Dyneema und Texalium

matzito

User gesperrt
Hallo Zusammen,
habe da mal 2 Fragen in die Runde zu stellen, da ich mir vor kurzem 2 neue Gewebesorten bestellt habe:
- 170gr Dyneema, von den Werkstoffeigenschaften super klasse, aber die von R&G vorgesehen Scheren verzweifeln da wohl dran. Einzige die ein bischen funktioniert ist die Aramidfadenschere; habe Angst das Gewebe an der Formkante nicht bündig abgeschnitten zu kriegen.
- Texalium, wollte ich als Sichtlaminat für einen Segler einzetzen, es ist nur durch die Alubeschichtung etwas steifer als das normale 160gr Glas; gibt sich das, sobald es mit Harz durchtraenkt ist, und wie gestaltet man die Ecken, wo kein Gewebe hinkommt, damit die Optik bleibt? Mit Alupulver?

Aus beiden wollte ich einen 3lagigen Seglerrumpf machen, 1.texalium,2.Dynema und die 3te lage mit 160er Glas. Unkaputbar und optisch was fuer Fetischisten :D verspreche mir durch die Kapselung des Dyneema im Glas bessere Eigenschaften bei der Bearbeitung und wenn´s mal kracht koennte die Mittelschicht halten, wenn innen und aussenschichten schon reissen, die Reperatur waere einfacher.

Mich interessieren alle Eure Erfahrungen auch mit Bildern.
Gruß und Danke im Vorraus ;)

Matzito
 

plinse

User
Moin,

habe mal Dyneema in einem Rennbootrumpf verbaut. Die Überlegung war eine ähnliche: Außen das Glas (80er) und die übliche Hybridlage auf Sicht, da kommt dann normal eine 160er Glas hinter um die Kohlefaser abzudecken, man will ja in einem Elektrorennboot keine Kurzschlüsse.
Überlegung meinerseits - naja - eine 180er Lage Dyneema kann ja nur besser sein als eine 160er Glas, dass das Zeugs aber ein derartiger Schwamm ist, hat mich ernsthaft überrascht. Leicht übergewichtig geworden das Teil und die Hybridlage hätte ich mir sparen können. Der Rumpf ist ein panzerbrechendes Geschoss geworden ;) . Wenn es dir irgendwie auf das Gewicht ankommt, würde ich das nur verarbeiten, wenn du es absaugst und mit Lochfolie und Vlies das Harz wieder raus bekommst. Frag mich aber nicht, wie es sich dann verarbeiten lässt - wahrscheinlich äußerst besch...

Tja zum schneiden, ist ein ausgesprochenes Scherentestgewebe ;) . Auch wenn es hier immer wieder mal heißt, dass eine Proton nichts das bringt, was sie mehr kostet, die schneidet es anstandslos. Meine Formenbauschere hat gut zu kämpfen gehabt, ist aber noch durchgegangen, war ok. Einige andere Scheren in unserer Werkstatt, die mit normelem 60er oder 110er Aramid fertig werden, haben versagt, da zogen sich die Fasern zwischen die Klingen, schneiden ist was anderes. Mit denen konnte man sich langfristig durch das Gewebe durchwünschen - mit entsprechenden Fransen.

Unterschied meiner Formenbauscheren zu den meisten anderen: erstens pflege ich sie sehr gut und verleihe sie nicht ;) ich weiss warum ;) . Zweitens habe ich sie mir bei Robuso direkt bestellt, da hat man eine wesendlich bessere Auswahl und es sind nie die kleinen Scheren ihrer Klasse. Dadurch sind die Klingen nicht nur etwas länger sondern gerade nahe des Gelenkes steifer. Bei gleicher Schärfe schafft es die Faser nicht so schnell, sich zwischen die Klingen zu ziehen.

Viele Scheren, die im Modellbaubereich verkauft werden, sind auch von Robuso, meistens aber laut Herstellerkatalog "für Glas, Kohle und leichtes Aramid". Wenn die absolut neu sind, schaffen die vielleicht auch ein paar Meter Dyneema. Ist das Neue von den Scheren runter und geht es in den Alltagszustand über, zehrt man bei den besseren Scheren länger von den Reserven. Außerdem verwende ich meine teuren Scheren immer nur dann, wenn andere Scheren es nicht auch täten. Für Glas und Kohle ohne Aramidanteil oder Dyneema habe ich eine billige "Friseurschere" vom Flohmarkt, die ist filigraner, an der Trennebene vom Handling her somit schöner und auch verzahnt. Bei der wäre aber wegwerfen und eine neue holen billiger als normales Nachschleifen lassen, wenn die Verzahnung mal endgültig dicht wäre ;) . Selbst die Schere wurde letztens von einem Bekannten über den Klee gelobt, als er sich aus Glas einen Segelbootsrumpf gebaut hat. Es gibt also keinen Grund, sich die teuren Scheren an Glas und Kohle stumpf zu machen. Wenn man es bei Aramid noch nicht merken sollte, spätestens bei Dyneema ist es so weit.

Von der Verarbeitung her ist die Faser eine Herausforderung an die Scheren und Harz zieht sie wie blöd. Denke Aramid ist und bleibt meine erste Wahl wenn es um Zähigkeit geht.
 

Yeti

User
Original erstellt von plinse:
Überlegung meinerseits - naja - eine 180er Lage Dyneema kann ja nur besser sein als eine 160er Glas, dass das Zeugs aber ein derartiger Schwamm ist, hat mich ernsthaft überrascht.
Nur mal so als Hinweis: Glas hat eine Dichte von 2,55 g/cm³ und Dyneema irgendwas um 1 g/cm³. Mit 180er Dyneema erzeugt man also etwa die dreifache Wandstärke von 160er Glas. Dass dann da mehr Harz rein muss, sollte klar sein, oder? ;)

Gruß Yeti

[ 02. November 2004, 23:44: Beitrag editiert von: Christian Ückert ]
 

plinse

User
Moin Christian,

warum das so ist, ist sicher klar. Das Gewebe war aber ein Rest, den ich mal so bekommen habe "Gock mal, 180er Dyneema - willste haben?"

Da war nix mit im Katalog gucken und Daten studieren. Sicher ist es dicker, deshalb auch mein Kommentar mit dem Absaugen. Wenn man "dem Schwamm" zugesteht, die volle Dicke zu entfalten, zieht das ewig Harz und wird somit schwer.

Sicher ist die hohe Wandstärke auch verantwortlich für die massive Beulsteifigkeit meines Rumpfes ;) . Nur hätte ich das vorher einkalkulieren sollen, zu viel ist einfach zu schwer ;) .
 
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