Laßt uns einen Moment nachdenken !!!!

Am Samstag stand in der Zeitung ein Bericht über die Trauerfeier in Erfurt. In diesem Zusammenhang hat Bernhard Vogel, Thüringens Ministerpräsident, einen bemerkenswerten Satz gesagt:
"Wir brauchen eine Diskussion über die Achtung vor den Mitmenschen"
Diese Diskussion sollten wir als Modellflugsportler in unseren Jugendgruppen, in unseren Vereinen und in unseren Verbänden führen und somit unseren Beitrag leisten, damit sich solch eine schreckliche Tat nicht wiederholt.
Wir alle erleben es täglich, ob am Arbeitsplatz oder in unserer Freizeit, es zählt nur noch derjenige, der möglichst viele andere niedergemacht hat. Mit Stolz wird erzählt wem man mal wieder die Meinung gegeigt hat und wer mal wieder fertig gemacht worden ist. Was zählt ist die Macht und deren Erhalt, wobei jedes Mittel recht ist. In meiner Generation hat man bei den Abiturklausuren noch alles versucht, um den Schwachen zu helfen. Heute wirft sich jeder schreiend über sein Heft, denn der andere könnte ja Vorteile von meiner Hilfe haben.
Wir sind, egal ob uns das gefällt oder nicht, ein Vorbild für unsere Jugendlichen und sollten deshalb gegen Vorurteile kämpfen, dem Schwächeren helfen, Gruppenzwänge und vorauseilenden Gehorsam ablehnen, Kritik annehmen, gegen Ungerechtigkeiten vorgehen, etwas für die Allgemeinheit tun......... und das alles ohne an eine Gegenleistung oder die eigenen Vorteile zu denken.
Ich weiß, dass das ein fast utopischer Wunsch ist, aber wenn wir nur einen Augenblick darüber nachdenken, dann ist schon ein Anfang gemacht worden.
In diesem Sinne, lasst uns im Gedenken an Erfurt ein wenig mehr tun, als nur fliegen zu wollen !!!
Winfried
 

Gast_102

User gesperrt
Hallo ,

Mich nimmt dies Thema selber mit ...
Ich stimme in den meisten Punkten mit Dir überein, ausser "etwas für die Allgemeinheit tun......... und das alles ohne an eine Gegenleistung oder die eigenen Vorteile zu denken"
Das stimmt nicht ganz so, denn wenn ich jemanden Helfe und dieser Jemand dadurch besser durchs Leben kommt oder sich besser fühlt bekomme ich die in irgendeiner Form immer wieder, und wenn es nur der Anblick des zufriedenen Menschen mit dem ich mich dan freuen darf. Diese freude kann einem mehr geben wie 500€ überschuss aus irgendeinem Geschäft.
Ich finde es schade das heute geben und nehmen oft nur noch in barer Münze gemessen wird.
Ich bin mit allergrösster Sicherheit kein Heiliger aber ich kann mich noch für andere Mitfreuen und so ist mir in den allermeisten Dingen der Neid fern, welcher heute oftmals für das niedere Verhalten in unserer Gesellschaft verantwortlich ist.
So wie auch in den Schulen nur noch Konsum an erster Stelle steht. Ich habe es schon an anderer Stelle schon angemerkt, wenn ich könnte würde ich Schuluniformen zur Pflicht machen so würde zumindest dies Markendenken bei der Kleidung weitgehend unterbrochen.
Ich weiss nicht was man machen kann um den negativtrend bei der Jugend zu stoppen, bin aber überzeugt das wir die Dinge nicht bei der Jugend selber finden können, sondern bei uns selber...
Es wurde auch schon über das gestörte Verhalten der Leute gesprochen welche Gewaltfilme ansehen ... nur diese Gewaltfilme gab es früher auch schon nur halt nicht so perfekt inszeniert.
Dann die ach so gewaltverherrlichenden Spiele ? was ist den mit Monopoly da wir im Spiel gezeigt wie man als Miethai andere Leute in den Ruin und Schulden treibt. Oder gar der Klassiker Mensch ärgere dich nicht, wo das ziel eigentlich ist den anderen immmer und immer wieder aus dem spiel hinaus zu werfen. In meinen Augen ist das alles eine Art von Gewalt.
Nur ich wundere mich selber immer wieder das Gewaltverbrechen immer wieder recht seicht behandelt werden wg. mildender Umstände schwere Kindheit etc. aber wenns um Geld Kohle Zaster Money geht Strafen höher ausfallen wie bei Totschlag oder Vergewaltigung, vielleicht habe ich da ein einseitiges Bild, aber das ist es was mir die Presse und die Nachrichten vermitteln.
Vielleicht ist dann die Hemmschwelle niedriger für die Menschen die in dieser Welt lernen das Eigentumsdelikte Steuervergehen schlimmer behandelt werden als Gewaltverbrechen ?

