Softwarepatente

Hallo miteinander,

Softwarepatente sind bei uns kurz vor der Einfuehrung, mit kaum abzuschaetzenden Negativfolgen. Sie bieten Vorteile fuer grosse Firmen, Nachteile fuer kleine, also gerade das Gegenteil dessen, fuer was Patente eigentlich da sein sollen. Das ist uebrigens mit traditionellen Patenten inzwischen auch so, den Nutzen ziehen meist nur grosse Firmen.
Macht mit bei Protesten dagegen, die Zeit ist knapp, das laeuft zwar schon lange, aber ich haette nicht gedacht, dass in der Politik in grossem Stile so korrupt - oder ignorant und inkompetent, wer weiss das schon - gearbeitet wird. Wenn die Patente durchgehen, werden wir ganz nett blechen koennen. So etwas wie das Ranis-Programm zur Verfuegung zu stellen wird dann fuer die Autoren zum Risiko. Die Folgen sind wohl klar: Solche SW wird es frei praktisch nicht mehr geben.
 

Ulrich Horn

Moderator
Teammitglied
Ich fürchte, wir sind da nicht ganz im richtigen Forum.. aber dennoch ;)

Es läuft wirklich in gerader Linie, und kaum einer bekommt es mit. Zu Zeiten eines Werner Siemens, Graham Bell oder Justus Liebig waren Patente die Grundlage für die Bildung ganzer Industrieimperien. Heute sind sie die Grundlage für deren Erhaltung.
Keiner von denen hätte sich heutzutage sein erstes Patent leisten können. Und, selbst wenn: sobald sie mit ihren Produkten Geld verdienen würden, würden man sie in Grund und Boden verklagen.

Ihre Nachfolger haben nämlich erkannt, dass es nicht die Patente sind, die irgendetwas schützen, sondern die Rechtssysteme, in denen Patente einklagbar sind. Und die sind heute so teuer, dass jede Streitigkeit - egal ob sinnvoll oder nicht - leicht einen sechsstelligen Betrag kostet.

Und so kriegt man sie, die Siemens und Liebigs von heute: man verwickelt sie einfach in einen Patentrechtsstreit. Spätestens in der zweiten oder dritten Instanz sind sie pleite, auch wenn sie im Recht sind. Und ihre Zeit haben sie statt in die Produkte, auf die früher ganze Imperien aufgebaut wurden, in einen sinnlosen Rechtsstreit gesteckt. Man kann nun in dieser Zeit genüßlich die Idee klauen, oder auch einfach die Überreste billig aufkaufen und selbst verwenden.
Voraussetzung: man braucht eigene Patente, genügend Geld und eine gewiefte Rechtsabteilung. Und genau damit sind die heutigen Konzerne reichlich ausgestattet, insbesondere in den USA.

Es geht dabei überhaupt nicht darum, was in einem Patent drinsteht - das begreifen Richter und Anwälte sowieso nicht. Im Gegensatz zum Urheberrecht, bei dem wenigstens eine Ähnlichkeit zwischen Plagiat und Original existieren muß, erlaubt das Patentrecht völlig abstrakt beliebige Teilaspekte eines Produkts herauszugreifen und diese zur Rechtsverletzung zu erklären. Dabei liefern komplexe Produkte wie Software jede Menge Ansätze.

Der ursprüngliche Gedanke, mit Patenten die teuren Entwicklungskosten zu schützen und damit die Innovation zu förden, ist damit völlig pervertiert.
Es ist heute schon für ein Unternehmen nicht mehr möglich, mit Software (egal, wie gut und billig sie ist) auf dem Weltmarkt Fuß zu fassen. In Europa geht es immerhin noch - bis auch hier weltweite Softwarepatente gelten.

Dem Verbraucher mag es normal erscheinen, wenn in einem "Verdrängungswettbewerb" einige wenige große amerikanische Firmen überleben und der Rest der Welt unter die Räder kommt. Schlimm finde ich nur, dass das im Namen der "freien Marktwirtschaft" geschieht - und kaum jemand bemerkt, dass ein Patentrecht nach amerikanischem Geschmack nichts mehr mit Wettbewerb zu tun hat.

Grüße, Ulrich
 
Patente

Patente

Tach auch,

Dem ist eigentlich nichtt viel hinzuzufuegen. Schoen, dass Du, Ulrich, die allgemeine Patentlage mit hineingenommen hast.
In meiner Zeit bei einem grossen deutschen Mobilfunkproduzenten wurde man angehalten, so viele Erfindungsmeldungen wie moeglich zu machen. Hintergrund ist natuerlich, dass man dadurch die Marktposition staerken kann. Man kann dann naemlich wunderbar mit den anderen Grossen Lizenzverhandlungen fuehren, speziell, wenn es um sogenannte 'essentials' geht, Patente, die man verletzen muss, wenn man im Markt aktiv sein will. Das kann zum Beispiel eine im Standard vorgeschriebene Produkteigenschaft sein. Dann muessen naemlich die Konkurrenten einfach zahlen. Und jemand Kleines kann sich schon gleich gar nicht in den Markt 'hineinarbeiten'.
Tja, so ist das, das heutige Patentwesen ist genau zur Umkehrung dessen geworden, was es urspruenglich bezwecken sollte. Echt pervers. Man muss nicht Recht haben, man muss nur staerker sein und die groessere Klappe haben.
 
Korruption und Wirtschaftsabhaengigkeit

Korruption und Wirtschaftsabhaengigkeit

Tag auch,

eine kleine aktuelle Anmerkung noch. Der Beitrag zeigt mal wieder, wie sehr die Politik inzwischen an der Leine der Grossindustrie haengt. Tja, wer sich von der Industrie freihalten laesst....., armes Deutschland, armes Europa.
 
Etappensieg

Etappensieg

Hallo,

Yes, Yes und nochmal Yeeeees. Das ist ein Etappensieg. Die Patentierung ist nun zwar weder vom Tisch, noch gibt es eine einheitliche Regelung ueber irgend etwas, aber der unselige Vorschlag des Europarates ist wenigstens erstmal vom Tisch.
 
Ansicht hell / dunkel umschalten
Oben Unten