Erfahrung hin oder her, solange man sich davor drückt, wenigstens mal die elementarsten Zusammenhänge durchdacht zu haben, werden sich die Meinungen und Erfahrungen gegenüberstehen, ohne dass jemand in der Lage ist, zu erkennen, weshalb denn gerade vielleicht die eine Erfahrung nicht mit der eigenen Erfahrung oder Meinung in Übereinstimmung gebracht werden kann.
Obwohl es auf den ersten Blick fast trivial zu sein scheint, wird doch bei näherem Hinsehen deutlich, weshalb mitunter gegensätzliche Erfahrungen gemacht werden.
Fall A
Hier handelt es sich um den Idealfall, der so in der Praxis nur selten anzutreffen ist. Der Schubvektor geht durch den Schwerpunkt, der seinerseits genau dort liegt, wo er gemeinhin vermutet wird.
Fall B
Aus irgendwelchen Gründen trifft der Schubvektor den Schwerpunkt nicht. Folglich entsteht aus dem Hebelarm H, der senkrechte Abstand, um den der Schubvektor den Schwerpunkt verfehlt, und dem Schubvektor ein kopflastiges Moment Mk.
Ein Modell mit diesen Voraussetzungen wird also bei laufendem Motor deutlicher nach unten streben, als das Modell aus Fall A.
Fall C
Hier herrschen ähnliche Bedingungen wie unter Fall B. Nur verfehlt hier der Schubvektor, die Wirkungslinie bzw. die Richtung des Motorschubs, den Schwerpunkt auf der anderen Seite. Die Folgen sind deutlich. Es stellt sich ein schwanzlastiges Moment Ms ein. Trotz gleichem Motor-„Sturz“ verhält sich so ein Modell bei laufendem Motor recht unterschiedlich zu dem Modell aus Fall B.
Fall D
Damit kommt man den realen Verhältnissen wohl am nächsten. Wer sagt denn, dass der Schwerpunkt im Bereich des Tragflügelprofils zu liegen hat? Wir setzen das so voraus, überprüft hat das aber noch niemand, fast niemand! Der Schwerpunkt kann über dem Profil liegen oder darunter, wer weiß. Folglich ist die Reaktion auf den Motorsturz ebenso unsicher. Entweder er erzeugt ein kopf- oder schwanzlastiges Moment. Immer unter der Voraussetzung eines gleichen Sturzwinkels.
Man beachte, es sind die gleichen geometrischen Bedingungen gegeben wie unter Fall A, wenn wir mal die Postition des Schwerpunkts, die niemand optisch erkennen kann, außer acht lassen. Dennoch stellt sich ein zu Fall A entgegengesetztes Verhalten des Modells ein. Statt nach unten zu streben, stellt sich ein aufbäumendes, schwanzlastiges Moment ein.
Möglicherweise habe ich damit die restlichen Klarheiten beseitigt. Egal, das musste mal gesagt werden. Das erklärt jetzt vielleicht auch die unterschiedlichen, zum Teil gegensätzlichen, Beobachtungen und Erfahrungen. Das betrifft natürlich alle Modellkategorien, gleichgültig welche Antriebsart vorliegt...