Tipps zum Verglasen

Hi Leute,
ich habe gestern meinen ersten Flügel mit Glas überzogen bzw. damit angefangen. Meine bisherigen Erfahrungen mit dem Material beschränkten sich auf Reparaturen.
An der Unterseite habe ich das Gewebe (80g) längs verlegt, die Oberseite wollte ich in 45° verlegen. An der Nasenleiste wollte ich Unterseite und Oberseite überlappen lassen um sie zusätzlich zu stärken, leider habe ich beim Unterseitengewebe etwas zu geizig zugeschnitten :-(, jetzt muss die Oberseite es richten (die kommt morgen).

Jetzt zu meiner Frage. Habt ihr Tipps zum zuschneiden und zum umschlagen um die Kanten?
Beim zuschneiden habe ich ein schlechtes gewissen Mamas gute Schere zu nutzen. Meine Scheren haben anfangs immer gut geschnitten, nach 0,5m hat die Schnittperformance aber merklich nachgelassen.
Beim Umlegen im Randbogenbereich möchte ich natürlich Falten vermeiden, aber auch nicht mit vielen Einzelstücken arbeiten. Ich wollte (wie ich es ich an der Unterseite gemacht habe) das Gewebe mit Stecknadeln fixieren, dann zuschneiden und im Krümmungsbereich rechtwinklig zur Nasenleiste verlaufende Einschnitte zum faltenfreien umlegen.

Habt ihr Tipps oder Verbesserungsvorschläge für mich?

LG Philipp
 

PIK 20

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Die Faserorientierung welchselt man nicht von Unterseite zur Oberseite (oder umgekehrt).

Heinz
 

Gast_25279

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Hallo Philipp,

Zum Beschichten mit Glasmatte: Bewährt hat sich, die Fläche mit der Nasenleiste nach oben aufgerichtet zu fixieren. Durch die senkrechte Position hängt sich das Glas halbwegs faltenfrei aus. Einfach die Nasenleiste mit Harz anpinseln, die Matte auflegen und das hält dann schon. Dann kannst du die Matte von der NL an beginnend mit einem Pinsel mit Harz aufstreichen. Je nach Randbogen sollte das ohne Einschnitte gehen, weil das Gewebe recht flexibel ist.
Das Harz kannst du ggf mit etwas Spiritus oder Aceton verdünnen.

Die Fläche wird sowieso steifer durch das Glas, evtl. brauchst du eine 45°- Lage gar nicht. Spart ja auch Verschnitt. Die Faserorientierung wäre im Idealfall symmetrisch, d.h. Ober- und Unterseite gleiche Faserrichtung. Da geb ich Heinz recht.

Zum Schneiden von Fasermatten ist eine mikroverzahnte Schere oder ein Schneideroller am besten geeignet. Beides ist leider recht teuer, aber die Ränder fransen nicht so aus.

lg Alex
 
Zuletzt bearbeitet:
Super, den Tipp mit dem Aufrichten der Fläche werde ich versuchen umzusetzen. Bei meinem Vorhaben die Faserrichtung auf der Oberseite 45° zu verdrehen dachte ich schon mit einem weinenden Auge an den Verschnitt, aber zugunsten der Torsionssteifigkeit hätte ich es halt doch gemacht - jetzt wo ihr sagt, dass man das nicht macht werde ich euch mal glauben (Für eine Erklärung wäre ich aber trotzdem dankbar ;-) ).
Morgen kommt die Oberseite.
Lg Philipp
 

Hendrik Schneider

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Hi Philipp,
wenn Du diagonal (45°) verlegst, erhöhst Du im Wesentlichen die Torsionssteifigkeit, wenn Du in Längsrichtung verlegst, erhöhst DU die Biegesteifigkeit. Du solltest also entscheiden, was Du willst. Üblicherweise ist die Biegesteifigkeit durch den Holm gut genug und nicht das Problem, so dass ein Laminieren der Fläche diagonal ausgeführt wird.
Weiterhin ist es sinnvoll, die Fasern ohne Schnitt um die Nase herum zu ziehen, weil damit ein netter, durchgehender Zug-Verbund entsteht, der nicht aufträgt und minimal Material enthält.
Auf keinen Fall solltest Du die Richtung auf ober und Unterseite ändern.

Weiterhin gibt es zwei Webarten für das Gewebe. Die Leinenbindung lässt sich nicht gut um Rundungen ziehen, während die Koeperbindung da viel flexibler ist. Allerdings musst du auch bei letzterem aufpassen, dass Dir die Faserrichtung nicht komplett "verrutscht".

Gruss
Hendrik
 
Hi,

Ich nehme für solche Arbeiter 49 gr. Gewebe, streiche mit dem Pinsel die Nasenleiste ein und lege das Gewebe an.

Dann verdünne ich das Harz mit 10% Spiritus, lasse einen dünnen harzfaden aus der schale fliessen (so das einen kleinen Strich entlang der Fläche entsteht), und Ziehe das Harz mit eine Alte Kreditkarte breit. Erst die Oberseite und dan die unterseite, mit dieser Methode braucht man wenig Harz.

