Hallo,
ich hab ja auch so eine auf schlank getrimmte dicke RUBIN-Schüssel und diese
ist nach gut sechs Jahren Im-Schrank-Hängens dieses Jahr auch mal wieder im
Wasser gewesen und ich habe mich dazu ein bisschen mit ihr beschäftigt - man
kann ja nicht nur mit den MMs zugange sein.....
Auch meine hat eine Focktrimmung, die der von Eric weitgehend entspricht. Der
hiermit erreichtbare Trimmweg ermöglicht ein Verstellen des Fockbaums um ca.
20° - das ist fast wie eine zweite Winde.
Wozu dient diese Trimmung?
Um den wichtigen Spalt von Vorsegel zu Großsegel auch auf dem Wasser einstellen
zu können. Eingesetzt wird die Trimmung zwar auch auf der Kreuz, da spiele ich
aber mehr mit der Segelwinde. Der Hauptpunkt ist ein Dichterholen der Fock beim
Fieren der Segel, also halber Wind, raumschots, vor dem Wind. Konstruktiv ist
es hier beim Bausatz ja leider so, daß die Fock etwas mehr öffnet, als das
Großsegel, weil die Schotführung unterschiedliche Stellwege ergibt. Gerade das
ist aber bei dem sehr großen Großsegel ungünstig, da so der eh schon
flächenmäßig kleine Gegenpol Fock noch mehr an Wirkung in der Segelbalance
verliert und das Modell leichter luvgierig wird. Im Grunde müßte die Fockschot
weiter am Fockbaumende angeschlagen werden und dazu müßte sie beim Mast in den
Aufbaudeckel ins Bootsinnere geführt werden - das ist dann etwas hinderlich
beim Hantieren.....
Besser wäre bei der RUBIN übrigens eine Großschottrimmung. Warum - ist doch im
Grunde gleich? Eric hat es schon angesprochen: In Böen muß man bei der
Fockschottrimmung häufig die Segelwinde etwas fieren (und damit das Großsegel
fieren) und dann zugleich die Fockschot per Trimmung wieder dichterholen, um
einen optimalen Effekt zu erhalten. Stehen beide Segel schon dichtgeholt und
harmonisch zueinander, so bringt ein reines weiteres Dichtholen der Fockschot
und damit ein Verringern des Fockspaltes zwar eine Reduzierung eines
Luvmomentes, aber zugleich wird das Boot auch etwas langsamer. Der Druck auf
dem Großsegel bleibt so auch erhalten und gerade der erzeugt ja das zum Teil
sehr störende Luvmoment.
Bei den Originalen wird dagegen die Fock maximal dichtgeholt und dann so
gelassen und nur durch (ständiges) Spielen mit der Großschot das Boot optimal
bewegt.
Nun ist es beim Modell aber einfacher, die Fockschot zu trimmen, da hier
geringere Schotkräfte am werkeln sind, als beim Großsegel - und damit reichen
einfache Servos dafür aus.
An eine Achterstag-Trimmung habe ich auch schon früher einmal gedacht, aber da
das Stag bei mir ziemlich auf Spannung steht, würde ein einfaches Stellservo
mit einem normalen Getriebe ständig am Brummen sein. Das stört mich schon bei
den Hebel-Segelstellservos bei der MM. Auf der anderen Seite braucht es hier ja
nur einen minimalen Stellweg, man kann also per Flaschenzug-Untersetzung den
Stellweg eines zur Winde umgebauten Servos (z.B. von Dieter Halle-Krall) soweit
untersetzten, daß die Spannung des Stages dann nur noch minimal sein wird. Hm,
und per Achterstag-Trimmung könnte man ja das Achterliek von Groß- und Vorsegel
ganz gut beeinflussen...... Ich glaube, ich muß mal schauen, wo ich so ein
Segelwindenservo noch habe.....
Und noch ein Bild meines im Sommer modifizierten Segelsatzes. Da wir hier in
Stuttgart ja gezwungenermaßen zu Flautenseglern gemacht werden, waren die
Bausatzsegel der Rubin eigentlich stets etwas zu steif. Ganz besonders der
aktuell verarbeitete sehr dicke Dacron-Stoff steht ja wie ein Brett! Und ist
leider auch sehr schwer. Außerdem hatten die von mir noch benutzten
ursprünglichen Mylar-Segel durch das aufgenähte Vorliekband am Großsegel stets
ein paar Falten. Wenn alle Falten durch Vorliekspannung weggetrimmt wurden,
dann war auch das gute Profil des Segels weg.... Einen komplett neuen Segelsatz
wollte ich nicht machen, auch wenn ein neuer Satz im High-Tech-Stil mit
Kevlarmaterial im Achterliekbereich etc. dem Boot sicher sehr gut stehen würde
(aber die Faulheit siegte
) ), also wurde an einem aktiven Samstag bei
Abwesenheit der Familie kurzerhand der vorhandene Segelsatz zerschnippelt.
Ergebnis siehe Foto. Das eingesetzte dünne Gitter-Mylar ist lediglich mit
Klebeband aufgebracht, auf der Folienseite des Mylarsegels. Das Segel ist dazu
im Bereich der Aussparungen vollstandig flach, aber weitgehend spannungsfrei
(!) auf einem Brett gelegen - wichtig, sonst gibt es ungewünschte Beulen im
Profil.