Ich weiss es nicht, ich schaffe es aber auch nicht alle Gedanken in Worte zu fassen ... :(
 
Das Leben ist leider etwas zu schnell geworden als das man innehalten könnte.

Karriere fordert die Ellbogengesellschaft, alles ist an Wachstum und Fortschritt orientiert. Wer nicht auf den Zug aufspringt, verliert und kippt hinten runter.
Wer diese Niederlage nicht gelernt hat zu verkraften, der tut anderen und sich selbst weh.

Der Junge in Erfurt war auch nur ein Opfer, keines der Video-Film oder -Spiele Welt, eines des vorbei rasenden Zuges.

Winfried hat recht, Innehalten könnte vielleicht so etwas verhindern. Leider müßte dieses dann auch der Rest der Welt tun.

Keine gut Aussicht :(

[ 09. Mai 2002, 09:18: Beitrag editiert von: Stefan S. ]
 
Hallo Winfried,

glaub mir bitte, ich wünschte es wäre so wie du es dir wünschst. Ich könnte ruhiger schlafen, und meinen Mitmenschen und Kollegen wesentlich gelassener gegenüber treten.
Leider ist das wahre Leben vollkommen anders.
Leider!!!!
Es gilt heute nur noch der Erfolg. Der einzelne Mensch? Ein einzelnes Schicksal? Zähltt nicht!
Es ist heute zum heulen. Wirklich zum heulen!
Was wenn ich "menschlicher" und zuvorkommender im Beruf agiere? Ich werde ein Einzelschicksal. Und Einzelschicksale interessieren heute keinen mehr.

Winfried?
Ich, du und viele andere auch. Wir haben keine Chance. Entweder......Oder!

Wer spricht heute noch über New York? Wer wird in 8 Monaten noch über die schreckliche Tat von Erfurt sprechen? Kaum jemand. Ende des Jahres wird im Jahresrückblick noch einmal an diese furchtbare Tat erinnert. Und dann? Dann war es das leider auch schon.
Wir Menschen sind grausam. Und wir vergessen viel zu schnell.

Guido
 

Snoopy

User
Erfolg,
Macht,
Konsum.

Ist das alles, was unsere Gesellschaft zu bieten hat? Gibt es nur noch Gewinner und Verlierer? Das kann und will ich nicht glauben.

Ich behaupte durch intensive Arbeit mit Jugendlichen kann man viel bewirken. Und ich behaupte, da gibt es in viel zu vielen Vereinen erhebliche Defizite.

Wenn jeder behauptet, man kann nichts bewegen, dann wird sich auch nichts ändern.
 

Rob

Vereinsmitglied
Hi Winfried, hi @ all,

den Satz von Hr. Vogel kann ich nichts bemerkenswertes abgewinnen, mir schwillt dabei nur der Kamm: "Wir brauchen eine Diskussion über die Achtung vor den Mitmenschen!" Schei.... nein, wir brauchen darüber nicht zu diskutieren! Wir brauchen es einfach nur zu TUN! Punkt!
Genau das ist doch unser Problem: wir reden über Achtung, wir reden über Öko-, Sprit und Ziggisteuer, wir reden über Rezession, wir reden über 4 Mio Arbeitslose, wir reden über Kindsmißbrauch! Und? Weiter?
Werden deswegen morgen an meinem Spielplatz keine Waffen mehr verkauft, werden deswegen morgen an Deinem Spielplatz keine Drogen mehr feilgeboten, werden deswegen übermorgen keine Kinder mehr in der Schule verhauen, weil sie keine "???-Jeans" anhaben, werden wir morgen deswegen eine bessere Gesellschaft?
Machen wir uns doch nichts vor, seit 2000 Jahren hat sich nichts geändert: Pane et circensis! Geht ins Stadion, schaut euch das Mittagsprogramm im Fernsehen an ... was erwartet ihr von der Mehrheit unserer Gesellschaft???
ABER: wir sind nicht schlechter als die Generation vor uns, auch wenn die es uns manchmal weiß machen will! Wir sind aber - leider - auch nicht besser als die Generation vor uns, nur anders! Informierter, schneller, perfider, präziser ... einfach besser in jeder Hinsicht! Auch im Negativem!

