Temperbox (Verzüge)

AJ

User
Hi,

hat jemand Erfahrung mit einer Temperbox ?

Habe mir vor längerer Zeit mal eine gebaut (ursprünglich, damit z.B. Lack schneller aushärtet, weniger für Laminate), funktioniert gut, mache jetzt auch Tests mit Vakuumpressen in der Temperbox.
Dabei habe ich festgestellt, dass sich z.B. eine 16mm Spanplatte bzw. beschichteter Regalboden
sind ziemlich verzieht, und somit auch die Flächen bzw. das Pressgut auf der dieser Platte.
Ich tempere bei 50°C (mit Thermostat geregelt).

Hat jemand einen Vorschlag, wie ich diese Verzüge verhindern kann? Habe schon an eine dickere (19mm oder dicker?) Tischerplatte gedacht....

Vielen Dank schonmal

[ 16. März 2003, 20:51: Beitrag editiert von: AJ ]
 
Andreas,
der Fehler liegt im Ansatz: Holz verzieht sich grundsätzlich, wenn sich die Luftfeuchtigkeit ändert. Du wirst also - egal mit welcher Holzvariante - immer Verzugsprobleme haben.

Spanplatte verzieht sich aber nur dann stark, wenn man asymmetrisch heizt/belüftet. Ich habe auch eine Temperatur-geregelte Temperkammer, aber da habe ich immer eine ganz hübsche Anzahl Ventilatoren im Einsatz. Mit diesen Ventilatoren halten sich Verzüge von Trägerplatten aus Holz in Grenzen, lassen sich aber wie gesagt nicht vermeiden. Die beidseitige Umlüftung ist stets wichtig. Eine Spanplatte mit einseitig aufgeklebten Objekt-Träger ;) , also einer Glas- oder Plexiglasscheibe, wird niemals tempertauglich sein. Eine solche Konstruktion verzieht sich grundsätzlich, weil nur einseitige Be- und Entlüftung stattfinet.

Auf die beschriebene Weise mit der Umluft kann man komplett krumme Platten verhindern, sofern es sich um doppelseitig offene/geschlossene Platten handelt. Einseitig beschichtete Systeme oder eben asymmetrisch belüftete Platten werden Dich stets mit unkontrollierbaren Verzügen erfreuen.
Siggi
 

AJ

User
Hi Siggi,

einen Ventilator hab ich auch im Einsatz. Allerdings nur einen.

Ich hab noch einen weiteren Verdacht für die Verzüge. Denn seltsamerweise bilden die Platten
immer ihre konkave Seite zur Wärmequelle hin.
Wenn ich also die Temperbox aufmache (ist ein seitlicher, 200x50cm grosser Deckel), wird sofort die kühle Dachbodenluft vom Lüfter über die zur Wärmeseite hin gerichtete Oberfläche geblasen. Ergo zieht sich die Seite stärker zusammen als die andere, und das Brett wird krumm.

Komischerweise begradigen sich die Bretter wieder, wennse mal nen Tag oder länger gelegen haben... :)

Naja, vielleicht hilft auch ein Vermeiden dieser Temperaturschocks, also langsames Aufheizen und ebenso langsames Abkühlen...
 
Ich hab noch einen weiteren Verdacht für die Verzüge. Denn seltsamerweise bilden die Platten immer ihre konkave Seite zur Wärmequelle hin.
Strahlungswärme!

AJ, die Strahlungswärme entzieht dem Holz einseitig das Wasser und deswegen hast Du diese enormen Verzüge! Wenn Du die Platte aus der Temperkammer herausnimmst, nimmt sie wieder Wasser auf und begradigt sich. Sowas nennt man auch einen systmatischen Fehler. ;)

Stell Deine Platten niemals frontal, sondern immer nur quer in die Temperkammer! Wenn ich Holz-Hellings verwenden, dann dürfen die nur mit der Stirnseite Richtung Heizelement (Glühbirnen :D ) weisen - aber niemals mit einer Fläche. Das würde auch bei meiner Temperkammer voll in die Hose gehen, da die direkte Strahlungswärme für erhebliche Temperaturunterschiede auf beiden Seiten der Holzplatte sorgt. Und Temperaturunterschied heißt bei Holz immer Feuchtigkeitsunterschied und Feuchtigkeitsunterschied heißt Holzverzug. Deswegen bei Holz immer nur die Stirnseite Richtung Heizquelle richten. Geht das nicht, muß man Trägermaterial auswählen, das diesen Temperaturunterschied ohne Verzüge überlebt, also Metall- oder CFK-Platten. GFK-Platten verziehen sich bei sowas auch ganz gerne...
Siggi
 

