wieviel g/m2 Diagonalbelegung für 9 m Tragflügel

Rudi T

Vereinsmitglied
Hallo Experten!

Nach längerer Überlegung über "Sinn und Unsinn" habe ich begonnen, mein lang angedachtes nächstes Projekt zu starten.
Für die Bemessung der diagonalen Belegung für den TF bräuchte ich Eure Unterstützung.

kurz die Eckdaten des TF:

Spannweite: 9,0 m
Wurzel: 430 mm, 12 %, Trapezlänge zu 1 Schnitt 2180 mm
1 Schnitt 365 mm, 11 % Trapezlänge zu 2 Schnitt 1770 mm
2 Schnitt 200 mm, 10 % Trapezlänge zu Endrippe 375 mm
Endrippe 100 mm

übliche Positivbauweise, Holmauslegung nach C. Baron (Annahme ca 0,3 bei 70 m/s)
Profil: cm0 -0,106

Abflugmasse: ca 25 kg (ohne Wasser)

Ich hoffe, ich hab für's erste nichts vergessen.

Grundsatzfrage: welche Belegung (g/m2) benötige ich im TF
z.B. ausgedrückt in einem Vielfachen von 80 g/m2. abgestuftv über die Spannweite gesehen

anders gefragt: welche Belegungen verwendet Ihr für derartige "Schiffe", wo es zwar nicht durch die Schallmauer gehen muss, aber doch gelegentlich über die 200 hinaus.. (die Bolzer unter Euch werden jetzt lächeln..)
 

kneubi

User
Hallo Rudi

80 gr GFK oder CFK ?

70 m/s und ca 0,3 ist doch für so ein Teil recht zügig. Gehe ich richtig in der Annahme 1:2? Was willst du damit anstellen? Was soll es werden: Typ? Einsatzereich?

Gruess Sigi
 

Rudi T

Vereinsmitglied
Hallo Sigi!

Das Original fliegt seit 2004 mit 6,6 m Spannweite noch immer traumhaft. (unter"Escapade" gibt's Beiträge)

Nun vergrößere ich das Teil (Rumpflänge 3,45 m). Urmodellbau habe ich bereits gestartet, entspricht in etwa einem 1:2 "Original".
Natürlich dachte ich an die Verwendung von Kohlegelege/-gewebe für die Diagonalbelegung.
Die Lastannahmen für den Holm sind nur ein erster Durchlauf - ich bin im Grunde genommen kein "Extremablasser"
sondern genießender Thermikschnüffler.
Aber wenn's bei uns im "hügeligen Flachland" so richtig abgeht (Rückseitenwetter), dann gehts oft schon "ziemlich voll" in den nächsten Bart. Deshalb der Fokus auf ausreichende Festigkeit gegen Verwindung, ich fürchte das "Hochschnappen" der Flügelenden wie der Teufel das Weihwasser. .

@hallo markus!

eine Lage 140 bzw. 160 g halte ich zumindest im Wurzelbereich definitiv für zu wenig.
 

Rudi T

Vereinsmitglied
hallo Steini!

Ich schrieb: Holmauslegung nach C. Baron - und da hab ich die angegebenen Werte eingesetzt - auch einfach um zu wissen, in welcher Bandbreite sich der Materialeinsatz bewegt - nicht wegen den Kosten, sondern eher aus logistischen Gründen.
 

kneubi

User
Hallo Rudi

Bei der Torsion würde ich auch nicht sparen. Nochmals - 70 m/s und ca. 0,3 ist doch schon eine heftige Belastung. Heisst bei 200 bis 250 Sachen zügig ins Höhenruder greifen. Wir sprechen ja nicht von einem F3B-Vögelchen. Auch wenn du mit 51 mm Bauhöhe (12%-Wurzel) nicht einen superdünnen Flügel hast so ist dies auch nicht grad eine Dimension in der man die Torsion auf die leichte Schulter nehmen kann. - Auch wenn Thermikfliegen erst Prio hat, so ist schnell mal passiert, dass man einen Flügel etwas mehr belastet als dies vorgesehen ist.

