Gewebezuschnitte

wolli

Vereinsmitglied
Hat jemand von euch eine Ahnung, ob man das lästige Zuschneiden von Glas, AFK und CFK automatisieren kann??? Wie machen das die Profis :confused: .
Lässt sich sowas CNC-technisch lösen (Z.B: Laser oder Wasserstrahlschneiden )

Gruß Wolli
 

wolli

Vereinsmitglied
Ja, Schere bei Aramid sehe ich ja ein, bei feineren ( bis 450g :) ) Glas- und Kohlegeweben ist das Rollenmesser auf der Gummimatte schon ein echter Fortschritt - aber das kann doch nicht immer so weitergehen!!?
 

Yeti

User
Hi Wolli,

wie professionell hättest du's denn gerne?

1. Nehmen wir die Kunststoffwerkstatt eines großen deutschen Luft- und Raumfahrt- Forschungszentrums, in der vornehmlich Windkanalmodelle gebaut werden. Die Jungs bauen mit beeindruckender Sorgfalt und Genauigkeit und benutzen zum Gewebe schneiden eine Schere. Ausgehärtete Gewebe-Überstände an der Formkante werden z.T. mit einer Art Oberfräse passend gefräst. Kilopreis des fertigen Modells: fast unbezahlbar, dafür eine Genauigkeit bei Klebespalten, Faserwinkeln und Bauteildicken (Faservolumengehalt), die man eigentlich nur aus der Metallbearbeitung gewohnt ist.

2. Oder der Flügelbau eines großen Segelflugzeuges: Das Gewebe wird mit einer Schere zugeschnitten. Kilopreis der fertigen Struktur ca. 400,- EUR (bei "normalen" Segelflugzeugen, bei denen es nicht auf das letzte Gramm ankommt wegen nicht ganz so extremer Sorgfalt noch die Hälfte; Gewebezuschnitt auch mit der Schere). Für Klebewinkel (+/-45°), die aus vielen Einzelstreifen zusammengestückelt werden müssten, werden z.T. auch fertige Gewebebänder eingesetzt, die von der Rolle bereits die gewünschte Faserorientierung aufweisen. Wer sowas beim Modellbau nutzen möchte, sollte allerdings aufpassen, welche Schlichte bei der Herstellung dieser Bänder (gilt auch für Gewebeschläuche) aufgebracht wurde. Auch bei Epoxischlichten gibt es Unterschiede, die sich vor allem bei der Dauerfestigkeit der Teile zeigen.

3. Rotorblattherstellung für Windkraftanlagen: Sowas wird so konstruiert, dass man kein Gewebe zuschneiden muss, sondern alles so passt, wie es von der Rolle kommt. Bei 3,50m Profiltiefe muss man das sowieso aus mehreren Bahnen zusammensetzen. Was hinterher übersteht, wird am ausgehärteten Bauteil abgetrennt. Kilopreis der Blattstruktur: 13 EUR. Rationalisierung vor allem beim Tränken des Gewebes (Tränkvorrichtungen). Auf diese Weise erzeugen diese Profis ein ganzes Rotorblatt an einem Tag (über 5 Tonnen GfK täglich, die Hälfte davon Fasern).

4. Großflugzeugindustrie (z.B. Airbus-Seitenleitwerke): Hier kommen ausschließlich Prepregs (vorgetränkes Gewebe oder Gelege, das tiefgekühlt eine Weile lagerfähig ist und erst unter hohem Druck und hohen Temperaturen im Autoklaven aushärtet) zum Einsatz. Kilopreis hier: ca. 2000,- EUR für ein fertiges SLW. Zum Teil werden die Prepregs (pre-impregnated) mit NC-gesteuerten Tape-Legemaschinen in die Form gelegt oder NC-gesteuert ausgeschnitten. Mit dem Wasserstrahl kann man nur ausgehärtete Teile beschneiden. Für Prepregs ist es so eine Art oszillierendes Messer. Trockenes Gewebe kann man damit aber nicht zuschneiden, da sich die Fasern verziehen würden.

5. Massenproduktion für die Sportartikel und Automobilindustrie: Hier werden z.T. sogenannte Preforms eingesetzt. Das heißt, dass sämtliches Gewebe für das Bauteil schon fertig zugeschnitten und in die entsprechende Form vernäht ist. Diese Preforms werden dann im Injektionsverfahren, bei dem das Harz unter Druck in einer beidseitigen Form in das Gewebe eingespritzt wird, getränkt und unter hohem Druck und hohen Temperaturen ausgehärtet (Taktzeiten unter 10 min.).

