Welchen Mast und Segel kaufen?

Hallo Zusammen

Ich habe den Rumpf eines Segelbootes mit Ruder und Kiel bekommen aber leider gibt es keine Angaben zum Modell (Name oder Hersteller)
Das Modell ist 91cm Lang und 29cm Breit und
hat Ähnlichkeit mit einer Rubin.

Meine Frage: Wie bekomme ich raus wie hoch der
Mast sein soll darf und welche Segelform ich nehmen kann,oder gibt es formeln wie mann so was
berechnen kann.
Hoffe ihr könnt mir helfen.

Mfg Guido Müller
 

Niels

User
Hallo Guido!
Am besten suchst Du Dir ein Boot, das Deinem ähnlich ist und überträgst die Segelgeometrie. Anscheinend bietet sich die Rubin an, es kann sich aber auch ein anderes, gut segelndes Boot handeln. Du brauchst davon einen Seitenriss mit Unter- und Überwasserschiff und musst einen solchen für Dein Schiff erstellen. Ähnlich sollte auch ähnlich breit und ähnlicher Kiel umschliessen. Größenunterschiede können einfach mit einem Massstab bereinigt werden.

Zur Größe der Segel:
Die Größe der Segel ist nicht soooo wichtig. Sind sie zu klein, hast Du bei wenig Wind zu wenig Druck in der Karre. Umgekehrt wird das Schiff bei zuviel Wind für die Segelfläche zuviel krängen, also nur platt auf dem Wasser liegen. Einfach die Segel nach dem Vergleichsboot "vernünftig" groß gestalten, damit das Boot im durchschnittlichen Windbereich gut segelbar ist. Echte Formeln gibt es dazu nicht, weil halt eben mal wieder kompliziert...

Zur Geometrie:
Schon schwieriger. Damit wird bestimmt, ob das Boot geradeausfahren kann oder nicht. Du brauchst den Flächenschwerpunkt der seitlichen Unterwasserfläche und den Flächenschwertpunkt der Segelfläche. Im Seitenriss muß der Segelschwerpunkt ein wenig vor dem der Unterwasserfläche liegen, vielleicht 5-8% der Wasserlinienlänge (Nicht so sicher, müßte ich mal nachlesen). Diesen Wert ermittelst Du am besten am Vergleichsschiff. Klingt kompliziert, ist es aber eigentlich nicht. Vielleicht kann zu der Vorlage jemand hier noch etwas Schlaues sagen, ich kenne das nur bei großen Segelbooten.

Diese Geschichte machen wir, damit der Angriffspunkt der Unterwasserkräfte ("Seitenführungskraft" wäre es beim Auto) seitlich mit dem der Segelkräfte übereinstimmt, weil das Boot sonst zu sehr luv- oder leegierig wird, also seine Richtung nur mit gelegtem Ruder hält. Die seltsame Vorlage von ein paar Prozent der Länge kommt daher, daß die Verhältnisse wie so oft doch recht kompliziert sind und so handelt es sich um einen reinen Erfahrungswert. Man muß nämlich berücksichtigen, daß ein Boot mit der Krängung luvgieriger wird. Auch die Annahme, daß sich die Kräfte im Schwerpunkt zusammenfassen lassen, läßt sich genau genommen nicht so treffen.

Aber auf diesen Weg müßte eigentlich ein Segelplan entstehen, der passend zu Deinem Boot ist. Eventuell kommt man um ausprobieren in der Praxis nicht herum...

Ist das hier halbwegs verständlich rübergekommen? Sonst einfach nachfragen

Schöne Grüße,
Niels, der seine Beiträge immer nacheditieren muß, weil dann doch Rechtschreibfehler drin sind...

[ 11. Oktober 2003, 12:51: Beitrag editiert von: Niels ]
 

Walter Ludwig

Moderator
Teammitglied
Moin Guido,

von der Größe her könnte sich die Saphir von Graupner oder die Comtess von Robbe anbieten.

Wenn Du dann noch die Möglichkeit hast, den Mastfuß variabel zu gestalten, hast Du schon fast Gewonnen :D .

Zum Feintrimm findest Du alles unter http://www.modellsegeln.net/trimm.pdf :D . Die Anleitung von Thomas Dreyer ist einfach Spitze.
Du findest im deutschsprächigem Raum nichts besseres.

Grüße
 

Mooney

Vereinsmitglied
Hi all,

nur mal so als Anmerkung und um meinen Wissensstand (als Segelbootlaie)zu erweitern.

Ich habe mal irgendwo gelesen, das man den Bootsschwerpunkt im Wasser auch praktisch ermitteln kann.

Der Schreiber sagte, das Boot sollte ohne Rigg in der badewanne oder sonst geeignetem nur mit einem Finger langsam quer zur normalen Fahrtrichtung geschoben werden.
An der Stelle wo es praktisch nicht mehr ausweicht oder wegdriftet. befindet sich der Rumpfschwerpunkt. (oder wie immer das auch genau heissen mag.)