Als bekennender Optimist, aber realistischer Pessimist, kann ich Stefan nur zustimmen: keine guten Aussichten! (War aber schon zu allen Zeiten so!)

Soll ich Euch sagen, was sich nach Erfurt ändern wird? Wir werden ein neues Schußwaffengesetz bekommen und irgendwann steht vielleicht auch "Mensch ärgere Dich nicht" auf dem Index ... sonst wird sich aber nichts ändern! Warum auch? Es gibt doch gar keine Notwendigkeit, etwas zu ändern! Alle sind satt, alle haben einen Kühlschrank, alle haben Sprit im Tank ... don't worry, be happy and have fun!!

Mir bleibt nur, Mark Twain zu zitieren: "Wenn wir bedenken, dass wir alle verrückt sind, verschwinden die Mysterien und das Leben ist erklärt.“ Vielleicht bin ich noch nicht verückt genug um alles zu verstehen!
 

Ulrich Horn

Moderator
Teammitglied
Moin,

mir geht's zunächst wie Rob. Über Werte (und die 'Achtung vor Mitmenschen' ist ein Wert) kann man nicht diskutieren. Man hat sie oder hat sie nicht. Man vermittelt Werte auch nicht durch Diskussion, sondern lebt sie einfach.

Wer sich beklagt, dass seine Kinder keine Werte mehr haben (und das ist uns seit den Römern überliefert), spricht in Wirklichkeit von sich selbst. Die aktuellen Werte sind einem steten Wandel unterworfen und haben uns so als Gesellschaft bis in die Gegenwart geführt. Es war immer schon so, dass die Alten über den Verfall der Werte klagten, während die Jungen sich darüber lustig machten.

Winfrieds Aufruf zum Nachdenken ist sicher richtig. Nur müssen wir Alten über uns nachdenken. Die Kids sind ein Abbild unserer Gesellschaft. In 30 Jahren bestimmen die alles, während wir vielleicht mümmelgreisig ungehörte Ratschläge verteilen.
Ich glaube aber nicht, dass die Gesellschaft dann schlechter sein wird.

Grüße, Ulrich Horn
 
Hallo,

@ Ulrich: Auf diesen Satz "Wer sich beklagt, dass seine Kinder...." hab ich schon gewartet.

Aber Ulrich, das ist ganz einfach zu einfach.
Ich habe selbst ein paar Kinder, mit denen ich auch schon einiges durchhab und wo mir einige Vorstellungen und Denkweisen nicht gefallen.
Jetzt sagst Du(teils hast Du ja auch Recht)da hätte ich müssen mehr Einfluß nehmen.Ich versuche permanent, meine Wertvorstellungen,und dazu zählen ganz profane Dinge wie Pünktlichkeit,Ehrlichkeit,die Achtung vor dem Eigentum Anderer (und recht erst dem Leben)an meine Kinder weiterzureichen.Ich habe aber gleichzeitig permanent das Gefühl, damit gegen den gesellschaftlich vorgegebenen Strom zu schwimmen.
Und: Ich übergebe meine Kinder für ca. 8 Stunden täglich (also über die Hälfte der zur Verfügung stehenden Zeit) an die Gesellschaft in Form von Schule,Hort,Kindergarten...halt fremden Einflüssen.
Und gerade dort passiert viel an Einflussnahme.
Z.b. ist der Beruf des Lehrers heute in der Gesellschaft mit einem Negativimage behaftet.
Warum? Weil auch bei dieser Berufsgruppe die Zivilcourage fehlt.Lehrer sind heute nur noch Wissensvermittler,obwohl sie Pädagogik studiert haben.
Ich dagegen bin Vater ganz einfach "geworden" und muß ohne Pädagogikstudium um die Runden kommen....
Diese Art von "Demokratie", die wir jetzt haben, grenzt in einigen Dingen schon an Anarchie.
Und ich wage mich damit auf dünnes Eis: Jeder Mensch,oder jede Gruppe von Menschen braucht eigentlich einen Rudelführer in irgendeiner Form.
Dumm ist nur, daß das ja auch nur ein Mensch ist...
Trotzdem ich Pessimist bin, werde ich aber den Kopf nicht in den Sand stecken, und weiter als Don Quichote leben müssen.

