hi Stephan,
meine persönliche nicht überprüfte Meinung zu dem Thema ist folgende (Du hast genau in die Richtung gedacht, die meine Eindrücke auch ergeben haben):
a) je perfekter (aerodynamisch) ein Modell ist, desto stärker merkt man, ob - bei sonstiger Identität - vorne ein
angeklappter (!) Propeller ist oder nicht. Also Typ EON600, Bergfalke, "Rhönstein" oder so: kein Unterschied merkbar.
b) ich habe ein paar Allrounder mit zwei Rümpfen (mit und ohne "E") gehabt. Der Unterschied zwischen beiden kam mir immer so vor, als ob er nicht nur mit dem höheren Gewicht erklärbar wäre - die reinen Segler flogen einfach wesentlich besser.
c) aus diesen Beobachtungen heraus habe ich meinen "F5J" sozusagen gegen den Strich motorisiert: nix Getriebe und Mörderquirl, sondern so winzig wie gerade noch sinnvoll. Das heisst eine ziemlich hochdrehende 10x6 an einem AXI 2826/08 (!) mit 4s LiFePo 2300. Das reicht für 5 m/sec und sicher >1000 Höhenmeter.
d) heute würde ich noch weiter gehen: verschiedene Hersteller bieten Z-gekröpfte Mitnehmer an (unter anderem Vladimir, Hersteller meiner F5J-Supra), mit denen die Prop-Blätter noch enger am Rumpf anliegen.
Möglicherweise bieten noch kleinere Props an noch höher drehenden Motoren zwar weniger Gesamtsteigen an, aber bessere Gleitleistungen im Segelflug.
Auch die Wahl des Propellers spielt eine Rolle: im erwähnten Fall ist es eine 10x6 von Robbe - die scheint mir im angeklappten Zustand besser als eine Aeronaut CamCarbon.
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Insgesamt würde ich mir wünschen, dass mal eine Diskussion aufkäme nicht über den besten Wirkungsgrad eines Antriebes (dies Thema ist ja irgendwie entschieden: möglichst grosse Klapplatte), sondern über eine Gesamtbetrachtung: Wie "klein" kann ich einen Antrieb machen, damit ich ihn noch sinnvoll nutzen kann?
Zumindest bei meiner E-Supra habe ich meinen Akku (entspricht 3s 2800 Lipo [incl. Reserve - bei LiFePo nicht nötig]) eigentlich noch nie auch nur annähernd leer geflogen. Das heisst hinten herum, dass der Antrieb zu grosszügig ausgelegt ist.
Wenn Du einen möglichst wenig störenden Antrieb haben willst, würden nach meiner Abschätzung 3s1500 LiPo ausreichen. Natürlich nur für einen Steigflug auf 400-500m - und wenn der Thermikanschluss nicht klappt, musst Du eben landen und "nachtanken".
Vielleicht kann jemand, der anders als ich Ahnung von Antrieben hat, mal einen Vorschlag machen, welcher Antrieb zu diesem Konzept passen würde - krasse "Fehlanpassung" mit übertrieben hoher Strahlgeschwindigkeit. Irgendetwas Richtung 9"x7" oder - wie geil
- sogar 8"²... Selbstverständlich ist das wirkungsgradmässig schlechter als eine 20"x5", aber wie viel schlechter? Da ich bei 1 Std. Flug manchmal nur 20 sec Motorlaufzeit habe, wäre es mir völlig recht, wenn dieser "Miniturbo" zwar antriebsmässig schlecht wäre, aber im Segelflug kaum stört.
Wenn man das ganze holistisch (also angetriebener UND antriebsloser Flug) betrachtet: vielleicht wäre ein kleinerer 5-Blatt-Klapppropeller noch besser? Oder im Gegenteil: ein gemässigt grösserer 1-Blatt-Prop? Ich kann das leider nicht beantworten.
DAS wäre echt mal eine Aufgabe für die Simulanten am PC: Sägeflug (Steigen-Abgleiten-Steigen-Abgleiten...) mit verschiedenen Antrieben (Steigen) und den durch sie hervorgerufenen Widerständen (Gleiten).
Zum Schluss: Ich hatte mal ein interessantes Vergleichsfliegen meiner E-Supra gegen eine E-Super-AVA (beide bei fvk.de) bei Minimalthermik an den Colli di San Fermo. Die AVA hätte mich eigentlich locker auskurbeln müssen, aber sie brauchte alle 5 Minuten ihre 20"x8"-Latte (oder ähnlich) und ich brauchte meinen Antrieb nicht ein einziges Mal. Ich bin kein guter Pilot, möglicherweise war der andere noch schlechter. Überrascht war ich aber schon.
Zum Schluss:
Für reinen Motorflug ist alles klar: optimaler Antrieb und Gasgeben, wohl bekomm's...
Aber für Segler mit "Notantrieb" ist der optimale Antrieb imho noch lange nicht ausdiskutiert. "Mann" muss nur mal ein wenig das Potenzdenken bzgl. der grösstmöglichen Latte
weglassen.
Ich kann nur jeden ermutigen, der sich von Riesenquirlen Richtung "klein und unauffällig" bewegen möchte.
Bertram