Ein großer Anfang - die Bundeskommission Modellflug im DAeC

Ein großer Anfang -
die Bundeskommission Modellflug im DAeC


Am 11. Dezember 2010 stimmte die Hauptversammlung des DAeC einer neuen Organisation des Modellflugsports zu. Die bisherige Sportfachgruppe Modellflug hatte sich auf ihrer Tagung 27./28. November in Speyer eine neue Geschäftsordnung gegeben. Sie füllt den Rahmen, den der Deutsche Aero Club e.V. mit seiner neuen Satzung vom 29. September 2009 öffnete. Die Satzung weist den einzelnen Luftsportarten je eine Bundeskommission zu. Neu ist, dass nicht nur die 16 DAeC-Landesverbände (sog. Multi-Sportverbände) Mitglieder in den Bundeskommissionen sein sollen, sondern dass auch zentralen Verbänden der jeweiligen Luftsportart (sog. Mono-Sportverbänden) die Tür weit offen steht. Im Modellflug stieß darum der kleine MFSD dazu – der große DMFV erklärte jedoch, kein Interesse zu haben.

Möglich wurde die neue Organisation, weil große Landesverbände wie Bayern, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg auf ihren dominierenden Einfluss verzichteten. Sie verzichteten auch auf ein Stimmrecht, das einfach die Mitgliederzahl spiegelte. Sie akzeptierten, dass selbst die größten Verbände höchstens zehn Stimmen haben können, wenn es um Beschlüsse geht. Kleine Verbände haben mindestens eine Stimme. Das ist vernünftig: Man denke sich eine UNO, in der die Länder entsprechend der Zahl ihrer Einwohner Einfluss hätten! Oder eine Modellflugkommission des Weltverbandes FAI, in der die USA trotz geringen Interesses an der FAI zwölf Mal so viel zu sagen hätten wie der DAeC.

Die Bundeskommission Modellflug hat dieses Stimmrecht wohlweislich aus der DAeC-Satzung übernommen. Die übrige Struktur wurde angepasst, ähnlich der anderer neuer DAeC-Bundeskommissionen.

Oberstes Organ ist – im Grundsatz unverändert - die Mitgliederversammlung der Modellflieger der DAeC-Mitgliedsverbände. Sie gibt die Richtung vor und wählt den Vorstand wie die Vorsitzenden der Sport- und Fachausschüsse. Der Vorstand besteht aus dem bisherigen Vorsitzenden Klaus Böckmann, bis 2011 gewählt. Neu sind drei Stellvertreter (bisher nur einer): Hans-Joachim Schaller, Uwe Schönlebe und Gerhard Wöbbeking. Schaller wurde jetzt neu gewählt, die anderen beiden gehörten auch dem bisherigen Vorstand an und stehen 2011 zur Wahl. Die aktiven Modellflieger vertritt der Gesamt-Aktivensprecher Guntmar Rüb als fünftes Vorstandsmitglied.

Die neuen Ausschüsse sind – neben dem neuen Stimmrecht – das Revolutionäre. Sie machen Schluss mit einer Idee aus der Frühzeit der Bundesrepublik.

Die Idee könnte man „Einheit von gesetzgebender und ausführender Gewalt“ nennen. Sie manifestierte sich über ein halbes Jahrhundert lang in zwei großen Gremien, den Fachausschüssen Freiflug und Fernlenkflug. Dort sollten nicht nur Fachreferenten und Pilotenvertreter (Aktivensprecher) die Belange ihrer Modellflugklasse vortragen, das Sportjahr planen und Regeln verabschieden. Gleichzeitig sollten auch 16 Vertreter der Landesverbände – je 16 für Freiflug und für Fernlenkflug - die Länderinteressen wahren. Alle mit Stimmrecht, so dass sie – gäbe es keine Doppelfunktionen und in jedem Land einen Freiflugreferenten – ganz satzungsgemäß mit sieben Fachreferenten, fünf Aktivensprechern und zwei Vorsitzenden dreißig Mann hoch die Planung von vier oder fünf nationalen Freiflugwettbewerben berieten. Faktisch waren es im Freiflug seit vielen Jahren nur fünfzehn Stimmberechtigte, im Fernlenkflug aber stetig zunehmend bis über vierzig. Was Wunder, dass solche Treffen zwei Tage dauerten und sich zum Schluss keine Vorsitzenden mehr fanden.

