Bauweise F3B Modelle: Praxiserfahrung

Hallo,

habe seit neuestem eine F3B Form und möchte nun meinen ersten Flügel bauen. Die Form ist zweiteilig, sprich jeweils ca. 150cm Flügellänge. Ich selbst habe noch nie einen Flügel gebaut, nur Rümpfe. Eine Vakuumpumpe habe ich , versch. Literatur (z.B. SIMPLEX, MTB 14, GfK-Technik usw.)ebenso. Was mir fehlt sind einfach Erfahrungswerte aus der Praxis!
Also, wenn mir jemand aus eigener Erfahrung ein paar Tipps geben kann wäre ich sehr dankbar. Folgende Inputs bräuchte ich:

-welche Art von Farbe spritzt man in die Form? Geht Einkomponentenlack?

- Erste Schicht Laminat: muss erst 25 oder 50g Gewebe rein oder kann ich gleich 105 Köper auf den Lack aufbringen? Ich möchte zunächst nicht mit Kohlegewebe arbeiten, bin kein Wettbewerbsflieger!
- Stützstoff: billig=gut, eher Balsa 1,5 oder Schaum (Airex)??
- zweite GfK-Schicht wieder mit 105 Köper?
- ich möchte einen Holm aus Schaum und Kohleschlauch aufbauen. Geht da auch Roofmate statt Rohacell? Welche Anzahl von Schläuchen ist notwendig? Gestaffelt, d.h. ein Schlauch bis Aussen, noch einer bis zur Mitte und ein dritter Schlauch für die ersten 30cm (natürlich alle übereinander)?
Bitte nicht nur weitere Literaturhinweise sondern einfach Erfahrungen aus der eigenen Praxis!

Servus
Rolf
 

plinse

User
Original erstellt von Dr.Topspeed:
...

-welche Art von Farbe spritzt man in die Form? Geht Einkomponentenlack?

Einige Einkomponentenlacke funktionieren, dann ändert der Hersteller aber die Zusammensetzung und plötzlich kannst du die gleiche Marke vom fertigen Flieger abziehen. Entweder man lässt sich auf das Glücksspiel ein oder sucht sich eine 2K Farbe oder nimmt Vorgelat. Vorgelat ist haftungstechnisch praktisch narrensicher, ergibt eine robuste Lackschicht, man kann es problemlos auch länger lackiert liegen lassen, ist zeitlich in keinem Zugzwang binnen weniger Stunden oder Tage bauen zu müssen. Vorgelat stinkt aber ziemlich langfristig / penetrant, ca. einen Tag lang. 2K Lack ist nach 2-4 h geruchsmäßig mit dem gröbsten durch.


- Erste Schicht Laminat: muss erst 25 oder 50g Gewebe rein oder kann ich gleich 105 Köper auf den Lack aufbringen? Ich möchte zunächst nicht mit Kohlegewebe arbeiten, bin kein Wettbewerbsflieger!
Abhängig von deiner Lackschicht, eine Lage 25er oder 49er ist aber schon sinnig. Betonierst du den Lack, kannst du die erste Lage natürlich weg lassen. Außerdem stehen die Kosten für eine Kohle D-Box aus 160er Kohle (~20€/m²) in keinem Verhältnis dazu, was du an Arbeit und sonstigem Material eh hineinsteckst und dann doch einen weichen Flieger baust. Rechne dir das mal durch, was so ein Flieger mindestens kostet und was an Mehrkosten für eine Lage 160er Kohle außen dazu kommt.
160er Kohle kostet im Verhältnis zu 105er Glas, was ja eine teure Glassorte ist, nicht so viel mehr. Wenn es dir wirklich aufs Geld ankommt, würde ich mir auch ein billigeres Glas suchen ;) . 80er oder 160er Glas statt 105er oder 49er Glas und eine Lage 160er Kohle außen - nicht viel teurer und festigkeitsmäßig schon gut hart, die teure 93er und 120er Kohle muss es wirklich nicht gleich sein.