Grüsse Norbert
 
sehr traurig die angelegenheit.
mein beileid für die opfer.
ich glaub aber nicht, das der täter opfer irgendwelcher filme oder spiele geworden ist.
und die zeit wird schneller, ja, aber man kann sie nicht anhalten, und wenn man es versucht, dann verliert man mehr als man glaubt gewonnen zu haben. und die schuld zu suchen, oder vorschnell auf einen einfache antwort zu drängen hilft in wahrheit auch nix (zb computergames, filme..)
sicher ist der leistungsdruck mörderisch, und manche schaffen es nicht, aber wenn niemand da ist, mit dem man solche sachen auf den grund gehen kann, dann kanns sehr wohl überschwappen.
mein ansatz ist, zuerst bei mir selbst irgendwelche gründe zu suchen, diese soweit wie möglich zu verbessern, dann erst nach aussen, und ich hoffe das klappt mal.
und zweitens: viel diskutieren, und material gibts bei uns in österreich (und mittlerweile fast in der ganzen eu) viel hauptsächlich in punkten des menschlichen zusammenlebens.
mfg, roland, der keine egoshooter spielt
 

Falco

User
jetzt alles auf gewaltvideos, -filme, computerspiele, waffenverliebtheit, usw. abzuwälzen und nur den zugang dazu zu erschweren, ist nur ein 'rumdoktern' an den symptomen.
unsere gesellschaft hat sich negativ verändert - und das durch druck aus der wirtschafts- und konsumwelt.
da brechen säulen und traditionen vieler generationen weg oder werden abgerissen, die deren berechtigung über jahrhunderte bewiesen haben. werte und institutionen gehen verloren oder werden totgesagt, weil sie nicht mehr modern und bequem sind - wenn ich bloss dran denke, wie viele kinder in familien aufwachsen müssen, die denen nix mehr stimmt.

mensch bin ich froh, dass ich mit meiner jungen familie in einem kleinen dorf lebe und meine kinder dort aufwachsen. hier funktionieren viele bindungen und traditionen noch und man merkt schnell, dass es viel, viel mehr und wichtigers gibt, als ellenbogen, gewinn, erfolg, wachstum, fortschritt und die uns von wirtschafts- und indistrieverbänden so oft vorgebeteten segnungen der konsum- und spassgesellschaft.

lösungen für diesen fast globale problem hab ich leider auch keine, aber ich werde mich künftig weniger vom mainstream leiten lassen und versuchen, für meine kinder und mitmenschen ein offener und ehrlicher freund zu sein.

[ 07. Mai 2002, 15:06: Beitrag editiert von: Falco ]
 

knitz

User
The winner takes that all,nur der Erste zählt,alle anderen sind Mist,und müssen sich bei Wettbewerben oftmals noch Häme gefallen lassen.Hier ist der Hebel anzusetzen.Unsere Gesellschaft funktioniert nur dann,wenn auch jeder, so untergeordnet wie er sein mag,geachtet wird.Hier werden wichtige Aufgaben erfüllt!Diese uralte Erkenntnis scheint uns abhanden gekommen zu sein.Wenn man den Amokläufer von Erfurt nicht beständig in die Ecke gestellt hätte,wäre es vermutlich zu dieser schrecklichen Kurzschlusshandlung nicht gekommen.
 

Christian Abeln

Moderator
Teammitglied
Zuerstmal muss ich wohl loswerden das ich auch gern son Kram daddel...
Nur bin ich wohl kein Mörder oder potentieller Amokläufer...
Wer mich kennt weiss, das ich zwar durchgenallt bin, aber keinesfalls bescheuert...
Soviel dazu...

Habt Ihr mal dran gedacht, das Leute sich gar nicht helfen lassen wollen? Aus welchen Gründen auch immer?
Da kann man noch so viel Hilfe anbieten... Sie wird nicht gewollt...
Das muss nicht mal am Elternhaus liegen, sondern kann ganz profane andere Gründe haben.

