Ambrosini SS4

Wohin dieser Beitrag korrekt gehört, ist mir nicht ganz klar.
Die Größe spricht für Parkflyer, es sind nur 70 cm Spannweite.
Das Flugzeug würde auch (mit Abstrichen) zu den Scalern passen.
Als Ente wäre es auch bei den Experimentals nicht schlecht aufgehoben, schon weil das Original auch nur ein Exeperiment war.
Vom Erstflug gibt es keine Bilder, aber die erste Landung hätte auch in die Rubrik Abstürze gepasst.

Ich stelle es einfach mal hier vor:

Die italienische Firma Ambrosini hat sich als eine der ersten an einem Jäger in Entenkonfiguration versucht.

00 Ambrosini SS4.jpg

Das Gerät ist aber bei einem der ersten Flüge kaputt gegangen, weil es irgendwelche Probleme mit dem Querruder gab. Der Pilot hat es in die Bäume gepflanzt und ist dabei gestorben.
Wegen des großen Häckslers hinten, der im Falle des Notaustiegs den Piloten in handliche Portionen zerteilt hätte und wegen des schweren Motors, der bei Bruchlandungen unweigerlich nach vorne will, wo aber schon der Pilot hockt, wurde das Konzept aufgegeben.
Aber reizvoll ist der Ansatz schon.
Also habe ich eine 3-Seiten-Ansicht aus derm Internet zu einem rudimentären Plan vergrößert und angefangen.


Zunächst mit dem Hauptflügel in klassicher Rippenbauweise, beidseitig mit 0,6 mm Balsa beplankt. Das Profil ist Clark Y mit 10% Dicke an der Wurzel. Aufgrund des Tiefensprungs der Fläche ab dem Seitenleitwerk ist der Außenteil dünner, damit die Dicke des Flügels kontinuierlich nach außen abnimmt.
Außerdem ist der Außenteil leicht geschränkt, damit die Abrissneigung bei dem schmalen Flügelende nicht all zu arg wird.

01 Hauptflügel oben offen.jpg

Im Flügel sind die Querruderservos untergebracht und die Antenne verlegt, so daß sie nicht in den Propeller geraten kann.

02 Kabel im Hauptflügel.jpg

Der Kpfflügel ist aus einem 10 mm Balsabrett geschliffen.

03 Haupt und Kopfflügel auf Plan.jpg

Danach kam der Rumpf dran. Die Spanten sind Polygonzüge mit 2mm bis 4mm Abstand zur Außenkontur, ausgesägt aus Birkensperrholz. Die Seitenwände kommen zuerst dran, damit vor allem mal die Einstellwinkel stimmen.

04 Rumpfseiten montiert.jpg

Wenn alle Rumpfwände darn und verschliffen sind, wird der Kopfflügel montiert. Die Höhenruder sind auch aus dem Vollen geschliffen und werden mit einem 3mm Kohlefaserstab verbunden, der auch die Lagerachse ist. Er steckt in Bohrungen in den Rumpfseitenwänden und in Rippen aus 1mm Buchensperrholz, die äußen in den Kopfflügel eingeleimt sind. Damit haben sie sicheren Halt und gleichbleibenden Abstand zum Kopfflügel. Im Rumpf ist noch ein Ruderhorn (auch 1mm Buchensperrholz) aufgeklebt, an dem das Höhenruderservo angreift. Das alles muß mitten im Rohbau montiert werden, nach Fertigstellung des Rumpfes kommt man da nicht mehr dran.

06 Kopfflügel montiert oben.jpg

Zum Schluss kommen noch die Nase und die Kabinenhaube dran, beides aus Balsaklötzen geschliffen.
Nach aufziehen von dünnem Spannpapier auf den Hauptflügel und merhmaligem Spannlackieren steht der Erstflug an.

08 fertig für Erstflug.jpg

Ach ja, wie man auf diesem Bild gut sieht, sind die Seitenflossen schon nach der ersten Landung garantiert ab. Also habe ich sie "abbar" gestaltet. Die unteren Hälften sind nur mit 2mm Dübelchen angesteckt und werden von je zwei Magnetpaaren (Durchmesser 3mm, 1mm dick) festgehalten. Das hatte sich schon bei einer Bugatti R100 bewährt.

Nur, wie startet man diesen Vogel?
Unter dem Flügel ist ja nichts, wo man anfassen kann.
Und hinten kriegt man das Gerät auch nicht in den Griff, wenn der Propeller aktiv ist.
Also habe ich nachträglich noch einen Haken unter dem Rumpf montiert, damit ich es per Flitsche probieren kann.
Geht auch ganz prima.
Aber der gewählte Antrieb (Eigenbau-Motor mit 4,7"x2,3" Klappschraube) ist eindeutig zu schmalbrüstig.
Das Modell fliegt zwar, aber nur so mit ach und krach, und wenn die Fahrt zu gering wird, werden Kurven schnell zum Spiralsturz.
Gepaart mit einer rabiaten Querruderwirkung war die Landung dann auch etwas überstürzt.

