Frage zu Gießkeramikform...

toobo

User
Liebe Harzpanscher ;) ,
leider kommt auch ein Holzwurm manchmal nicht am Werkstoff "GFK" vorbei.

In meinem Fall ist es die Motorhaube eines "Fly Baby". Die ist der Piper-Haube sehr ähnlich, läuft über die gesamte Länge konisch aus und hat keine Hinterschneidungen oder Nieten.

Der Bau des Urmodells ist nicht das Problem, aber ich möchte dies so einfach wie möglich abformen.

Nun habe ich hier im Forum schon öfters von "Gießkeramik" gelesen. Könnte das die Lösung für mich sein? In der R&G-GFK-Bibel steht darüber leider wenig beschrieben.

Freue mich wie immer auf Eure Antworten.
 

Claus Eckert

Moderator
Teammitglied
Hallo toobo,

ich habe die Gießkeramik bis jetzt nur bei kleinen Formen verwendet, z.B. Spinner oder Servodeckeln. Ich könnte mir vorstellen, dass es bei größeren Abformungen zu Schwierigkeiten mit dem Entformen kommt. Gießkeramik ist meines Erachtens sehr spröde und null flexibel.

Bei Abformungen einer vorhandenen Motor- oder Kabinenhaube sieht das schon anders aus. Da ist das "Urmodell" flexibel und leichter zu entformen.
Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen. Die von mir o. g. Art von Abformungen darf man, nach meiner Kenntnis, nur für sich selbst machen. (Urheberrecht beachten)

Ich erinnere mich an einen Beitrag in irgend einer Flugmodellzeitschrift, wie jemand billige Formen mit einer Mischung aus Epoxiharz und Mehl als Deckschicht und Geweberesten für die weiteren Lagen, gemacht hat. Da Du ja sowieso die Haube laminieren musst, käme es auf diese Harzpanscherei auch nicht an.

Vielleicht hat noch jemand nen Tipp.

Beste Grüße

Claus
 
toobo,
von Gießkeramik würde ich Dir abraten. Die Standzeit der Formen ist zu kurz, wenn mit Epoxi-Deckschicht+Kupplungsschicht gearbeitet wird. Mit einem speziellen Glasgewebe/Vlies für Keramiken kann man das zwar deutlich verbessern, aber für mich ist Keramik + Epoxy inzwischen beim Formenbau erledigt. Man weiß nie, wie lange und vor allem wie man eine Form nutzten wird und ich ärgere mich inzwischen über jede Form, die ich mit Keramik aufgelegt habe und allein deswegen nicht tempern kann. :(

Gerade bei Kleinteilen nutze ich das Sandguß-Verfahren, indem ich Epoxi mit Vogelsand als Formenhinterbau benutze. Diese Formen verziehen sich auch nach Jahren nicht, nur bei großen Formen stört das Gewicht. Dem kann mit geblähten Glaskugeln (EMC, R&G) als Füllstoff aber zum Teil entgegengewirkt werden.

GFK-Formen entwickeln mit der Zeit einen "Spring", verziehen sich also. Demnächst werde ich mal mit Formen mit Kohlefaserversteifungen experimentieren, denn die einzigen Urmodelle, die auch nach Jahren noch blitzgerade sind, sind die mit umfangreichen Kohlefasereinlagen. Wäre doch gelacht, wenn das bei Negativformen nicht auch gegen Verzüge helfen würde. :D

@Experts
Der "vollsymmetrischen" Aufbau der Form hilft auch nicht gegen Verzüge, denn man poliert regelmäßig die Innenseite beim Wachsen. Da das Formenharz überproportional schrumpft (kurze Topfzeit), entstehen gerade in der äußersten Haut starke Spannungen. Ein einseitiges Abtragen der Deckschicht - egal wie dünn - führt damit auf Dauer zu Verzügen. Und genau deswegen werde ich demnächst Kohlefaser in eine Form einlegen und dann beobachten, wie sich die auf Dauer verhält. Bin mal gespannt, denn die Kombination aus Glas- und Kohlefaser ist im Dauerbetrieb nicht so ganz trivial. Aber vielleicht hilft ja die daraus resultierende innere Vorspannung des Verbundes gegen derartige Verzüge und macht sie weniger anfällig gegen polieren.
Siggi
 

toobo

User
moin Claus & Siggi,
erstmal vielen Dank für Eure ausführlichen Antworten :) . Wahrscheinlich habt Ihr Recht, daß man beim Formenbau etwas weiter denken sollte, damit sie länger verwendet werden kann.
Als Gelegenheitsharzpanscher wollte ich mir einfach die Kosten für Formenharz, GFK-Schnipsel, Baumwollflocken u.s.w. sparen, außerdem werde ich wohl kaum mehr als 2-3 Hauben herstellen.
Ein Fliegerkollege hat auch schon Formen aus Gips hergestellt, indem er das Urmodell in einen Kasten stellte und dann mit Gips auffüllte.
Na, ich werde erstmal das Urmodell bauen, und dann mal schauen wie ich die Form herstelle.
 
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