- Stützstoff: billig=gut, eher Balsa 1,5 oder Schaum (Airex)??
Je nach Schaum ist Balsa tendentiell fester. Was billiger ist, hängt vom Material und der Bezugsquelle ab, Herex kann recht günstig sein, es gibt aber teils Mindermengenzuschläge oder Mindestmengen. Balsa ist schon gut, kann man auch gewichtsselektiert bekommen, ... 1mm reicht normal auch, 1,5mm ist schon robust. Balsa saugt aber Harz, entweder mit Schnellschleifgrund versiegeln oder der Flügel braucht mehr Harz für die Verklebung - wird also schwerer. Das ist der Nachteil von Balsa.


- zweite GfK-Schicht wieder mit 105 Köper?
- ich möchte einen Holm aus Schaum und Kohleschlauch aufbauen. Geht da auch Roofmate statt Rohacell? Welche Anzahl von Schläuchen ist notwendig? Gestaffelt, d.h. ein Schlauch bis Aussen, noch einer bis zur Mitte und ein dritter Schlauch für die ersten 30cm (natürlich alle übereinander)?
Was meinst du mit zweiter Schicht? Innenlage? Da kannst du auch 105er nehmen oder wenn du 160er Kohle wie oben vorgeschlagen nimmst, eine 80er Glas innen beispielsweise.

Ja, Roofmate kannst du auch nehmen, was ich auch gerne mache, ich nehme je nach Flügelgröße 3er, 4er oder 6er Depron oder was es da so an Derivaten gibt, setze den Steg aus mehreren Streifen zusammen, über jeden Streifen ein Schlauch und außen ein gemeinsamer Schlauch drüber. Damit erzeugt man effektiv ein Mehrfachrechteckprofil. Einige Schläuche lässt man durchlaufen, andere stuft man ab, vorzugsweise bei mir die äußeren. Man kann auch die Streifen dann abstufen.

Außerdem lässt sich dieses Material sehr gut zuschneiden und leicht mit einem Schlauch überziehen, Styrostreifen brechen dabei leicht, Roofmate ist langwieriger in der Vorbereitung, ...

Ansonsten kleiner Tip, bei F3B geht immer gleich einiges an Material in so einen Flieger, mein Spin Off war ein ziemliches Materialgrab. Kauf dir lieber gleich eine 2kg Spule Kohlerovings und guck dir auch sonst mal die Mengenstaffeln an. Ich habe es aufgegeben, mal hier und mal da 2m² Gewebe und ein Kilo Harz hier und eins dort zu kaufen.
Preislich ist hier Carboplast sehr interessant. Da du schon mit diesen Materialien gebaut hast, ist ja denke ich davon auszugehen, dass es keine Eintagsfliege ist ;) . Aus genau diesem Grund habe ich mich mal mit ein paar Kumpels zusammen getan und habe die Standard Glassorten in 100m Rollen gekauft. Ist ja auch lästig vor jedem Projekt erst ins Materialregal gucken zu müssen, ob man noch genug hat...
 

Hans Rupp

Vereinsmitglied
Hallo,

danke Eike für den Tipp mit dem Depron. Manchmal kommt man auf die einfachsten Sachen nicht.

Rest erhält volle Zustimmung. Gerade wenn man keinen Wettbewerb fliegen will ist das 160 CFk-Gewebe von der Oberflächenhärte (Dellen von Anfassen, Abzeichnen von Einbauten etc.) her gut und (relativ) günstig. Nur beim Steg sehe ich keine Vorteile des Mehrfachstegs, ausser der einafcheren Baubarkeit. Da sehe ich ein einfahces Rechteckprofil wegen dem Ausknicken/Beulen der Stegwand als theoretisch günstiger an. Aber vermutlich reicht gegen das Beulen die Abstützung durch das Depron.

Mein Problem beim Laminieren ist nicht das Gewebegewicht, sondern die optimale Tränkung. D.h. ich laminiere (noch ;) ) zu schwer. Wenn ich meine Lernkurve (erst das dritte war vom Gewicht annehmbar, die zwei davor für die Tonne und das dritte aus anderem Grund auch) aus dem Leitwerksbau auf den Flügel übertrage, dann rate ich Dir den ersten Flügel am besten mit jemand zu laminieren, der schon Flügel gebaut hat.

Gerade zum Gewicht sparen solltest Du dünn lackieren. Und dann zeichnet sich alles gröber als 49er oder 58er Gewebe über kurz oder lang ab.

