Joachim Mink
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Liebe Modellflugfreunde,
da unter der Rubrik dynamischer Segelflug wohl etwas fehl am Platze möchte ich nun speziell zum Thema Gefährdung etwas neues aufmachen.
Entzündet hatte sich das Thema ja an diesem Video http://www.youtube.com/watch?v=KL7VB434qAs bei dem im Verlauf des Films ein 20 kg - Großsegler im Tiefflug in etwa 5 m Abstand zu einem Menschen unter der Angabe von 330 km/h vorbeiraste. Rockyflyer fand das gefährlich und ich habe in etwa zugestimmt. Ob es jetzt das Modell von Christian Etter oder von Theo Arnold war, kann ich rückblickend nicht sagen (ich kann den Film im Moment nicht abspielen) und das spielt auch gar keine Rolle. Mir geht es um die Situation als solche. Die könnte sich auch an ganz anderen Hängen mit anderen Fliegern und Piloten so abspielen.
Ergänzend möchte ich vorrausschicken, dass ich auf nunmehr 10 Jahre Vielfliegererfahrung zurückblicken kann und dass ich Semiscalesegelmodelle favorisiere und überwiegend fliege. In sofern hat mir dieser Film auch sehr gefallen. Besonders beeindruckt hat mich auch, dass Christian Etter seine ASG 29 sogar selbst konstruiert hat.
Nun aber zu tiefen Vorbeiflügen im allgemeinen. Der Film soll hier nur beispielhaft erwähnt werden.
Zunächst möchte ich mal auf mein Bauchgefühl zu sprechen kommen. Wenn ich in eine solche Situation komme, dass jemand mit seinem Flieger - egal ob 2,50 m oder 7,50 m Spannweite - mit Hochgeschwindigkeit so dicht an mir vorbeifliegt, wie im Film gezeigt, dann fühle ich mich extrem unwohl und würde am liebsten flüchten. Das geht leider ja nicht immer, besonders wenn ich selber einen Flieger in der Luft habe. Außerdem bin ich ja dann auch wohl ein bisschen langsam gegenüber einem heranrasenden Flugzeug, das z. B. mit 91 m/Sek. = 330 km/h unterwegs ist. Ich fühle mich dann dieser Gefahr ziemlich schutzlos ausgesetzt und genau an dieser Stelle entwickelt sich bei mir eine Empörung oder sogar Wut auf den Piloten. Ich fühle mich dann seiner Willkür ausgeliefert und fürchte um meine Sicherheit.
Einen solchen Hochgeschwindigkeitsvorbeiflug halte ich für extrem gefährlich und zwar um so gefährlicher je näher, schneller und schwerer das Modell ist.
Angenommen ein Mensch würde getroffen, was würde passieren? Mit F = m x a kann man die auftretenden Kräfte ausrechnen. Ich bin heute abend zu faul dafür. Ich gehe davon aus, dass der Flieger einfach durch ihn durchfliegt. (Ich habe mal die auftretenden Kräfte für einen aus 6 m Höhe herabfallenden Flieger (Sierra) ausgerechnet und die waren so hoch, dass ich ihn nicht hätte fangen wollen.)
Angenommen ein solches mit 91 m/Sek heranrasendes Geschoß kommt aus der Spur und fliegt auf einen Menschen zu. Welche Chancen hat der bedrohte Mensch, zu entkommen, wenn er hinschaut und die Gefahr sofort erkennt? Die dürften gegen Null gehen. Und wenn er nicht hinschaut, sondern sein eigenes Modell am Himmel im Auge hat? Na klar, er muß also sein eigenes Modell aus den Augen lassen und auf den heranrasenden Flieger schauen, um sich selber notfalls schützen zu können... Na fein. Und genau da geht mir das Messer in der Tasche auf, denn in den seltensten Fällen fragt der Raser: "Bist du/seid ihr damit einverstanden, dass..." Meistens wird doch der tiefe Hochgeschwindigkeitsvorbeiflug höchstens angekündigt und die andern müssen das eben "schlucken". "Die sollen sich doch nicht so anstellen...".
