Profilstammtisch

Ausgehend von der hier losgetretenen Diskussion des HQ/DS 2.5/11 und der Grenzen seines Einsatzbereiches möchte ich hier einen Thread starten, um solche Themen zu diskutieren. (Hey, wenn Hartmut auf Aerodesign von Profildiskussionen am Stammtisch schreibt, warum sollen wir es dann nicht hier tun.)

Es geht um die Diskussion von Profilentwürfen und Entwurfsphilosophien, Ihre Einsatzbereiche, und Vergleiche mit der Praxis.

Ich möchte darum bitten, Posts im Stil von: "Ist doch eh alles nur graue Theorie" im Café zu lassen, wo sie hin gehören. Es muss hier niemand mittun. Manche von uns haben die Möglichkeiten und Neigungen, viele Sportgeräte zu bauen und zu bewegen. Andere, zähle ich mich bekennend dazu, haben genausoviel Spass daran, das erst mal theoretisch durchzuspielen und kommen, vielleicht auch deswegen, weniger raus. (Dann gibt es noch die Ausnahmetalente wie Mark Drela und Hans Rupp, bei denen beides vereinigt ist.)
Es hat aber beides Sinn, und eigentlich können wir nur voneinander profitieren.
 
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Hans Rupp

Vereinsmitglied
Dann will ich mal kurz antworten...

Dann will ich mal kurz antworten...

und vorab was zu meiner Person sagen.

Wie kam ich dazu, mich zu Profilen zu äussern?

Im Jahr 2000 hatte ich Kontakt zu Michael Kiefer und wir haben beschlossen zusammen ein Scalemodell mit F3B-Auslegung zu bauen (Form ist fertig, mein Modell nicht). Dazu haben wir ein Profil gesucht, wovon ich damals wenig Ahnung hatte. Michael dagegen schon und zu der zeit erschein ein Artikel von Wilhelms (extension) Erfahrungen mit einem modifierten MH32. Wir haben mit Xfoil rumgerechnet und am Ende stand ein Strak auf Basis des SA7035 mit Anpassung wie von Wilhelm angeregt.

Ich „spiele“ seit damals mit verschiedenen Programmen herum und habe mich mit vielen „wissenden“ Personen unterhalten. Mein Flugrevier ist die Teck, also Hangflug.

In der ganzen Zeit versuche ich die Erfahrungen – hier vor allem auch viele Infos aus Beobachtungen, Unterhaltungen mit Piloten verschiedener Modelle - mit den Ergebnissen meines Rechenhobbys zu einem stimmigen Gesamtbild zusammenzubringen. Es gibt da durchaus ein paar Ecken, die sind noch nicht ausreichend gefüllt. Ich gehöre zu den Leuten, die Theorie nicht als überflüssig, aber auch nicht als allein selig machend ansehen. Ich sehe mich nicht als Profilguru, -papst, Messias oder sonst irgendein allwissendes Wesen, im Gegenteil, ich zähle mich zu den Suchenden.

Leider stehe ich viel zu wenig in der Werkstatt und am Hang. Schade finde ich auch, dass ich zwar schon etliche Auslegungen für andere gemacht habe, aber meistens wenig verwertbare Rückmeldungen bekomme. Immerhin war noch nie jemand unzufrieden.

Nun zu der Frage HQ-DS oder nicht HQ-DS

XFOIL mag die HQW und auch die HQ-DS Auslegung nicht so. Es sagt vorher, dass die Ablöseblasen zu groß sind. Nur in der Praxis gibt es doch fast ausschließlich gut gelaunte, zufriedene HQW-Piloten. Gut, mit der Querruderwirkung hadern sie manchmal, aber mit einem Turbulator unten bei 70% ist das schnell behoben. XFOIL will dagegen auch einen Turbulator oben, den die Piloten aber bisher nicht entdeckt und für nötig befunden haben.

