Liebe Freunde,
ich baue gerade eine Graupner Consul, d. h. Graupners erstes Styropor Modellchen aus den 60ern. Ja, und da ist mir nun was aufgefallen...
Modell schön aufgebaut, habe ich die Maße zur Berechnung der EWD ermittelt und in eines der einschlägigen Programme eingegeben, und schwups: -0.96 Grad.
Zum Verständnis: Messung jeweils Mitte Nasenleiste /Mitte Endleiste, Fläche und Höhenleitwerk "tragend" mit gerader Unterseite
Kann das sein: Negative EWD bei tragendem Höhenleitwerk?
Mit vorweihnachtlichen Grüßen an alle Aerodynamiker
Armin
Die Geschichte der EWD is eine Geschichte voller Mißverständnisse......................
Genau genommen is die EWD eine Angelegenheit zwischen den unterschiedlichen Nullauftriebswinkeln der Profile.
Angegeben wird sie aber blöderweise bezogen auf die X-Achsen der Profile.
Was bedeutet:--- ohne diese Werte weiss man garnix genaues.
Beispiel:
Ein modifiziertes Clark-Y hat seinen Nullauftrieb ( bezogen auf die X-Achse) bei --na sagen wir mal -4° Anstellwinkel ( i.W. minus 4 Grad).
Von da aus steigt der Auftriebsbeiwert (Ca) des Profils mehr oder weniger Linear an...so etwa um Ca 0,1 pro Grad Anstellwinkel.
(Bis es dem Profil halt zuviel wird........................ das nennt man dann Ca max.
)
Bei symmetrischen Profilen is dagegen der Nullauftriebswinkel immer 0° und von da an steigt der Auftrieb erstmal genau so an wie beim gewölbten Clark-Y.
(Nur dass es diesem wahrscheinlich früher zuviel wird, als dem Clark-Y)
Wenn Du also so einen Clark-Y- Flügel z.B. mit einem symm. Brettchenleitwerk ausstattest, das genau 0° zur X-Aachse des Flügels ausgerichtet is, soltte sich Pi mal Daumen ein Ca von 0,4 einstellen. (eine vernünftige Schwerpunktlage natürlich vorausgesetzt*)
Wenn Dir das zuviel is, und Du z.B. nur Ca 0,3 als Grundeinstellung (Ca-Auslegung) haben willst--ergibt sich daraus eine EWD von -1°.
Erst wenn der negative Anstellwinkel des Leitwerkes dem Nullauftriebswinkel des Flügels entspricht is gar nix mehr mit Auftrieb- das nennt man dann senkrechter Sturzflug.
Klar soweit ?
Von dem Consul hab ich keine Ahnung..... ich hab nen Passat von Carrera mit einem aufgedickten und demzufolge zwecks gerader Unterseite noch stärker gewölbten Clark-Ymod.------- Habs nie nachgerechnet, aber da is der Nullauftribswinkel garantiert -6°)
Aber wenn also am Flügel so ein besondes stark gewölbtes Profil unterwegs is------- und am HLW eines mit deutlich geringeren Wölbung (z.B. ein stark verdünntes Clark-Y, dessen Wölbung soweit reduziert wurde, dass es unten auch wieder einigermassen gerade ist) is also eine negative EWD durchaus auch vorstellbar.
So, und dazu kommt dann noch, das speziell bei Fliegern , wo das HLW genau hinter der Endleist des Flügels angeordnet ist ,noch der Einfluss der Strömung um den Flügel eine Rolle spielt----besser gesagt die abgelenkte Strömung hinter dem Flügel.
Auch hier ist es denkbar, das es zu einer geringeren EWD kommt als sie rein geometrisch (und theoretisch) eigentlich sein müsste.
*Und nochwas:
Das mit dem tragenden oder auch nicht tragenden Leitwerken ( an Normalmodellen) is auch so ne ewige Geschichte der Mißverständniße.
Tragen tut ein Leitwerk nämlich nur dann, wenn der Schwerpunkt entsprechend weit hinten is-- und das is im Allgemeinen keine gute Voraussetzung für den Fernlenkflug.
Sinn macht ein tragendes Leitwerk an Enten--- und manchmal bei Freiflugseglern..........
Warum damals trotzdem so gerne "tragende "Leitwerksprofile verbaut wurden (z.B. an der 1966er Foka von Graupner) entzieht sich meiner Kenntniss
.
Hoffe das war verständlich.............