Steckungsrohr: eloxiert, ja oder nein

mec

User
heute am platz:
flieger: super star (oder so ähnlich), ca 2.2m SpW
3 jahre alt, ca 3 flugstunden am buckel.
30mm alusteckungsrohr (nicht loxiert), innen drin holzrundstab eingeklebt.

das rohr hatte an der stelle seiner größten belastung (rumpfwand) einen haarriß ca dreiviertel seines umfangs.
aufgrund regelmäßiger modellkontrolle konnte schlimmeres verhindert werden.

auf unserem platz entbrannte aber eine hitzige diskussion unter den "experten", ob nun ein "blankes" alurohr oder ein eloxiertes steckungsrohr besser sei.

die frage nun an die experten und metallurgen:
pro oder kontra eloxieren beim steckungsrohr?

mein wissensstand:

eloxiert:
kostet
schaut gut aus
oberfläche härter
dringt allerdings (wenngleich nur ganz gering) in die oberfläche ein (ob das für die wechselbiegebeanspruchung förderlich ist???)
färbt nicht ab
viele farben erhältlich
geht nur bei bestimmten legierungen

nicht eloxiert:
rohr ist oberflächlich weniger beständig
finger werden immer schwarz
kostet nix
keine oberflächenbeeinträchtigung

nun seid ihr dran.
was ist besser?

mec
------------------
steht nun bei den Metallen
HWE :rcn:

[ 06. September 2004, 22:11: Beitrag editiert von: Heinz-Werner Eickhoff ]
 
Hi..

Bei Luftfahrtaluminium (7075=3.4364) bewirkt Abbeizen mit anschliessendem Eloxieren einen Gesamt-Materialabtrag von 30-40 µm (das beizen kostet, das eloxieren trägt wieder etwas auf)
Für Wechselbiegebeanspruchung ist das normalerweise (d.h. bei Wandstärken >1mm) nicht wirklich relevant, solange die Biegebeanspruchung nicht zu hoch ist (Lebensdauer-Beständigkeit des "rohen" Teiles >10^5 Lastzyklen). Die Oberfläche wird härter, allerdings kann man auch schöne Kratzer in ein dunkel eloxiertes Rohr reinbekommen... also immer die Materialpaarung betrachten - wo kommt das Rohr rein? Dabei berücksichtigen, dass das Rohr ggf. leichter zu tauschen ist als sein Gegenstück.

Wenn ich vor der Frage stehen würde, ich würd´s eloxieren (aber mich kostet´s nix, könnte ich unaffällig unter ne "dienstliche" Fuhre Aluteile schmuggeln)

mfg
andi
 
Hi Andy,
dein 7075 (3.4365) kommt zwar aus der Luft- und Raumfahrt-Technik wird aber allg. als Konstruktions-Alu. bezeichnet. Die Festigkeit ist hier höher als bei normalem Stahl (480N zu 360N) aber die Bruchdehnung ist erheblich kleiner. 7075 lässt sich fast nicht biegen; es bricht! Ob daß das richtige Material für ne Flächensteckung ist??

Außerdem ist es ca. 3x so teuer.

Zum eloxieren:
Das von dir angesprochene eloxieren mit 30um Material-Abtrag (beim beizen) bzw. Auftrag ist eine Sonderform des eloxierens auch hart-eloxieren oder hart-coatieren genannt. Es lässt sich nur bei sehr wenigen Legierungen anwenden und ist theor. farblos ( schwarz-hart ist z.B. ein Zwitter aus Normal- und Hart-elox.)

Eloxieren ist Grundsätzlich eine galvanische Oberflächenveredelung von Aluminium. Hierbei wird die molekulare Oberflächenstruktur des Materials "verschlossen", sodaß die Oberfläche resistenter gegen äußere Einflüsse wird. D.h.: Das Aluminium wird z.B. vor Witterungseinflüssen, einigen Reinigungsmitteln, ... geschützt. Bei diesem Eloxalvorgang kann man auch Farbmoleküle "beimischen" wodurch man entspr. rote, gelbe, blaue, schwarze,... Teile bekommt. Übrigens kann man keine weißen Teile herstellen, da die gebräuchlichen weißen Farbmoleküle zu groß sind.

Da eloxieren also "nur" die Oberfläche verschönert und korosionsfester macht, bekommt man bei einer elox. Flächensteckung keine schwarzen Finger. Aber die eloxierte Oberfläche ist sehr kratz-empfindlich. Bei einer Fläch.-Steckung ist also in regelmäßigen Abständen ein erneutes eloxieren nötig.

Ich verzichte bei meinen Flächensteckungen auf eloxieren, obwohl auch bei mir der Preis fürs eloxieren keine Rolle spielen würde. :D

Ich hoffe diese Antwort wirkt nicht Oberlehrer mäßig, das hatte ich absolut nicht vor.

Viele Grüße
Dirk
 
Hi, Dirk.

Wurde auch nicht so verstanden :) Danke für die nähere Beschreibung.

Ich wollte damit nicht vorschlagen, diesen Werkstoff zu verwenden (Missverständniss). Für diesen liegen mir eben Erfahrungswerte vor, die ich weitergeben wollte. Der Werkstoff ist als Biegeträger gut geeignet, er wird oft auch für biegebeanspruchte Integralteile (Holmanschlüsse etc.) verwendet. Wie´s mit der Steckung aussieht, dazu hab ich keinerlei Erfahrung. Aufgrund der geringen Bruchdehnung "sieht" man Vorschädigungen schlechter. Allerdings sollte man das Rohr ohnehin beinahe dauerfest dimensionieren, und da schneidet das Zeug gut ab.
Werkstoffkennwerte für Luftfahrt-Werkstoffe gibt´s übrigens hier:
(Achtung: 75MB)
http://www.tc.faa.gov/its/worldpac/techrpt/ar-mmpds-01.pdf
Dieses Dokument ersetzt langfristig das verbreitete Mil-HDBK-5, ist aber wohl (noch) mit diesem identisch.

mfg
andi
 
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