In Styro-Abachi ist das HQW offensichtlich sehr unkritisch und wird in seinen Eigenschaften als sehr angenehm empfunden. Im Bereich Grosssegler Voll-GfK-gefrässte Formen ist ein Trend zu alternativen Auslegungen (MH32 aufgedickt... ) zu sehen, auch die Piloten sind mit ihren Modellen sehr zufrieden und was die Theorie auswirft, bessere Fahrtaufnahme beim Andrücken scheint sich zu bestätigen. Je höher die Flächenbelastung, desto mehr wird die Eigenschaft des HQW bei hohen Ca-Werten sein Widerstandsminima zu haben geschätzt und desto weniger fällt die kleine Schwäche beim Fahrtaufnehmen auf. Je kleiner die Flächenbelastung ist, desto thermiklastiger werden die Modell empfunden.

Das deckt sich auch mit meinen Erfahrungen, Hauptbeobachtungsbjekt ist hier mein Masterpiece mit HQW 2,0, ein F3B Modell mit Leergewicht 2,5kg und auf 4,8kg aufballastierbar. Leer fliege ich den kaum, fast immer ab 3kg aufwärts. Zu schwer geht fast gar nicht. Er will immer etwas schneller geflogen werden als andere F3B-Modelle (Europhia2, Estrella, Energija um meine zu nennen).

Mit diesem Vorwissen schaue ich mir dann die Polaren des HQ-DS an.

Erst mal eine statische Polare bei re=200.000 aus XFOIL

Polaren-HQDS-HR-GS3.gif

HQ-DS 2,5/12 ohne (rot) und mit Turbulatoren (dunkelgelb) oben und unten bei 70% (eigentlich ist nur der obere laut XFOIL notwendig; bitte im Hinterkopf behalten, dass XFOIL für den Turbulator an sich keinen Widerstand berechnet, den wir sagen dem Verfahren ja nur, dass dort der Umschlag stattfindet) ist hier verglichen mit einem Entwurf von mir ohne Turbulator (hellgelb), dafür einmal mit der Wölbklappe 3° (grün mit blau drüber wegen der Sichtbarkeit) ausgeschlagen.

Nach XFOIL ist mein Entwurf in der einhüllenden Polare gleichgut und nicht so pingelig was die WK-Stellung angeht. Fahrtaufnahme ist besser.

Jetzt schauen wir mal was JavaFoil dazu meint.

HQDS-Anatares-Polaren-javafoil1.gif

Hier der Vergleich HQ-DS gegen HR-GS3-WK bei verschiedenen Re-Zahlen ohne Turbulator. Nach JavaFoil braucht man den nämlich nicht. Hier sind die Profile gleich auf, wenn man unbedingt eines vorne sehen will dann meinen Entwurf bei höheren Rezahlen. Aber in FLZ-Vortex wird sich die Modellleistung wenn JavaFoil recht hat wenig unterscheiden.

Das ist jetzt auf die Schnelle in meiner virtuellen Mittagspause entstanden, also bitte auch mehr als lose Gedankensammlung verstehen, die als Entwurf runtergeschrieben wurde und nicht als ausgearbeiteten Vortrag. eigentlich sollte man jetzt auch die dynamischen Polaren vergleichen, aber dazu fehlt mir gerade die Zeit

Ich weiß nicht welche Verfahren Herr Dr. Quabeck benutzt, aber aus seiner Seite schließe ich dass er Zugang zu Informationen der TU Delft hat, evt. auch zu deren Verfahren. Vielleicht sieht es da anders aus. Ich habe großen Respekt vor seiner Erfahrung und bitte daher die ganze Ausführungen als das zu nehmen was sie sind, Vergleiche auf Basis theoretischer Rechenmodelle. Sage mir was rauskommen soll, es wird sich das passende Rechenmodell schon finden lassen ;)

Hans

P.S. Konturenvergleich HQ-DS 2512 (blau) mein Entwurf (weiß) :
HQ-DS-Konturvergleich.gif
 
Nur dazu ganz kurz:

