Baubeschreibung: einfaches RC-Luftschiff

Da bei mir des öfteren PM`s eintrudeln, bei der nach den Rettungsdeckenluftschiffen gefragt wird, hab ich hier mal eine Baubeschreibung gemacht. Sonst tipp ich mir noch die Finger wund...;)

Diese Luftschiffvariante dürfte an Bauaufwand das wohl einfachste sein.
Aber Vorsicht: obwohl die Hülle etwas primitiv anmutet, ist Geduld und Fingerfertigkeit gefragt!

Dabei werden zwei Rettungsdecken aufeinandergeklebt und ein Kiel mit Schwenkmotor angebracht… gesteuert wird also nach dem Prinzip der Vektor-Steuerung

Baubeschreibung:

Benötigt werden:

- zwei Rettungsdecken
- ca. 10m x 5cm beidseitiges Klebeband
- E-Antrieb, RC
- etwas Balsa oder Depron und Klebstoff

Wichtig ist, dass man einen sauberen und glatten Boden hat. Die Rettungsdecke wird an einer Ecke mit Klebeband am Boden fixiert. Die nächste Ecke wird nun auch am Boden fixiert und zwar so, dass die kürzere Seite der Folie straff gespannt wird.
Jetzt kann man beginnen, das beidseitige Klebeband auf den gespannten Folienrand aufzutragen. Man beginnt in der Ecke und rollt ca. 50cm Klebeband ab. So kann man die Richtung besser anpeilen, in die das Klebeband aufgetragen wird. Das Anpeilen ist wichtig, da später beim Auftragen die Richtung nicht korrigiert werden sollte.

Das Klebeband sollte langsam Stück für Stück mit einem Tuch angedrückt werden.
Das muss sehr sorgfältig geschehen. Keinesfalls darf eine Falte entstehen, da durch diese das Helium später ausfließen würde. Am besten ist es, man streicht das Klebeband zuerst nur leicht an. So erzeugt man keine „Welle“ in der Folie. Danach wird das Band noch mal fester angedrückt.

Ist die erste Seite geschafft, wird die dritte Ecke fixiert, also die lange Folienseite gespannt.
Man beginnt mit dem Klebeband in der Ecke, in der die erste Klebebahn endet. Dort werden von der ersten Klebebahn einige cm Wachspapier abgezogen, damit sich die Klebebahnen kreuzen!
Die zweite Bahn startet also rechtwinklig zur ersten. Dies sollte aber ca. 10cm vom Folienrand passieren, da man während des Auftragens immer leicht „abdriftet“ und man ansonsten über den Rand „schießen“ würde. Driftet man zu sehr ab, lässt sich die Richtung nur sehr schwierig korrigieren.

Da man die zweite Bahn auf 2m Länge auftragen muss, es zwischendurch nötig, die Folie immer wieder neu nachzuspannen.
Die dritte Klebebahn beginnt am Startpunkt der ersten Bahn. Auch dort einige cm Wachspapier entfernen und genau wie die zweite Bahn kleben. Auch hier den 10cm-Abstand zum Folienrand nicht vergessen!

Danach sollte also das Klebeband an einer kurzen Seite der Folie und beiden Längsseiten aufgetragen sein. Nach demselben Prinzip wird nun auch die vierte Seite geschlossen.

Das fertige Rechteck sollte so aussehen wie in Bild 1.

Insgesamt muss das so geklebte Rechteck überall ein paar cm Abstand zum Rand haben.
Jetzt wird die zweite Folie aufgeklebt. Dazu die Folienecken aufeinander legen. Es ist erfahrungsgemäß NICHT möglich, die Folien exakt Ecke auf Ecke zu kleben. Die Rettungsdecken werden also zwangsläufig etwas versetzt oder verdreht aufeinander geklebt.
Deswegen ist es umso wichtiger, dass das geklebte Rechteck etwas kleiner als die Rettungsdecke ist (ca. 2m x 1,20m). So hat man diesbezüglich etwas mehr Spielraum.