Wer es nachmachen will: Die untere Bahn beim Großsegel sollte man besser etwas
anders ausschneiden - ich bekomme hier auf einer Seite in Böen eine leichte
Diagonalfalte vom Schothorn hoch zur ersten Naht im hinteren Bereich des
Ausschnittes. Um das zu vermeiden, die untere Bahn hinten weniger ausschneiden.
Vielleicht werden bei mir noch aufgeklebte Verstärkungsstreifen nachträglich
etwas helfen, mal sehen.
Außerdem wurde in einem zweiten Schritt das Vorliek verändert. Zum ersten wurde
das aufgenähte Band mit der eingearbeiteten Schnur abgetrennt und durch
aufgeklebte kleine Kunststoffröhrchen und einen durchgehenden aufgeklebten
Verstärkungsstreifen ersetzt. Damit verschwanden die Falten und das Segel wurde
am Mast beweglicher. Das Einziehen des Segels in die Mastnut ist damit aber
deutlich unhandlicher geworden! Und beim Fieren entstanden leider Beulen
zwischen den Röhrchen, aufgrund der starken Vorliekrundung. Die Vorliekrundung
ist aber für die Mastbiegung und Riggspannung wichtig.
In einem zweiten Schritt eine Woche später bin ich dann radikaler geworden: Die
ganzen Röhrchen und das Verstärkungsband wurden wieder abgerupft und per
Scherenschnitt die Vorliekrundung deutlich reduziert (in der Mitte um knapp 10
mm). Damit mußte der Mast natürlich weitaus geringer gebogen werden. Um nun
aber noch genug Riggspannung für die Vorsegelspannung zu bekommen, habe ich den
Mast vorsichtig negativ vorgebogen - ein kleiner Trick, der bei einigen
IOM-Booten praktiziert wird. Er ist unverspannt jetzt nicht mehr gerade,
sondern hat eine gleichmäßige Biegung in Richtung Großsegel. Diese negative
Biegung wird dann per Achterstag, Vorstag und Mastschienentrimmung im Rumpf
wird so in eine positive Mastbiegung umgespannt, daß das Großsegel gut steht.
Zugleich habe ich so wieder eine ausreichende Fockspannung, das Segel dreht
sich leicht, es beult kaum noch und läßt sich auch deutlich leichter fieren.
Ganz perfekt, sprich faltenfrei in allen Stellungen, ist es noch nicht, da
steht einfach die zwar jetzt geringere aber eben noch erkennbar vorhandene
Mastbiegung in Verbindung mit dem recht dicken Segeltuch dagegen.
Jetzt muß ich noch irgendwann einmal das vorhandene "Sturmgroßsegel"
entsprechend an diese Mastkurve anpassen, denn unverändert paßt das jetzt nicht
mehr. Aber "Sturm" gibt es ja hier eh kaum - und wenn es doch mal etwas Wind
hat, dann hat man eh gerade keine Zeit zum Segeln......
Den ursprünglich ebenfalls vorhandenen Flautenschieber mit dem Faltpropeller
habe ich im Rahmen dieser Beschäftigungsaktivität auch kurzerhand rausgerupft -
der hat mich schon lange schief angeschaut und war mir als Regattasegler doch
"peinlich". Das Enfernen ging entgegen der Klebstoff-Hersteller Versprechungen
sehr viel leichter als gedacht: Ein beherzter Ruck am Motor, ein Knacksen am
Rumpfboden und schon wackelte die Geschichte lose im Rumpfboden. Stabilit
express ist ja recht spröde und platzt von GFK-Laminat, trotz gutem Anschliff
(!) recht leicht wieder ab, besonders nach ein paar Jahren (meine Rubin gehört
zu den ersten....). Jetzt ist das Boot wieder so, wie es sich gehört und noch
dazu etwas leichter geworden. Mit knapp über 6 kg fast schon zu leicht, aber
für unsere Gegend natürlich prima.
Ansonsten schwebt mir für irgendwann einmal noch ein anderer Kiel im Kopf
herum: Die Bombe um ca. 200 bis 400 g etwas schwerer und etwas mehr nach hinten
versetzt (das Heck taucht bei mir dank des geringen Gesamtgewichtes sehr weit
aus, da fehlt die Mannschaft sozusagen). Die Flosse selbst oben mit mehr Fläche
hinten zum Rumpfboden versehen, um eine verbesserte Richtungsstabilität zu
bekommen. Naja, und eine kleine Genua wäre natürlich auch prima zum Boot
passend, die Baumfock ist und bleibt doch einfach nur ein ziemlich häßlicher
Funktionskompromiss.
Wenn nur nicht diese allabendliche Schlaffheit wäre, wenn meine kleine Tochter
endlich im Bett ist und man noch gut ein Stündchen oder so im Keller
verschwinden könnte, ohne Mecker zu bekommen.......
Viele Grüße
P.S. Sorry, aber wenn mir jemand erklärt (Eric - Hilfe) , wie ich die Bilder einfüge, die hier eigentlich als Illus dienen sollten, dann könnt Ihr sie auch sehen..... Alle meine Wege sind offenbar fehlgeschlagen, wenn dieser Beitrag nur in Textform erscheint.