Harz mit längere verarbeitungszeiten

Harm

User
Gibt es ein Harzsystem mit eine wesentlich längere Verarbeitungszeit als 50 minuten und was brauchbar ist beim beplanken von Flächen. Ich habe bis jetzt das System von R&G mit Härter L genommen.
Ich muss bald die Flächen von mein 5 meter Foka bauen(Styro/GFK/Abachi) und hätte gerne was mehr Zeit bei das laminieren und unter die Presse bekommen von das Ganse.
 

Claus Eckert

Moderator
Teammitglied
Hallo Herm,

bei R&G Epoxidharz LF mit Härter LF3, ist nach meinen Informationen bei anderen Vertreibern unter L285 mit Härter 287 erhältlich.

Topfzeit nach Herstellerangaben 200-300min.

oder Härter LF2 bzw. Härter 286, Topfzeit nach Herstellerangaben ca. 90min

Gruß
Reinhold
 

Moswey

User
Liebe Topfzeitverlängerer.
Die Topfzeiten sind nicht kurz oder lang, weil es schnelle und langsame Arbeiter gibt, sondern weil bei grossen Massen (10L Kübel) und bei kleinen Massen (dünne Laminate / dünne Klebeschichten) nicht dieselbe Reaktivität verlangt wird, um eine ordentliche Härtung zu erreichen oder aber um ein Aufkochen zu verhindern.
Wenn schon dünnste Laminate oder Klebeschichten mit einem schwach reaktiven Härter (lange Topfzeit) gemacht werden sollen, dann muss entsprechend getempert werden, um trotzdem eine ordentliche Härtung zu erreichen.
Für die genannte Arbeit wahrscheinlich nicht angebracht.
Deshalb sollte für solche dünnen Klebeschichten kein System mit einer extrem langen Topfzeit verwendet werden.
Es wird zwar auch irgendwie hart, aber mit grossem Qualitätsverlust.
Eine Topfzeit (Härterreaktivität) von ca. 30 - 50 Minuten bei RT ist für modellbauerische Handlaminierer eben ideal, deshalb haben die angebotenen Systeme in der Regel auch diese Topfzeit.
 

plinse

User
Moin,

laminieren auch in dünnen Schichten mit H287 ist eigentlich problemlos, man sollte es nicht im kalten, ungeheitzen Keller aushärten lassen, dann muss ne Temperung sein, aber eine Styrokiste drüber stülpen und eine gelöcherte Konservendose mit einer Glühbirnenfassung und Birne drinne ist ja kein großer Aufwand.
Damit kommt man normalerweise in keine extremen Bereiche, so dass man eine Styrofläche problemlos so tempern kann. Bei einer Temperkiste in HLG-Größe und einer 40W Birne reicht das für ~40°C je nach Umgebung.

Es gibt einfach Arbeiten, die etwas länger dauern.
 
Hi,

wie Plinse schon richtig sagte, kannst du das H 285 ohne Probleme verwenden! Temperung muss nicht sein.
@Moswey: Wieso sollte das Qualitätsverlust geben? Mir ist klar, das die Reaktion schneller verläuft wenn ich einen Becher mir 500g angerührt habe, als bei einer kleineren Portion. Aber im Endeffekt reagieren beide gleich und bei richtigem Mischungsverhältniss/Bedinungen dürften die keine unterschiedlichen Festigkeiten haben, nur wegen einer geringeren/größeren Laminatdicke.

Gruß,
Christian
 
Hallo zusammen,

beim Epoxydharzsystem L285 mit den Härtern H285/286/287 ist zum Erreichen der im Werkstoffleistungsblatt (Luftfahrtzulassung)geforderten Festigkeitskennwerte eine Temperung zwingend erforderlich. (Anhärten bei 20°-25°C 24h anschließend Temperung 15h bei 50-55°C.
Die Temperung erhöht die Glasübergangstemperatur und damit die geforderten Festigkeitswerte bei höheren Temperaturen.

Das L285 zeichnet sich durch ein gutes Anhärteverhalten bei Raumtemperatur aus.

Beim Verarbeiten von Epoxydharzen sollte die Temperatur nicht unter 20°C sein, höhere Temperaturen verkürzen die Topfzeit.

In der Praxis sieht es nach meinen Erfahrungen so aus, daß bei unseren Modellen die mit diesem Harzsystem hergestellt wurdenausreichend fest und Steif waren.
Wir verwenden üblicherweise den Härter 286 da die Topfzeit für unsere Anwendung und unser Bautempo ausreichend ist, mit dem Härter 285 wird es eher etwas knapp. Den Härter 287 verwenden wir beim Herstellen der Formen hauptsächlich aufgrund der größern Schichtdicken der Laminate.
Ich hätte keine Bedenken beim Beplanken einer Styrofläche den Härter 287 zu verwenden, allerdings würde ich nicht am nächsten Morgen aufhören zu pressen sondern 2 Tage warten (bei 20° Temperatur).