Nach dem Trocknen, gute 24 Std, wird mit 600er Papier geschliffen, und die Fläche nochmals mit verdünntem Harz überzogen um die Mikrolöcher zu schliessen. nach dem Trocknen nochmals schleifen und dann wie gewohnt mit Füller und Farbe wetermachen.

Gabs mal als Bericht in einem FMT, ich hatte es ausprobiert und bin seitdem dabei geblieben.

Gruß
Yannick
 
An Stelle des nochmaligen Überstreichens mit Harz wollte ich mit einem Füllerlack (??) die Poren auffüllen (ich weiss nicht genau was das für ein Zeug ist, es ergibt einene spröde, gut schleifbare Deckfläche (wie stark verdünnter Spachtel) der allerdings keinen Einfluss auf die Festigkeit hätte. Die Alternative mit einer zweiten dünnen Schicht Harz erscheint mir besser.
Danke für die Tipps
 
Hi Philipp,

die zweite schicht Harz ist wirklich nur minimal, mit eine Karte (Kreditkarte oder Kundenkarte) in ca. 60° zu Oberfläche geneigt füllst du wirklich nur die mikrolöcher, ich habe für den ganzen Rumpf meiner Antonov ca. 30 gr. Harz verbraucht bei der zweite schicht, und die hat einiges an Fläche.
Nach dem schleifen kommt der Füller drauf, wird dan wieder mit 600er geschlifen (am besten nass) und dann kannst du Nieten mit weißleim setzen, oder Blechstöße mit eine dünne Feile einritzen.
Dann Lackieren und fertsch.

Der Bericht war in der FMT Extra 01/2009, kannst noch nachbestellen.


Gruß
Yannick
 

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User
Hallo,

An Stelle des nochmaligen Überstreichens mit Harz wollte ich mit einem Füllerlack (??) die Poren auffüllen (ich weiss nicht genau was das für ein Zeug ist, es ergibt einene spröde, gut schleifbare Deckfläche (wie stark verdünnter Spachtel) der allerdings keinen Einfluss auf die Festigkeit hätte. Die Alternative mit einer zweiten dünnen Schicht Harz erscheint mir besser.

Du brauchst keine zweite Schicht Harz. Das bringt nur Gewicht. Du musst nur die 'Pinholes' (Mikrolöcher) zuspachteln. Dafür verwende ich Ahrweitex-Spachtel von Jansen. Das ist schnelltrocknender einkomponenten Kunststoffspachtel. Gibt es in jedem OBI.

Es gibt auch so genannten Porenwischfüller. Damit habe ich aber noch keine Erfahrungen.

Ich empfehle Dir die Lektüre der Broschüre Tragflächenbau von R&G.

Und hier im Forum gibt es in der Rubrik "GFK, CFK, AFK & sonstige Kunststoffe" jede Menge Freds zu dem Thema.

:)
 
So, die Oberseite ist jetzt drauf und ich bin schon gespannt wie die Sache nach dem schleifen usw. aussieht ;-).

Was eine Pfui-Bah-Arbeit.......(hatte keine Handschuhe da)

Ich melde mich wenn ich wieder in der Werkstatt war.

LG Phil
 

Hendrik Schneider

Vereinsmitglied
Teammitglied
So, die Oberseite ist jetzt drauf und ich bin schon gespannt wie die Sache nach dem schleifen usw. aussieht ;-).

Was eine Pfui-Bah-Arbeit.......(hatte keine Handschuhe da)

Ich melde mich wenn ich wieder in der Werkstatt war.

LG Phil

ja, das lernt sich mit der Zeit, das "Pfui-Bah" in Grenzen zu halten.
.. und es gibt Leute, die selbst dabei noch Fotos machen :-)

Gruss,
Hendrik
 
Wie macht ihr das mit dem Umschlagen über die Nase? Das war bei mir die grösste Sauerei denn ich musste den Flügel umdrehen und festhalten (Oberseite frisch eingeharzt, und dann schön mit den Patschehändchen drauf um ihn zu fixieren).
 
Hi!
M.M.n. die beste Anleitung: http://www.swiss-composite.ch/pdf/i-tragflaechenbeschichtung.pdf

Und tue dir bitte den Gefallen und beachte den Arbeitsschutz, Handschuhe gehören in jedem Falle dazu! Wenn du keine hast, lass es bleiben und besorg dir welche. Und keine Latexhandschuhe nehmen, sondern Nitril oder Butyl, auch wenn da die ganz dünnen ebenfalls nur bedingt schützen. Am besten kombiniert man die mit Baumwollunterhandschuhen.
Viel Erfolg.

Gruß,
Christian
 
Naja,
viele Wege führen nach Rom! Jeder entwickelt mit der Zeit seinen ganz persönlichen Favouriten. Ich habe wohl alle hier genannten Varianten durchprobiert. Schlussendlich komme ich persönlich am besten mit einem Schaumstoffroller klar.

