Auch meine Ente Robbe Kormoran von 1997 fliegt - heute besser den je!
Auch meine Ente Robbe Kormoran von 1997 fliegt - heute besser den je!
1997 bekam ich die Ente zu Weihnachten geschenkt. Mein erster Elektro-Flieger. Davor lagen 15 Jahre Modellbaupause. Bis dahin flog ich u.a. Graupners Taxi und Robbes Marabu 6 mit Motoraufsatz und COX. Viel Lärm und viel Spaß.
Mit der Ente aber quälte ich mich. Das anständig gebaute Modell mit Speed 600 und 7 NiCD Zellen bekam als Premiere einen Handstart ohne Motor, so wie ich mit allen früheren Modellen das Einfliegen immer begann. Der Erstflug dauerte 1 Sekunde, Nase sofort nach unten in den Dreck, Bruch. Also Reparatur und nachfolgend viele, viele Versuche, bis das Modell endlich mehr schlecht als recht irgendwie in der Luft blieb.
Der Speed 600 VIEL zu schwach. Die Canard-Flaps musste ich 7mm (!) nach unten trimmen, damit blieb die Ente man gerade so oben, aber wehe man kurvte zu eng ein, da gings brutal abwärts. Der Kormoran flog wie eine bleierne Ente. Gleiten ohne Gas brachte die Ente oft zum 'nicken', die Nase pendelte rasch auf und ab. Nur mit mehr Tiefentrimm lies das nach, oder mit Gas. Dieses Fliegen war so gar keine Freude – es war Arbeit. Aber lehrreich. So landete Kormoran im Hangar, staubte ein.
2012 – es gibt Lipos und Brushless. UND es gibt die Foren im Internet. Ich lese über das Trimmen von Entenmodellen und deren Eigenheiten. Und
im RCN Wiki über den Kormoran steht: „Mit leicht hochgestellten Querrudern brauchbare Flugeigenschaften“. Das war der Durchbruch.
Von da ab haben meine weiteren Anpassungen gefruchtet – so fliegt meine Ente heute wie sie soll - und sie macht endlich Spaß.
Mein Kormoran:
- hat ein 9g Servo für die Canards, das mit Holzklötzchen an der rechten Rumpfwand sitzt, etwa in der Rumpfmitte. Anlenkung über einen Stahldraht, der rechts an der Rumpfwand entlang läuft.
- Der Platz links neben dem Canard-Servo ist für den Empfänger.
- Das QR Servo ist noch das alte, schwere Standardservo aus den 90gern. Es tut wie ehedem seinen Dienst, sitzt unter der Fläche.
- Motor ist ein China-Billigheimer EMP C3536 KV 1300, wiegt 102g.
- Spinner = Original mit Mittelstück 52mm
- Klappluftschraube Aeronaut 9x5 (sauber gewuchtet)
- Antrieb nimmt sich aus 3S Lipo, 25C, 2200 etwa 24A und dreht die Latte auf 12.200 Touren.
- Regler 40A Hobbywing.
- Akku 3S 2400/2200 sitzt vorn unter der Haube auf Klettband so, dass er für korrekten SP vor und zurückgesetzt werden kann.
Trimm:
- SP 94 mm
- QR Flaps stehen beide 2 mm nach oben.
- KEINE QR Differenzierung, eine Ente braucht das nicht.
- Expos: Empfehle ich zu Beginn wenig, um die ursprüngliche Modellcharakteristik kennenzulernen, dann nach eigenen Vorlieben zu erhöhen
- Canard Flaps stehen für Normalflug aus der Mitte etwa 2mm nach unten, damit steht die Flap-Unterseite fast parallell zur Canard Unterseite.
- Ausschläge: Erfliegen, weniger ist mehr. QR so viel, das die Ente noch gut rollt.
- HR-Canard: Soweit reduzieren, das mit voll gezogenem HR die engste, gewünschte Kurve möglich bleibt und die Ente beim ziehen nicht nickt.
Fliegen:
Start: Mit ½ – ¾ Gas, beherzter Schub so ca. 30° in den Himmel, geradeaus.
