Das Phänomen

In der Modellfliegerei gibt es ein Phänomen. Dieses Phänomen taucht nicht nur bei motorisierten Modellen auf, - egal ob es Benzin- oder Elektromotoren sind - sondern auch bei reinen Segelflugmodellen. Das Phänomen erscheint ungeachtet der Windrichtung, der Hanglage oder der Pistenrichtung. Dem erfahrenen Modellflieger zeigt es sich genauso wie dem Anfänger.

Gänzlich unerforscht ist dieses Phänomen, deshalb unvorhersehbar und überraschend. Das Einzige was man bist jetzt weiss ist, dass es nur in der Nähe von Bäumen auftaucht und dass überraschend häufig Tannen involviert sind.

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Im Fachjargon nennt sich das Phänomen "Springbaum".

Kaum fällt unter Modellfliegern dieser Ausdruck, wird wissend genickt und verschwörerisch gemunkelt. Jeder kennt es oder war zumindest schon mal zugegen, wenn das Phänomen auftauchte.

Sofort beginnen Geschichten die Runde zu machen.
Betroffene schmücken in farbigen Worten das Geschehene aus und lassen das Phänomen in schillernden Farben im Raum Gestalt annehmen.

Aber was ist den nun ein Springbaum ganz genau?

Wie gesagt, ist das Phänomen noch nicht wissenschaftlich untersucht, aber was sich aus den Erzählungen herauskristallisiert ist folgendes:
Springbaum ist nur der Sammelbegriff, denn da gibt es die "Hüpf-Bäume", die "Streck-Bäume", die "Magnet- und die "Abduck- und Reckbäume.

Der Modellflieger macht also ein Flugzeug startklar, er prüft Windrichtung und -stärke, Elektronik, Fernbedienung, Einstellungen, Schwerpunkt, Reichweite des Empfängers, entschliesst sich zum Flug und entlässt freudvoll sein Modell in die Luft. In der Luft wird gekreuzt, manövriert, rückengeflogen und es werden Loopings gedreht.

Genau in einem unerwarteten Moment kann es passieren. Noch eine Eindrehung zur Kurve und...
völlig überraschend reagieren weder Höhen-, Seiten- oder Querruder mehr und das Flugzeug fliegt ungebremst in einen Baum.

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Natürlich in eine Tanne - die Magnettanne. Sie setzt die Elektronik mittels elektromagnetischen Schwingungen ausser Gefecht und zieht das Flugzeug an.

Oder es wird schön geflogen, Verhältnisse genutzt, Eins geworden mit den Elementen und
Zack - da hängt das Flugzeug in den Ästen. Klarer Fall, in denen einer Tanne.
Die sogenannte Abduck- und Reck-Tanne. Diese Tannenart ist vorher nicht zu sehen, gekonnt duckt sie sich ab und erst wenn ein Flugzeug ihrer Wahl in der Nähe ist, reckt sie sich und lässt das Objekt in ihre Äste gleiten.

Ein letztes Beispiel?
Wieder ist der Modellflieger mit sich und den Elementen im Reinen. Er fliegt seine Runden als sich - Schwupp - sein Flugzeug in den Wipfeln eines Baumes verfängt.
Wieder eine Tanne. Diesmal ist es der gefürchtete Streckbaum. Diese Unterart der Tanne kann sich im entscheidenden Moment in die Höhe strecken und so unangenehm verlängern. Der Navigator hätte nämlich schwören können, dass zwischen Baumwipfel und Flugzeug noch unglaublich viel Platz übrig war...

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Natürlich existieren auch andere Baumsorten, die Flugzeuge einfangen wollen. Die Buchen und Eichen zum Beispiel. Aber keine andere Baumart ist so raffiniert und subtil in ihrer Vorgehensweise wie die Tanne und hat so viele verschieden Tricks im Repertoire um die Flugobjekte vom Himmel zu holen. Sie macht das mit einer Finesse wie keine andere Baumart und lässt dabei nie den Verdacht auf sich fallen, sondern wiegt den Modellflieger im Glauben, es sei die Elektronik oder sein Verschulden gewesen.

So majestätisch wie die Tanne da steht, so unschuldig kann sie wirken.

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Doch in Wahrheit ist sie ein Schalk, besitzt Humor und vertreibt sich gern die Langeweile mit Neckereien und da sind Modellflieger nur allzu gern willkommen.
 
