Hallo Walter,
ich habe mit den von Dir gelinkten Text durchgelesen. Der Autor hat Recht für den Anwendungsfall Alschraube in Stahl-Gewindebohrungen oder Muttern aus Stahl.
Natürlich haben die Aluschrauben geringere Zugfestigkeiten als Stahlschrauben der Klassen 8.8 und aufwärts. Die bei Modellmotoren verwendeten Stahlschrauben, bzw. die, die man z.B. bei
www.engelmt.de kaufen kann, sind meistens sogenannte hochfeste Schrauben aus einer 7075er Al-Legierung, farbig eloxiert. Diese sind ungefähr vergleichbar mit Festigkeitsklassen 6 bei Stahlschrauben.
Das Problem liegt im Einsatzgebiet: Schraube ich die Stahlschraube in z.B. ein Kurbelgehäuse aus Alu, kann ich die höhe Festigkeit nicht ausnutzen, weil mir hier zuerst das Gewinde im Gehäuse versagt.
Das Hauptproblem ist aber die stark unterschiedliche Wärmedehnung: Das Al-Gehäuse dehnt sich stärker aus als die Stahlschraube. Es bleiben plastische Verformungen im Alu-Bauteil, die Vorspannkraft der Schraube verinngert sich. Folgen: Undichtigkeiten, Spiel. Dann wird die Sache nochmal richtig angeknallt bis das Gewinde im Gehäuse hinüber ist. Eine Aluschraube geht hier besser mit der Wärmedehnung mit, weil sie sich genauso stark ausdehnt wie das Al-Bauteil.
Die Anwendung von relativ kleinen Stahlschrauben bei Aluguss (ZDZ, hält aber, zumindest bei meinem) halte ich für wesentlich problematischer, als die Verwendung von ordentlich dimensionierten Al-Schrauben (DA), aber natürlich nur in Alu oder Kunststoffbauteilen.
Eine Ursache für das Versagen der Verbindung kann neben einem Herstellungsfehler bei der Schraube (unwahrscheinlich) ein unangepasstes Anzugsmoment sein.
Es empfiehlt sich überigens solche Schraubenverbindungen zu fetten, weil das Drehmoment bei geringerer Reibung im Gewinde besser in Vorspannkraft umgesetzt wird, ohne den Innensechskant zu vermurksen und den Schraubenkopf abzudrehen. Noch besser ist Loctite: Schmieren bei der Montage, Sichern und Korrosionsschutz im Betrieb.
Gruß
Klaus