Mal kurz das Vorgehen beschrieben:

1. Fläche sehr gründlich entstauben!!! Das ist der wohl mit abstand wichtigste Schritt!!! Ebenso die Arbeitsfläche und Umgebung ordentlich sauber machen und entstauben.
2. Glas für die Unterseite mit etwas Übermaß zuschneiden und glatt auflegen (ein weicher, breiter Pinsel oder kleine Bürste helfen enorm!)
3. Mit dem nur wenig mit Harz getränktem Schaumstoffroller von der Mitte der Wurzelrippe nach außen zur Mitte des Randbogens fahren. Jetzt sollte schonmal das Gewebe am Untergrund haften.
4. Jetzt von dem fixierten Streifen aus abwechselnd zur Nasen- und Endlieste rollern. Darauf achten, dass keine Falten entstehen. Sollte das mal passieren kann man vorsichtig am Gewebeüberstand ziehen bzw. diese in Richtung Endleiste herausstreichen. Dabei auf die Faserrichtung achten. Das geht besser als man meint.
5. Die Fläche ist jetzt völlig beglast. Es fehlt noch die Nasenleiste, der Randbogen und evtl. die Endleiste (Querruderverkastung). Jetzt mit einer guten (mikroverzahnten) Schere einschneiden wo nötig. Dann mit dem Roller auf die Oberseite umrollen. Der Überstand/Umschlag sollte so 1-2cm betragen.
6. Trocknen lassen!!!
7. Selbes Spiel mit der Oberseite.
8. Jetzt würd der ganze Spaß gut überschliffen (ca. 240er Papier). Keine Angst, bei 49g Gewebe schleifst Du nicht sooo schnell durch. Überhaupt ist das nicht so schlimm weil das Gewebe nicht so viel Festigkeit bringt wie häufig angenommen wird. (kannst ja mal auf einer gewachsten Glasplatte ein Stückchen 49g Gewebe dünn laminieren und nach dem trockenen abziehen.)
9. Jetzt geht es an die Pinholes! Wenn Du ordentlich geschliffen hast bleiben nicht mehr so viele Pinholes übrig. In der Tat gibt es verschiedene Vorgehensweisen. Viele nehmen z.T. leicht angedicktes Harz (da ist z.B. das Resin Finish von Z-Poxy hoch im Kurs), das sie mit einer alten Kundenkarte reindrücken. Andere sprühen gleich Spriztspachtel auf und tupfen die Pinholes gezielt mit Spritzspachtel zu. Wieder andere schwören auf Ahrweitex (finde ich auch ziemlich gut!). Eigentlich ist es wohl ziemlich wurscht was Du nimmst - wichtig ist nur, dass Du alle Pinholes findest. Am Schluss schleifst Du wieder über alles drüber (am besten nass). Dann sollten wirklich nur mehr die zugesetzten Pinholes zugespachtelt sein.
10. Jetzt kommt über alles nochmal Spritztspachtel, den Du dann mit einem Schleifblock wieder abschleifst (nass). Evtl. tauchen dann nochmal ein paar bislang nicht entdeckte Pinholes auf - die dann einfach zuspachteln und mit schleifen.
11. Lackierfertig! Wichtig ist, dass Du immer alles gut trocknen lässt! Auch Spritzspachtel braucht, bis er wirklich durchgetrocknet ist!

Wie gesagt - das ist die Methode, mit der ich persönlich am besten klar komme! Andere schwören auf Kreditkarten, Pinsel oder sonst etwas. Probier einfach mal ein bisschen rum und kombiniere evtl. verschiedene Methoden bis Du damit gut zurecht kommst.

Ach ja... wichtigste Arbeitsmittel sind der Staubsauger, Handschuhe (!!!), eine sehr gute Schere, ein Pinsel, die Schaumstoffrolle (am besten im Baumarkt als Set mit so ner kleinen, blauen Lackwanne kaufen - die ist wiederverwendbar), Küchenrolle und Spiritus zum Reinigen der Schere! Und sehr wichtig ZEIT!

Viel Erfolg!
Stefan
 

Hendrik Schneider

Vereinsmitglied
Teammitglied
...
Überhaupt ist das nicht so schlimm weil das Gewebe nicht so viel Festigkeit bringt wie häufig angenommen wird. (kannst ja mal auf einer gewachsten Glasplatte ein Stückchen 49g Gewebe dünn laminieren und nach dem trockenen abziehen.)...
Hi Stefan,
schön beschrieben, ich muss Dir allerdings im zitierten Fall widersprechen:
Das Glas trägt schon einiges zur Torsions- oder Biegesteifigkeit bei. Dein Versuch mit einer Lage Glas alleine ist irreführend, weil Du (als Analogon) ein Blech mit einem T-Träger vergleichst. Richtig wäre also ein Stuck Balsa oder Styropor einmal ohne und einmal mit geharzter Glasumwicklung zu biegen, tordieren oder zu brechen. Der Unterschied ist interessant!

Gruss,
Hendrik
 
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