Vorschlag: 100er-Gelege über den ganzen Flügel (hilft gegen Transportschäden und gibt genügend steife Ruder) D-Box: 2 zusätzliche Lagen im ersten Drittel der Spannweite, 1 zusätzliche Lage vom ersten bis zum zweiten Drittel. Bei deinen Anforderungen solltest du dann auf der sicheren Seite sein ohne dass du unnötig Gewicht und teures CFK versenkst.

Gruss Sigi
 

Reimer

User
Tragfläche 9 m

Tragfläche 9 m

Hallo Rudi,

9 m Spannweite ist schon eine Hausnummer und natürlich muss auf Torsion geachtet werden.

Allerdings ist 160 oder 200 g CfK +/- 45° vollflächig auch für eine schnellere Gangart und drehsteife Ruder völlig ausreichend. Erst recht im Wurzelbereich. Erstens hast du da eine ordentliche Bauhöhe und die Flügel verdrehen sich viel lieber in den dünneren Regionen weiter außen.

Viel wichtiger als jede Menge Kohle plus Doppel-D-Box ist ein Profilstrak, der auch bei hohen Geschwindigkeiten relativ torsionsfrei ist. Dann brauchst du nicht mit Kohle oder Stahlbeton gegen das Verdrehen zu arbeiten.

Über einen vernünftigen Holm und spielfreie Anlenkungen brauchen wir nicht zu reden.

Gruß
Reimer
 
hallo Steini!

Ich schrieb: Holmauslegung nach C. Baron - und da hab ich die angegebenen Werte eingesetzt - auch einfach um zu wissen, in welcher Bandbreite sich der Materialeinsatz bewegt - nicht wegen den Kosten, sondern eher aus logistischen Gründen.

O.K. habe ich überlesen.
Dann teile uns doch bitte deine Daten mit: Wie breit /hoch/lang wird die Steckung? Wieviel Rovings für die Gurte?...

Ich frage deshalb, weil ich auch am Anfang eines Flächenbaus stehe - allerding nicht in dieser Größenordnung.
 

kneubi

User
Hallo zusammen

Reimers Idee funktioniert zu 100% - wurde schon öfters bewiesen ;)

Hier dennoch ein paar Gedanken zu meinem Vorschlag:

Leichte, torsionsfeste Ruder sind angeblich weniger anfällig auf Ruderflattern. Aus diesem Grund werde ich nie mehr als 100gr CFK in ein Ruder einarbeiten.

Habe zwei Segler (wohl nur 5m-Modelle) die mir die Theorie bestätigt haben, dass Gewebe hinter dem Holm nur unnötiges Gewicht ist (hilft jedoch vor Transport und Lagerschäden. Beide Flieger haben hinter dem Holm nur Styro, Abachi und eine 50er Glasbeschichtung unter 45 Grad. Fazit: Das Gewicht und Geld das ich hinter dem Holm verschenke, klappe ich besser nach vorn. Vor dem Holm bringts wenigtens was! :D

Das eine Modell hat auch in den Rudern nur einen halben 1-K-CFK-Schlauch und kein Gewebe unterm Abachi, erfüllt dennoch die wohl sehr theoretsichen Vorgaben von 70 m/s und Ca. 0,3 von Rudi - das andere Modell hat 100er-CFK in den Rudern und ist das was Rudi als Gerät für einen "Extremablasser" bezeichnet.

Im weiteren habe ich die Ueberzeugung, dass je torsionsfester mein FLügel innen ist, dieser nach aussen sich auch weniger verdreht und ich trotz abnehmender Dicke - aber auch abnehmender Fläche - aussen mit der Dicke der Belegung zurückgehen kann. Ein leichter Flügel aussen macht mein Modell ausserdem agiler.

