Temperatur für Spritzen von Vorgelaten

Jambo

User
Liebe Formenbaukollegen

Meinen ersten Gfk-Flieger hab ich um die Sommerzeit gebaut und hatte somit auch keine Temperaturprobleme. Nun gehts aber ums Spritzen der Formen mit Vorgelat. Kann ich Vorgelat bei den momentan dem Gefrierpunkt nahe stehenden Temperaturen problemlos spirtzen oder braucht es eine gewisse Mindesttemperatur. Ich spritze nämlich im Freien und hab sonst keine Möglichkeit. Die Formen transportiere ich von zuhause an meinen Spritzstandort (ca. 10 Min.). Sie sind also bei Zimmertemperatur gelagert und die ganze Farbpanscherei mache ich auch drinnen bei Zimmertemperatur. Nur der eigentlich "Spritzakt" findet draussen statt.
Würde mich über eine Antwort und eure Erfahrungen freuen.

Gruss aus der Schweiz!

Sämi
 

Arne

User
Hallo!

Meiner Erfahrung nach wird es unter 10° unschön. Ich habe das Problem auch, spritze in der Garage. Formen werden auch bei Zimmertemperatur gelagert und erst im letzten Moment rausgeholt. Farben mischen etc. auch drinnen, evtl. fertige Ansätze abgedeckt ne Viertelstunde auf der Heizung vorwärmen, das hilft noch ein paar Minuten.
Bei den aktuellen Temperaturen habe ich so meine Zweifel, dass noch alles gut funktioniert. Muss jetzt aber auch noch ne Flächenform lackieren.

Kommt auf nen Versuch an, läßt sich jetzt so nicht so einfach sagen. Auf jeden fall das Vorelat weit verdünnen, damit es bei der entsprechend höheren Viskosität bei den Temperaturen (hoffentlich) noch vernünftig spritzfähig bleibt.

Gruß Arne
 

Jambo

User
Danke Arne

Ging ja blitzschnell mit deiner Antwort. Würde mich freuen, wenn du mir dann dein Resultat bekanntgeben könntest. Wieviel Aceton soll ich denn ins Vorgelat mischen. Ich verwende das Larit T-30 Vorgelat mit dem Curox M300 Härter von Lange+Ritter. Dort hat man mir gesagt zum Vorgelat 2% Härter und ca. 5% Aceton. Ich habe mir gedacht, dass es doch etwas gefährlich sein könnte, wenn ich zuviel Aceton beimische. Das Aceton löst mir sonst den W70 Trennwachs auf.

Gruss

Sämi
 

Arne

User
Hallo Sämi!

War Zufall, dass ich es schnell gesehen hatte.
Das T 30 (ist genau das richtige) ist ja im Lieferzustand mehr ne Pampe. 1,5-2 % Härter, das ist polyestertypisch sehr unkritisch. Mit 5 % Aceton bekommst du das durch keine Pistole, das ist eigentlich Schwachsinn. Die meisten, die ich kenne, lackieren mit 20-50% Acetonzugabe. Ich meistens sogar mit 80%. Klingt fies, ist es aber nicht und so bekomme ich es durch eine 0,8er Düse und das mit dann sehr feinem Sprühnebel. Das Trennen mit W 70 oder auch Mirrorglaze ist völlig problemlos. Ich nehme an, dass ein guter Teil Aceton sich schon im Sprühnebel verflüchtigt.
Weiters habe ich 20 % Farbpaste im Vorgelat für gute Deckkraft. Das ist mehr als die empfohlenen max. 15, funktioniert aber bei mir und Kollegen sehr gut und deckt halt nochmal besser.

Gruß Arne
 

Jambo

User
Danke Arne!

Tönt ja nach einer gewaltigen Menge Aceton. Werde es ausprobieren.

Nur die Temperatur macht mir etwas Sorgen. Was kann denn genau schieflaufen. Wird das Vorgelat einfach dann nicht trocken und ich muss es im schlimmsten Fall mit Aceton aus der Form waschen oder was habe ich zu befürchten. Möchte meine tollen Formen nicht schon beim 2. Versuch zerstören.