Gruß
Reinhold
 

Moswey

User
Hallo Flyer.
Um diese Frage zu beantworten, braucht man normalerweise ein Buch (und solche gibt es übrigens) und nicht 2 Sätze. Ich versuch's trotzdem:
Die optimale Härtung (Vernetzung der Moleküle) von Epoxyden verläuft über eine bestimmte Temperaturkurve. Das funktioniert in der Regel durch die Exothermie (Eigenerwärmung bei der Härtung) automatisch rel. richtig. Bedingung ist aber, dass die Masse, die Temperatur und der Härter zueinander passen.
Wenn die Masse zu gross ist, die Temperatur zu hoch, der Härter zu reaktiv, dann rauchts!
Wenn die Temperatur zu niedrig, die Masse zu klein, der Härter zu langsam, dann gibt es zwar, je nach obigen Werten, auch eine Vernetzung, aber eine noch unvollständigere als wir bei der Kalthärtung sowieso haben.
Mit diesen Parametern kann man nun spielen. D.h. wenn die Temperatur zu niedrig ist, dann kann man einen reaktiveren Härter nehmen. Wenn die Masse zu klein ist, ebenfalls. Wenn man einen schwach reaktiven Härter (lange Topfzeit) wählt, dann muss die Masse und/oder die Temperatur entsprechend gewählt werden u.s.w. (Alles in einem bestimmten Rahmen natürlich). Das alles ist unabhängig vom gewählten Harzsystem, das ist immer so!
Bei einer sog. Kalthärtung, also bei RT, haben wir immer eine rel. unvollsständige Vernetzung. Aus diesem Grunde muss, wie bereits erwähnt, nachgetempert werden, um z.B. Luftfahrtwerte zu erreichen, oder anders gesagt, jedes Bauteil wird mit jedem Harzsystem durch Nachtemperung besser. (Der Vernetzungsgrad wird erhöht.) Der Vernetzungsgrad beim Härter 285 und 286 ist für Modellbauteile auch bei nur RT-Härtung gut brauchbar, beim 287 kommt man aber bei dünnsten Schichten (wenig Masse) an die Grenze des sinnvollen. Hier sollte durch verändern eines Parameters nachgeholfen werden. (Also höhere Temperatur, da Du die andern zwei Parameter (Härter/Masse) ja nicht verändern willst.)

Selbstverständlich werden nun viele wiedersprechen und behaupten, das ihre Verklebung mit 287 immer hart werde. Ich sage ja, irgendwie hart wird das schon, aber.....

Anmerkungen:
Im Modellbau haben wir immer dünne Laminate! Von dicken Laminaten spricht der Profi so ab 5-10mm aufwärts.

Die Topfzeitangaben beziehen sich immer auf 100ml Masse bei 20°C. Bei einem Harzsystem mit 50Min. Topfzeit dürfte ein dünner Klebefilm also wesentlich länger offen bleiben als 50Min.!

Das Mischungsverhältnis Harz/Härter muss immer stimmen. Also nicht etwa auf die Idee kommen, da mit etwas mehr oder weniger Härter nachhelfen zu wollen.

Der Gelegenheitsharzer soll nicht verunsichert werden. Einfach ein System wählen das eine Topfzeit von ca. 30 - 50 Minuten hat, das Mischungsverhältnis exakt einhalten und die Verarbeitungstemperatur von >20°C beachten, dann ist er auf der sicheren Seite und es funktioniert.

[ 08. Dezember 2003, 15:00: Beitrag editiert von: Moswey ]
 

Yeti

User
Hi Christian!

Bei einigen Harzsystemen erfolgt die vollständige Vernetzung nur bei erhöhter Temperatur. Lässt man diese Harze bei Raumtemperatur härten, wird es zwar meistens auch irgendwie hart, aber die vollen Eigenschaften erreicht man erst durch die Temperung. Das Laminat kann entweder spröde bleiben und leicht Weißbrüche bilden oder es bleibt weicher (wenn auch nicht unbedingt beim Anfassen spürbar). Damit ist dann auch nicht die volle Stützwirkung der Fasern gewährleistet, was sich negativ auf die Festigkeit auswirkt.

In der Regel sind es die langsam härtenden Systeme, die getempert werden müssen. In dicken Laminaten hilft natürlich die Reaktionswärme etwas mit.

Gruß Yeti
 

Harm

User
Danke für die rege Reaktionen und Links. Ich tempere meine Flächen unter der Presse eigentlich schon immer auf 50 Grad also einen Harzsystem mit etwas längere Topfzeit wird schon klappe.
 
Moin,

da hab ich wieder was gelernt .....

Ich gehe -wenns kleine Arbeiten sind- einmal mit dem Fön drauf um dann noch mal richtig zu mischen.

Beim Flächenbauen traue ich mir das erst ganz zum Schluß, bevor es in die Tüte geht.

Aber die Idee mit der Birne ist gut !!!

Aber der Stress reicht mir immer, man sollte es jede Woche tun, dann hätte man die richtige Routine.
 
moswey hat ja recht. Die reinen Topfzeitangaben ( manche sagen fälschlicherweise auch Tropfzeitangabe, was aber als Beginn des Zeitpunktes, wo das System anfängt zu gelieren bildlich ganz passend ist) sind im Yoghurtbecher nicht zutreffend. Vom Zeitpunkt des Mischens an entwickelt sich Wärme, die natürlich im Inneren des Bechers nicht abfliessen kann. Wenn das das Problem ist einfach in eine flache Schale umgiessen, hieraus rollt es sich auch leichter, dann bleibt die Mischung kühl. Und nie die Mischung anfönen damit es besser tränkt. Ein kleiner Becher schneller Harzmischung raucht da ab wies nicht schöner geht. Ein Freund hat vor Jahren mal den Satz " isch des a schnelle Mischung" nicht zuende sprechen können während des Anrührens, da hatte er Gelee drauf, allerdings bewusst Polyester mit rel. viel Härter ( schnelle Servokäschtli ). Also, viel Spass
 
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