Das Profil spielt sicher wie Reimer erwähnt hat eine entscheidende Rolle wie ein Flügel torrdiert.

Sicher fliegts und hälts auch wenn ich den ganzen Flügel gleichmässig betoniere. Bekanntlich führen viele Wege nach Rom oder zu einem brauchbaren Modell.

Wenn ich jedoch sehe auf welchem hohen Level Rudi seine erste "Escapade" gebaut hat - meine Hochachtung - gehe ich davon aus, dass er auch hier wieder das Bestmögliche herausholen will. Bin gespannt Rudi. Halte uns auf dem Laufenden.

Gruss Sigi
 

Reimer

User
Tragfläche 9 m

Tragfläche 9 m

Hallo Sigi,

wir beide sind heute wohl so richtige Nachtschwärmer.

Natürlich ist es erstrebenswert leichte und torsionsfeste Ruder zu bauen. Allerdings spielen einige wenige Gramm bei großen Flächen in der Praxis überhaupt keine Rolle.

Deutlich wichtiger ist die Torsionssteifigkeit. Die wird abgesehen vom Profilstrak in erster Linie durch die Grammatur und die Lage der Fasern erreicht. Grade bei Flächen mit hoher Streckung ist es meiner Meinung nach nicht empfehlenswert, zum Flächenende hin die Grammatur zu vermindern und dadurch die Torsionsneigung der schon dünneren und schmaleren Fläche zu erleichtern. Aber so hat jeder seine Erfahrungen und das was funktioniert, sollte man auch nicht unbedingt ändern.

Ich meine auch, dass die Funktion der D-Box etwas überbewertet wird. Das ohnehin dicke erste Drittel der Flächentiefe zwischen Nasenleiste und Holm wird explizid verstärkt und der lange Rest dahinter wird einfach ignoriert. Bei Schalen- oder Styro/Abachi-Flächen bevorzuge ich einen anderen Weg. Aber wie hier schon häufig genannt, führen viele Wege nach Rom.

Übrigens - Glückwunsch zu deinem Baubericht. Gefällt mir sehr gut und ich finde es prima, dass du dein Wissen sehr detailiert und nachvollziehbar weitergibst.

Grüße aus dem kalten Norddeutschland und gute Nacht.

Reimer
 

Rudi T

Vereinsmitglied
Hallo Sigi und Reimer!

Vorab einmal ein Danke für Eure Inputs und Sigi hat recht, es soll wieder ein nicht alltägliches Teil werden, denn dafür steckt einfach zu viel Arbeit dahinter und Sigi – danke für das Lob! Wenn’s interessiert, nachdem meine HP nicht funktioniert – eine CD mit 250 – 300 Bildern über die Entstehung der Escapade (Bau des Fahrwerk, Klappen usw. ) gibt’s.. :))

So: die 70 m/s mit 0,3 Ca sind nur mal eine Annahme um einen Bezug zur benötigten „Torsionsbewehrung“ zu schaffen. Wenn’ma die dann haben, könn’ma mit der Biegefestigkeit wieder etwas kürzer treten – und da kommt dann sicher nichts Schlechtes heraus.
Ein Flügel der ordentlich biegen kann und trotzdem verwindungssteif ist – das ist für Schiffe dieser Art mein Ansatz.

Aber der Reihe nach: Thema vollflächig / D – Box.

Ich habe für die Escapade zwei Flügel mit identem Profilstrak– jedoch mit etwas unterschiedlicher Spannweite gebaut.
Den ersten mit 160g/m2 vollflächig unterlegt, den zweiten nur „in der D- Box“ mit 160 g/m2, hinter dem Holm 80 g Glas.
Beide Flächen haben den gleichen Holmaufbau, außen 50er Glas + Lack.

Fazit: der vollflächig unterlegte Flügel ist deutlich verwindungssteifer.

Reimer: Ich bin der Meinung, dass das Torsionsmoment so wie das Biegemoment vom Randborgen zur Wurzel hin zunimmt, was im Umkehrschluss eine Reduzierung der Belegung in Richtung Randbogen zur Konsequenz hat.

