Temperkammer - Heizleistung, Umwälzung

Hi,

wir bauen uns eine Temperkammer mit ca. 2.5 m^3.
Diese ist aufgebaut aus einer Holzkiste vom Möbelschreiner, 5cm Styropor als Isolation und 12mm Gipskarton zur feuerhemmenden Innenauskleidung. Die Kammer sollte bis ca. 80 Grad geheizt werden können!

1. Erträgt normales Baustyro diese 80 Grad?
2. Wieviele Glühbirnen à wieviel Watt werden gebraucht um die Kiste so in ca. 8 Stunden auf 80 Grad zu bringen? Das Ding wird sehr gut isoliert und auch bei der Klappe so dicht wie möglich gemacht...
3. Welche Lüfter kann ich bei diesen Temperaturen noch problemlos verwenden? Löst sich da ein normaler Lüfter nicht langsam in seine Einzelteile auf?
4. Wie siehts aus mit normalem Elektriker-Kabel? Wann geben die den Geist auf?

Merci für die Hilfe

Raphael
 
1. Erträgt normales Baustyro diese 80 Grad?
Ja! Ich habe früher meine Styrotemperkammer auf 100°C gefahren, selbst das geht. Empfehle ich aber keinesfalls, es bilden sich Dämpfe dabei! 80°C ist ein sinnvolles Limit.

2. Wieviele Glühbirnen à wieviel Watt werden gebraucht um die Kiste so in ca. 8 Stunden auf 80 Grad zu bringen?
Da reicht eine 20W Glühbirne locker aus. :D
Ich habe 4x100W mit einem Temperaturschalter installiert, 4x60W würden ebenfalls x-fach reichen. Ausschließlich Keramik- oder Metallfassungen verwenden! Das Kunststoffzeug geht auf Dauer bei diesen Belastungen den Weg allen irdischen.

3.Welche Lüfter kann ich bei diesen Temperaturen noch problemlos verwenden? Löst sich da ein normaler Lüfter nicht langsam in seine Einzelteile auf?
Bei 80°C wird es dünne, da halten "normale" Lüfter ein paar Tage durch, dann sind die fertig. Auf diese Weise habe ich 8-10 Lüfter verbraucht. Inzwischen tempere ich nur noch mit 35-40°C, weil sich dann so gut wie keine Gewebsabzeichnungen ergeben. Alles darüber führt zu kräftigen Gewebsabzeichnungen in Form oder Bauteil, in jedem Fall aber am Bauteil. Seitdem habe ich nicht nur keine Gewebsabzeichnungen mehr, sondern vor allem halten die Lüfter endlich!

4. Wie siehts aus mit normalem Elektriker-Kabel? Wann geben die den Geist auf?
Bei Belüftung halten die das aus, aber wofür sind wir Modellbauer? Unsere luxuriösen Silikonkabel machen das dauerhaft viel besser mit, als dieser Billig-Dreck. Ich habe einfach 2,5mm² Silikonkabel verlegt, richtig mit Endaderhülsen usw. Sieht topschick aus und hält ewig.
Siggi

PS: Meine Temperkammer hat etwa 0,6m². Sie ist relativ groß, aber mit 0,35m Breite sehr flach gehalten. Daher das geringe Volumen trotz 1,7m Höhe.

[ 23. Juli 2003, 09:29: Beitrag editiert von: Hartmut Siegmann ]
 
Hi GrandMaster Siggi! :D

Hätte dich ja auch direkt anmailen können ;)

Also:

1. Super, keine Sorgen mehr bezüglich Styro

2. EINE 20-Watt Birne? Verstehe ich jetzt nicht, wieso schreibst Du denn gleich danach, dass auch 4 x 60 Watt längstens reichen würden? Denkst Du an meine 2.6m^3? Also 2.5 x 1.3 x 0.8 !!!

3a. Gibts auch Lüfter die bei 80 Grad halten?

3b. Wieso Gewebeabzeichnungen? Wenn man höher temperfähiges Harz nimmt, sollte dies doch nicht passieren, oder irre ich?

4. Silikonkabel ist die Lösung, logisch. Allerdings nur kurze Stücke, da ja nur die Kabel der Lüfter und die Kabel des Temperaturfühlers in der Kiste sind. Die Beleuchtung ist so installiert, dass die Anschlüsse eh schon aussen an der Box sind.

Gruss
Raphael

PS: Ihr dürft mich gerne noch mit Tipps überschwemmen was sonst noch zu beachten ist!
 
Hallo Raphael,

durch das Tempern von Faserverbundbauteile soll eine höhere Festigkeit und Wärmeformbeständigkeit erreicht werden.

Im Modellbau verwenden wir üblicherweise bei Raumtemperatur anhärtende Systeme Epoxidharzsysteme die dann getempert werden können.

