.
Die trudelsichere Schwerpunktpostion kostet nach meinen Geschmack zuviel Leistung. Sie fliege ich nur beim Einfliegen.
Bei meinen Konzepten mit kleinen zusätzlichen Winglets wurde der bisher schärfere Grenzwert erflogen. Bei wirklich nochmals deutlicher Steigerung des Gleitens und des Sinkens kam der Flieger nur durch den Schub und die anscheinend stabilisierenden Kreiselkräfte der Klappluftschraube nach dem Einschalten des Antriebes wieder in einen stabilen Zustand. Hier war jedoch nicht das Trudeln das Problem, sondern eine Bewegung, bei dem der Flügel mehr eine nach unten gerichtete Querbewegung beibehielt, bei der er verständlicherweise rasant an Höhe verlor.
Um die Hochachse verändern die Flieger dann das Ansprechen auf das Querruder. Beim hastigen Steuern entsteht eine Unruhe, die sich mit zunächst leichten Ansteuern aber problemlos dämpfen läßt. Wenn Du einige Zeit damit gefolgen bist, fällt es Dir gar nicht mehr auf.
Ich bin mir nicht sicher, ob sich meine Eindrücke auf Deine Konzepte übertragen lassen, da ich sehr gerne mit vergleichweise geringer Grundschränkung gebaut habe und das notwendige Moment durch die leicht nach oben stehenden Klappen erreichte. Daher, die Klappen stehen im Langsamflug, in der Termik etc. leicht nach oben und lassen ein Gieren bei kleinen Ausschägen nicht und bei stärkeren Ausschlägen kaum auftreten. Im Schnellflug stehen sie dann im Strak.
Bei einem weiteren Horten-NF wurde mehr geschränkt. So ca. 10 Grad. Hier trat ein seltsam schwamminger Eindruck bei den hinteren SP-Positionen auf, obwohl nach dem Abriss nur eine schwache Trudelbewegung auftrat. Also ähnlich wie bei Dir. Der Flieger war vergleichsweise leicht (1,5 kg bei Sp von 2,5m - ähnlicher Grundriss wie oben nur mir mehr Profildicke an der Wurzel).
Die Stellung der Ruder (im Strak) sollte nicht das letzte Wort sein. Letztlich wird es immer eine Geschwindigkeit geben, bei der diese Ruderposition beim Horten auftritt und bei einer veränderten SP-Lage eben wieder eine andere dazu passende Geschwindigkeit.
Leider kann ich jetzt keine Fotos anhängen. Aus irgendeinem Grund muss ich die Pixelzahl derart reduzieren, dass kaum etwa zu erkennen ist. Wenn Du Interesse hast, schick´ne Mail und ich sende Dir ein paar Fotos. Vielleicht bekommst Du sie ja auch besser in den Tread.

Gruss und berichte bitte weiter von Deinen Eindrücken
 
hallo franz, hallo steve,

vorweg mal vielen dank für eure ausführlichen antworten!

@franz: das von dir beschriebene kurvenverhalten habe ich nicht, im autojargon gesprochen hat mein modell kein untersteuern oder übersteuern, es reagiert nur langsamer auf quer bei hinterer schwerpunktlage.
die berechnung der hortenglocke und die rudergröße hat dankenswerterweise alfons gabsch für mich gemacht, da habe ich keine zweifel. es haben aber zwei verschiedene programme 8mm auseinanderliegende schwerpunkte ergeben, und als ex-leitwerkler wollte ich natürlich nach hinten optimieren.

@steve: danke, dass du mir die sache mit dem schwammigen eindruck bestätigst. ich habe tatsächlich bis zu knapp 12 grad schränkung, und die flächenbelastung ist 40g/dm². trudeln kann mein modell allerdings nicht, voll gezogen kippt es nur kurz nach vorn ab, um fahrt aufzunehmen.
fotos kannst du mir gern schicken, poisinger@chello.at , ich versuche sie dann hier reinzustellen.

interessiert wäre ich noch an weiteren vorschlägen für flugmanöver, da schieben und trudeln eben nicht feststellbar sind.

gruss, josef
 
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