Hans
 

plinse

User
Original erstellt von Hans Rupp:

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Nur beim Steg sehe ich keine Vorteile des Mehrfachstegs, ausser der einafcheren Baubarkeit. Da sehe ich ein einfahces Rechteckprofil wegen dem Ausknicken/Beulen der Stegwand als theoretisch günstiger an.
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Moin,

den Gedankengang verstehe ich nicht. Natürlich muss man das Depron einigermaßen passgenau zuschneiden. Muss man das Roofmate aber auch. Sobald man den Stegkern aber etwas zusammen drückt, neigt der Schlauch außen drüber eh zum beulen. Die Lagen innen können aber nicht beulen, da der nächste Depronsteg daneben dies verhindert. Weiterer Vorteil ist, dass die Gewebestege, die Ober- und Untergurt verbinden, verteilter sind und nicht nur außen. Sind jetzt natürlich alles Überlegungen, was es effektiv bringt, ist eine andere Sache. Der nur außen liegende Schlauch beult leichter vom Kern weg und liegt nach außen ungestützt.

Die Idee kam mir beim Bau von Vollkernflächen. Dort setzt man ja den Steg in eine Aussparung und obwohl ich bei einigen Flächen (Tokoloschi) den Steg nicht wirklich präzise eingemessen habe, konnte das Gewebe nicht wegbeulen. Hatte da mal einen Crashflügel (Fehler zwischen den Ohren) aufgesägt. Übertragen auf Schalenflächen bin ich beim Depronmehrfachsteg gelandet.
 
Bei unseren F3J-Schalentieren hat sich ein Steg aus gesandwichtem Depron bewährt. Der Steg ist ca. 13mm breit und besteht aus 4 Lagen 3mm Depron und 5 Lagen 160er Glas, das unter 45° zwischen und auf den Depronplatten liegt. Wir stellen die Platten unter Vakuum her und schneiden sie zum Einbau in den Flügel in entsprechender Länge und Höhe zu.
Beim Arbeiten mit Schlauch-über-den-Kern sollte der Schlauch mit Garn umwickelt werden, damit der Schlauch an den Flanken tatsächlich senkrecht anliegt, sonst kann der weiche Kern unter Last komprimiert werden und seitlich ausweichen. Die Folgen sind...

[ 16. November 2004, 09:09: Beitrag editiert von: Jörn Meyer ]
 

plinse

User
Original erstellt von Jörn Meyer:

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Beim Arbeiten mit Schlauch-über-den-Kern sollte der Schlauch mit Garn umwickelt werden, damit der Schlauch an den Flanken tatsächlich senkrecht anliegt, sonst kann der weiche Kern unter Last komprimiert werden und seitlich ausweichen. Die Folgen sind...
Moin,

das haben Bekannte auch früher gemacht - nur Roving statt Zwirn. Müsste aber schon ein Gummiband sein, damit es was bringt. Wenn man den Kern mit zu viel Übermaß zuschneidet, wird der zusammengedrückt, die Bauhöhe reduziert sich, ein vorher stramm gezogener Gewebeschlauch bekommt Lose. Ein Zwirn/Roving ebenfalls. Ein stramm gezogener Gewebeschlauch hingegen braucht keinen Zwirn, um anzuliegen und da der Zwirn die gleiche Lose bekommt, bringt er nichts. Ein Angelieren lassen des Schlauches vor dem Schließen der Form hingegen bringt etwas, wenn das Übermaß nicht zu groß ist.

Je genauer der Zuschnitt des Kernes, desto besser das Ergebnis. Vorher angefertigte Sandwichplatten stellen natürlich die senkrechte Faser sicher, müssen aber genauer verarbeitet werden, müssen separat gebaut werden, sind sie ein mal abgestuft, hat man sich auf einen Flügel festgelegt, eine Bandsäge ist dann auch von Vorteil. Mit zu groß zugeschnittenen Sandwichstegen, Glas-Depron nicht unbedingt aber speziell Kohle-Balsa kann man sich auch hervorragend Formen versauen. das presst sich nicht mehr hin, das muss passen, wenn man es trotzdem hinpreßt, ist die Form hin, selbst wenn sie recht massiv gebaut wurde. Hat mal jemand bei der Spin Off Form versucht, eine Außenflügelform durfte er danach neu bauen, obwohl die Form ein massiver GfK-Panzer ist - nichts mit dem, was heute gerne gemacht wird - etwas Glas, dann Poraver und eine Lage Glas dahinter. So eine Leichtbauform kann noch weniger ab als ein 5-10mm GfK Massivpanzer.