Fazit: Erst bei hohen Stückzahlen oder hohen Anforderungen an die Reproduzierbarkeit der Bauteilqualität lohnt sich der Einsatz von automatisierten Verfahren. Das ist immer mit immensen Investitionskosten verbunden, so dass die Profis, die es mit eher kleinen Stückzahlen zu tun haben, auch zur Schere greifen, um das Gewebe zuzuschneiden. Die Möglichkeiten für eine rationellere Fertigung beschränken sich hier eher auf das Tränkverfahren und die Wahl geeigneter Halbzeuge, mit denen sich Verschnitt und auch unnötige Überlappungen (=Gewicht) sparen lässt.

Gruß Yeti
 

Claus Eckert

Moderator
Teammitglied
Hallo Wolli,

bei uns in der Nähe von Traunstein gibt es eine Firma die seit vielen Jahren Kajaks, Surfbretter (waren bekannt unter dem Namen Brewi) und diverse andere Kunststoffteile herstellt. Inzwischen werden dort unter anderem Kotflügel aus CfK für einen deutschen Motorradbauer gefertigt (Die haben das Kohlegewebe mit dem schönen blauen Faden drin, bekommt man aber leider nicht). Auch CfK-Teile für Rennsportfahrzeuge werden dort produziert. Da ich dort manchmal Harz und Gewebe beziehe, weiß ich natürlich das die ihr Gewebe mit einer CNC-Anlage schneiden. Besonders bei großen Flächen und 45 Grad Zuschnitt hat sich diese Maschine bewährt. Als Schneideeinrichtung ist an diesem Gerät eine elektrischen Schere befestigt. Wie groß der Verfahrweg ist, weiß ich jetzt gar nicht. Aber er war in der Längsrichtung einige Meter.
Auch einen Autoklaven und vieles mehr haben die dort. Jedes Mal wenn ich dann heimkomme und mit meinen armseligen Mitteln wie Pinsel, Vakuumpumpe usw. arbeite, erkenne ich schlagartig den Unterschied zwischen Profi und "Harzpanscherei".

Beste Grüße

Claus
 

speed

Vereinsmitglied
Hallo Wolli,
ich verwende seit einigen Jahren eine elektrische Schere von Kress. Die Zeitersparnis zeigt sich besonders bei dünnen Geweben (25, 50 g/m**2).
Diese Schere hat ca. 40 € gekostet.
Otto
 

Claus Eckert

Moderator
Teammitglied
Hi Wolli,

wann fährst Du? Vielleicht können wir uns mal treffen? Hast Du Modelle dabei?

Beste Grüße

Claus aus Übersee am Chiemsee
 

Claus Eckert

Moderator
Teammitglied
Hi Wolli,

wann fährst Du? Vielleicht können wir uns mal treffen? Hast Du Modelle dabei?

Beste Grüße

Claus aus Übersee am Chiemsee
 
Wo gibt es denn die Rollmesser zu kaufen, ich hab sowas noch nicht gesehen ausser bei "Call a Pizza", aber sowas könnt Ihr doch nicht meinen ?, oder doch ?? und was für eine Unterlage soll man nehmen ?. Ich hätte entweder Holz oder ne fette Glasplatte. Schneidet man denn ne Gummimatte mit nem Rollmesser nich sauber durch ?

Ich brauch das demnächst auch öfter, weil ich mit 49 gr. Gewebe zukünftig meine Modelle beschichten will und dis Zeuch rutscht auch noch beim schneiden ständich wech :(

Gruß LarS 8-)

[ 05. August 2002, 10:22: Beitrag editiert von: LarS.baeter ]
 

Yeti

User
Hi Cäpt'n Lars,

allet mögliche, wat mit Fasern, Harz und die Verarbeitung zu tun hat, jibbet bei R&G. Und natürlich ooch Rollmesser, z.B. mit Klinge 28mm für 12,70 EUR oder mit 45mm Klinge für 15,70 EUR.

Unter die obige Adresse jibbets och'n Katalog zum Download.

Abba ma abwarten, vielleicht hat ja no eena'n Tipp, wo dit jünstiger zu koofen iss...

Gruß Yeti
 
Ooohmann, na ich bin ja nen Leichtmatrose :D :D Na Klar, son Zeuch kooft man bei R&G oder bei EMC. Da hab ich doch ooch schon geordert. Na Supi, dann werd ich mal meinen Werkzeugbestand etwas aufbessern. Mal kieken obs da auch ne Schneidunterlage gibt.

vielen Dank, gruß LarS 8-)
 

Kleinatze

Vereinsmitglied
Moin!

Was auch gut funktioniert, sind Tapetenscheren aus dem Malerbedarf. Die haben eine einseitig microverzahnte Schneide. Allerdings taugen die nicht für Kevlar, und sind auch relativ schnell stumpf, aber auch nicht sooo teuer.

Frohes Panschen!

Gruß Andreas, der gerade nen Rumpf laminiert hat, und seine erste Propellerform baut.
 
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