wellige Styrodurkerne

Hallo,
ein Freund und ich haben vor einem Jahr Kerne für einen Flügel in Positivbauweise geschnitten und dabei eine Maschine gebaut, die mit der Schwerkraft arbeitet und den Draht gleichmäßig durchs Material zieht. Das funktionierte wunderbar.
Heute haben wir mit exakt der gleichen Maschine, dem gleichen Draht, den gleichen Trafo und sogar Reste von ein und der selben Platte Styrodur neue Kerne schneiden wollen.
Kleinere Stücke mit der Länge bis 13cm gingen wieder problemlos. Bei den großen, 40 cm langen Stücken entstanden aber plötzlich große, gleichmäßige Wellen in der Mitte. Außen an den Schneiderippen ist es jedoch schön glatt.
Ein Bild davon gibt es im Anhang.
Weitere Tests mit verschiedenen Temperaturen und Geschwindigkeiten brachten keine Besserung. Hohe Temperaturen mit wenig Kraft war genauso sinnlos wie niedrige Temperatur mit großer Kraft.
Wir vermuteten, dass der Draht nicht fest genug gespannt war. Aber auch übermäßig große Spannung (also mehr als im Jahr zuvor, als alles funktionierte) half nicht wirklich.
Wir sind ein bisschen ratlos, da wir so ein Problem noch nie hatten.
Woran könnte es denn liegen?

Gruß Martin

PS: Welche Drahtstärke sollte man eigentlich verwenden? Bisher arbeitete bei uns 0,36mm Widerstandsdraht. 0,6mm Federstahldraht würden wir als nächstes probieren
 

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Uwe Gartmann

Vereinsmitglied
Hallo Martin

Scheint als wäre die Energie nicht gleichmässig geflossen. Vielleicht durch einen schlechten Kontakt irgendwo? Miss mal den Strom mit und beobachte ob dieser auch schwankt.

Gruss
Uwe
 
Hallo,

Für das Wellenproblem bei größeren Schneidlängen gibt es eine Lösung:
Man nehme einen alten Braun-Rasierer (Schwingmagnet-Ausführung; gibt es wahrscheinlich auch von anderen Herstellern; muß aber ordentliche Power haben). Wie in angefügter Skizze (hoffentlich) zu ersehen, wird am einen Ende des Schneidbogens ein abgekröpfter Gewindebolzen mit Spannrolle durch eine herzustellende Bohrung geführt. Von einem Schwingmagnet-Rasierer wird der Scherkopf entfernt und der Anker des Rasierers an den Bolzen mit Zwischenschaltung einer Druckfeder (muß ausprobiert werden) angekoppelt werden. Schneidedrahtvorspannung, Druckfeder- und Arbeitsbereich des Schwingmagneten müssen so angepaßt werden, daß sich eine möglichst kräftige Schwingamplitude ergibt. Die Einstellung hängt natürlich von der Gestaltung der Komponenten ab und muß erprobt werden.
Ich verwende den üblichen Widerstandsdraht von 0,36 mm. Bei einer Draht- und Bogenlänge von 1100 mm schneide ich mit einer Wechselspannung von 18 VAC. Bauteillänge also 1000mm max. Schneidegeschwindigkeit nicht zu hoch, da der Draht sonst zu sehr auslängt und ein Bogen entsteht.
Probiert´s mal aus.

Grüße

Peter
 

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Hallo Martin,

Der Sinn des Rasierers erschließt sich mir nicht. Aber das Problem das Du hast ist eindeutig auf falsche Temperatur/Geschwindigkeit zurück zu führen. Entweder du gehst mit der Temperatur etwas rauf oder wirst etwas langsamer. Manchmal reichen schon andere Raumtemperaturen um eine Anpassung notwendig zu machen. Ich erlebe selbst an meiner CNC-Anlage immer wieder Überrauschungen.

Gruß

Andreas
 
Hallo Andreas,

Ich habe den Beitrag mit dem Rasierer gebracht. Die Ursache der Wellenbildung besteht darin, daß der Schneiddraht bei dichterem Gefüge wie des des Styrodurs dem Schneiddruck ausweicht. Durch die überlagerte Drahtbewegung wirkt der Draht wie ein Messer in Schneidrichtung. Es funktioniert perfekt bei allen -möglichen- Umgebungs- und Drahttemperaturen. Beigefügt ist noch ein Bild der Anordnung.

Grüße

Peter
 

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Intreressanter Ansatz. Das kannte ich noch nicht.

