Werkstoff Stützstoff

Hallo
spielt es eigentlich eine Rolle, aus welchem Material der Stützstoff in dem Sandwich eines Schalenflügels ist? Ich meine hauptsächlich Biege-und Torsionsfestigkeit des Flügels, nicht unbedingt Druckfestigkeit. Ist es also ein Unterschied, ob ich Balsa, Rohacell, Herex oder was weiß ich nehme??
CU
Ernie
 

plinse

User
Moin,

klar, je steifer die Kupplung zwischen den äußeren Lagen ist, desto steifer ist auch das Sandwich.

Hast du nur z. B. Styro dazwischen, ist nicht nur die Druckfestigkeit gering sondern der Stützstoff arbeitet auch unter Belastung mehr.

Balsa - Rohacell - Herex - nun ja es gibt unterschiedliche Gewichtsklassen bei allen der 3 Werkstoffe aber bei vergleichbaren Volumengewichten nehmen die sich nicht viel. Meine persönliche subjektive Einschätzung ist, dass Balsaflügel am festesten werden, aber auch tendentiell mehr wiegen, trotz selektiertem leichten Balsa und dass Rohacell die Mehrkosten gegenüber Herex nicht wert ist. Wie gesagt - meine Meinung. Dafür gibt es aber auch Balsa unter 1mm, ... also es ist nicht soooo pauschal zu beantworten...
 

hbe

User
Hallo,
so unkommentiert darf man den Vergleich nicht stehen lassen. Es gibt schon gewaltige Unterschiede in der Verarbeitbarkeit und im Werkstoffverhalten.

Balsa in der leichten Gewichtsklasse muss einmal mit Zellulosekleister grundiert und geschliffen werden. Dann saugt es nicht mehr so stark. Allerdings sind ca. 100 g/m² bei 1 mm Dicke zu veranschlagen. Schub- und Druckfestigkeit ok, Dauerfestigkeit und Temperaturstabilität super.

Rohacell und besonders das neue ultrafeinzellige R51F sind mit Balsa vergleichbar bei 51 g/m² Flächengewicht. Nur die Druckfestigkeit ist etwas geringer. Schaumtreibmittel im EP-Harz wirkt WUnder. In extrem belasteten Stellen einmal den Steakroller vorher über die Platte rollen. In den Schlitzen wachsen dann EP-Schaumharzstege.

Herex C70 ist aus Schleifbarkeitsgründen nur in 1,2 mm Durchschnittsdicke zu bekommen. Die Dickentoleranzen sind gewaltig bei +/- 0,5 mm.
Mag sein, daß das noch nicht stört. Flächengewicht 85 g/m². Also im Mittelbereich. Die normale Druck- und Schubfestikeit ist ok. Der Preis ist unschlagbar. Dafür hat C70 einen gewaltigen Nachteil und der genau erklärt diverse "weichgekochte" Flügel und Temperungsprobleme. C70 wird ab 70° instabil und verliert ganz bzw. teilweise bis zu 60% !!!! seiner Schubfestigkeit. Also schon beim Braten in der Sonne! Man hat also "Gummi" zwischen den Laminaten und bekommt Verformungen trotz Carbonschale. Das rechnet sich nur für Hersteller, die gern viel verkaufen wollen. Müsste eine 2 Jahre Gewährleistung gegeben werden, dann wäre Herex C70 ganz schnell aus den Tragflächen draussen. Wir haben deshalb kein C70 im Programm.
Es gibt aber Hoffnung mit einem neuen PVC-Schaum, der bis ca. 140 temperaturstabil bleibt. Demnächst bei uns verfügbar ebenso wie Rohacell und Leichtbalsa schon seit langem.
Also, wen es nicht stört und eh nur eine kurze Lebensdauer seiner Modelle benötigt, der kann weiter Herex C70 nehmen.
Balsa ist unproblematisch und bewährt.
Rohacell bleibt am leichtesten.
Super PVC mit 72kg/m³ in Kürze (ca. 25% teurer als Herex C70).

Mehr Details auf E-Mail-Anfragen.

Ciao HB

[ 26. November 2003, 12:42: Beitrag editiert von: hbe ]
 
Hallo HB,

kann ich so auch nicht unkommentiert dastehen lassen.

Zu Herex:

1. Wer weiss wo, bekommt es auf 1/10mm von 3.0 bis (theoretisch) 0.1. Wird so allerdings nicht hergestellt sondern von gewissen Leuten ;) zurechtgeschliffen. Dann auch nur noch minimalste Dickendifferenzen.