In der Regel wird durch das Tempern vor allem die Wärmeformbeständigkeit der in einem Faserverbundbauteil als Matrix verwendeten Epoxidharzsysteme erhöht werden.
Die sog. Glasübergangstemperatur (starker Abfall der Steifigkeit) für das System L285 mit H285 liegt bei Anhärtung 24h bei 20-25°C und anschließender Temperung 15h bei 40°C bei ca. 60°C, bei Temperung 10h bei 80°C bei ca. 80°C.
Durch Verwendung langsamerer Härter (H286; H287) kann die Glasübergangstemperatur bei Anhärtung 24H bei 20-25°C Temperung 10h bei 80° auf knapp 100°C erhöht werden.

Das Tempern sollte in Stufen erfolgen speziell bei Temperaturen über 40°C. Je höher die Temperatur ist und je schneller der Sprung dorthin erfolgt, je größer ist die Gefahr von Verzügen und der Abzeichnung der Gewebestruktur.

Für unsere Anwendungen im Modellbau halte ich das Tempern bei 35-40°C für vollkommen ausreichend wobei ich selbst bisher noch keine Bauteile von modellen getempert habe da es mir bisher nicht wirklich notwendig erschien.

Gruß
Reinhold
 
Hi Reinhold,

thanks :D

Also ich habe gelesen (bei R&G) dass unsere verwendeten Harzsysteme einen Temperaturvorlauf von ca. 30 Grad haben, also sollte ein bei 60 Grad getempertes Teil erst oberhalb von 90 Grad Schwierigkeiten bekommen ;) .

Dass die Temperatur langsam erhöht werden soll, ist klar. Deshalb ja auch die möglichst perfekte Isolierung der Kammer, dann kann über die Heizleistung (mehr Glühbirnen, weniger Glühbirnen) die Aufwärmgeschwindigkeit perfekt gesteuert werden (voher halt experimentieren). Leider finde ich nämlich keine geeigneten Thermostate, bei denen man gleich einen Temperaturverlauf eingeben kann. Geht ja aber auch so, Heizleistung so dimensionieren dass die Temperatur pro Stunde max. um 10 Grad steigt bis zur Zieltemperatur, die der Thermostat dann auch hält.

-Kann man eigentlich auch zu lange tempern?

-Evt. könnte ich auch eine grössere Heizleistung einbauen und diese über einen Dimmer regelbar machen?!

-Soll man nach dem laminieren zuerst die üblichen 24h abwarten und erst dann in die Temperkiste? Oder kann man direkt tempern?

Gruss
Raphael
 
Hallo Raphael,

ich würde erst die 24h warten und dann tempern, bzw. wenn es schnell gehen muß langsam anfangen, z.B. mit 40°C mindestens 6h anhärten(eine Regel der Chemie sagt, daß sich die Reaktionschwindigkeit bei Erhöhung der Temperatur um 10°C verdoppelt d.h. bei 20°Temperaturerhöhung ein vierteln der Reaktionszeit)und dann mit der Temperatur hochgehen.

Ich kenne beim Härten und Tempern bisher nur die Vorgehensweise über Temperaturstufen und würde dies zum Anhärten auf alle Fälle empfehlen.

Wichtig ist immer, daß durch geeignete Lagerung der Teile während des Temperns ein Verzug ausgeschlossen wird.

Letzlich wird Dir nur der Versuch übrigbleiben wie schnell Du ohne Gewebeabzeichnung oder Verzüge härten und Tempern kannst.

Zu lange Tempern sollte eigendlich kein Problem sein wenn die Temperatur nicht zu hoch wird, es kostet halt mehr Geld ohne daß die Eigenschaften besser werden.

Gruß
Reinhold
 
Hi Reinhold,

was meinst Du mit Temperaturstufen?

Übrigens ist Zeit kein entscheidender Faktor, ich könnte also problemlos 24h anhärten lassen, evt. entformen, wieder zurück in die Form und dann inkl. Form tempern. Oder?

Gruss
Raphael
 
Hallo Raphael,

mit Temperaturstufen meine ich z.B. 24h bei Raumtemperatur anhärten und dann die Temperkanmmer auf 40°C anheizen und diese Temperatur eine bestimmte Zeit halten, dann bei Bedarf wieder anheizen auf die nächste Temperaturstufe.
Wenn möglich würde ich das Bauteil in der Form Tempern (ohne vorherige Entformung) was natürlich wieder bedeutet daß auch die Form (vorher) getempert werden muß.
Du muß aber darauf achten, daß dein Trennmittel die Temperaturen die Du anstrebst auch verträgt.