Hat man zu viel Untermaß, muss die Kleberaupe die Lasten übertragen - auch Mist. Hat halt alles seine Vor- wie Nachteile. Ein großer Vorteil der vorgefertigten Sandwichplatte als Steg ist natürlich, dass man sie zuerst in die Oberform einklebt, evt. sogar mit der Innenlage einsaugen kann - also optimal verklebt hat. Dann kann man etwas Folie drüberlegen, den Gurt abtaped und dann Plastilin dazwischen einklemmt, um zu sehen, wo man noch was abnehmen muss und wo es schon paßt - vorher den Steg mit etwas Übermaß zusägen. Gegenüber einem losen Steg kann man hier wenigstens, wenn man den Aufwand auf sich nehmen will, optimal bauen.
Ist aber ein heftiger Mehraufwand, das bei Hauptsteg, Klappensteg und Flügelabschlussteg zu machen, vorzugsweise nacheinander, ...

[ 16. November 2004, 14:50: Beitrag editiert von: plinse ]
 
Ich denke wir verstehen uns richtig. Ich kenne auch eine ganze Reihe von Varianten die ich aus unterschiedlichen Gründen gebaut habe. Diese Stegbauweise ist EINE. Andere wären z.B. mit mehreren Balsabrettchen senkrecht (statt Depron) und Carbonschlauch, usw., usw.
Die Eingangsfrage aber war doch: was muß ich beim Flügelbau in Negativ-Schalenbauweise alles beachten?
Welche Hinweise können wir Praktiker geben? Wenn jetzt eine Bauanleitung folgen sollte müßte doch erst eine Gliederung erfolgen.
Das geht meinetwegen los bei:
Welche Trennmittel benötige ich?
Lohnt sich der Bau einer Schablone für Außen-, Innenlage, Stützstoff, für Ober- und Unterseite?
Hilfsmittel für den Gewebezuschnitt (Rollmesser, Unterlage zum Schneiden, ...)?
Wie bekomme ich das unter 45° geschnittene Gewebe in die Form (Außenlage)?
Wie/womit benetze (nicht Tränken, tss, tss, tss @ Hans) ich die Außenlage?
Wie verhindere ich das Verrutschen des Stützstoffes?
Wie kommt die Innenlage unter 45° verzugsfrei in die Form?
Was benötige ich zum Absaugen (Folienschlauch, Absaugflies, Mülltüte, Acryl zum Eindichten)?
Wie tränke (@Hans: hier kommt’s!) ich die Gurte?
Wie bestimme ich die Holmhöhen?
Welche Zusatzstoffe benötige ich in welchem Verhältnis zum Verkleben des Hauptholmes mit den Gurten?

Wo bekomme ich zwei helfende Hände her?

Das ist nur ein kleiner Auszug von Fragen die mir spontan einfallen. Allein zu der Klärung dieser wenigen ach-so-einfachen Fragen kann man Bände schreiben.

Mich wundert, dass sich noch keiner vom MCM zu dem Thema eingeschaltet hat...

Gruß Jörn

P.S. Wir haben das alle durchgemacht! Nicht entmutigen lassen, der zweite Flügel wird bestimmt gut!!
 

Hans Rupp

Vereinsmitglied
Hallo,

@Eike
Stefan Dolch führt in seinem Buch aus, dass zu dünne Rohrholme durch Beulen versagen. Depron empfinde ich als weich, so dass ich mir vorstellen kann, dass hochbelastet der Steg ins Depron wegknickt. Christian Baron hat ein Excelsheet auf seiner Seite hier stehen, mit dem man die Wandstärke des Stegs berechnen kann.

Einen einfach einzubauenen Steg kann man aus senkrecht gefasertem Balsa machen. Durch die große Breite hält die Verklebung mit Harzpampe mit der Schale. Beim Einsaugen in eine nasse Schale kann es zu Verschiebungen und Abzeichungen kommen. Da eine Seite sowieso nicht nass in nass geklebt wird, lieber nachträglich einkleben. Hier sieht man so einen Steg.

