"Nurflügel" und FLZ-Vortex - Stabilitätsmaß verlässlich?

Hallo Nurflügel-Experten,

mich würden Eure Erfahrungen interessieren: Wie verlässlich sind die Rechenergebnisse der Programme "Nurflügel" und "FLZ-Vortex", was Stabilitätsmaß, Schränkung, Schwerpunktlage angeht? Gerade bei Nurflügeln müsste man ja eigentlich deutlich sehen, ob man Höhe nachtrimmen muss oder nicht.

Danke im Voraus für Eure Antworten!

Gruß
Carsten
 
Hallo Carsten,

zu den beiden Programmen kann ich Folgendes sagen:

"Nurflügel" stimmt bei Brettern recht gut. Sofern das Profilmoment des Profils stimmt. Dieses sollte man mit xFoil kurz überprüfen. Bei Pfeilen bis knapp 30 Grad Pfeilwinkel passt da Programm auch ganz ordentlich, bis auf eine sehr wichtige Einschränkung: Der Wingleteinfluss lässt sich nicht berechnen. Und so bekommt man immer zu wenig gestreckte und zu kurze Flügel. Der SP und der Neutralpunkt liegen hier darum immer zu weit vorne bzw. das Auslegungs-cA zu tief.

Das kann Flz_Vortex schon viel besser. Allerdings besteht auch hier das Problem mit dem "ungenauen" Profilmoment. Im Moment streiten die Experten, wie man dieses Manko behebt. Frank Ranis will evtl. x-Foil in Vortex integrieren, da dieses etwas bessere Ergebnisse liefert als Eppler. Zumindest was das cm anbelangt.

Du solltest mal "Ortho vs. Normal" durchlesen, da geht es auch viel um genau diese Problematik.
Dort habe ich z.B. auch beschrieben, dass unser (orthogonaler) x-mess, welcher mit Flz-Vortex gerechnet ist, sehr genau der Rechnung entspricht. SP, Klappenausschläge und sogar das Abrißverhalten wurden überraschend gut vorhergesagt.

Liebe Grüße
 

UweH

User
Hallo Carsten,

da ich vorwiegend Hortenmodelle und ab und zu auch Bretter auslege hab ich es leichter als die Wingletbauer und meist genügt ein aus der Erfahrung bewerteter Entwurf in Nurflügel um gute Modelle zu bauen. Aber wie Manfred schon geschrieben hat, der Profilmoment hat in allen Programmen Tücken und bei den letzten 3 Hortenmodellen mit 3 verschiedenen Profilstraks paßte deshalb der Schwerpunkt zwei mal auf den Milimeter und ein mal war er glatt um 10 mm daneben. Seltsamerweise paßten die Höhenruderausschläge der ursprünglichen Simulation dann zu den tatsächlich geflogenen 10 mm weiter vorne :confused:
Je kleiner die Re-Zahl wird umso mehr Probleme haben die Programme mit dem Profilmoment, auch das X-Foil.
Es gibt außer dem "Ortho vs. Normal" -Thread und dem was in Ulfs "Sarabande"-Thread zu dem Thema steht noch mehr Beiträge dazu, wenn Dich das sehr interessiert kannst Du auch mal die Suche bemühen ;)

Gruß,

Uwe.
 

Peter K

Vereinsmitglied
Oft kommt auch noch dazu, dass die Brett-Profile auf hohe Leistung getrimmt sind und keinen ausgeprägten S-Schlag mehr haben. Das positive Moment wird erst auf den letzten mm der Profiltiefe erreicht ... und genau dieser Bereich fällt meist der Schleiflatte zum Opfer, eine Ausnahme sind die Schalentiere.

Auch bei Modellen mit massiver Endleiste aus Balsa ist deren konische, aber geradlinige Formgebung mitverantwortlich, dass die Ruder stärker angestellt werden müssen als in der Rechnung. Das kann man etwas korrigieren, indem die gewässerte Endleiste mit S-Schlag fixiert wird ... nach dem trocknen hat sie dann eine entsprechende Form. Auf diese Weise läßt sich auch eine Verwindung in Holzruder einbauen.
 

Chrima

User
Wie verlässlich sind die Rechenergebnisse der Programme "Nurflügel"...

Hallo Carsten
Bei meinem Wiedereinstieg ins "Fliegerln" damals mit einem gekauften Epp-Pfeil brauchte ich bestimmt 10 Würfe bis ich den SP fand. (trotz Anleitung!)

Mein erster eigener Pfeil flog dank "Ranis" gleich beim 1. Wurf seine 100m.