AJ

User
Hi Siggi,

ahha !
Aber wieso verziehen sich auch beschichtete Platten auf diese Weise ? Man sollte meinen, dass durch die Beschichtung keine Feuchtigkeit entweichen läßt...naja, scheint alles etwas komplizierter als es auf den ersten Blick scheint :)

Sei´s drum, ich habe, weil es sich gerade anbot, bei einem Bekannten einen stabilen Rahmen aus Vierkantstahl in Auftrag gegeben, auf dem dann ein Brett aufgeschraubt wird.
Ich hoffe einfach mal, dass sich das mit den Verzügen dann minimiert :)
 
AJ,
der Stahlrahmen hilft nur bedingt. Bei der Spanplatte führt der Dampfdruck das Wasser immer zu den relativ kälteren Stellen, wo es sich dann ins Holz abscheidet. Wasser von der Vorderseite landet damit automatisch auf der Rückseite! :eek:

Besser ist daher verleimte unbeschichtete Tischlerplatte auf Stahlrahmen. Mit Spanplatte hast Du besagten Effekt - trotz Stahlrahmen! Die Spanplatte wird zudem weich, daher ist Spanplatte mit das ungeeignetste Material für Temperkammern, was es gibt. Mit verleimter Tischlerplaztte geht es halbwegs. Daraus ist im übrigen meine Temperkammer selber aufgebaut und das hat sich über die Jahre (10 inzwischen) absolut bewährt.
Siggi
 

Claus Eckert

Moderator
Teammitglied
Hallo Temperer,

ich habe meine alte Temperbox 2,0 * o,6 * 0,5 m aus Resopal-Platten gemacht. Aber die waren INNEN mit Styro ausgekleidet. Verzüge??? Selbst bei 60 Grad kein Thema. Nur das Styro fängt da langsam an zu gasen.

Die neue wird dann genau so. Nur größer und mit Roofmate ausgekleidet. Ist vom Bau noch übrig geblieben.
 

AJ

User
Hi Claus,

ob die Box selber sich verzieht ist ja auch egal :)
Meine besteht z.B. ausschließlich aus 50mm-Styroporplatten aussm Baumarkt. Die steht aber auf einer Küchenarbeitsplatte, und die is gerade.
Viel wichtiger ist dass das Pressgut, welches ja auch einem geraden und stabilen Brett in den Schlauch und dann in die Temperkammer gestellt wird. Und dieses Brett darf sich eben nicht verziehen !
Resopal ist ja im Prinzip auch aus Holz (hab grad im WWW nachgeschaut)... besteht aus gepresstem Papier...
Wäre doch mal interessant herauszufinden, ob es nicht alternativen zum Holzbrett gibt ? Etwas,
dass stabil ist (wie ein Brett eben), sich definitiv nicht unter Hitze verzieht und trotzdem leicht handhabbar ist (also nicht unbedingt ne Metallplatte :) )
 

Eike

User
Ich hab mich zwar mit dem Thema noch nicht beschäftigt und folglich keine Ahnung aber warum nimmst du nicht eine Plexi- oder Glasplatte? Die sollten sich doch gar nicht verziehen und auch nicht schwerer zu händeln als ein Holzbrett.
 

AJ

User
Hi Eike,

wäre ne Überlegung wert, aber wo kriege ich eine 200cm x 35cm grosse Plexiglasplatte in der entsprechenden Stärke (muss eben steif sein, auch beim händeln, darf nicht brechen oder sich biegen, weil dann - so jedenfalls meine Erfahrung, das Pressgut gern in sich verrutscht) - reichen 10mm ?
Und ne Glasplatte in der Größe wäre, um eben auch dort sicheres Handling zu gewährleisten, wahrscheintlich einfach zu schwer.... Hm !
 