Das nur als Denkanstoss...
Sucht nicht immer Sündenböcke, sondern guckt euch die Leute selber an.
Die Gesellschaft macht nicht jeden kaputt, es gibt auch Leute die sich selber zu Grunde richten.
 

leinel

Vereinsmitglied
hallo allerseits,

hier einzelner aspekt zu dem bisher gesagten.

wir = mein partner und ich, brauchbar verdienend, hatten ein F3A-modell "azuro" von lorenz uebrig. ok, wir haben nichts dafuer bezahlt (eine andere geschichte) , haetten es aber zu etwa 900 euro machen koennen durch verkaufen.
da hatten wir die idee, es der jugend des vereins zu vermachen mit der auflage, dass einer der jugendlichen die sache betreut, sich drum kuemmert. ein typ, der wirklich fliegen kann und mit den anderen jugentlichen umgehen kann.

was geschah: erst wurde sehr viel mit dem ding geflogen, aber die tendenz nahm sehr stark ab. jetzt steht das ding meist rum, wird selten geflogen.

tja. die jugend taugt nix? nur was man sich selber erarbeitet stellt einen wert im leben dar?
und: was haben wir erwartet?

wir haben etwas gegeben, was uns leicht fiel zu geben. wir haben nichts gegeben, was uns schwer faellt zu geben: zeit. solidaritaet. geduld. "dasein".

eltern geben einen neuen PC und wir ein F3A modell.

vielleicht so koennte die sache aussehen, vielleicht auch nicht. vielleicht ist die sache vielschichtiger. nur so meine gedanken beim lesen dieses freds.

so long rainer
 

Beat

User
Hallo!

Letzten September verlor ich mein bester Modellfliegerfreund, der im Alter von 23 Jahren von seinem Stiefvater im Schlaf erschossen wurde, bevor der sich dann selber das Leben nahm. Dies geschah übrigens am selben Tag (bevor das Massaker im Regierungsgebäude in Zug stattfand).

Als ich am Tatort war und den Bett-Lattenrost, wo die Kugel letztendlich abgeprallt war, Blutspritzer am Kasten sah - da spührte ich, wie restlos man dieser sinnloser Gewalt ausgeliefert sein kann.

Sofort beginnt man sich die Frage zu stellen nach dem Warum. Warum ausgerechnet er? Warum kam es soweit? Warum - Warum - Warum ......

Ob Waffengesetz oder was auch immer - wenn jemand eine solche Tat plant, gibt es heute Mittel und Möglichkeiten - auch durch ein strengeres Waffengesetz - Waffen zu beschaffen. Wenn sich ein Mensch eine solche Wahnsinnstat in den Kopf gesetzt hat, wird er alles daran setzen diese auszuüben. Dabei gibt es jene, die es in irgendeiner Form "signalisieren". Das (gesellschaftliche?) Problem liegt an der Sensibilisierung der Mitmenschen und dies beginnt meines Erachtens in der Präventionen, der Informationen und auch der Diskussionen. Sind wir eine Gesellschaft der (menschlichen) Oberflächlichkeiten geworden? Jeder geht seinen (Karriere-)Weg usw. versucht mit (fast) allen Mitteln eigene Vorteile herauszuholen. Unannehmlichkeiten geht man am besten aus dem Weg. Sogar Erste Hilfe Leistungen - werden umgangen (es gab mal ein TV-Bericht mit einer versteckten Kamera).

Auch die Medien sollten m.M. nach in dieser Richtung ihren Beitrag dazu leisten - was die Sensibilisierung anbetrifft. Denn je sensationeller man darüber berichtet, umso mehr kann dies ein Nachahmungstäter "stimulieren" seine Tat auszuüben.

Leider sind die materiellen Werte masslos gestiegen - im Gegensatz zu den menschlichen Werte. Doch wir haben's in der Hand. Es liegt an uns in Zukunft wieder mit mehr Rücksicht und mehr Respekt gegenüber den Mitmenschen zu zeigen - dies auch im Sinne und Gedenken aller Opfern von Gewaltverbrechen

Beat
 
Moment mal, leben wir denn unseren Jugendlichen im Modellbau nicht genau so eine Scheinwelt vor ???
Die Modelle werden immer größer und teurer, „wer das größte Modell hat, ist auch der beste“, der steht auch automatisch im Mittelpunkt, Konsum total !!!

Ich kann mich erinnern wie ein Piloten mit einem riesigen 2te Weltkriegsflugzeugmodell auf einem Flugtag zu den Jungs unserer Jugendgruppe stolz sagte: „dies war im Krieg ein besonders erfolgreiches Flugzeug!“
Was meinte er damit ? wobei besonders erfolgreich? im Menschen töten ??? wahrscheinlich !
Dieser Pilot war natürlich der Held des Tages, mit einem sooo großem Flieger, kurz gesagt: =Vorbildfunktion. (einer der Jugendlichen wörtlich : „damit macht der alle platt“).
 