Natürlich würde kein verantwortungsvoller Pilot absichtlich auf Menschen direkt zufliegen. Doch was, wenn eben eine "Störung" auftritt? Und die kann man leider nicht ausschließen. Und jeder der was anderes behauptet, lügt sich meiner Meinung nach selbst in die Tasche. Und unter "Störung" möchte ich nicht nur Frequenzstörungen verstanden wissen, sondern gemeint sind alle unvorhergesehenen Zwischenfälle, die den Piloten, die Anlage, die Funkstrecke, die Luft und den Flieger betreffen können.
Beispiele wären:
- Für den Piloten: Er erschrickt und verreißt, weil... er unerwartet von hinten angesprochen wird, ihn ein Insekt sticht, ein Vogel oder ein anderes Modell plötzlich in die Flugbahn gerät, ein lauter Knall ertönt, z. B ein Schuss oder Überschallknall. - Er bekommt plötzlich ein gesundheitliches Problem, z. B. Blackout, Übelkeit, Sehstörung oder ist übermüdet.
- Für die Anlage: Ein wichtiges elektronisches Bauelement fällt aus (passiert, habe früher im Prüffeld gearbeitet), Spannungsversorgung fällt aus, wegen Kabelbruch z. B., Antenne hat ein Wackler, Quarz beschädigt, Ruderhorn bricht, Servogetriebe verabschiedet sich.
- Für die Funkstrecke: Amateurfunker drehen mal anständig ihre Sender auf, Kanaldoppelbelegung im 35 MHz-Band.
- Für die Luft: Eine starke Turbulenz tritt auf und bringt den Flieger aus der Bahn.
- Für den Flieger: Ruderflattern, weil man gerade jetzt die jemals höchste Geschwindigkeit erreicht hat (Wir wollen uns ja steigern... Gestern haben noch alle bei 300 km/h geguckt, heute müssen es schon 330 km/h sein, sonst guckt ja keiner mehr...) Bruch durch Überlastung oder Materialermüdung.
Fazit: Für mich sind tiefe Hochgeschwindigkeitsvorbeiflüge sehr unangenehm, weil sie mir höchst gefährlich erscheinen. Ich würde mir wünschen, wenn alle Schnellflieger von mir und meinem Modell einen möglichst großen Abstand waren würden. Ich möchte gerne um mein Einverständnis für einen tiefen Vorbeiflug gefragt werden.
Wie seht ihr das?
Gruß
Joachim
da unter der Rubrik dynamischer Segelflug wohl etwas fehl am Platze möchte ich nun speziell zum Thema Gefährdung etwas neues aufmachen.
Entzündet hatte sich das Thema ja an diesem Video http://www.youtube.com/watch?v=KL7VB434qAs bei dem im Verlauf des Films ein 20 kg - Großsegler im Tiefflug in etwa 5 m Abstand zu einem Menschen unter der Angabe von 330 km/h vorbeiraste. Rockyflyer fand das gefährlich und ich habe in etwa zugestimmt. Ob es jetzt das Modell von Christian Etter oder von Theo Arnold war, kann ich rückblickend nicht sagen (ich kann den Film im Moment nicht abspielen) und das spielt auch gar keine Rolle. Mir geht es um die Situation als solche. Die könnte sich auch an ganz anderen Hängen mit anderen Fliegern und Piloten so abspielen.
Ergänzend möchte ich vorrausschicken, dass ich auf nunmehr 10 Jahre Vielfliegererfahrung zurückblicken kann und dass ich Semiscalesegelmodelle favorisiere und überwiegend fliege. In sofern hat mir dieser Film auch sehr gefallen. Besonders beeindruckt hat mich auch, dass Christian Etter seine ASG 29 sogar selbst konstruiert hat.
Nun aber zu tiefen Vorbeiflügen im allgemeinen. Der Film soll hier nur beispielhaft erwähnt werden.
Zunächst möchte ich mal auf mein Bauchgefühl zu sprechen kommen. Wenn ich in eine solche Situation komme, dass jemand mit seinem Flieger - egal ob 2,50 m oder 7,50 m Spannweite - mit Hochgeschwindigkeit so dicht an mir vorbeifliegt, wie im Film gezeigt, dann fühle ich mich extrem unwohl und würde am liebsten flüchten. Das geht leider ja nicht immer, besonders wenn ich selber einen Flieger in der Luft habe. Außerdem bin ich ja dann auch wohl ein bisschen langsam gegenüber einem heranrasenden Flugzeug, das z. B. mit 91 m/Sek. = 330 km/h unterwegs ist. Ich fühle mich dann dieser Gefahr ziemlich schutzlos ausgesetzt und genau an dieser Stelle entwickelt sich bei mir eine Empörung oder sogar Wut auf den Piloten. Ich fühle mich dann seiner Willkür ausgeliefert und fürchte um meine Sicherheit.