An die Fachleute:
Ist da was dran??

Bis denne
 

Yeti

User
Hi Thomas,

bei so einem Boot gibt es eine ganze Reihe von "Schwerpunkten".

Zum einen natürlich den Massen-SP, wo man sich die gesamte Bootsmasse konzentriert vorstellen kann.

Dann den Verdrängungs-SP. Das ist der Volumenschwerpunkt des verdrängten Wassers und somit der SP des statischen Auftriebs. Massen-SP und Verdrängungs-SP liegen bei Stillstand und Verdrängungsfahrt lotrecht übereinander (wenn man dynamischen Rumpfauftrieb vernachlässigt). In Gleitfahrt gibt es dann noch einen Auftriebs-SP des dynamischen Auftriebs.

Was man mit deinem Experiment bestimmen kann, ist der Lateraldruckpunkt. Das ist der Flächenschwerpunkt der unter der Wasseroberfläche liegenden Bootsteile in der Seitenansicht.

Hoffe, nicht allzusehr zur weiteren Verwirrung beigetragen zu haben.

Gruß Yeti
 

Mooney

Vereinsmitglied
Yeti,

genau den Lateraldruckpunkt meinte ich.
Das ist doch die Stelle wo man ungefaehr den Mastfuss hinsetzt. Oder ist das falsch?
 

Yeti

User
Hi nochmal!

Ich weiß ja nicht, welche Toleranz du mit dem Begriff "so ungefähr" verbindest. Jedenfalls sollte der Segeldruckpunkt vor dem Lateraldruckpunkt liegen. Niels hat es oben schon genauer beschrieben:

Du brauchst den Flächenschwerpunkt der seitlichen Unterwasserfläche und den Flächenschwertpunkt der Segelfläche. Im Seitenriss muß der Segelschwerpunkt ein wenig vor dem der Unterwasserfläche liegen, vielleicht 5-8% der Wasserlinienlänge
Gruß Yeti
 

Niels

User
Hallo Thomas!
Prima Idee mit dem seitlich Schieben in der Badewanne. (Also an der Stelle drücken, an der man das Boot seitlich verschiebt, ohne daß es sich einfach nur dreht)
Alleine schon, um zu erklären, was ein Kräfteschwerpunkt ist.

Praktische Ergebnisse könnten dabei auch herauskommen, vielleicht speziell bei Langkielern. Ganz genau kann das Ergebnis nicht sein, weil bei dem seitlich Schieben bestehen ganz andere (Ströumgs-)Verhältnisse als beim Anströmen des Bootes mit dem Abdiftwinkel.

Ausprobieren! Möglicherweise ist diese Methode schneller als Fotographieren und Ausmessen der Unterwasser-Lateralfläche, die ja nun mit den gleichen Argumenten an der Wirklichkeit vorbeigeht. Aber so genau muß es sowieso nicht sein, vor allem, wenn die Möglichkeit besteht, den Mast noch später zu verschieben.

Genau genommen suchen wir den Schwerpunkt der seitlich wirkenden Unterwasserkräfte. Dieser liegt so ganz ungefähr (!) im Flächenschwerpunkt der seitlichen Unterwasserflächen. Rumpfschwerpunkt ist ein wenig mißverständlich, weil sich das so nach Gewichtsschwerpunkt anhört, der an völlig anderer Stelle liegen kann.

Wenn man es ganz genau nimmt, erzeugt der Kiel eine Kraft, deren Betrag und Angriffspunkt sich sehr genau bestimmen läßt, dank Tabellen für Standardprofile. Gleiches gilt für das Ruder. Völlig unbekannt sind aber die Kräfte und Momente, die der Rumpf entwickelt und da muß man schon Daten aus dem Schlepptank haben.

Also für Modellbauzwecke: Ansehen, ob es ungefähr passt und auf dem Wasser ausprobieren. Zu schade, wenn es doch nichts mehr zum Basteln geben würde... Wenn ein Comtesse oder Sahpire-Mast paßt, umso besser.

@Guido: Hilft Dir unsere Diskussion weiter? Sonst einfach nachfragen oder auch seitliches Foto von Boot schicken...

Niels
 

Mooney

Vereinsmitglied
Gnade,Gnade :rolleyes:
das ich zwar alles gelesen :eek: hatte, aber nicht richtig interpretierte ;) .

Ich gelobe Besserung und werde mich heute Abend mit eine Wanne Eickel bestrafen. :D :D

Bis denne
 

Niels

User
Sorry, ich kann mich einfach nicht bremsen, wenn ich einmal am Tippen bin...

Aber wirklich hochinteressante Fragestellung nach der richtigen Wahl der Druckpunkte.

So long,
Niels (der sich darauf freut, gleich an der Alster richtig kalte Finger beim MM-Segeln zu bekommen)
 
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