Gehen wir einen Schritt weiter: Möglicherweise verlasse ich „meinen“ altbewährten HQW Strak und liebäugle mit dem HQ DS – Profil. Diese hat leider ein höheres Cm0, aber ich sehe auch einen Vorteil wie folgt:
Das HQ DS hat eine größere Dickenrücklage und wenn man sich das Profil in volle Größe (430 mm Wurzel) ansieht, merkt man recht schnell, dass es im Bereich der Klappen/Ruderdrehpunkte noch sehr dick ist. Damit macht nach meinem Ermessen die vollflächige Diagonalbelegung in Verbindung mit CFK – Ruderleitholmen ausdrücklich Sinn, weiters sind die Klappen/Querruder an dieser Stelle ebenfalls sehr dick, was sehr verdrehsteife Klappen/Ruder zulässt, ohne dass das Gewicht darunter leidet. Und schwere Ruder sind mit Sicherheit deutlich höher flattergefährdet…aber das darf man nicht so alleine stehen lassen, weil auch der Massenschwerpunkt (Abstand vom Drehpunkt usw.) eine große Rolle spielt.


Also wieder was zum Nachdenken.

@Jochen:

Steckung oder Holmzungen, darüber bin ich mir selbst noch nicht sicher – tendiere diesmal eher zu Zungen.
Was die Rovinganzahl für die Holmgurte betrifft wäre am einfachsten, Du setzt die Werte aus dem Beitrag in das Excelsheet von C.Baron ein. Da hast Du dann alles schwarz auf weis
 
Fazit: der vollflächig unterlegte Flügel ist deutlich verwindungssteifer.
Ist die D-Box sauber geschlossen, der Steg also gut and die Torsionslage angebunden? (Davon gehe ich eigentlich aus.)

Was sicher stimmt ist, dass man in der D-Box bezüglich spezifischer (also gewichtsbezogener) Torsionssteifigkeit das Material am sinnvollsten einsetzt (Weil die Querschnittsfläche am nächsten an der idealen Kreisringform ist.)

Dass ein voll belegter Flügel bei gleicher Belegung steifer ist, als einer mit D-Box ist klar. Immerhin hat der sicher fast das doppelte Flächenträgheitsmoment. Direkt vergleichen müsste man einen Flügel mit Vollbelegung mit einem mit total gleichviel Kohle in der D-Box.

Reimer: Ich bin der Meinung, dass das Torsionsmoment so wie das Biegemoment vom Randborgen zur Wurzel hin zunimmt, was im Umkehrschluss eine Reduzierung der Belegung in Richtung Randbogen zur Konsequenz hat.
Stimmt und stimmt nicht. Da es um Steifigkeit, also letztendlich resultierenden totalen Drehwinkel an der Flächenspitze geht, bringt in der Summe jede Versteifung, egal an welchem Ort, einen Beitrag. Allerdings in Richtung Flächenspitze mit "diminishing returns", also auch hier wieder die Frage, wo setze ich Gewicht, Kohle und "Kohle" am wirkungsvollsten ein.

Da ich ausserdem der Meinung bin, dass das Massenträgheitsmoment und Agilität durchaus wichtig sind, bin ich trotzdem näher bei Deiner Philosophie.

Und schwere Ruder sind mit Sicherheit deutlich höher flattergefährdet…aber das darf man nicht so alleine stehen lassen, weil auch der Massenschwerpunkt (Abstand vom Drehpunkt usw.) eine große Rolle spielt.
Yep. Idealerer Querschnitt hilft sicher. Schwerere Ruder = Flattergefährdeter stimmt übrigens nicht, wenn das Gewicht von vermehr eingebrachter Torsionslage kommt. Das ist ein Nullsummenspiel. Da aber an einem Ruder auch immer "totes" Gewicht dabei ist, wird es bezüglich Flatterfestigkeit bei mehr Torsionslage doch (minim) besser.