Gruss

Sämi
 

LS8-18

Vereinsmitglied
Moin

Also das mit den Temperaturen ist kein Problem. Wenn Du die gespritzten Formen draußen lassen würdest, dann ja, aber ansonsten nicht. Was soll denn da passieren? -> Die Reaktion läuft nicht ab.
Wenn Du die Form reinstellst ist es ja wieder warm genug und das Vorgelat härtet aus. Habe ich letzte Woche genauso gemacht bei -5°C. Alles vorbereitet, Lack angerührt, Formen raus, gespritzt und wieder rein. 20 min gewartet und dann mit dem Heißluftfön das aushärten etwas beschleunigt. Wollte ja alle 4 Wingletschalen noch an dem Mittag fertig laminieren. ;)
Auf das Spritzen hatte die Temperatur keinen Einfluß sondern lediglich auf das folgende Aushärten. Wird also schon klappen! ;)
Warum solltest Du dabei Deine Form zerstören? Vorrausgesetzt Du hast gut eingetrennt, dann ist das doch kein Problem oder? :)
 

CHP

User
Ich muß diesen Thread hier leider nochmal ausgraben:


Ich habe T-30, Curox M-100 und Larit W-70 verarbeitet. Mit 50% Aceton verdünnt.

Curox M-100 ist weniger reaktiv als der normalerweise verwendete MEKP-Härter Curox M-300. Das ergibt eine längere Verarbeitungszeit.

Bei sommerlichen Temperaturen erfahrungsgemäß kein Problem.

Ich habe es nun bei etwa 13°C-14°C verarbeitet und wegen des Gestankes bei 8°C-10°C über Nacht in der Garage stehen lassen. Wahrscheinlich hat sich beim Spritzen wegen zu niedriger Temperatur das Aceton nicht vollständig verflüchtigt.

Es hat zwar angehärtet, ist aber nach 48h noch sehr stark klebrig an der Oberfläche. Deutlich klebriger als normalerweise üblich.

Die letzte Nacht in der gut geheizten Werkstatt hat leider keine wesentliche Verbesserung gebracht.


Nun ist guter Rat teuer. Weiter abwarten oder aus der Form kratzen/wischen?

Entweicht das Aceton aus dem Vorgelat, wenn man es länger liegen läßt?

Wärmebehandlung mit Fön oder Heizdecke?

Welche Vorgehensweise empfiehlt sich?
 

Gideon

Vereinsmitglied
Hallo Christian,

laut Voss sollten für Gelcoats nur "schnelle Härter", die Topfzeiten von ca. 15 - 20 min bei Raumtemperatur aufweisen, verwendet werden.

Grund :
eine zu dünne Schicht oder ein zu langsamer Härter hat zur Folge, dass zuviel Styrol aus dem Auftrag ausdunstet und somit ungenügend davon für eine ordnungsgemässe Vernetzung zur Verfügung steht.
Zusätzlich wird durch die niedrige Temperatur die ganze Reaktion extrem verlangsamt. Temperaturen von 20 - 25°C sind nicht umsonst als optimal gennant.

MGS sagt dazu noch:
Wichtig: die zugegebenen Lösemittel müssen aus der aufgetragenen Schicht vor dem Gelieren entweichen. Deshalb dürfen nur dünne Schichten ( max. 50 - 60?) in einem Abeitsgang aufgetragen werden, die ca. 5 - 10 Min. ablüften müssen. Danach können im selben Arbeitstakt weitere Schichten "nass in nass“ aufgetragen werden. Durch die zusätzliche Einmischung von 10 - 30% Lösemittel verlängert sich die Topfzeit auf ca. 50 - 60 Min..


Hoffe, das trifft´s

Stefan
 

Gideon

Vereinsmitglied
Achso: imho bringt da jetzt NICHTS mehr vernünftige Ergebnisse.
Ich würde zukünftig nur den Standard-MEKP verwenden und zumindest die Werkstatt + Garage etwas aufheizen.
 