@Jörn
Trotz zweitweisem Besuch des Seminars von Martin Weberschock habe ich mich an Anfang nicht getraut so wenig Harz zu nehmen. Jetzt wird das gewbe und das Harz gewogen.

Das dritte Leitwerk ist missraten, weil ich zu gut gewachst hatte und mir zwei Schalen beim Besäumen rausgehüpft sind. Es soll Leute geben, die dann die Schale mit Sekundenkleber vorsichtig reinheften. Aber das habe ich mich wiederum nicht getraut.

Hans
 

plinse

User
Moin Hans,

natürlich versagen zu dünne Rohrholme durch Beulen, bleibt ihnen nicht viel anderes übrig. Hat man aber einen Rohrholm ohne Abstützung, nur mit Außenlage und diese womöglich noch etwas nach außen gebeult weil minimal eingepresst, dann ist schon mal die Beulrichtung vorgegeben - nach außen - die Verklebung zum Kern ist naja - alles andere als vollwertig, dazu müsste der ganze Segen als Sandwichplatte abgesaugt worden sein - oder das ganze trieft vor Harz aber auch das garantiert keine gute Verklebung.
Dann kann man alle Bauweisen mit Gewebeschlauch getrost knicken ;) . Beim Mehrfachholm hast du innen immer 2 Schläuche, die nebeneinander stehen und somit beidseitig abgestützt sind, ziemlich gerade stehen, nur die äußersten können etwas nach außen beulen beim Bau.

Wenn man also dem Beulen entgehen will, landet man wohl bei Sandwichplatten aus Balsa/Rohacell, so man das Depron als zu weich ansieht. Diese sind aber so steif, dass ich hier immer wieder gerne das Beispiel einer sehr sauber gebauten Ariane anführe, Hochmodulgurte mit Abreißgewebe schön abgesaugt, Balsa-Kohle-Steg, alles vom feinsten - denkste. Der Flieger ist im Erstflug geplatzt. Weiß jetzt nicht aus dem Kopf, welche Ariane es war - sie war sehr dünn profiliert, bei weitem keine aktuelle mehr - war als Spaßflieger gebaut, eigentlich ballerhart.

Die Spannungen hatten die Steg-Gurt-Verklebung zerrissen, hatte sich sauber abgelöst. Das ist das nächste Problem, speziell bei dünnen Profilen und hochfesten Materialien werden die Spannungen so groß, dass die Klebefläche zwischen Steg und Gurt groß genug sein muss. Balsa-Sandwich ist also overdone, wenn man die nötige Fläche nutzt, kann man den von dir genannten Balsahochkantsteg gleichwertig einbauen und spart sich das Sandwichverklebegewicht und die Arbeit der Erstellung dieser Platten. Einige von uns haben so ihre Caracho 3.3 gebaut. Muss man aber auch einschleifen, ... und wird das nicht präzise gemacht, bekommt man wieder die Probleme mit einer dicken Kleberschicht oder die Form geht nicht zu, zwing man sie zu, ist irgendwas hinüber - also das wird schlagartig zu einiger Arbeit anwachsen, fast wie beim Bau mit Sandwichstegen, nur dass man die Platten nicht vorher absaugen muss.

Natürlich ist ein Depronmehrfachsteg ein Kompromiss, das Zeugs ist aber leichter als Balsa, bietet genug Fläche, dürfte effektiv bei gleicher Auflagefläche leichter als Balsahochkant sein, denn auf leicht selektiertes Balsa sollte man für den Steg nicht unbedingt nehmen, wenn man es hochkant ohne Sandwich einsetzen will.

Wenn man also in die Belastungsbereiche kommt, dass man gegen Depron argumentieren kann wegen nicht ausreichender Abstützung der Gewebelagen, bekommt man mit ausreichend dimensionierten Balsa/Rohacellsandwichplatten Probleme mit den Spannungen in der Steg-Gurtverklebung, geht man mit der Verklebefläche hoch, reicht Balsahochkant, mit dem Gewicht von Balsahochkant kann der Mehrfachdepronsteg mehr Lagen/"Kammern" bekommen, ist also auch wieder im Rennen?