Hans Rupp schrieb:
Ich weiß nicht welche Verfahren Herr Dr. Quabeck benutzt, aber aus seiner Seite schließe ich dass er Zugang zu Informationen der TU Delft hat, evt. auch zu deren Verfahren. Vielleicht sieht es da anders aus. Ich habe großen Respekt vor seiner Erfahrung und bitte daher die ganze Ausführungen als das zu nehmen was sie sind, Vergleiche auf Basis theoretischer Rechenmodelle. Sage mir was rauskommen soll, es wird sich das passende Rechenmodell schon finden lassen ;)
Im MTB xy hat er sich dazu geäussert. Damals hat er nach der von der NACA veröffentlichten Methode gearbeitet, die der sechsstelligen NACA-Serie zugrunde liegt. Der Charakter der Polaren legt ebenfalls diesen Schluss nahe. Den Charakter der Dickenverteilung hat er darin sinngemäss als "moderat ausgelegten Laminartropfen" bezeichnet.

Ich denke, dass die Methode mit dem diskreten Umschlagpunkt bei Modellbau-Re-Zahlen Nachteile hat und modifiziert werden muss. Dazu muss ich aber weiter ausholen und ein paar Beispiele beibringen. Nur soviel: gratis ist Re-Zahl Unempfindlichkeit nicht zu haben.

Hat MH die Methode von JavaFoil zur Abschätzung des Blasenwiderstands kommentiert? Wenn ich die Polaren anschaue, sieht es ganz so aus, als ob er für jedes Blasenwarnungs-Dreieck des Eppler-Codes eine konstante "Blasenstrafe" dazuzählt. Auch der Auftriebsanstieg lässt vermuten, dass hier eine ziemlich vereinfachende Methodik zur Anwendung kommt.
 
Zuletzt bearbeitet:

Hans Rupp

Vereinsmitglied
Noch kürzer:
http://www.mh-aerotools.de/airfoils/javafoil.htm

JavaFoil is a relatively simple program, which uses several traditional methods for airfoil analysis.
...
As said above, JavaFoil is a relatively simple program, with some limitations. As with all engineering computer codes, it is up to the user to judge and to decide how far he wants to trust a program. Because JavaFoil does not model laminar separation bubbles and flow separation, the results will be incorrect if either of these occur.

Ich wollte damit nur aufzeigen, dass XFOIL eben nur ein Verfahren ist.

Hans
 
Hallo ihr Experten, insbesondere Hallo Hans

Hallo ihr Experten, insbesondere Hallo Hans

@ Hans: nochmals vielen Dank für Deine Profilauslegung für meine ASW 15 1:3,5. Das Modell ist fertig und nach den ersten Flügen kommt garantiert ein feedback.

@ Alle:

Ich habe noch einen Rumpf für eine ASW 15 1:2,5 von HG-Modellbau.
Am Rumpf ist ein FX61 Profil angeformt. Flächentiefe am Rumpf = 365 mm.


Bei dem oben genannten Rumpf der 1:3,5 Variante war eine HQW 3/14 Profilanformung. Ich habe auf den ersten 20cm die Flächenkerne dann auf das mir von Hans genannte Profil gestrackt. Sieht man kaum und die Rumpfanformung passt.


Nun meine Frage an die Experten: Welches Profil für diesen Großsegler mit 6m Spannweite und einem voraussichtlichen Gewicht von ca. 18 kg (soll KTW bekommen, gab es im Original auch einmal) ist Eure Empfehlung. Ich lasse die Kerne bei Karl Faller schneiden und einen ca. 30cm langen Profilstrack auf ein besseres als das FX 61 nehme ich in Kauf.

Vielen Dank vorab für Eure Mühe


Dieter
 
Hans Rupp schrieb:
Ich wollte damit nur aufzeigen, dass XFOIL eben nur ein Verfahren ist.
Ist schon klar. Und immer gilt: Caveat Emptor. Muss aber sagen, dass ich zum Thema Modellierung der Umschlagblase einen sehr guten Eindruck von XFOIL gewonnen habe. Die Übereinstimmungen mit Messungen sind, wo es sie gibt, gut. Es bleibt aber immer die Unsicherheit von Ncrit. Was als vertrauensbildende Massnahme hilft, sind die Grafischen Darstellungen der Druckverteilungen und der Grenzschicht.