CHP

User
Es härtet immer noch und die Vernetzung scheint noch zuzunehmen. Aber wirklich sehr, sehr langsam! Somit besteht Hoffung, dass ich das Zeug ohne großes Maleur wieder aus der Form herausbringe.

Die Empfehlungen bzgl. des Härters sind sinnvoll.

Ich hatte allerdings das letzte Mal im Sommer bei 30°C bis 35°C Vorgelat gespritzt und da war die Verarbeitungszeit des Standardhärters sehr kurz geworden. Daraufhin hatte ich dann den weniger reaktiven Härter verwendet.

Dass das im Winter nicht mehr funktioniert, hätte ich mir natürlich denken müssen. Ich werde das nächste Mal Standardhärter verwenden.

Zu den Lösungsmitteln:

Zumindest bei sommerlichen Temperaturen konnte ich folgende Beobachtung machen:

Nach dem Spritzen des Vorgelats wollte ich die Pistole mit Aceton reinigen, da ich kein Butylacetat mehr hatte. Ich war dabei zunächst erstaunt, dass bei ca. 20 cm Abstand zur abdeckenden Zeitung auf dieser kein Acetonnebel anzukommen schien. Zunächst dachte ich, dass meine Pistole verstopft sei, was aber nicht der Fall war. Es stellte sich heraus, dass das Aceton vollständig verdunstet war, bevor es die Zeitung erreichen konnte. Die Zeitung blieb vollkommen trocken!

Ich kann jetzt natürlich nicht mit Sicherheit sagen, ob bei einem Vorgelat-Acetongemisch der Acetonanteil sich ebenfalls vollständig verflüchtigt, aber zumindest zum größten Teil scheint dies der Fall zu sein.

Es kommt beim Verdünnen also weniger auf die gespritzte Schichtdicke mit der Möglichkeit des anschließenden Entweichens aus der gespritzten Schicht an, wie oftmals seitens der Anbieter von Vorgelat behauptet wird. Vielmehr ist die Wahl eines Lösungsmittels mit besonders niedrigem Siedepunkt/Dampfdruck entscheidend, damit sich dieses schon vor dem Auftreffen auf der Formoberfläche verflüchtigen kann und dort nur das Vorgelat an sich ankommt.

Deshalb funktioniert das Verfahren mit Aceton, nicht aber mit Spiritus/Ethanol oder ähnlichem.
 

Gideon

Vereinsmitglied
Danke für die wirklich ausführliche Info. Bestünde die Möglichkeit seitens
des Modis hier ein Sticky zu machen ?


Stefan
 

CHP

User
Hier nochmal eine kurze Rückmeldung zur Härtung:

Die UP-Schichten, die mit dem wenig reaktivem Curox M-100 verarbeitet wurden, sind ausgehärtet. Hat ziemlich lange gedauert.

Gestern habe ich dann eine Form mit UP und Standardhärter gespritzt. Dies geschah bei vergleichbaren Bedingungen wie beim M-100.

Ergebnis: Heute vollständig ausgehärtet.

Fazit: Wenig reaktive Härter nur im Sommer bei sehr hohen Temperaturen (>30°C) verwenden, wenn die Verarbeitungszeit des Standardhärters sehr kurz wird. Eigentlich eine triviale Erkenntnis.

Auf die Verflüchtigung des Aceton hatten folglich die relativ geringen Temperaturen von 12°C bis 13°C bei der Verarbeitung keinen erkennbaren Einfluß.
 
Hallo,

ich hol den Thread nochmal hoch;

Vor ein paar Wochen, als es noch nicht so kalt war, hab ich bei knapp über 0°C mit UP - Vorgelat Formen lackiert; die ersten Flächen sind schon raus - äußerst zufriedenstellendes Ergebnis!

Da ich vor der Flugsaison nochmals Flächen machen will - irgend wann muss es ja wieder wärmer werden:

Welche (kalte) Tempratur ist zum Spritzen von Vorgelat kritisch / die Grenze?

Hat schon jemand bei ca. -5°C Vorgelat gespritzt? Mit welchem Ergebnis?

Grüße

Andreas
 
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