Claus Eckert

Moderator
Teammitglied
Hi Andreas,

da hatte ich wohl einen Denkfehler. Aber da ich bisher nur in Formen getempert habe, stellt sich das Problem so für mich nicht.
Ich habe vor ein paar Tagen eine Glasplatte mit 6 mm Stärke und den Maßen 176 cm * 50 cm für bestimmte Zwecke auf einen Eisenrahmen gelegt. Bei dieser Stärke verzieht sich eine Glasplatte sehr leicht. D.h. wenn Glasplatte, dann eine wesenlich stärkere. Vermutlich verzieht sich eine wirklich dicke Fensterscheibe nicht mehr. Aber die wiegt etliche Kilo.
Plexiglasplatte wird wohl auch nur in großer Stärke verzugsfrei bleiben.

Vielleicht hilft ein Holzrahmen mit senkrecht stehenden ineinander verzahnten Längs- und Querversteifungen. Ggf. mit einer Gegenplatte aus Holz. Stellt Dir das so vor, wie in Wabentechnik, nur sind die Waben unsere Holzverstärkungen und bilden nur ein Viereck.
Vom Konstruktionsaufbau ähnlich sind Türblätter. Die haben innen Papierwaben und außen ihre Holz- oder Laminatdeckschicht. Geht vielleicht auch. Evtl. muß man auch dafür Sorge tragen, die Unterseite mit Warmluft zu versorgen.

Bin schon auf die richtige Lösung gespannt.
 

AJ

User
Hi Claus,

genau, ich tempere leider nicht in Formen (obwohl ich das auch gern mal machen würde :)
Ich presse z.Z. nur Styro-Sandwich-Flächen.
Bzw., eine einzige Hälfte hab ich bisher gepresst, um ein wenig zu üben :D Die andere Hälfte hatte ich naemlich total vergurkt...
Jedenfalls ist die 2. Hälfte ziemlich gut geworden, leider ist das Teil krumm wie ne Banane. Zum Fliegen sicher nicht zu gebrauchen.
(mal abgesehen dass es davon keine 2. Hälfte gibt :) )
Wie schon im vorher angesprochen, hab ich mir nen
Vierkantrohr-Stahlrahmen machen lassen, in 190*35cm. Mit 2 Zwischenstreben. ist seeeehhhr stabil, auch auch etwas schwer. Naja. Jedenfalls
muss ich da noch die Löcher bohren, um ein Brett (1. Wahl laut Siggi is Tischerplatte) draufzuschrauben. Dann werd ich mal ne Test-Heiz-Session machen und beobachten, ob und wie sich das Brett dann verzieht.

Claus, wenn Du in Formen temperst, wie sieht bei Dir die Aufheizrate aus ? So wie z.B. bei R&G vorgeschlagen, max. 10°C pro Stunde ? Oder gleich "volle Lotte" ?
 
Hallo Andreas,
mach die Schraubenlöcher mindestens 2mm größer wie den Schraubendurchmesser, Holz und Stahl dehnen unter Wärme unterschiedlich aus, besser beidseitig eine Holzplatte aufschrauben.
Habe tagtäglich mit Holz zu tun :D

[ 23. März 2003, 15:37: Beitrag editiert von: Friedrich ]
 

Claus Eckert

Moderator
Teammitglied
Hallo Andreas,

ausgehend von einer Verarbeitungstemperatur von 25 Grad, steigere ich erst mal auf 40 Grad in der Temperbox. Das dauert schon mal eine Weile. Höhere Temperaturen habe ich immer erst in den letzten Stunden. Das hängt damit zusammen, dass es mir zu blöd ist alle Stunde in die Werkstatt zu laufen und die Temperatur zu kontrollieren. Also am nächsten Tag wenn ich wieder in der Werkstatt stehe, kann ich das dann "manuell" langsam und gemütlich steigern. Nach zwei STunden hat man dann ca. 60 Grad. Das bleibt dann einige Zeit. Abkühlen dann in der Form. So kann man nach 24 Stunden entformen. Übrigens geht das auch mit nachtempern ausserhalb der Form.
Vielleicht sollte ich mal einen Bericht im Magazin machen. ;)
Aber ich glaube mit meinen Uralt-Formen reiße ich da keinen vom Hocker. Mal sehen wann der Rumpf meines 6 Meter Ungetüms zum Abformen fertig ist. Vielleicht geht das dann in einem Aufwasch.
 
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