Um jetzt die optimale Bauweise kühren zu können, müsste man all diese Parameter einbeziehen, berechnen, ... könnte weitere Bücher drüber schreiben ;) , müsste es schlussendlich ausprobieren. Ist aber auch immer die Frage, für welches Modell man das ganze betrachtet. Bei einem 7%igen Profil gelten andere Maßstäbe als bei einem 9%igen Profil. Bin kein Maschbauer und habe jetzt keine Lust die Formeln explizit zu bemühen, da der Beitrag der Holmhöhe aber mit der dritten Potenz eingeht, hat sie bei 9% den 2,1fachen Anteil als bei 7%.
Bei diesen Unterschieden kann es passieren, dass man beim 9%igen Flügel die Gurt-Steg-Verklebung gut hinbekommt, beim 7%igen zerreißt es sie, dafür wird aber der Steg flacher, neigt weniger zum Beulen, ..., deshalb lese ich auch wenig dieser Bücher, oft sind sie recht spezifisch gehalten und nicht allgemein genug, um auf diese ganzen Aspekte einzugehen.

Und das nächste Problem bei dem Ganzen, es soll jetzt nicht vom Formenbau abschrecken, man kann es auch als positiven Aspekt sehen, dass viele Wege nach Rom führen, weil andere Bauweisen andere Grenzen an anderen Stellen haben.

[ 16. November 2004, 17:56: Beitrag editiert von: plinse ]
 
Danke, danke, danke!

Freue mich riesig über alle Antworten, echt!

Bin gerade am Auswerten und habe dann sicher wieder ein paar Fragen, am meisten wohl zu den Holmbauweisen und Holmeinbauarten mit Steckung.

Servus
Rolf
 
Hallo,

bin schon ganz heiss aufs Bauen! Sind aber noch ein paar Punkte offen:

1.) Wenn ich aus 1m breitem Gewebe von der Rolle diagonal Bahnen mit 25cm Breite runterschneide komme ich immer nur auf 117cm rechteckige Länge. Wie mach ich da einen 150cm langen Flügel? Aussen überlappend anstückeln?

2.) Ich habe eine günstige Quelle für 160 bzw. 200g Kohlegewebe. Kann ich damit auch eine Fläche bauen (zuerst 25g Glas, dann Kohle, dann 1,2 Herex, dann 49g Glas). Oder wird die Fläche dann Faktor xy zu schwer?

3.) Zum Holm: da das Profil sehr dünn ist (Caracho) ist der Verbinder sehr breit und nicht alzu hoch. In die Fläche kommt wohl eine Tasche (aus GfK?) in deren Verlängerung ein Schaumkern angeklebt wird. Das ganze soll dann mit 1-2-3 Kohleschläuche überzogen werden. Dieser Schaumkern muss in der Höhe doch gut passen, sonst brauch man viel Kleber oder die Form wird beim Schliessen "verformt". Kann man Rohacell oder Styrodur nehmen oder muß man weiches Styropor nehmen. Habe hier verschieden Angaben gefunden, aber ich möchte ja von eurer Erfahrung profitieren. Also Beispiel: am Ort des Holmes ist die Bau-Höhe 20mm. Nehme ich hier 18mm Styro-x, den "resr" von jeweils 1mm brauch ich für 3 Kohleschläuche, oder wie oder was?

Gleich geht's los!

Rolf

@Andreas: Jo! Mail erhalten! Danke!
 
Gewebemaße:
natürlich kann man Gewebe überlappend stückeln. Wenn als 1. Lage 25er Glas liegt, können die nächsten Lagen auch recht dick sein.

Gewebewahl: Natürlich Ansichtssache
Auch wenn man günstig an C-Gewebe kommt, ist es dennoch teurer als ein Glasflügel, der wegen baulichen Mißgeschickes in die Tonne wandert. KANN aber MUSS NICHT passieren. Ein Glasflügel mit 105er Glas außen und innen hält auch ganz gut, das Non-plus-ultra gibt's dann eben erst beim nächsten Mal. Auf jeden Fall hast du an 4 Formteilen die Möglichkeit zu üben und es passieren beim 4. bestimmt (fast) keine Fehler mehr. Auch für das Formschließen hast Du 2 preiswerte Selbstversuche.