Wo ich Verbesserungsbedarf sehe bei XFOIL ist in der Modellierung der Strömungsverhältnisse an der Endfahne. Die oben nach vorne wandernde Strömungsablösung ist überhaupt kein Thema, wird offenbar einfach ignoriert. Ich sehe darin einen Hauptgrund, warum die camax Vorhersage zu optimistisch ist.
Umso erstaunlicher ist es, dass das "Anspringen" der Blase ans Profilende offenbar die Wirklichkeit gut abbildet, jedenfalls bei symmetrischen Profilen. Am unteren Laminardelleneck passieren dagegen bei tiefen Re-Zahlen Dinge, die nicht plausibel aussehen. Habe das aber bisher noch nicht mit Messungen verglichen. Bei Althaus sollte es dazu Vergleichspolaren geben.
 
sandy0111 schrieb:
Nun meine Frage an die Experten: Welches Profil für diesen Großsegler mit 6m Spannweite und einem voraussichtlichen Gewicht von ca. 18 kg (soll KTW bekommen, gab es im Original auch einmal) ist Eure Empfehlung. Ich lasse die Kerne bei Karl Faller schneiden und einen ca. 30cm langen Profilstrack auf ein besseres als das FX 61 nehme ich in Kauf.
Einsatzzweck? Und welches FX61? Das FX61-126 ist bei thermiklastigem Einsatz z.B. gar nicht übel.
 
FX 61

FX 61

MarkusN schrieb:
Einsatzzweck? Und welches FX61? Das FX61-126 ist bei thermiklastigem Einsatz z.B. gar nicht übel.

Hallo Markus,
welches der Worthmannprofile FX-61 dies ist, kann mir der Rumpfhersteller nicht sagen.

Einsatzzweck: schon überwiegend Thermik, aber einen schnellen Überflug muss das Profil auch abkönnen. Die Flächen werden nach dem Programm von Christian Baron gerechnet und gebaut. Sie werden mit Sicherheit "vollgasfest" werden.

Gruß

Dieter
 
asw15

asw15

Hallo Dieter,
bitte schreibe mal deine Erfahrungen zur ASW15 M1:3,5 ich plane auch gerade eine bin mir aber mit dem Profil noch nicht sicher. Wie schwer ist deine? hast auch Wölbklappen drin, ich weis ist nicht scale aber die Flugleisten werden halt besser.

Gruß
Michael
 

Hans Rupp

Vereinsmitglied
Hallo Dieter,

messe also die Profildicke der Anformung und wir wissen mehr. Oder Scan einfach einen abgepausten Umriß ein.

Deine ASW 15 hat übrigens als Profil bis zum Ende des ersten Trapezes eine Vorversion des Profils in den Polarenschaubildern hier oben drauf. Also sehr ähnlich, in Positivbauweise ist der Unterschied aus Ungenauigkeiten in der Regel ungefähr genauso groß. Daher habe ich großes Interesse an einem Bericht, wenn es geht auch mal mit und ohne Turbulator (einfache schnmale Streifen aus dem feinen Malerkrepp unten bei 70% aufgeklebt. Beim HQW spürt man eine etwas bessere Ruderwirkung, Differenzierung kann etwas zurückgenommen werden. Sollte da nicht mehr zu spüren sein.

Hans
 
@ Hans: versprochen ist versprochen, ich berichte gerne. Allerdings komme ich jetzt noch nicht auf unseren Platz, der Schnee muss erst abtauen. Bis unser Platz wieder fliegbar und vor allem die Zufahrt fahrbar ist, vergeht noch eine geraume Zeit.

Ich habe die Profile in der Zeichnung der ASW 1:2,5 vermessen.

Wurzelrippe: Länge 365mm größte Dicke 62mm = 17,0 % (passt in etwa auch mit der Rumpfanformung)
Rippe am Ende des ersten Trapez: Länge 300mm Dicke 39,5mm = 13,2%
Rippe am Randbogen: Länge 160mm Dicke 20mm = 12,5%

Ein Foto aus dem Hilfsplan anbei.