Aerodynamisch mag ich die HQ-DS nicht so, aber bei 9 m Spannweite haben sie wohl ihr passendes Einsatzgebiet.
 

Reimer

User
Tragfläche 9 m

Tragfläche 9 m

Ein interessantes Thema.

Grade bei großen Fliegern wird neben Zauberprofilen, speziellen Bauweisen, gewünschten Ablasser-Höhen und Spitzengeschwindigkeiten auch über extrem torsionsfeste und superleichte Flächen und - vor allen Dingen- Ruder und Klappen gesprochen.

Über die tatsächlichen Gewichte oder Gewichtsdifferenzen bei unterschiedlichem Materialeinsatz wird aber sehr wenig bis nichts berichtet.

Vielleicht könnte man anhand Rudis neuem Flieger einige Gewichtsaspekte im Flächenbau etwas transparenter machen.

Hier soll es nicht um das Gesamtgewicht der Flächen gehen, sondern nur um die Gewichtsdifferenz bei vollflächigen Gewebelagen unterschiedlicher Grammatur.

Rudis neuer Flieger hat:

Spannweite 9,00 m
Flächeninhalt ~ 284,58 dm²
Streckung ~ 28,5
mittlere Flächentiefe ~ 31,6 cm
Klappen (QR,WK) komplett durchgehend (von mir geschätzt), Klappentiefe ~ 22%
Flächeninhalt Klappen ~ 62,61 dm²
Flächenbelastung bei 25 kg Fluggewicht ~ 88 g/dm²
-
Für die einfachere Rechnung addiere ich zum Gewebegewicht 100% Harz.
-
Flächeninhalt kompletter Flügel Oberseite & Unterseite ~ 5,692 m²
davon Flächeninhalt Klappen Oberseite & Unterseite ~ 1,252 m²
-
Vollflächige Belegung mit Gewebe 100 g/m² + 100 g Harz pro m² = 200 g/m²

Gewicht für Gewebe incl. Harz für die komplette Tragfläche ~ 1,138 kg
davon für die Klappen komplett ~ 0,250 kg

dto. mit Gewebe 150 g/m² + Harz

komplette Fläche ~ 1,707 kg
davon Klappen ~ 0,375 kg

dto. mit Gewebe 200 g/m² + Harz

komplette Fläche ~ 2,276 kg
davon Klappen ~ 0,500 kg
-
Als realistisches Gewebegewicht für einen 9 m-Flieger würde ich Cfk mit 163 g/m² oder besser noch mit 200 g/m² ansetzen.

Die Gewichtsunterschiede durch Einsatz schwererer und deutlich torsionsfester Gewebelagen bei Flügeln dieser Größenordnung sind derart gering, dass ein Leistungs- oder Agilitätsverlust mit Sicherheit in der Praxis nicht feststellbar ist.

Bei diesem Musterflieger wären beim Einsatz von 200 g Gewebe anstatt 163er die etwa
8,60 m langen Ruder knapp 100 g schwerer. Eine lächerliche Differenz, wobei das Mehrgewicht (wie bei den kompletten Flächen) aufgrund der großen Flächentiefe, größtenteils im ersten Flächentrapez liegt.

Vielleicht ist dieses ein Denkansatz, um gewisse Theorien etwas praxisgerechter zu sehen.

Gruß
Reimer
 
Vielleicht ist dieses ein Denkansatz, um gewisse Theorien etwas praxisgerechter zu sehen.
Es ist nunmal so, dass 100 g an 4 m Hebelarm die Trägheit 16 x (!) mehr beeinflussen als 100 g an 1 m Hebelarm. Das wirkt übrigens nicht nur gegen die Rollwendigkeit, sondern auch destruktiv bei der verrumpelten Landung.

Und geschickterweise verteilen sich die Lasten am Tragwerk ja auch so, dass die hohen Lasten da sind, wo Gewicht bezüglich Massenträgheit weniger schadet.

