Hi,
im Buch von Dieter Schall und anderswo wird ja immer wieder betont, dass die Strömung am Entenflügel früher abreißen muss als am Hauptflügel. Aber ist das nicht eigentlich nur "die halbe Wahrheit"? Das betrifft schließlich nur einen Extremflugzustand.
Wäre es nicht sinnvoll, wenn im Diagramm Ca/alpha die "Steigung" der Polare vom Entenflügel flacher wäre als beim Hauptflügel? Wenn also mit steigendem Anstellwinkel der Auftrieb vom Entenflügel im Verhältnis zum Hauptflügel langsamer ansteigen würde? Damit sollte sich doch eine erhebliche Stabilisierung bei ALLEN Flugzuständen ergeben, oder?
Ciao, Udo
Hallo Udo,
interessante Theorie.
Auftrieb und Momente eines Profils hängen zusammen. D.h. wenn der Auftriebsanstieg geändert wird, ändern sich mit Sicherheit auch die Momente. Eine korrekte Momentenverteilung ist Voraussetzung für einen stabilen Flug. D.h. die Anstellwinkel (und Profile) von Flügel und HLW sollten so angeordnet (bzw. ausgewählt sein) sein, dass eine Störung der Anströmung sofort ein entgegengesetztes Moment erzeugt und damit die Störung wieder ausgeglichen wid. Daraus ergibt sich häufig eine mehr oder weniger grosse EWD. Je nach verwendeten Profilen und Flugzeugauslegung sollte diese Stabilität (EWD) kleiner (z.B. Kunstflug) oder grösser (z.B. Trainer) sein.
Wenn ich mal nach Deiner Theorie eine Störung "ins System bringe", d.h. eine Windböe, ergibt sich folgender Ablauf:
Boe --> jeweils etwas mehr Auftrieb an Flügel und Canard
Flügel --> erzeugt damit auch mehr (meist destabilisierendes) Moment
Canard --> erzeugt durch das "mehr Auftrieb" Gegenmoment
Problem: Auftriebsanstieg Canard ist kleiner als am Flügel. --> reicht der Zusatzauftrieb dann noch zur Stabilisierung?
Oder muss man eine grössere EWD einbauen?
Als Anmerkung:
Nach der (einfachen) Skelett-Theorie bestimmt die Wölbung bzw. Skelettlinie des Profils wesentlich die Druckverteilung und damit den Auftrieb.
Mit Vereinfachungen, die aber in grober Näherung auch für den Modellbereich zutreffen, wie kleine Anstellwinkel, kleine Wölbungen und stationäre inkompresible Strömung kommt man zum Auftriebsanstieg eines Profils mit:
dCa / dAlpha = 2 * Pi
also einer Konstanten (!)
Ich weiss, dass es mit all den Vereinfachungen keine "richtige" Konstante sein kann. Die daraus abgeleitetet Formeln für Auftrieb, Widerstand usw. sind aber hinreichend genau. Will sagen, wenn ich den Auftriebsanstieg als annaehernd konstant ansehen kann, könnte es schwierig werden, damit herumzuexperimentieren.
Hast Du denn schon entsprechende Profile gefunden, deren dCa/dAlpha hinreichend grosse Unterschiede erkennen lässt, um damit Versuche anstellen zu können?
Uli