Viele Grüße und ich bin auf Eure Meinung gespannt

Dieter
 

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Das ist die Originalprofilierung. FX61-163 auf FX61-126. Das Wurzelprofil ist bei Modelbau-Re kaum zum vernünftig Arbeiten zu bekommen.
 

PIK 20

User
Hallo ihr Stammtischler,

so viel ich weiß, gibt es das FX61-126 in Original überhaupt nicht.

Es müsste wohl FX60-126 heißen.

Natürlich kann man ein originale FX61-xxx abdünnen auf 12,6%, was dabei rauskommt? Na ja.

Bei den manntragenden Seglern hat man sehr oft das 61er auf 60er-Profil im Querruderbereich gestrakt - mit sehr guten Ergebnissen, wie man weiß.

Heinz
 
PIK 20 schrieb:
Es müsste wohl FX60-126 heißen.
Joh, hast recht. Das Querruderprofil ist ein Jahr älter.

Das folgende ist eine Fortsetzung hierzu.

Habe gemäss Hans' Anregung hier Die gleichen Profile mit Umschlag oben und unten bei 70% durchgerechnet. Das Resultat seht ihr unten.

Anhang anzeigen Comparison_2511_tt.7_tb.7_T2_140.pol.pdf

Damit werden die Resultate total glattgebügelt. Im Bereich, wo diese künstliche Turbulenz wirksam ist, wo also der Umschlag profilbedingt nicht schon vorher erfolgt, unterscheiden sich die Profile praktisch nicht. (Darüber bleibt die Charakteristik so wie in der letzten Besprechung.) Ist eine schöne Demo für den Fakt, dass Profilwiderstand praktisch nur von der Länge der turbulenten und laminaren Grenzschichtanteile abhängt (solange eben keine Ablösungen auftreten; eine Blase ist eine Ablösung.) Das Clark Y steht etwas schlechter da, weil es dicker ist, damit mehr umspülte Oberfläche hat und an der Endleiste eine dickere Grenzschicht in den Nachlauf entlässt.

Irgendwie ist das aber nicht befriedigend, aus zwei Gründen:

Eigentlich habe ich mit dieser Massnahme ja vorzeitigen Umschlag wegen Profilungenauigkeiten simulieren wollen. Es ist nicht plausibel, dass dieser bei allen Profilen am gleichen Punkt erfolgt.

Wenn wir dagegen von künstlicher Turbulenz durch ein Klappenscharnier ausgehen, dann macht mir die zweite Abbildung Bauchweh:

Anhang anzeigen HQDS-2511_N12.5_CL0.7.cp.pdf

Wenn so eine Stolperkante innerhalb der laminaren Ablöseblase liegt, dann muss sie recht dick sein, um weit genug in die freie Strömung hinauszureichen, dass sie den Umschlag triggern kann. Und das ist schlimmer in den Fällen, wo erheblicher Zusatzwiderstand von der Blase kommt. Ganz einfach deshalb, weil "viel Zusatzwiderstand" heisst "dicke Blase".

Demnächst mehr in diesem Theater.
 
Hans Rupp schrieb:
Nach XFOIL ist mein Entwurf in der einhüllenden Polare gleichgut und nicht so pingelig was die WK-Stellung angeht. Fahrtaufnahme ist besser.
Meine Interpretation, warum das HR-DS3 untenrum besser ist: Man sieht es in der Wanderung des Umschlagpunktes über den Anstellwinkel: Für Uneingeweihte: Das hinterste der drei Diagramme.