Du kannst das jetzt als Theorie abtun, aber ich verlasse mich diesbezüglich lieber auf Leute wie Hans Rupp, die Theorie UND Praxis aus eigener Anschauung kennen. Und Hans ist ein vehementer Verfechter des "aussen so leicht wie möglich!". So wie ich das verstanden habe, auch aus eigener, leidvoller Erfahrung.

Sicher soll und muss man auch berücksichtigen, was in der Baupraxis möglich ist. Deswegen werden solche Belegungen ja auch gestuft, und nicht kontinuierlich auslaufen gelassen,was die optimale Theorie fordern würde. Wäre in Disser-Bauweise ja theoretisch möglich, so wie man das in mit Rovings aufgebauten Holmgurten auch macht.
 

Rudi T

Vereinsmitglied
Guten Morgen Experten!


Bei gewissen Dingen kann ich nur schwer über meinen Schatten springen und fühle mich einfach nicht wohl, wenn die festigkeitsmäßigen Auslegungen nicht in einem gewissen Maße den tatsächlichen Anforderungen entsprechen. (nicht nur beim Flügel)
Darum ist für mich der Ansatz, die Torsionslagen abgestuft einzubauen, auch für die „innere Ausgewogenheit“ notwendig – und wenn ich die nicht hab, bin ich grantig. :)

Ohne mich jetzt festzulegen, habe ich eine Abstufung die so lauten könnte im Hinterkopf

Wurzelbereich 60 – 80 cm 320 g/m2
Bis ca. 1,70- 1,80 m 240 g/m2
Bis ca. 2,8 – 3,0 mm 160 g/m2
Bis Randbogen (ca. 4,3 m) 80 – 100 g/m2

Die Klappen/Ruder hätte ich durchgängig mit 160 g angedacht.

Wie seht Ihr das, der Flügel wäre klar aufgeteilt: Holm macht die Biegung, Schale macht die Torsion.


Noch in eigener Sache

Nachdem ich in jungen Jahren selbst sehr aktiv geflogen bin und auch in einem Team war, das Flugzeuge entwickelt und gebaut hat (mit allen Belastungstest, Flatteruntersuchungen mit Herrn Stender usw.) , traue ich mir zu - zumindest ein bisschen - abschätzen zu können, um was es bei einem 9 m Ding eigentlich geht.
Der Betrieb ist mit einer großen Verantwortung gepaart und ich glaube, man darf die Vorbildwirkung (gut und schlecht) nicht unterschätzen.
Ich bin mir sicher, dass Ihr mir da Recht gebt und das ebenso seht – drum bitte weiter in dem Thema – mit vielen sachlichen Argumenten und einer entspannten Diskussion bringen wir vielleicht etwas zusammen, was vielen Mitlesern hilfreich sein kann.

So , jetzt wieder Tagesarbeit
 

kneubi

User
Hallo Rudi

Wie seht Ihr das, der Flügel wäre klar aufgeteilt: Holm macht die Biegung, Schale macht die Torsion.

...wird bei den Grossen auch nicht anders sein wie bei uns ..Guck mal hier unter "Technik" > "Holm im Flügel"

http://www.alexander-schleicher.de/

Die Belegung würde ich auch in etwa so machen anonst ich auch nicht zufrieden oder gar "grantig" wäre ;)

Ausser bei den Rudern würde ich es bei 100er CFK belassen. Habe mal so "Testruderklappe" vor einem Leichtbauprojekt gemacht und nur mit 50er Glas unter 45Grad beschichtet. War recht torsionsfest gegenüber der unbeschichteten Version. Als das ganze dann noch anscharniert und an einer Kante fixiert war (Silikonscharnier), war ich über den Festigkeitszuwachs echt erstaunt. Massgebend ist auch noch wie du die Ruderverkastung baust. Wenn du wie ich nur einen aufgeteilten halben 1-K-CFK Schlauch als Steg hast, nützt dir auch eine fettere Belegung des Ruders nicht allzu viel. Wenn du jedoch die Verkastung des Ruders z.B. mit ebenfalls 160er beschichtetem Balsa bauen würdest, wäre dies wieder adäquat zu deiner Idee die Ruder mit 160er zu belegen. Ist sicher ein Gewaltsteil 1:2 - bin dennoch der Meinung ein geschlossener 100er CFK-Torsions-Kasten als Ruder würde mehr als ausreichen.