Hallo Holger,

da liegt ein weiteres Problem, hätte der Jugendliche zuvor gelernt, dass "Erfolg" etwas wertebezogen neutrales ist, weder positiv noch negativ spezifiert, dann würde er "erflogreich sein" , nicht durch "mit Waffengewalt überlegen" verbinden.

Ich glaube nicht, dass die ME 109 heute noch auf den Modellflugplätzen so "erfolgreich" ist, weil sie damals viele andere Piloten getötet hat. Das Flugzeug hat nicht getötet. Gerade die detailverliebten Bausätze kommen aus dem Ausland. Das Modell scheint auch andere Attribute zu haben.

Vielleicht provokant, aber da hast du mich jetzt drauf gebracht.
Slope Combat! Combat : Kampf, kämpfen, bekämpfen, gegeneinander kämpfen.
Das Vorbild ist der Luftkampf, das Ziel: Überlegenheit am Hang. Das Mittel: Ein für diesen Kampf gerüstetes Modell. Die Motivation: SPASS HABEN.

Obwohl hier im übertragenen Sinne "Gewalt" angewendet wird, würdest du nicht gleich eine Verschränkung zur, in der Gesellschaft angewendeten Gewalt entdecken.

Die Unterscheidung findet im Kopf statt. Hier gilt es anzusetzen.

Ebenso bei Videospielen. Ich bin wie Christian, bekennender "Killerspiel"-Spieler. Es macht mir Spaß. Warum? Keine Ahnung. Vielleicht ist es der Wettbewerb und die Freude über eine aufgegangene Strategie.
Trotzdem leistete ich 20 Monate meinen Zivildienst ab, begründet mit der ehrlichen Ablehnung von Gewalt.
Die heutigen Zivis unterscheiden sich von dieser Einstellung zur Gewalt selten und "töten" genauso ihren Comutergegner.

Irgendwie haben es meine Eltern und die vieler anderer geschafft, erzieherisch in der Vermittlung von Werten und Definitionen, eindeutige Unterschiede zu markieren.
Dafür bin ich dankbar.

[ 09. Mai 2002, 10:33: Beitrag editiert von: Stefan S. ]
 
Na Tom
Dann scheint ja alles bestens zu sein ;)
einfach nix machen, und wegschauen, damit sich die Jugend weiter prächtig entfalten kann
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ps, ich sprach vom "vorleben", nicht vom "wegnehmen"
 
Hi

Winfried hatte eingangs eigentlich schon das wichtigste dazu gesagt:
Wir sind, egal ob uns das gefällt oder nicht, ein Vorbild für unsere Jugendlichen und sollten deshalb gegen Vorurteile kämpfen, dem Schwächeren helfen, Gruppenzwänge und vorauseilenden Gehorsam ablehnen, Kritik annehmen, gegen Ungerechtigkeiten vorgehen, etwas für die Allgemeinheit tun......... und das alles ohne an eine Gegenleistung oder die eigenen Vorteile zu denken.
Dem kann ich nur zustimmen, und damit es keine Warbird-pro/contra-Diskussion wird, klink ich mich hier an dieser Stelle aus (es ging mir ja eigentlich um das Verantwortungsbewustsein des Piloten).

off topic:
Aber kurz noch zum Slope-Combat, damit es keine Mißverständnisse gibt:
Einen Wettbewerb als solches gibt es bei uns beim Slope-Combat nicht, keiner zählt da irgendwelche Punkte, es gibt weder Verlierer noch Gewinner, jeder lacht genauso, ob er nun getroffen wurde oder getroffen hat, das äusert sich Situationsbedingt im Unterschied maximal zwischen "hähäh" und "hihihi" ! ich könnte so auch nicht sagen, wer von uns in irgendeiner Weise "erfolgreicher" ist, das ist einfach ein friedliches Miteinander, mit einer Menge Spaß :D
Auch Modellmäßig gibt es dort keine Superlative die Modelle sind alle relativ gleich und vergleichweise billig
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Ich denke das der Spaß beim Video-Killerspiel, wie auch beim Slope-Combat ganz einfach darauf beruht, das die ureigenen inneren Jagdinstinke geweckt werden.

gruß Holger
der früher regelmäßig mit seiner Jugendgruppe im LAN geballert hat.
 
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