Neuer 3-Achs-Kreisel

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Powerbox-Systems hat in Karlsruhe einen neuen Kreisel "iGyro" vorgestellt - finde ich extrem interessant. Folgende Eckdaten:
- 3achsen
- GPS Geschwindigkeits geregelt
- komplett € 399,- inkl. Gps Sensor, USB-Adapter und Schalter zum einstellen
 

1hummel

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hat den iGyro schon jemand in Betrieb?

hat den iGyro schon jemand in Betrieb?

Hallo,

hat jemand das Teil schon in Betrieb?
 
iGyro

iGyro

Meine Erfahrungen mit dem iGyro von PowerBoxSystems – ( und einige grundsätzliche Gedanken )

Weil heute Morgen wieder mal kein Trainingswetter herrscht, schreibe ich mir hier einfach mal von der Seele, was mich die letzte Woche so beschäftigt hat und kann damit vielleicht den einen oder anderen Gedankenanstoß geben.

Durch mein F3A Engagement ( wo ja jegliche Arten von Kreiseln verboten sind) stehe ich solchen Dingern eher skeptisch gegenüber.
In F3A kommt es eben auf die herausragende konstruktive Modellauslegung und eine sehr aufwendige Modellabstimmung sowie das Pilotenkönnen an, um ein Modell optimal zu zeigen.
… und das ist gut so; ich will mein Modell fühlen und zumindest nicht noch beim Fliegen „bevormundet“ werden.
Demgegenüber musste ich als Teilnehmer bei verschiedenen Großveranstaltungen ( DMFV-Airmeeting, Segelflugmesse, ProWing, u.a.) im Laufe dieses Jahres feststellen, dass bei widrigsten Bedingungen verschiedene Modelle einfach besser zu präsentieren waren.
Alle diese Modelle hatten Kreisel installiert und zeigten trotz bockigem Seitenwind oder tückischen Verwirbelungen/Böen tiefe Messerüberflüge, eine stets satte Fluglage und stabile Landungen…..
Das war schon beeindruckend und für die Hersteller der Modelle und deren Piloten die reine Freude
( …..man, liegt das Ding bei diesen Verhältnissen satt; …… der XXX kann es eben …..)
Nicht, dass die Piloten auf solchen Top-Veranstaltungen Modelle schrotten, nur weil mal eine Böe kommt oder ein Seitenlüftchen herrscht. Es geht darum, dass man irgendwann einmal einfach nicht in optimaler Anfluglinie kommt, weil das Modell plötzlich versetzt wurde und man es dann auf kleinen Plätzen, warum auch immer, etwas stärker hinschmeißen muss, und schon hat man eine Fahrwerksreparatur oder einfach nur schlecht repräsentiert.

Sollte man also mal versuchen und dabei kritisch beäugen; das jedenfalls war mein Resümee des bisherigen Sommers….

Ich hatte da noch eine weltweit gemeinhin (gerade in Foren) ob ihrer guten Leistung im klassischen wie auch 3D-Flug hoch gelobte Maschine, die für die Ansprüche eines F3A Piloten eine echte Krücke darstellte!!
Da waren auch nach Abschluss der Schwerpunkt- und Motorachsen-Optimierung noch gut 50 Arbeitsflüge notwendig , um dem Ding halbwegs Manieren anzuerziehen.
Das Höhenruder wirkte trotz hochauflösendem Servo (BLS 152) bei nur 20 % Weg und 80 % Expo in der klassischen Modell-Abstimmung um die Nulllage immer noch „nicht definiert“, auf Seite ging die Maschine wie beim Unterschneiden schlagartig auf Tief weg; beim Rückenkreis war dagegen diese Tendenz nicht festzustellen, im Messer auf einer Seite enorm auf tief; die andere Seite war beherrschbar aber mit deutlicher Tendenz, sich auf den Rücken zu drehen.
Summa Summarum also eine Baustelle für die konstruktive Auslegung oder wenn man´s schon hat, eine Herausforderung an die Software jeder Fernsteuerung!
… und für diesen Aufwand just for fun fehlte mir in der Saison bislang einfach die Zeit.

Kurzum, das wäre doch mal ein lohnendes Projekt, um eines dieser Dinger ( iGyros) zu testen.
Alle Servos werden beim iGyro durch ein SBus-Kabel versorgt, in meinem Fall 4x BLS 152, also mit Sicherheit ob ihrer Zugkraft von ca. 30 kg keine Kostverächter. Das Kabel dazu war recht dünn; ich habe es dennoch eingesetzt und bislang hat´s immer funktioniert. Wie ich gesehen habe, liefert Deutsch da zwischenzeitlich ein dickeres Kabel, welches, ähnlich dem Robbe S-Bus Kabel, für 6 A Dauer gut sein sollte. Damit ist die Stromversorgung aller direkt am Gyro angeschlossener Servos nur noch für Oberpessimisten und chronische Verschlimmbesserer noch ein Thema.
Zudem kann man, wenn ich es richtig verstanden habe, auch am zweiten ( bei mir noch freien seriellen Eingang einen Ausgang der Akkuweiche direkt anschließen, damit ist dann der Empfänger und der iGyro mit jeweils einem Stromkabel versorgt.
Die (Grund)-Einstellung (alle Mischer auf aus!) war nach drei Flügen kein Akt und wurde genau nach Anleitung vorgenommen.
Lange Rede, beeindruckendes Ergebnis:
Meine „Baustelle“ war nach diesen 3 Flügen nicht wieder zu erkennen.
Messerflüge, lediglich mit Seitenruder gesteuert, wie an der Schnur gezogen; horizontale Seitenruderkreise, auch noch so eng, bleiben waagerecht bzw. sind gut auszusteuern. Das Höhenruder wirkte nun auch bei kleinen Ausschlägen viel definierter und auch sonst war die Flugphysik etwas aus den Angeln gehoben, was das stabile Verhalten auch im positiven Harrier oder dergleichen anging. An Agilität hat die Maschine dabei nur unbedeutend verloren; der iGyro blendet ja bei Vollausschlag die Dämpfung aus.
Am besten ist das Steuerverhalten mit etwas „weicher“ zu beschreiben; in aller Regel genügt eine etwas progressivere Steuerkurve, wenn keine Veränderungen an der Ruderreaktion gewünscht sind.