Sag' ich schon seit Jahren, Bäume sind rachsüchtig!

Schliesslich mussten schon etlich ihrer Artgenossen sterben, dass Ihr Eure Fliegerle aus deren Holz bauen konntet...

Deshalb hat die Evolution eben den gemeinen Springbaum (Arbus mobilis) oder auch die Duck- und Recktanne (Abies elastica) hervorgebracht...

Bei uns am Haushang steht gar ein ganzer Wald davon...


Viele Grüße aus dem Springwald

Peter
 

wuefu

User
Hallo,

ich schneide die blöden Dinger immer kurz und klein, lege sie aus Rachesucht zwei Jahre hinters Haus. Anschließend werden sie im Kaminofen gegrillt. Klappt wunderbar, nur wachsen die immer wieder nach................

Schade ums Modell - mein Beileid.

Michael
 

Kaupa

User
Mit Glück konnte ich neulich einem solchen Ungetüm entwischen!
Ich bin mir nicht sicher, ob es ein Baum der Magnetica Art war, da diese durch ein elektrisches Störfeld den Motor zum Abstellen zwingen konnte, evtl. war es ja auch einer der Gattung Anti-Elektrika, da das folgende Abfangmanöver mit Außenlandung doch sehr hibbelig und sehr störungsverdächtig aussah :)
Zum Glück stand nicht noch ein Baum der Elastica Familie in der Nähe, sonst wäre die Luft dünn geworden...
 

Maggi

User
Hab auch noch zwei häufig aufkommende Exemplare, die anscheinend aus einer Art Synergieeffekt ihre Erfolge ziehen.
Es handelt sich um den Schleichbusch, der wie der Name schon sagt nicht besonders schnell ist, jedoch mit dem zwieten Exemplar Teamwork betreibt...dabei handelt es sich um den freizügigen Wiesnbrühter aus dem Hochalpinen Raum...leicht zu erkennen an der freizügigen Art wie er sich Nisstbereit auf Landewiesen ausbreitet, um sein Gemüht zu erwärmen (Versuche diesen pusierlichen Zeitgenossen umzusiedeln durch freundliche Worte und höflichses Ansprechen hatten keinen Erfolg!)

Der Pilot wird im Landeanflug plötzlich feststellen, dass dort, wo gerade eben noch eine freie Wiese war, sich die Wiesnbrühter ausgbreitet haben....einzige Möglichkeit sein Modell dann noch sicher zu Boden zu bringen, sind zu meist dann nur noch die Schleichbüsche, die zwar wenig Schaden anrichten, jedoch die Bergung dafür umso schwieriger gestalten, da zumeist der Bergwinkel bei 50% liegt, was schon einer Hochalpiner Bergrettung gleich kommt...
 

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Kaupa

User
Oh und nicht zu vergessen ein weiteres Phänomen aus der Tierwelt!
Dort gibt es gemeine Erdbewohner, die allerdings nichts mit dem gemeinen Maulwurf zu tun haben, denn sie errichten in Bruchteilen einer Sekunde ungewöhnlich große Erdhügel direkt dort, wo man eben noch glaubte sicher (und sauber) landen zu können.

Übrigens, Jackie.m, ein schöner Beitrag zu einem nicht so schönen Anlass!
 

Maggi

User
Falsch, sie verlieren es nicht, sie tragen es an einem Stock mit sich herum...;-)

Die Alpenexibitionisten sind schon ganz schön aufdringlich, komisch das die norddeutschen Dialekt imitiert haben....;-)
 
:cry::cry::D:D

Bhuhaaahaha, Männers ich kann net mehr,Jackie ganz ausgezeichnet beschrieben, ich lieg am Boden!!!

Ob der tiefen Wahrheit mischt sich aber doch ein Schmerztränchen unter die vom Lachen... ja ja ich kenn die Dinger auch.

Ich überlege gerade ob ein Zusammenhang zum Springboden besteht....??
Möglicherweise eine Unterart der Reckgewächse,die mit ihrem ausgeprägtem
Wurzelwerk tief in der Erde und weit reichend schon so manchen perfekten
Landeanflug durch kurzes "Knieheben" abrupt beendet haben. :rolleyes:

Ich meine in solchen Fällen ein hölzernes kichern vernommen zu haben... :D


Gruß Sebastian
 
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