Speziell im Freiflug wurde beharrlich ausgeblendet, dass eine Aufgabe keineswegs umso besser gelöst wird, je mehr Leute mitreden. Fesselflug und Raketenmodellflug, die als Fachreferate nicht über den Luxus vergleichbarer Gremien verfügten, sind darüber ja nicht verschwunden. Sie haben 2010 mit zwei Goldmedaillen bei Weltmeisterschaften ihre Leistungsfähigkeit bewiesen und erheblich zum Glanz des deutschen Modellflugs beigetragen.

Also: An die Stelle der bisherigen Fachausschüsse und Fachreferate treten jetzt elf Sportausschüsse. Sie konzentrieren sich – ähnlich den Unterausschüssen der CIAM – auf jeweils eine Kategorie des Modellflugs; wie die Aufgaben zu lösen sind, bestimmt der jeweilige Vorsitzende. Zehn Vorsitzende – vom Freiflug bis zu Aerostats (Modellballone und –luftschiffe), vom Motorkunstflug bis zum Elektroflug – können eigens Referenten mit der Arbeit für die verschiedenen Klassen beauftragen, sich Stellvertreter suchen und sogar Arbeitskreise berufen, immer in Abstimmung mit dem Vorstand der Bundeskommission. Aktivensprecher für die Modellflugklassen mit Ranglisten haben Stimmrecht in ihrem Ausschuss. - Ein elfter Sportausschuss hat Jugendarbeit und Breitensport als Aufgabe.

Auch Fachausschüsse gibt es nach der neuen Geschäftsordnung, und sogar deren sieben. Es sind die Fachleute der früheren Modellflugkommission; es gibt sie für Modellfluggelände und Zulassungen, für Leistungssport und Regelwerk, für Funk, Öffentlichkeitsarbeit und internationale Arbeit. Diese Fachleute leiten jetzt Ausschüsse. Sie können allein aus dem Fachmann bestehen, aber auch weitere Experten umfassen. So soll sich der CIAM-Delegierte als Fachausschuss-Vorsitzender Internationale Arbeit mit den deutschen Mitgliedern in den internationalen CIAM-Unterausschüssen abstimmen (hat er auch bisher schon tun können, war aber nicht als Aufgabe genannt). - Neu als Vorsitzender dabei ist Wolfgang Witas, Modellflugreferent aus Mecklenburg-Vorpommern, der an Stelle des viel zu früh gestorbenen Helmut Steinigeweg die Pressearbeit übernahm.

Alle neuen Ausschüsse sind in der Praxis zuerst Email-Gruppen. Wenn sinnvoll und gewünscht, sollen sie aber auch tagen - und das sogar gemeinsam. Ihre Vorsitzenden bilden den „erweiterten Vorstand“, der sich zusätzlich einmal im Jahr zu einer Sporttagung trifft, z.B. im Rahmen einer Mitgliederversammlung der Bundeskommission.

Alle bislang beschriebenen Aufgaben werden ehrenamtlich wahrgenommen. Hauptamtliche Mitarbeiter schlägt der Bundeskommissions-Vorstand vor; sie werden vom DAeC-Vorstand angestellt. Für Michael Thoma, der schon bisher die Geschäftsstelle der Sportfachgruppe Modellflug in Braunschweig leitete, ändert sich darum wenig. Wie bisher wird er bei allen wichtigen Tagungen dabei sein und in den Email-Verkehr einbezogen.

Am auffälligsten ist der neue Sprachgebrauch: Sportfachgruppe, Modellflugtagung und Modellflugkommission haben ihren langjährigen Dienst getan. Man kann sie vergessen. Die Zukunft im Modellflugsport gehört der DAeC-Bundeskommission und ihren Sport- und Fachausschüssen!


DAeC - Modellflug Pressestelle der Bundeskommission
Bericht: Gerhard Wöbbeking im Dezember 2010
 
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