Die grösse der Umschlagblase und damit des Zusatzwiderstands hat einen sehr direkten Zusammenhang mit der Wanderung des Umschlagpunkts. Wandert er viel mit dem Anstellwinkel, folgt die Profilkontur weitgehend der Richtung, die die abgelöste Laminare Strömung nimmt; die Blase bleibt dünn und die turbulente Grenzschicht nach dem Umschlag legt sich schnell wieder an. Der Zusatzwiderstand bleibt gering. In Regionen, wo der Umschlagpunkt nicht, oder nur wenig, wandert (Umschlagpunkt im Gegensatz zur vorher beschriebenen Rampe), löst sich die freie laminare Grenzschicht schnell weit von der Profilkontur ab. Wenn der Umschlag dann kommt, hat die Turbulente Grenzschicht einen weiten Weg, um sich wieder anzulegen, Die Blase ist gross, und führt zu einer grosse Anfangsdicke der turbulenten Grenzschicht; der Zusatzwiderstand wird gross.

Das ganze kann man auch beim Vergleich der Profilkonturen erahnen: Die Strömung beim HQ/DS wird deutlich schärfer in Richtung Endleiste gezwungen als beim HR-GS3. Im wesentlichen hat das HR-GS3 weniger Dicken- und Wölbungsrücklage. Beides führt zu einem früheren Umschlag, aber sanfterem Druckanstieg.

Konsequenz: Der Minimalwiderstand am oberen Laminardelleneck ist etwas grösser (Weniger Laminare Lauflänge, eine Umschlagrampe braucht Platz.) Dafür weniger Ärger mit kritischen Phänomenen im mittleren ca-Bereich.
 

Hans Rupp

Vereinsmitglied
Markus hat es treffend beschrieben.

Wobei ich folgendes zum nachdenken mitgeben will.

Schauen wir uns mal den Vergleich HR-GS3 gegen HQW 2,5 an (beide 12% dick:
HQW2512-HR-GS3 Polaren.gif

Der Unterschied ist zwar nicht so deutlich wie gegenüber dem HQ-DS, sieht aber immer noch klar aus.

So, und nun schauen wir mal die Konturen im Vergleich an und jeder überlegt sich, was das bei seiner persönlichen Baugenauigkeit heißt:

HQW2512-HR-GS3-Kontur.gif

Also mit der Laubsäge oder Handschneidebügel wird das eine Aufgabe ;)
Auch wer ein Kaufmodell mit einer Profilangabe hat der kann schon mal ins grübeln kommen, wenn er Schablonen anfertigt und draufhält. Haben wir schon gemacht oder einen Bruch durchgesägt und abgescannt und herzlich gelacht. Andererseits: selbst in EPP geschnitten haben wir feststellen können, dass schon geringfügige Abweichungen spürbar wurden (allerdings hat der Schneider seinen Job auch wirklich verstanden); da ging es vorwiegend um Anpassung des Profilmoments, aber das ist ja ein gut messbarer Faktor an einem Nurflügel. Also ganz abtun will ich den Unterschied in der Kontur nicht.

Zurück zu unseren Profilkandidaten hier.

Man kann sich jetzt fragen, ob man nicht noch einen Schuss Weichspüler dazu gibt indem man auf das SA7036-2512 wechselt. D.h. bei Abweichungen einfach etwas Sicherheit mit dazu gibt.

Konturvergleich:

Kontur-Sa7036-HQW2512.gif

Also den Unterschied bekommt man auch mit Hausmitteln hin.

Also Polaren vergleichen:
Polaren-GS-SA-HWQ-HR-200.gif

Hmm, leider im oberen Ca-Bereich etwas schwächer als HQW oder HR-GS3.

Vielleicht kann man mit der Wölbklappe das beheben:
Polaren-GS-SA-HR-flap-200.gif

Na, da geht doch was. Nur wie man sieht kann man eben auch nicht ungestraft beliebig stark Wölben. Man kommt dem HQW / HR-GS3 zwar näher aber es reicht nicht ganz hin, Allerdings ist bei hohem Ca der rpofiwiderstand nicht so wichtig und daher geht es vorwiegend darum, überhaupt die CA-Werte zu erreichen ohne in die Gefahr zu laufen in einen Bereich mit Blasen zu geraten.

Gemäß der Überschrift "Stammtisch" habe ich versucht es unwissenschaftlich auszudrücken und nur mal eine Polare für eine Rezahl hergenommen.