(Der Stoß in gerader Richtung gelingt besser, wenn man das Modell ca. 10 cm vorm SP anfasst. Weiter hinten ist die Gefahr größer, beim Abwurf ungewollt die Nase nach unten zu kippen. Ich habe das 'trocken geübt').
Die 9x5 Latte ist so klein, das ich mich beim Starten noch nie an der Abwurfhand verletzt habe. Dennoch aber immer Obacht, vor allem bei größeren Latten.
Steigen: Ich kann mit bis zu 60° steigen. Nicht zu langsam werden! Sonst geht die HR-Wirkung verloren, die Canard-Flaps werden ja nicht von der Luftschraube angeströmt. Überzieht die Ente beim Steigen, braucht es mehr mehr Fahrt und Höhe zum Abfangen als bei Flächenmodellen.
Looping: Auf genügend Fahrt achten, sonst 'verhungert' die Ente im Scheitel.
Rollen: In Sicherheitshöhe genügend Fahrt und auf dem Rücken dann etwas drücken.
Gleiten: Auf genügend Fahrt achten, dann sinkt die Ente in den Kurven auch nicht so sehr, wenn man es mit der Querlage nicht übertreibt.
Landen: Kormoran ist KEIN Segler. Die Charakteristik beim Anschweben ist anders – ist man einmal langsam geworden, kann man nicht so 'verlängern', wie mit einem Segler gewohnt. Gleitet man langsam und zieht immer weiter Höhe, nimmt die Ente nicht wie beim Segler die Nase rauf und überzieht auch nicht sondern wird ggfs. noch langsamer, beginnt zu 'nicken' und kommt dann runter. Wie immer: je eher man Landekurven und Anschweben übt, kennenlernt, desto besser.
Zukunft:
- Flächen und Canards muss ich farblich umgestalten. Schon mehrfach habe ich die Orientierung verloren. Aktuell sind Ober- und Unterseite der Flächen dunkelblau. Entsprechend der Seite Color Theory for Models werde ich das ändern.
- Die Lötung der Stahldrahtwinkel, vorn, die die Canards anlenken, hat sich gelöst. Die Winkel verdrehen sich gegeneinander, schwergängig. Nachlöten traute ich mich nicht aus Angst, das die Hitze den Rumpf anschmilzt. Eine Reparatur mit Epoxy ist nicht gut gelungen. Noch habe ich keine 'bright idea', wie ich das endgültig in Ordnung bringe und werde mir was einfallen lassen müssen.
- Jede Landung, noch so sanft, ist Stress für die Canards und die Stahldrähte, auf denen sie sitzen. Sie verbiegen sich mehr oder weniger, müssen gerade gebogen - neu ausgerichtet werden. Womöglich bekommt mein Kormoran vorn einen Stahldrahtsporn unten am Rumpf, so, dass bei Landungen in die Wiese die Nase mit den Canards weniger tief ins Gras eintaucht.
- Vielleicht ersetze ich das QR-Servo durch 2 separat angesteuerte 9g Servos und etabliere, das ich im Flug das Hochstellen der QR-Flaps trimmen kann. Womöglich sind die aktuellen 2mm 'hoch' noch nicht optimal. Mit RCN-User schulzi hatte ich einen angenehmen Mailkontakt, in dem wir uns über den Kormoran austauschten. Seiner hat die 2 separaten QR-Servos, doch hat bei ihm dieses Trimmen nicht so viel gebracht. Möglicherweise mach ich es trotzdem. Denn mit SnapFlap wurde auch schulzis Kormoran noch wendiger.
Viel habe ich profitiert vom Know-How in Foren – so gebe ich, wenn gewünscht, gern meine Erfahrungen weiter. Für mich ist der Kormoran ein seltenes Schätzchen, ein 'Hingucker', den ich heute noch zwischendrin immer wieder mal fliege. Was die Ente in professionellen Händen kann, sieht man in diesem
YouTube Video von Kurt. Der fliegt noch etwas besser als ich, aber man kann sich ja immer verbessern.
Holm und Rippenbruch wünscht aus der Eifel
Wolfgang