Gruß
Reinhold
 
Raphael,
für Deine Temperkammer reicht bei der von Dir genannten Isolierung eine geringe Heizleistung aus. Bau 4x100W ein, damit Du Dich besser fühlst, aber notwendig ist das nicht. Meine Temperkammer (Styro ohne Gips) ist in 10-15min auf Betriebstemperatur, egal wie hoch die liegt. Bei 35-40° stelle ich die Teile einfach so rein und nutze das "natürliche" ;) Temperaturprofil beim Anfahren der Temperkammer. Und da sind wir beim Thema: Wenn ich ein Teil nachhärte, nutze ich gelegentlich nur eine 60W Lampe. So fährt die Kammer langsamer hoch, während das Teil natürlich schon drinsteht. Nach 24 Stunden insgesamt hole ich das Teil raus und fertig ist es.

Zum Thema Gewebsabzeichnungen sage ich nur: probiert es aus, wenn ihr es nicht glaubt! Der Unterschied zu den restlichen 80° Temperfritzen auf dieser Welt ist, dass wir im Modellbau dünne Laminate mit ebenso dünnen Deckschichten haben. Und da zeichnet sich alles ab, ob man nun will oder nicht. Bei 1mm Gelcoat würde sich nichts abzeichnen, aber dann sollte man besser Panzer bauen, denn die fahren sich besser.

Wir verwenden im Modellbau kalthärtende Harze. Das heißt kalt (20°) 24h aushärten lassen, dann erst tempern! Natürlich nutze auch ich gelegentlich die Schnellhärteigenschaften insbesondere vor Wettberwerben aus :D , aber das ist nur beim Rumpf legitim, beim Flügel sollte man das nicht tun. Warm härten bedeutet bei unseren Harzen Festigkeitsverlust und erhöhte Sprödigkeit. Bei einem Rumpf kein Thema, bei einem Flügel dagegen schon.

Der "offizielle" Weg für unsere Harzsysteme ist eindeutig: erst 24-48h aushärten, dann 60°C tempern, idealerweise in einem langsamen Stufenprofil und ebenso langsam abkühlen lassen. Nur und wirklich nur dann wird man nur leichte Abzeichnungen haben.
Siggi

PS: Das Thema tempern hatten wir schon mehrfach. Benutze einfach die Suche hier im Forum.
 

DavidSt

User
hallo

was haltet ihr von einer ganz anderen variante:

=> z.b. einer Heizdecke, wie sie OMA verwendet! ;)

die müsste doch "genug tinte im füller" = heizleistung haben, oder? :confused: :D

schätzte einmal, die bekommt sicher 37°C zusammen.

ist nur die frage, wie lange so eine decke ist? (größere bauteile)

super zum verstauen wäre es allemal :D (einfach zusammenrollen)

gruß

d@vid
 

Steffen

User
Hi,

ich benutze ein Heizkissen für lokale Temperungen. Mit Decke rundherum kommt das auf ca. 55° aber aufgrund der geringen Heizleistung kann nichst getempert werden, was zu einer Seite unisoliert ist. So konnte ich eine Wurzel am großen Segelflugzeug nicht hinreichend erwärmen.

Ciao, Steffen
 
Hi,

wir haben in der Firma eine größere Temperkammer stehen, die wird mit Ölradiatoren beheizt und steht auf ca.55°C. So in etwa werden alle festigkeitsrelevanten Bauteile getempert, ist Vorschrift. 80°C ist für die üblichen Bauteile völlig unnötig! Und wie schon gesagt wurde, erst anhärten lassen und dann Tempern. Wobei das auch nicht zwingend nötwendig ist. Wir stellen die Propeller auch direkt nach dem Verschließen der Formen in die Kammer und die sind bis jetzt alle top :) Muss man halt ausprobieren. Und ganz wichtig, erst danach Entformen, sonst gibts evtl. Verzüge im Bauteil.
In mein Temperkämmerchen im Keller passt gerade mal ein Rumpf eines 2m Seglers, ist auch nur für die CFK-Rohre gedacht und wird mit einer 60W Lampe beheizt und reicht dicke, immer zwischen 50-60°C.

Gruß,
Christian
 

Yeti

User
Original erstellt von Flyer (Christian Schirmer):
Wir stellen die Propeller auch direkt nach dem Verschließen der Formen in die Kammer und die sind bis jetzt alle top :)
[offtopic]
Stimmt, das Problem waren nicht die Propeller ;) ;) ;)
[/offtopic]

Gruß Yeti

[ 02. Juni 2004, 16:02: Beitrag editiert von: Christian Ückert ]
 
Raphael

geh mal zum Elektroschrotthändler und schlachte einen alten Umluftbackofen. Die haben temperaturfeste Lüfter Diese Lösung funktioniert bei einem Fliegerkollegen sehr gut.

Gruß

Konrad
 

AndreU

User
Hallo,
also ich habe mir eine große Box aus 5cm Styroplatten gebaut und dort einen alten Haarfön mit Thermostat (von Conrad) eingebaut. Damit habe ich Heizung + Umluft in einem. Benutze ich allerdings nur bis ca. 30 Grad Celsius, damit das Harz in meinem kalten Keller überhaupt aushärtet.

Gruß,
André
 
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