2. Hat normales L285 EP-Harz einen Temperaturvorlauf von ca. 30 Grad. Das heisst, der Hersteller müsste, um überhaupt in diese Bereiche zu kommen, die Flächen bei 40 Grad tempern. Ansonsten löst sich doch die Schale schon auf bevor der Stützstoff was dagegen tun kann.

Die Flieger in der Sonne braten, wer macht denn sowas. Für CHF 1.50.- pro Laufmeter gibts alukaschierte Luftpolsterfolie, die man nicht nur wegen der Wärmeprobleme auf den Flieger tun sollte.

Ausserdem ist Herex weit einfacher zu verarbeiten als Rohacell.

Gruss
Raphael
 

hbe

User
Hallo Raphael,
wir werden sicherlich noch lange streiten können.
Aber Herex ist nicht gleich Herex sondern eine Produktgruppe. Im Modellbau wird bislang überwiegend der Typ C70 eingesetzt.
Wer einen guten Schleifer hat, für den spielt die Dickentoleranz keine Rolle. Die meiste verkaufte Ware hat diese enge Toleranz nicht. Nicht jeder kauft bei euch "swiss made".
Mit dem Tempern hast Du genau das Problem angesprochen. Einige tempern gar nicht, andere bei 40-50° als Mitteltemperatur. Üblich sind dabei Glühbirnen als Heizquelle, von den professionellen Temperkisten einmal abgesehen.
Im Strahlungsbereich sind dabei Oberflächentemparaturn von 70° keine Seltenheit.
Was das L285 angeht, so liegt die Glasübergangstemperatur je nach Härter und Temperung und Erwärmungsdauer zwischen 74 und 105 °.
Kritisch werden Erhitzungen ab 65° bei wenig getemperten Laminaten.
Beim Herex C70 tritt die "Erweichung" auch nicht schlagartig ein, sondern deutlich !! früher.
Und sie ist nicht reversibel ! Das heisst, eine Erweichung durch Tempern ist für den Anwender nicht erkennbar, aber möglicherweise vorhanden.
Flieger in der Sonne sind beim Sommeralltag normal. Bei Carbonfliegern sind dann die 70° schnell erreicht.
Und last but not least sprechen die Erfahrungen im Spitzenflugmodellsport eine eindeutige Sprache.
Herexflieger sind schneller weich.
Allerdings erreichen viele Modelle nicht diesen Alterszustand, weil die Piloten schneller in ihrer Steuerungs-Kontrolle "erweichen".
Also jedem das Seine, nach dem Motto "wie es Euch gefällt" bzw. "Sein oder nicht Sein". (Dazwischen ist dann die Eurogrenze) :D

Ciao HB

[ 26. November 2003, 15:56: Beitrag editiert von: hbe ]
 

Steffen

User
Hi hbe

Beim Herex C70 tritt die "Erweichung" auch nicht schlagartig ein, sondern deutlich !! früher.
Und sie ist nicht reversibel ! Das heisst, eine Erweichung durch Tempern ist für den Anwender nicht erkennbar, aber möglicherweise vorhanden.
Ähm, wieso soll die nicht reversibel sein? Herex ist doch ein PVC-Schaum und solange PVC nicht desintegriert, wird es mit Abkühlung wieder identisch zum Ursprung. Thermoplast halt.

Ciao, Steffen
 

plinse

User
Moin Steffen,

wenn man einen Flieger im Auto/in der Sonne grillt, an die Winde hängt und sich wundert, sind die Verformungen meist nicht reversibel ;) .

Wir haben mit Herex bisher jedenfalls beste Erfahrungen gemacht und bei dem Preis nehme ich Rohacell nur bei kleinen Sachen, wo ich mir die Lackierung in der Form spare und statt dessen den Stützstoff lackiere. Da ist weiß schöner.

Ansonsten haben wir einiges an F3B Fliegern bei uns in der Gruppe mit Balsa oder Herex als Stützstoff - ohne Probleme.
 

Eisvogel

User
Gibts evtl. schon neue Erkenntnisse, oder neues Material?
z.B. Herex (Airex) gibts in gelb und in grün,welches eignet sich besser für Flügel?
 

Gideon

Vereinsmitglied
Airex C 70.55 (gelb) und Airex C 70.75 (grün) gibt es mittlerweile beide in Dicken von 1,2 mm

Für Deine Anwendung eignen sich beide Versionen, wobei ich dem größeren Raumgewicht den Vorzug geben würde, da hier eine geringere Porengröße vorliegt (weniger Harzabzug aus dem Decklaminat)
 
Ansicht hell / dunkel umschalten
Oben Unten