Die untere Folie wird wieder am Boden fixiert und die zweite Folie aufgelegt und ausgerichtet. Wieder muss die untere Folie gespannt sein. Es werden nur einige cm Wachspapier an einer Ecke entfernt und man beginnt die zweite Folie anzustreichen. Selbstredend sollten immer nur einige cm Wachspapier abgezogen werden, da sonst die Folie aus Versehen frühzeitig festklebt.

Auch hier ist äußerste Sorgfalt gefragt! Beginnend in einer Ecke, wird die obere Folie nun zunächst an nur drei Seiten aufgebracht.

Bevor die vierte Seite geschlossen wird, muss ein Füllventil eingebaut werden.
Dazu werden an einer beliebigen Stelle der oberen Folie drei oder vier Lagen Gewebeklebeband ( 5 x 5cm ) aufgeklebt. So erhält man an dieser Stelle eine Folienversteifung. Dort wird ein Röhrchen mit Deckel ( Tablettenröhrchen o.ä. ) eingeklebt. Die Verbindung des Röhrchens zur Hülle gut mit Klebstoff abdichten!

Nun kann die Hülle an der letzten Seite geschlossen werden. Dabei von einer Ecke beginnen und nur bis zur Mitte der letzten Seite schließen!!!
Danach bei der anderen Ecke beginnen. Das ist sehr wichtig, da die letzten cm extreme „Fummelarbeit“ bedeuten!

Auf den letzten Zentimetern wird man merken, dass die verbleibenden Folienränder nicht gleich lang sind! Das ist normal und lässt sich nicht ohne weiteres vermeiden.
Man schließt die Naht, bis die kürzere Folie vollständig angeklebt ist.
Die überschüssige Folie der längeren Folienseite bildet dann ein noch zu schließendes Stück.
Je nach dem, wie groß das verbleibende Stück ist, braucht es etwas Kreativität um dies zu schließen. Am besten man verbindet beide Ränder mit normalem Klebeband und schmiert vorher etwas Klebstoff als Dichtmittel auf den Folienrand.

Letzten Endes sieht der Nahtrand T-förmig aus. Die überstehenden Folienränder werden abgeschnitten, sodass eine ca. 2,5cm breite Klebenaht verbleibt.

Kiel und Antrieb

Wie das Ganze angetrieben wird, bleibt jedem selbst überlassen. Die Tragkraft lässt sich nicht genau vorherberechnen aber reicht aus für einen Kiel ( ca. 1,4m, Balsa ), einen Motor der Klasse SPEED280 und einen LiPo-Akku ( 2Zellen-650mAh) und restliche RC-Komponenten..
Andere Antriebe sollten dieses Gewicht nicht überschreiten!

Es empfiehlt sich an der Front des Kiels eine Vorrichtung anzubringen, mit der der Motor horizontal und vertikal geschwenkt werden kann. Dazu am besten Mini-Servos verwenden.
Der Akku sollte ein Verlängerungskabel mit der Länge des Kiels erhalten. Der Akku wird später als Trimmgewicht genutzt und braucht deswegen etwas Spielraum.

Die fertige Hülle wird soweit mit Luft gefüllt, sodass sich der Kiel über die gesamte Länge mit beidseitigem Klebeband anbringen lässt. Am Vorder- und Hinterende des Kiel`s, kann die Verbindung mit Gewebeklebeband verstärkt werden.

Wie der Kiel aussehen sollte, kann man den Bildern entnehmen…!
Ein Leitwerk ist nicht nötig

Erstflug/fahrt

Vor dem Erstflug muss die Hülle natürlich auf Dichtigkeit geprüft werden. Dazu die Hülle mit Luft befüllen. Die Hülle sollte dabei nur leicht gestrafft werden. Selbst scheinbar geringe Innendrücke verursachen hohe Zugkräfte auf die Naht und ziehen diese auseinander!
Die Hülle sollte dann schon 1h ohne merkliche Veränderung die Luft halten können.

Sollten auf der Naht kleine Fältchen Luft austreten lassen, kann man diese mit einem Tropfen Sekundenkleber verschließen.

Ist die Hülle dicht, kann es zum Start gehen. Dazu eine Decke als Untergrund ausbreiten und dort das „Luftschiff“ mit Schnur an Gewichten sichern. Nun kann die Hülle befüllt werden.
Die Hülle nur langsam und nicht komplett befüllen. Durch die Dekompression ist das Helium kalt und vergrößert sein Volumen noch. Erst nach einer gewissen Aufwärmphase die Hülle komplett füllen.