Bei Heißdraht-Schneiden sollte die Temperatur aber so eingestellt sein, dass das Material vor dem Draht wegschmilzt. Also kein Kontakt zum Draht besteht. Damit sollte der Draht dann auch nicht ausweichen. Meine CNC hat auch 1 m Portalabstand. Richtig eingestellt habe ich da keine Wellenbildung.

Aber Peter ich will auf keinen Fall sagen, das dein Ansatz falsch ist. Ist mir wie gesagt vollkommen neu. Besteht durch die Vibration nicht aber auch die Gefahr, dass dadurch grade Wellen entstehen, da der Draht schwingt?

GRuß

Andreas
 
Hallo Andreas,

Mit der eingestellten Temperatur, daß das Material vor dem Draht wegschmiltzt, kann man wahrscheinlich nur mit einer CNC arbeiten, weil bei nicht gleichmäßigem Vorschub die Einschmelztiefe unterschiedlich wird. Beim Handschneidverfahren habe ich die Temperatur nicht so hoch gewählt, darum weicht der Draht aus und man muß das Vibrationsverfahren wählen. Eine Welligkeit senkrecht zur Schneidrichtung habe ich bisher nicht beobachten können. Es kommt allerdings zur Klümpchen- und Faserbildung, was den Schmelzvorgang manchmal beeinträchtigt. Ein leichtes Hin- und Herbewegen des Bogens hilft dann immer.

Grüße

Peter
 

Marcus M

User
Also solch ein schlechtes schnittbild kann vorkommen wenn

-Draht beim einfahren ins Material noch nicht warm genug
Ich schalte den Strom an und lasse dann erstmal 30 sec den draht warm werden.
-zu schnell
-generell zu niedrige schneide temperatur

oder was uns passiert ist, das material der schneiderippen ( bei und gfk ) wirft blasen und der draht läuft nicht mehr sauber.

So als anhaltspunkt, ich schneide das BASF 3035 mit ca. 2-2,4mm/sec und 32 bis 35 W pro meter Schneidedraht 0,4mm ( allerdings mit ner CNC Schneide )

Und so als Tip, hier im Forum gibts genug die fürn Taschengeld Kerne schneiden, spart Zeit & Nerven und aus der CNC kommen einfach bessere Ergebnisse.

Und noch so nen Tip am Rande, den Draht vor dem Schneidevorgang (wenn er warm ist) mit einem leicht feuchten Tuch abwischen und Styro(dur)reste entfernen, die bilden gerne so kügelchen aufm Draht und ziehen dir riefen in längsrichtung.
 

Marcus M

User
Der ansatz mit dem Rasierer ist interessant !
Wobei ich denke, dass man auf ner CNC schneide durch die Bewegung der Schnittmotoren ähnliche Effekte hat.
 
Ich hatte keinen alten Rasierer da, ich habe mir bei Beate Uhse einen starken Vibrator gekauft und den einfach an den SChneidebügel mit Kabelbinder festgemacht.
martin
 
Hallo Martin,

unsere leidigen Erfahrungen mit welligen Styrodurkernen haben uns zu einem ganz anderen Ergebnis gebracht.
Auch bei uns hat alles funktioniert (per Hand mit Schneidebügel) und plötzlich diese Welligkeit...
Das neue Styrodur war beim Großhändler im Freien gelagert. Wir haben das Problem auf Feuchtigkeit zurückgeführt. Mit neuem Material aus dem (trockenen) Baumarktregal ging's dann wieder einwandfrei.
Vieleicht hilft dir das weiter. Allerdings hatten unsere Wellen eine längere Amplitude als auf deinem Bild!?

Liebe Grüße
Manfred
 
Hallo,
vielen Dank für die Antworten und Ideen.
Da von der alten Platte alles aufgebraucht wurde, haben wir eine neue gekauft und nun die 40cm langen Stücke in eine andere Richtung ausgeschnitten. Bei der alten Platte waren sie parallel zur Aufschrift "Styrodur" und nun also im Winkel von 90°.
Dieses Mal hat wieder alles funktioniert und die Ergebnisse sind super. Beim erneuten Test der alten Platte gab es erneut Wellen. Wir haben daraus geschlossen, dass das Material inhomogen sein muss und durch die Herstellung wohl irgendwie eine Vorzugsrichtung entsteht.

Nun bringt mich Manfred jedoch wieder zum zweifeln. Vielleicht lag es doch daran, dass die verwendeten Reste ein Jahr lang im Keller gelagert wurden?! Wobei mir dieser eigentlich immer eher trocken erschien. Ich werde den Kollegen nochmal befragen.

Zumindest bin ich erst einmal froh, dass wir nun weiter bauen können.

Gruß Martin
 
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