Taschenbau:
Hast Du Verbinder, kannst Du Tasche bauen.
Verbinder mit 2 Lagen Frischhaltefolie umwickeln (u.U) leicht mit Margarine o.ä. einstreichen. !Nur die innere Zwischenlage!, auf die äußere kommt Gewebe und das soll ja nicht eingetrennt werden!!!) Dann mit mehreren Lagen Glasgewebestreifen stramm umwickeln (Lage für Lage einharzen) und dann das Ganze mit getränkten Carbonrovings umwickeln, bis eine Wandstärke von ca. 1,5mm (gern mehr, wenn noch Bauhöhe im Flügel ist) erreicht wird. Abschließend kann das Teil mit Abreißgewebe umwickelt werden. Das Glasgewebe soll ein Aufspreißeln der Tasche in einzelne Carbonringe verhindern.

Varianten:
Aramid- statt Carbonrovings
Hintergrund: die Radien beim Umwickeln der 90°-Ecken am Verbinder sind klein und "harte" Fasern wie Carbon können brechen. Das ist bei den "flexiblen" Aramidfasern nicht der Fall, da können die Taschen dann ausleiern... Ist also auch Ansichtssache.

Ich habe die Weisheit auch nicht mit Löffeln gefressen sondern geübt, gefragt und weitergeübt und jedesmals wurde es besser!!!

Warum willst Du eigentlich den Holmsteg mit Schläuchen aufbauen? Da hast Du, so wie ich es verstanden habe, beim Formschließen eine Variable mehr. Warum baust Du den Steg nicht einfach mit senkrecht stehenden Balsastückchen auf? Hält seit Jahren in diversen Eigenbau F3B-Fliegern!
Also um klarzustellen: nicht in meinen, aber ich habe die Idee übernommen. Und: es funktioniert!! Dann kannst Du damit auch gleich einen Kraftschluß zur Verbindertasche herstellen!

Jörn

Ist die PROFILhöhe 20mm?

[ 24. November 2004, 16:08: Beitrag editiert von: Jörn Meyer ]
 

plinse

User
Moin,

Taschen habe ich bisher aus 3-4 CfK-Schläuchen gebaut. Verbinder wie von Jörn beschrieben in Frischhaltefolie eingewickelt, Schläuche drüber, stramm gezogen und getränkt, mit Abreißgewebe umwickelt, fertig.

Das Abreißgewebe stellt gleichzeitig eine gute Verklebungsoberfläche sicher. Derartige Steckungspanzer braucht man nicht zu bauen, wenn man die Tasche beim Bau über einen Teil des zuvor beschriebenen Mehrfachsteges steckt, dies dann noch mit 2 Schläuchen zusätzlich überzieht und die restlichen Stegelemente daneben dran legt und dann noch der gemeinsame äußere Schlauch über den gesamten Steg kommt.

Wie du siehst, es gibt mehere Wege, die ans Ziel führen, such dir einen aus.

200er kohle ist overdone, 160er ist eine günstige Alternative. Sicher etwas schwerer als mit 120er und 93er aber das interessiert erst mal nicht außer bei Wettbewerben. Ein reiner Glasflügel hingegen ist beim heizen klar im Nachteil. Geh einfach mal von 10-20€ Mehrkosten für 160er Kohle kontra 105er Glas bei einem Flieger aus und setze die Arbeit ins Verhältnis.
Sicher versiebt man am Anfang auch mal was oder es wird eh schwerer als wenn man alles optimal ausknautscht. Glas wäre aber auf heizen bezogen ein reiner Testflieger, 160er Kohle wäre dann eher der robuste Flieger für die etwas besseren Tage am Hang.
 
So, nu geht das los!

Am Freitag wird lackiert und am Samstag kommt das Aussen-Gewebe (49er Glas + 160 er Kohle) und der Airex-Stützstoff rein.

Allerdings muss ich nochmals auf den Beitrag von Jörn zurückkommen und ein paar Fragen aus seinem Katalog aufgreifen:

- Wir haben bisher nur eine Zuschneideschablone! Wieviel Randabstand sollte denn das Airex zur
a) Nasenleiste und zur
b) Endleiste haben?
- Gibt es ein spezielles Verfahren um das dünne (trockene) Gewebe verzugsfrei in die Schale zu bekommen?
- Verrutscht Airex auf der 160er Kohlelage? Falls ja, wie verhindere ich das?