Einen solchen Hochgeschwindigkeitsvorbeiflug halte ich für extrem gefährlich und zwar um so gefährlicher je näher, schneller und schwerer das Modell ist.
Angenommen ein Mensch würde getroffen, was würde passieren? Mit F = m x a kann man die auftretenden Kräfte ausrechnen. Ich bin heute abend zu faul dafür. Ich gehe davon aus, dass der Flieger einfach durch ihn durchfliegt. (Ich habe mal die auftretenden Kräfte für einen aus 6 m Höhe herabfallenden Flieger (Sierra) ausgerechnet und die waren so hoch, dass ich ihn nicht hätte fangen wollen.)
Angenommen ein solches mit 91 m/Sek heranrasendes Geschoß kommt aus der Spur und fliegt auf einen Menschen zu. Welche Chancen hat der bedrohte Mensch, zu entkommen, wenn er hinschaut und die Gefahr sofort erkennt? Die dürften gegen Null gehen. Und wenn er nicht hinschaut, sondern sein eigenes Modell am Himmel im Auge hat? Na klar, er muß also sein eigenes Modell aus den Augen lassen und auf den heranrasenden Flieger schauen, um sich selber notfalls schützen zu können... Na fein. Und genau da geht mir das Messer in der Tasche auf, denn in den seltensten Fällen fragt der Raser: "Bist du/seid ihr damit einverstanden, dass..." Meistens wird doch der tiefe Hochgeschwindigkeitsvorbeiflug höchstens angekündigt und die andern müssen das eben "schlucken". "Die sollen sich doch nicht so anstellen...".
Natürlich würde kein verantwortungsvoller Pilot absichtlich auf Menschen direkt zufliegen. Doch was, wenn eben eine "Störung" auftritt? Und die kann man leider nicht ausschließen. Und jeder der was anderes behauptet, lügt sich meiner Meinung nach selbst in die Tasche. Und unter "Störung" möchte ich nicht nur Frequenzstörungen verstanden wissen, sondern gemeint sind alle unvorhergesehenen Zwischenfälle, die den Piloten, die Anlage, die Funkstrecke, die Luft und den Flieger betreffen können.
Beispiele wären:
- Für den Piloten: Er erschrickt und verreißt, weil... er unerwartet von hinten angesprochen wird, ihn ein Insekt sticht, ein Vogel oder ein anderes Modell plötzlich in die Flugbahn gerät, ein lauter Knall ertönt, z. B ein Schuss oder Überschallknall. - Er bekommt plötzlich ein gesundheitliches Problem, z. B. Blackout, Übelkeit, Sehstörung oder ist übermüdet.
- Für die Anlage: Ein wichtiges elektronisches Bauelement fällt aus (passiert, habe früher im Prüffeld gearbeitet), Spannungsversorgung fällt aus, wegen Kabelbruch z. B., Antenne hat ein Wackler, Quarz beschädigt, Ruderhorn bricht, Servogetriebe verabschiedet sich.
- Für die Funkstrecke: Amateurfunker drehen mal anständig ihre Sender auf, Kanaldoppelbelegung im 35 MHz-Band.
- Für die Luft: Eine starke Turbulenz tritt auf und bringt den Flieger aus der Bahn.
- Für den Flieger: Ruderflattern, weil man gerade jetzt die jemals höchste Geschwindigkeit erreicht hat (Wir wollen uns ja steigern... Gestern haben noch alle bei 300 km/h geguckt, heute müssen es schon 330 km/h sein, sonst guckt ja keiner mehr...) Bruch durch Überlastung oder Materialermüdung.
Fazit: Für mich sind tiefe Hochgeschwindigkeitsvorbeiflüge sehr unangenehm, weil sie mir höchst gefährlich erscheinen. Ich würde mir wünschen, wenn alle Schnellflieger von mir und meinem Modell einen möglichst großen Abstand waren würden. Ich möchte gerne um mein Einverständnis für einen tiefen Vorbeiflug gefragt werden.
Wie seht ihr das?
Gruß
Joachim