09 nach dem Erstflug.jpg

Inzwischen ist das 3D-Puzzle wieder zusammen und ein anderer Antrieb (auch Eigenbau, jetzt aber mit 5"x4" Starrluftschraube) sorgt für erheblich mehr Schub.
Wenn es mal wieder aufhört zu regnen, gibt es einen neuen "Erstflug".
Diesmal mit einem elektronischen Helferlein auf dem Querruder.
Ich bin gespannt.
Wenn der gut verläuft, wird die Oberfläche noch ein bißchen geglättet und die Fuhre angemalt.
 
Erstflug II.

Erstflug II.

Wie ich schon sagte, der erste Erstflug ist etwas überstürzt zuende gegangen, weil der Antrieb nicht ganz die Leistung brachte, die erforderlich gewesen wäre.
Eine 4,7"x2,3" Latte mit 9800 Umdrehungen im Stand ist halt nicht überwältigend.
Und wie ebenfalls schon geschildert ist der neue Antrieb etwas rustikaler.
Es ist ein 12N16P mit 27,5 mm Statordurchmesser, 15 Windungen pro Zahn im Dreieck an 3s.
Die Statorbreite von 3,5 mm passt gut zu den 4mmx5mmx2mm Magneten.
Mit einem Tsunami 10 und gespeist von 1000mAh treibt der Motor einen Graupner CamSlimProp auf 14280 Touren im Stand.
(Das klingt ziemlich giftig, von wegen leiser Elektroflug :rolleyes: )

10 neuer Antrieb.jpg

Den Schub habe ich noch nicht gemessen, aber man spürt, daß der Vogel in die Luft will.

Und wie er will.
Scheischeischeischeischei... ist das Ding schnell :eek:
Der Schwerpunkt wie von WinLängs berechnet stimmt, die Trimmung mußte nur ein wenig nach unten korrigiert werden. Die Neutralstellung des Höhenruders hatte ich als optische Verlängerung der Profiloberseite des Kopfflügels eingestellt.
Der Gyro auf dem Querruder ist bitternötig; auch so ist die Reaktion zackig. Es hätte ruhig weniger Ausschlag sein können.

In den Kurven schiebt das Modell etwas.
Ist wohl dem sehr kurzen Hebelarm der Seitenflossen geschuldet.
Auch ist kräftiger Zug am Höhenruder nötig um das Gerät in die Kurve zu zwingen.

Der Gleitflug ist deutlich langsamer, aber zu langsam ist auch nicht gut. Was das Teil macht, wenn man mal vorsätzlich die Fahrt ganz rauszieht, muß ich noch erkunden.
Der Landeanflug sollte mit ordentlich Fahrt durchgeführt werden.
Erst am Schluß sollte man ziehen, um die Fahrt rauszuhungern (Junge sei vorsichtig! Flieg nicht zu hoch und nicht zu schnell!)

Ach ja, noch was zur Lastverteilung.
Der incl. Spaltklappen 1,72 dm^2 große Kopfflügel hat eine Flächenbelastung von 42 g/dm^2, der Hauptflügel mit seinen 6,68 dm^2 wird mit 37 g/dm^2 beladen.

Als Slowflyer ist der Vogel eine Fehlbesetzung. Selbst der Park sollte nicht zu klein und nicht zu dicht mit Bäumen besetzt sein.
Gerade jetzt im Mai schlagen ja die Bäume aus, die Springbäume besonders.
Aber heute hatten sie keine Chance. Mit der Flitsche weg und nach wenigen Sekunden war sichere Höhe über den Bäumen erreicht.

Das Flugbild ist scharf :)
Aber dank der großräumigen Flugbahn ist es nicht einfach die Fluglage immer richtig zu erkennen. Dadurch daß die Seitenflossen auch nach unten ragen, ist nicht immer ganz klar, wohin die Nase zeigt und ob Normallage oder Rückenlage angesagt ist.
Eine aussagefähige Bemalung - ungeachtet des manntragenden Vorbildes - dürfte die Sache erleichtern.
Mal sehen, was ich da draufpinsele.

Wenn ich mich von dem Schrecken erholt habe, versuche ich es auch mal mit 2s. Das sollte eigentlich auch reichen.
 
Zum Abschluss noch ein kleiner Nachtrag.
Ganz so giftig, wie der erste Eindruck nahegelgt hat, ist das Modell nicht.
Es geht auch in gemäßigter Gangart. Man kann sogar bei abgestelltem Motor zeimlich viel Fahrt rausziehen, bis es abkippt und trudelt. Wenn man alles losläßt ist die Drehung sofort gestoppt und nach ein paar Metern kann man es wieder in die Waagerechte ziehen. Gas rein und der Spaß geht weiter.
Man sollte aber keine überwältigende Gleitzahl erwarten. Der pummelige Rumpf und die Spaltklappen vorne sorgen für Widerstand.

Wenn man sich erst an das Flugbid gewöhnt hat, stört es auch nicht, daß die Bemalung gegen den Himmel so gut wie nicht zu sehen ist. Man sieht eigentlich nur den Schattenriss.


Für das Geschwindigkeitspotential ein recht gutmütiges Flugzeug.
 
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