Mit dem Akku wird das Luftschiff horizontal ausgetrimmt. Eine leichte Hecklastigkeit erhöht den Auftrieb in der Fahrt.
Ganz wichtig: das Luftschiff muss so mit Ballast ausgetrimmt werden, dass es langsam aber eindeutig nach unten sinkt!!!

Bitte auch darauf achten das sich das Gas bei Sonneneinstrahlung erwärmt und so den Auftrieb erhöht!

Es ist mir durchaus schon passiert, dass ich das Luftschiff mit dem Luftgewehr zur Umkehr „überreden“ musste. Im Modell-Flug ist das normalerweise nicht üblich, da die meisten
Flug-Modelle in der Regel von allein wieder auf den Boden zurückkehren….

Generell sollte man sich von Thermik- oder Aufwindquellen fernhalten. Baut man später schlanke und „sportlich“ motorisierte Luftschiffe, hat man diese Probleme nicht.

Da diese Luftschiffvariante sehr windanfällig ist, sollte man sich bis zur völligen Windstille gedulden!!! Selbst bei leichtem Wind wird das Handling sehr schwierig…!
Bei den ersten Versuchen sollte das Schiff etwas schwerer ausgetrimmt werden, damit man sich dann an das beste Übergewicht herantasten kann…

Wenn das Ganze funktioniert, sollte es so aussehen:

http://www.rcmovie.de/video/079e5e5f3539f4d750e5/RC-Luftschiff



So, nun viel Erfolg und bei Fragen einfach fragen. Gegebenenfalls werde ich bestimmte Punkte des Beitrags noch mal nachbessern um alle Klarheiten endgültig zu beseitigen ;-)
 

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Hi,

gleich mal eine Frage:
Hast du ein Detailbild von deinem "Befüllstutzen" ?

Aber sonst gefällt mir die Anleitung sehr gut :-)
mein erster Experimentalblimp war auch so aufgebaut, nur etwas kleiner...

Grüße,
Marius

Edit: Erwähne doch noch, dass man am besten Helium als Traggas nutzt....
 

BIGJIM

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"Befüllstutzen"

"Befüllstutzen"

Hallo Marius
.
Hast du ein Detailbild von deinem "Befüllstutzen" ?
.
.. es ist auf dem Bild 2 links in/bei der Bildbetrachtung und 3 zu erkennen, das „Tablettenröhrchen“... als Befüllstutzen"... ;)
.
Erwähne doch noch, dass man am besten Helium als Traggas nutzt....
.
Helium 4.6 ist das Beste dies bedarf keiner Frage
.
Denn, wenn Du schon mit "Ballongas" die Erfahrungen gesammelt hast, gibt es nur noch Helium 4.6 ...
.
außer Wasserstoff und dies bedarf keiner weiteren Diskussion
.

.
Mit freundlichen Grüßen
BIGJIM
 
Hallo BIGJIM,

den Stutzen hab ich auch schon auf dem Bild geortet, aber mich interresiert wie Holger den an der Hülle festgemaht hat (einfach nur stumpf aufgeklebt?), das ist für mich allein aus der Beschreibung nicht ganz ersichtlich....

Für mich ist es klar, dass man Helium/Ballongas nimmt, aber da in der Beschreibung kein Wort an das Traggas verloren wurde hab ich das nur kurz erwähnt, falls jemand neu in den ModellBauBereich einsteigen will...
Will jetzt auch keine große Sache draus machen...
Gruß,
Marius
 
Füllstutzen

Füllstutzen

Hmmm.. n`Bild hab ich nicht parat... anbei aber ein Prinzip-Schema.
Muss ja nicht exakt einer Vorgabe Entsprechen.

Gewebeklebeband - rot
Klebstoff - grün

am besten, man Schichtet die Klebebandlagen wie eine flache Pyramide. So hat man einen guten übergang von der labbrigen Folie zum Röhrchen.

Das Röhrchen sollte aber schon so groß sein, dass man es beim Befüllen gut festhalten kann!