Hans
 

Chrima

User
MarkusN schrieb:
Für Uneingeweihte: Das hinterste der drei Diagramme.
Super ! Hab ich noch nie beachtet und auch nicht gewusst, was da gezeigt wird. Also einmal Wanderung Oberseite und zum Anderen jene der Unterseite, nicht ?

Hans Rupp schrieb:
Auch wer ein Kaufmodell mit einer Profilangabe hat der kann schon mal ins grübeln kommen, wenn er Schablonen anfertigt und draufhält.
ja, hab ich aktuell auf dem Tisch. :cry: Profil-Negative, Nasenleisten-Schablon, Spachtel, Füller, neue Schleifmaschine, alles bereit... fehlt nur noch stark an der Lust zu beginnen.


Vielleicht könntet Ihr noch ein Wort zum HQ-Winglet verlieren ? Und ab wo soll das ungefähr eingesetzt werden ?

Auf jeden Fall; Dank Euch Beiden für die tollen Ausführungen ! :)

Grüsse
Christian
 
Nochmal meine Anfrage

Nochmal meine Anfrage

Hallo Freunde der Polaren, Blasen, Turbulatoren und Umschlagpunkte,

darf ich meine oben genannte Anfrage nach einem Profilvorschlag für die ASW 15 1:2,5 noch einmal wiederholen?




Danke für Eure Empfehlungen

Gruß

Dieter
 
Hallo Dieter

Mit ca 100g/dm2 kannst Du bei Deiner ASW 15 mit Re 320'000 an der Wurzel, 265'000 am Trapezknick und 140'000 am Randbogen rechnen; jeweils bei CA 1 also schon gut Langsamflug. Damit steht Dir die Welt offen; wirklich Sorgen um ein funktionierendes Profil musst Du Dir in dieser Gösse nicht mehr machen.

Habe hier einmal etwas kurz durchgespielt. Ist noch weit von einer Optimierung weg. Ncrit habe ich auf 12.5 gesetzt. Das heisst: ruhige Luft, gute Oberflächenqualität. Bezüglich kritische Strömung kann es real egentlich nur sicherer sein.

Für innen 2 Varianten: HQ/W-3/14 oder HQ/DS-2.5/14
Es spricht nichts für das HQ/DS, besonders auch da es am oberen Laminardelleneck zickt. (Die untere Blase erreicht gerade die Endleiste, das bringt immer Unruhe ins CM, den Auftriebsanstieg; in diesem Fall sogar kleinen Auftriebseinbruch.)
Der Vergleich ist nicht wirklich fair, da das HQ/DS 0.5% weniger Wölbung hat. Es gibt kein "offizielles" 3%-iges in dieser Reihe. Würde man es etwas höher Wölben käme beim besten Gleiten wohl noch ein kleiner Vorteil fürs DS heraus, aber über alles ist das HQ/W "runder"

Praktisch das gleiche Bild zeigt sich am Trapezknick mit dem HQ/W-3/12 und HQ/DS-2.5/12.

Am Randbogen habe ich das HQ/DS nicht mehr gerechnet. Das HQ/W-3/12 zeigt da im unteren bis mittleren ca-Bereich erste kritische Phänomene. Deswegen habe ich noch eine entschärfte Variante gerechnet: Dickenrücklage und Wölbungsrücklage jeweils 5% weiter vorne. Die Unterschiede sind augenfällig: Mittlerer ca-Bereich deutlich besser. Sehr erwünscht: Besserer Auftriebsanstieg im oberen Bereich sollte es abreisssicherer machen. Erkauft wird das durch weniger Leistung / Gleitzahl im hohen ca-Bereich.

Alle Profile stellen unten um ca=0.1 etwas ab. Im senkrechten Sturzflug sind andere schneller. Aber ist ja schliesslich kein Jagdflieger.

Hans' neue Entwürfe habe ich noch nicht dagegen antreten lassen. Das wird sicher interessant.
 

Anhänge

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