Gruss Sigi
 

chr-kuhn

User
9m - Tragflügel

9m - Tragflügel

Hallo Männer,

ich habe vor einiger Zeit einen Flügel mit knapp 8m Spannweite für meine "eta" gebaut.
Wir reden hier von einer Wurzeltiefe von 210mm und nicht ganz 70mm an Winglet.

Den Holm habe ich auch mit dem Programm von Chr. Baron berechnet.
Als Torsionslage unter dem 1,2er Furnier habe ich 200g- Diagonal- Kohlegelege über alles verwendet, von der Nasenleiste bis kurz über den Hom doppelt.
Die Verkastung von Flügel und Ruder übernimmt ein ordentlicher CFK- Schlauch.

Bei schnelleren Gangarten hängen die Flügelenden minimal nach unten - das dürfen sie bei der Maschine auch!

siehe http://schatz-gfk-scalemodellbau.de/Kundenfotos.html
 

Reimer

User
9 m Flügel

9 m Flügel

Hallo Großseglergemeinde,

meine kleine Rechenarbeit war keinesfalls eine Empfehlung für einen Gewebe-Belegungsplan, sondern sollte nur die Gewichtsdifferenz, bezogen auf Rudis neuen Flieger, bei verschiedenen Gewebegewichten, aufzeigen.

Auch ist allgemein bekannt, dass grade bei großen und schlanken Flächen abgestufte Gewebelagen mit weichen Übergängen nicht kontraproduktiv sind. Versierte Modellbauer haben ihr funktionierendes System und Anfänger bauen nicht im Maßstab 1:2.

Allerdings gibt es immer wieder Krieg zwischen Leichtbau und etwas schwereren Flächen aufgrund vollflächiger oder schwererer Gewebelagen. Recht häufig endet der Kampf mit toridierenden Flächen oder flatternden Rudern.

Natürlich sollte man so leicht wie möglich und so schwer wie nötig bauen. Der Begriff "nötig" ist allerdings ziemlich schwammig und lässt sich rechnerisch, wenn überhaupt, nur sehr vage definieren.

Alleine aus Sicherheitsgründen würde ich bei einer 9 m - Fläche lieber einige Hundert Gramm mehr in Gewebe investieren und eher auf leichteres Abachi oder einen leichteren Styro-Kern zurückgreifen.

Außerdem bin ich der Meinung, dass z.B. bei Rudis neuen Flächen einige Hundert Gramm mehr oder weniger, verteilt auf fast 3 qm, leistungsmäßig keine Rolle spielen. Ebenso wenig wie die knapp 100 g Mehrgewicht bei den Klappen (aus meinem Rechenbeispiel), verteilt auf 8,60 m Klappenlänge.

MarkusN Beitrag mit dem Hebelgesetz ist natürlich sachlich richtig. Allerdings wären diese
100 g in der Praxis mit Sicherheit vernachlässigbar.

Natürlich haben MarkusN und Hans Rupp Recht. Wir fordern alle leichte Außenflächen und leichte Ruder. Aber was ist "leicht" und was ist sinnvoll?

Interessant ist auch der Beitrag von Chr. Kuhn. Die eta ist schon eine ganz besondere Herausforderung. Bei Streckungen > 50 wird die Luft bezüglich Torsion schon recht dünn.
Wäre schön, auch über diesen interessanten Flieger mehr zu lesen.

Grüße aus Salzgitter
Reimer
 
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