bremst eine Gewbebespannung wie Oratex?

Liebe E-Flieger,

ich habe vor, einen Big-Lift 2 als E-Schlepper auf die Räder zu stellen.
Motorisiert wird er erstmal mit meinem alten aber immer noch recht guten Newtor 4111 von den Köhlerbrüdern.
Dazu 12s 2P A123. Diese Eingeweide haben sich gut in meiner alten Porter bewährt.

Nun stehe ich vor der Frage, wie ich den Big Lift 2 bespannen soll.

Ich habe noch eine Rolle gelbe Oratex.

Wenn ich an meine bisherigen Flieger mit und ohne Gewebebespannung denke, kommt mir so in den Sinn, ob nicht die Gewebebespannung den Flieger spürbar bremst. Den gleichen Eindruck habe ich übrigens auch bei Schaumwaffelnfliegern.

Ist das Einbildung?
Wie seht Ihr das?

Ich weiß auch, dass immmer wieder mit rauhen Oberflächen bei großen Airlinern und Schiffen experimentiert wurde. in letzter Zeit habe ich davon allerdings nichts mehr gehört.

Thematisiert soll hier aber nicht das Strömungsabreißen auf der Tragflächenoberseite werden. Da soll das rauhe Gewebe eindeutige Vorteile haben.

Es geht mir jetzt nur um den Luftwiderstand. Ja natürlich ist der Big Lift selbst schon so strömungsgünstig wie eine Schrankwand. Ist ja auch nur ein Beispiel.
 

Hägar

User
Hallo Christian, Meßwerte zum Unterschied zwischen glatter und strukturierter Bespannung sind mir nicht bekannt. Aber ein paar einfache Überlegungen führen dazu, dass eine Gewebebespannung für einen Big Lift sicher kein Fehler ist.

Alles in allem geht es ja um die Grenzschicht der Strömung und deren mögliche Beeinflussung durch die Gewebestruktur.

Allgemein gilt: Eine laminare Strömungsgrenzschicht ist widerstandsärmer als eine turbulente, aber auch empfindlicher gegen Störungen. Will man minimalen Widerstand, braucht man neben einer exakten und gut ausgewählten Profilierung eine glatte Oberfläche. Oberflächenrauhigkeit, Profilungenauigkeiten und andere Störungen führen bestenfalls zu einem frühzeitigen Umschlag vom laminaren Zustand in den turbulenten, schlechteren Falls aber zu einer lokalen oder sogar vollständigen Ablösung der Strömung.

Kürzlich habe ich noch eine Veröffentlichung über Geräusche bei Windradflügeln gelesen. Diese Voll-GFK-Teile haben ein Laminarprofil und eine glatte Oberfläche. Nach einiger Betriebszeit hatten sich aber Deformationen im Querschnitt (Profil) eingestellt mit der Folge von lokalen Strömungsablösungen, die sich u.A. in Form von nervender Geräuschkulisse und erhöhtem Widerstand bemerkbar gemacht haben.

Die Lehre daraus: Wenn schon laminar, dann richtig. Ein unzulängliches laminares Layout kann schlechter sein als mittelmäßiges turbulentes.

Der Big Lift ist nun mal kein aerodynamisches Wunder, und selbst bei exaktester Bauweise wird er im Schleppbetrieb bald nicht mehr so exakt und fehlerfrei sein, wie man sich das wünscht. Es passieren dann so Sachen wie oben zum Windrad beschrieben. Die Gewebestruktur wird aber sicherlich dazu führen, dass die eingangs immer laminare Grenzschicht sehr früh in eine turbulente umschlägt. Diese ist unempfindlicher gegen Störungen. Bei einem Gerät wie dem Big Lift kann das von Vorteil sein. Spekulation: Unterm Strich wird die Gewebebespannung für Flugzeuge wie Big Lift keinen nennenswerten aeordynamischen, widerstandsmäßigen Nachteil gegenber einer glatten Bespannung, vielleicht sogar einen Vorteil bringen.

Und wenn man das alles noch zum Zusammenhang mit den übrigen Widerstandsquellen des Big Lift betrachtet, wird der Einfluss der Bespannungswahl auf den Gesamtwiderstand sowieso eine eher untergeordnete Rolle spielen.

Gruß,
Stefan.
 
Hallo Stefan,

vielen Dank für die ausführliche Antwort.
Was du gschrieben hast, klingt sehr plausibel.

Es war halt mein subjektives Empfinden, dass Modellflieger mit Gewebefolie mehr Widerstand haben.

Wie ist das denn bei Schaumwaffeln?

Da hat man doch auch den Eindruck, dass sie regelrecht bremsen - oder?
Liegt das dann nur an der meistens geringeren Flächenbelastung?

Gibt es noch andere Meinungen?
 

Hägar

User
Christian schrieb:
Wie ist das denn bei Schaumwaffeln?

Da hat man doch auch den Eindruck, dass sie regelrecht bremsen - oder?
Liegt das dann nur an der meistens geringeren Flächenbelastung?
Hi Christian, bei Schaumwaffeln kommen mehrere Dinge zusammen. Wie Du richtig vermutest, spielt sich dort wegen der meist geringen Flächenbelastung alles bei vergleichsweise geringen Geschwindigkeiten ab. Außerdem ist die Schaumoberfläche im Vergleich zu einer feinen Gewebebespannung eher ein Kartoffelacker. Zuviel Turbulenz ist auch nicht gut. Aber alles in allem ist die Widerstandsbilanz dort auch nicht soooo schlecht, wie man anhand der oft guten Gleitleistung im Langsamflug sehen kann.

Christian schrieb:
Gibt es noch andere Meinungen?
Ja, da wäre ich auch neugierig.
 
Also mal ebenfalls so ganz aus dem Bauch heraus würde ich behaupten, dass es bei einem Big Lift bezüglich der Geschwindigkeit wohl keinen wirklichen Unterschied zwischen einer glatten und einer Gewebefolie gibt. Da könntest du wohl auch gar nichts drauf tun und er würde immer noch genauso fliegen...

Gruß Mirko
 
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