Nach ca. 6 weiteren Erstflügen ergibt sich für mich folgende Erkenntnis;
- man kann gut von Beginn an auf 3.5 - 4% Stabilitätsmass gehen
aber wichtig;
- den fertigen, zusammengebauten Flieger genau ausmessen und so ins Programm übertragen. Nicht nur ungefähr ! ;)

Grüsse
Chrima
 
Herzlichen Dank!
Ich entnehme den Antworten, dass das Stabilitätsmaß von beiden Programmen recht präzise vorhergesagt wird, wenn die Eppler-Ergebnisse fürs cm0 einigermaßen stimmen. (Winglets interessieren mich im Moment nicht.)

Gibt es Faustregeln, wann die Eppler-cm0-Werte stimmen und wann nicht?
Beispiel: ein Selig-Profil (konkret S-3010). Meine Vermutung wäre, dass hier die Vorhersage recht zuverlässig ist. Oder?

Nochmals danke
Gruß
Carsten
 
Rechengenauigkeit

Rechengenauigkeit

Hallo Carsten,

ich habe etliche Flieger mit beiden Programmen gerechnet, immer habe ich mich auf die Ergebnisse für den Erstflug verlassen können. Wenn es Unstimmigkeiten mit den Programmen von F. RANIS gab, hat sich im Nachhinein herausgestellt, dass ich Fehler begangen hatte. Soweit vorab.

Ich glaube, dass Deine Ausgangsfrage anders gemeint war: "Sind die Rechenergebnisse aus Nurflügel und Vortex für den Erstflug brauchbar?" Brauchbar bedeutet für mich, dass der Flieger beim Erstflug unbeschadet überlebt und beim Piloten keine weichen Kniee hinterläß. Wie ist das erreichbar?
Nehme einen Flieger, gleich ob mit oder ohne Leitwerk, der Deinen Ansprüchen genügt, sich gutmütig fliegen läßt,

< simuliere diesen Flieger in Vortex,
< gebe die geflogene Sp-Lage ein und rechne das Stab-Maß bei einem Flugzeug-CA=0,3 aus,
< übertrage dieses Stab-Maß auf den neuen Flieger
< und rechne damit die Sp-Lage für der Erstflug aus.

Damit hast Du eine Basis gefunden, von der aus Du mit der Sp-Lage spielen und die Auswirkungen im Fluge beurteilen kannst.
Die Zahl des Stab-Maßes spielt eigentlich keine Rolle, sie ist lediglich eine Vergleichsgröße von Flieger A zu Flieger B!

Etwas anderes, das Ausmessen des SP`s am Flieger.
Immer wieder werden SP-Angaben angegeben, die eine Genauigkeit von 1mm und kleiner ausweisen. Diese Genauigkeit ist am fertigen Flieger nicht auszumessen, besonders dann nicht, wenn der Flügel auf seiner Unterseite rechts und links vom Rumpf unterstützt wird.
Ich schlage folgendes vor:
< Übertrage die Sp-Lage von Vortex auf die Oberseite des Flügels, wie sie in Vortex angegeben wird,
< dort klebe auf der Oberseite des Flügels einen Draht mit einer Öse ein,
< beim Rumpf auf seiner Oberseite,
< an der Öse den Flieger um die Querachse auspendeln und auswiegen,
< gleichzeitig sieht man, ob der Flieger um die Längsachse ausgewogen ist.

Viel Erfolg, Gruß und tschö wa, Hans.
 

Hans Rupp

Vereinsmitglied
Hallo Carsten,

beim S3010 in gesundem Rezahlbereich sehe ich keine Probleme.

Sobald Blasen in größerem Umfang zu erwarten sind ist Vorsicht angebracht, noch besser aber ein anderes Profil ;)

Ungenau hinsichtlich des berechneten Profimoments wird es bei Profilen, die an der Endleisten einen ausgeprägten Kick haben. Das betrifft aber Eppler genauso wie XFOIL und auch das Verfahren von FLZ-Vortex und liegt auch an der Bauungenauigkeit wie Peter sie beschreibt, aber nicht nur. Die in der Realität vorhandene Endleistumströmung wird nicht bzw. nicht richtig modlliert. So meine Einschätzung.

Hans

P.S. Nurflügel setzt den Epplercode ein, FLZ-Vortex ein von Frank selbst gestricktes Rechenmodell.
 
Nochmals vielen Dank für Eure informativen Beiträge!
Im Moment geht es mir um sehr grundsätzliche Fragen; einen realen Flieger mit S-3010 wird es nicht geben.

Viele Grüße
Carsten
 
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