Wolfgang Kouker schrieb:
Ich hab seit 125 Jahren gedacht, der Gluehwendel bliebe aus reiner "Faulheit" an - eingeheizt durch die Verbrennungswaerme.
Nö, bleibt sie eben nicht. Die Temperatur im Motor ist außerdem bei weitem nicht so hoch, dass es ausreichen würde, Metall zu Glühen zu bringen. Dann nämlich würde sich Alu als Material für den Zylinder von selbst verbieten. Also muss es zwangsläufig einen Prozess geben, der die Wendel so heiß macht, dass sie rot glüht.
Die Glühwendel ist nicht nur ein Widerstandsdraht, sondern besteht aus einer Legierung, die u.a. auch Iridium und Platin enthält. Diese beiden Metalle reagieren katalytisch mit Methanol und erleichtern diesem die Verbrennung ungemein. Das bedeutet: Wenn das methanolhaltige Verbrennungsgemisch genügend stark komprimiert ist, beginnt an der heißen Glühwendel die Zündung. Da die katalytische Oxidation lokal sehr viel Wärme entwickelt, heizt sich der Glühdraht wieder bis zur Gelbglut auf, während sich die Front der Explosion durch den Verbrennungsraum arbeitet. Während der nächsten Takte des Motors (Auslassen, Spülen/Ansaugen, Verdichten) kühlt die Wendel wieder etwas ab und hat dann beim nächsten Arbeitstakt die Rotglut, die sie braucht, damit das Verbrennungsgemisch zum richtigen Zeitpunkt und mit der richtigen Kompression zündet.
Genau aus diesem Grunde gibt es auch Glühkerzen mit unterschiedlichen Wärmewerten: Man kann mit ihnen den Zündzeitpunkt eines Glühzünders in gewissen Grenzen verschieben. Eine Glühwendel, die schneller zündet (weil der Draht dünner ist, mehr in den Brennraum ragt oder die Legierung mehr Pt/Ir enthält), verschiebt den Zündzeitpunkt nach Frühzündung, während eine "kalte" Kerze, also eine, die wegen des dickeren Materials später zündet, den Zündzeitpunkt nach hinten verschiebt. Daraus folgt: "Heißere" Kerzen für sehr schnell drehende Motoren, kleine Hubräume und bei Sprit verwenden, der langsam durchzündet (also wenig oder kein Nitro enthält). "Kältere" dagegen im umgekehrten Szenario: Langhuber, Viertakter (für die es sogar extra-extra-kalte Kerzen gibt), große Hubräume und Sprit mit viel Nitro, welcher ein schnelles Durchzünden bewirkt.
@Elektroralf: Es gibt im Modellbereich auch Selbstzünder (Diesel), das ist richtig. Viele unserer "alten Herren" sind noch mit den Dingern groß geworden. Sie sind etwas aus der Mode gekommen, weil sie nicht regelbar waren und der Sprit auch nicht ganz ohne ist. Der Sprit für die Dinger enthält Äther (hochexplosiv), soweit ich das weiß, und hat nichts mit dem Glühzündersprit zu tun. Aber ein Glühzünder heißt Glühzünder, weil er eben an der Glühkerze zündet und nicht von selbst.
Gruß, Bernd.