Ich hoffe, daß schon das 1.Flächenpaar brauchbar ist!

Zum VLW: mittlerweile ist das Thema Steckung geklärt, ich werde in den Rumpf ein Kohle-V, Durchmesser 6 oder 7mm reinharzen und die Hälften draufstecken. Der weitere Aufbau ist noch nicht so eindeutig, ich habe irgendwas von benetzten Styroporkügelchen gehört. Wie funzt das denn?
Öffnungswinkel: 110° nach Caracho-Plan, kommt mir etwas groß vor. Was fliegt ihr so, ich werd' wohl auf 104° gehen.

Gruß
Rolf
 
zu a) Randabstand: Man kann den Stützstoff auch ohne Abstand zur Nasen- und Endleiste absaugen. Allerdings muss man dann vor dem Zusammensetzen der beiden Schalen das über die Trennebene ragende Material abschleifen (ohne die Formkante zu beschädigen), was v. a. bei der Endleiste doch einige Arbeit macht. Dafür hat man dann aber schöne Verklebeflächen.

Wenn Du eine exakte Zuschneideschablone hast, dann kannst Du das Gewebe bereits vorher auf einer Folie tränken, mit aufgelegter Schablone beschneiden und dann das Gewebe samt Folie in die Form legen. Wenn alles richtig liegt, ziehst Du die Folie einfach ab. Die Folie sorgt dafür, dass sich nichts verzieht und außerdem kann man die Durchtränkung besser kontrollieren. Die 25er Außenlage lässt sich besser mit Überstand direkt in der Form tränken, weil die für das Abziehen der Folie doch etwas zu dünn ist. Weil sie aber so dünn ist, denke ich, dass der Überstand auch auf dem Formenrand beim Zusammensetzen verbleiben kann.

Zum V-LW: Welcher Flieger ist es denn? Du redest von Caracho-Plan, aber der hatte ja eigentlich ein einteiliges V-LW (das für den Ur-Caracho mit 3,3m Spannweite tendentiell etwas zu klein ausgefallen war).
Ich denke der Öffnungswinkel ist auch abhängig von der Flügel- und Leitwerksstreckung, aber Du hast recht damit, dass heute immer öfter eher so zwischen 103 und 105 Grad V statt der früheren 110 Grad geflogen wird.
 
Hallo Friedmar,

meine Caracho-Form hat einen 2-teiligen Flügel mit 3,1m SPW. Das VLW ist zweigeteilt und soll wohl aufgesteckt und irgendwie gesichert werden.

Gruß
Rolf
 

Peer

User
Hallo Rolf,

ich würde das Leitwerk auch auf 105° setzen.

Ich kenne nur den Vergleich aus der DS-Praxis (Schnellflug) und da pendeln die 110°-VLW doch teilweise erheblich. Die HR-Wirkung ist aber superfett (braucht kein Mensch bei dem Tempo).

Peer
 
So, die 1.Absaugung ist geschafft!
D.h., in allen 4 Flügelschalen ist jetzt 49er Glas + 160er Kohle + 93er Kohleverstärkung im Griffbereich + AIREX 1,2mm drin!
Mittendrin hat leider die Vakuumpumpe ihren Geist aufgegeben, aber wir hatten ja eine Ersatzpumpe griffbereit. Die lief die ganze Nacht durch.

Wir werden morgen den Kanal im Airex für den Rovinggurt "freischaufeln", an der Wurzelrippe so um 40mm breit, zum Ohr auslaufend auf 5mm.

Und hier meine Frage: lege ich die Rovinge trocken in den Kanal und tränke sie dort mit einem Punsel? Oder auf einer Folie vortränken und irgendwie reinheben? Oder durch eine Tränkungsmaschine ziehen und direkt auf die richtigen Länge zuschneiden und in den Kanal legen? Oder wie oder was?
Bitte einfach Tipps vom Praktiker, Theorien habe ich selbst immer genügend!

Es geht voran!
Rolf
 
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