Gruß, Holg-Air
 

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BIGJIM

User
Deine Meinung, meine Meinung ... welches ist die „Richtige“...

Deine Meinung, meine Meinung ... welches ist die „Richtige“...

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Deine Meinung, meine Meinung ...
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Ich meine es kommt allein auf das Ventil an zur Befüllung, denn es gibt verschiedene Möglichkeiten.
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Das Röhrchen sollte aber schon so groß sein, dass man es beim Befüllen gut festhalten kann!
... und hier liegt der „Hase im Pfeffer“ .
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Das mit dem Röhrchen funktioniert nur, wenn man eine „Gummitülle“ an der Armatur zum Einfüllen hat.
Dafür habe ich jetzt keine Fotoaufnahme, da ich diese „Gummitülle“ nicht verwende.
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Wer mit Armatur und Einfüllpistolen arbeitet kann das „Röhrchenventil“ nicht gebrauchen, da beim begasen u.U. Helium mit Luft vermischt werden kann oder es geht Helium verloren ...
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Somit gibt es eben den „PET-Einfüllschlauch“ oder man nimmt etwas anderes, z.B. ein Fahrradschlauchventil, schau es im Foto 3 und 4
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Gruß BIGJIM

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Anhängende Bilder
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1 ... Füllpistolen

2 ... kurzes Schlauchventil mit Pistole zur Demonstration

3+4 Fahrradventil zum Füllen der Hülle ... das Einbringen ist der gleiche Aufbau mit diversen "Doppelklebebändern" wie es Holger mit seinem "Tablettenröhrchen" als Schemabild darstellte.

5 ... Schwanenhalspistole

6 ... Pistolen welche ich verwende

7 ... Katheter zum Entlassen von Helium aus der Hülle

8 ... Armatur mit 30er Schlüssel , Schlauch und Füllpistole
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HI,
wie wärs, wenn man eure beiden Ideen miteinander mischt.
von außen sieht man das Tablettenröhrchen. Aber um auch die Befüllmethode von BIGJIM zu benutzen muss der Durchmesser des Einlasses etwas verkleinert werden-> innen an dem Röhrchen noch einkleines Schlauchventil befestigen.
Ich hätte mir da so etwas ähnliches vorgestellt:
Das neue Rote ist das Folienventil.
attachment.php


Hier sind beide Vorteile vereint: man hat den automatischen Verschluss wie bei einem Schlauchventil und man hat die zusätzliche Stabilität und Sicherheit eines "richtigen" Deckels

Und zum Festhalten kann man noch ein Stück Leine an der Hülle befestigen.

Grüße,
Marius
 

BIGJIM

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Ideen bringen Gedanken weiter....

Ideen bringen Gedanken weiter....

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Hallo Marius
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Ich hätte mir da so etwas ähnliches vorgestellt...
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Versuch macht klug ... Ideen bringen Gedanken weiter oder scheitern!
Probiere es aus, es sind Deine Gedanken, Deine Idee.
Berichte dann darüber.
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Für mich sind meine Hüllen derzeit nicht das wichtigste, mir persönlich sagt eine funktionsgerechte Motorgondel mehr zu, denn eine schöne Gondel mit Kippmotoren ist stilgerechter anzusehen.
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Als bastel Luftschiffmodell ist es die Serie - Airship 500, Airship 600 und später Airship 1000 was in meinem Hangar - eine entsprechend große Styroporbox mit Anlademast ist vorhanden - stehen/fahren sollte.
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Für mich ist ebenso wichtig - ein Modul mit 130 cm Länge und Positionslampen ist bereits vorhanden - einen Anlandeplatz mit Mast und/oder Automast zu haben.
Dies ist meine Vorstellung ;) ... http://photos.airliners.net/aviation-photos/photos/2/4/2/0401242.jpg
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In Planung für 2011 eine Anlandebahn von 350 cm Länge und 45 cm Breite mit Mast und Positionslampen. :)
Die Materialien sind bereits vorhanden und zum Teil ... Module zusammengebaut, die Positionsbeleuchtung ist noch nicht angeschlossen.
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Mit freundlichen Grüßen
BIGJIM

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