So gesehen, hat mir also der iGyro viel Hirnschmalz in der Modellabstimmung und ca. 1 Monat an Abstimmungsflüge erspart.
Mehr merkt man bei normalen Wettbedingungen von dem Teil nicht und das ist auch gut so!

Bei Wind, oder noch besser bei Sturm, kommt eine weitere Sache hinzu:
Es herrscht de facto (fast) Windstille! Zumindest was die Böen angeht.
Klar triftet das Modell im Torquen noch ab, auch wird bei stürmischen Seitenwind die Richtung nicht wie bei einem Kompassflug störrisch beibehalten, das richtige „Vorhalten“ wird jedoch vereinfacht. Aber da ist bei halbwegs richtiger iGyro-Einstellung kein Wackeln oder Hin-und Herschmeißen des Modells zu beobachten, es liegt eben annähernd so wie bei Windstille und das macht ungeheuer Spaß!
Überflüssig zu sagen, dass auch die Landungen eben immer wie bei Windstille aussehen: ausrichten, gerade legen, entsprechend Gas stehen lassen, Höhenruder, Gas raus, sitzt….. Da bleibt viel Zeit, auch mal im extremen Slip zu kommen; die Querachse und Längsachse bleiben ja schön gerade….

Im Moment bin ich noch an der Feinabstimmung des iGyro; bei Snaps ( also dem definierten, zeitgleichen und blitzschnellen Einsatz von drei Rudern) korrigiert er mir im 5 Grad Bereich noch nach, rastet aber gerade bei schnellen Rollen schon überragend ein.
Die Regelcharakteristik in Verbindung mit dem GPS will ich noch ausloten; auch den Heading- und Normalbereich mit ihren Unterschieden und der gegenseitigen Beeinflussung in der Flugpraxis noch genauer verstehen.
Warum der iGyro bei mehr als 4 mal so großen Endausschlägen bei gleichbleibend eingestellter Empfindlichkeit dennoch im 3D-Flugzustand nicht übersteuert, habe ich bislang nicht wirklich verstanden. Soll mir auch vielleicht egal sein; er funktioniert und zwar beeindruckend.

Genügend Raum zum Einsatz moderner Fernsteuersoftware bleibt dennoch:
Die Anleitung schreibt: „Normale Modelle benötigen keine Flugphasen mehr“.
Das ist prinzipiell vielleicht richtig, aber mit Flugzustandsschaltern/ Flugphasen lässt sich manches, auch unter dem Sicherheitsaspekt, optimaler zu gestalten. ( Beispiel: Fahrwerk fährt nur ein, wenn Motor läuft, oder E-Motor läuft nur mit Sicherheitsschalter an = Flugzuständ Ein/Ausschalten)
Auch brauche ich in einer 3D-Maschine einfach normale und 3 D-Flugzustände, sonst ist eine solche Kiste mit Sicherheit nicht in allen Figuren/ Flugvorhaben präzise zu steuern.
„Bedient“ werden soll der iGyro laut Anleitung mittels Dreistufenschalters der einem Empfängerkanal zugeordnet sein muss. Dies lässt sich eleganter lösen, in dem man die drei im iGyro verfügbaren Flightmode bereits bestehenden Flugphasen(-schaltern) zuweist:
Flugzustand: Ein/Ausschalten= Flightmode 1 = Gyro aus; Flugzustand 3D = Flightmode 3 mit großen Heading Anteilen und alle anderen Flugzustände mit Flightmode 2 ( normaler Flightmode). So ist der Gyro automatisch immer im optimalen Flightmode.

Ich jedenfalls habe mir schon einen zweiten iGyro gekauft, der nun in dem ursprünglich vorgesehenen Modell seinen Platz finden wird, denn aus der 3D-Maschine wird er nicht mehr rausgenommen!

Was aber bleibt von meiner Grundeinstellung gegenüber diesen „Dingern“ nach den ersten Erfahrungen noch?
Eigentlich noch viel, denn der iGyro ist kein Autopilot! Ich steuere mein Modell immer noch in jeder Phase des Fluges selbst und bin auch für die Güte der Figuren und generelle Windeinflüsse verantwortlich. ( Zum Beispiel muss in einem Loop bei starkem Gegenwind der Radius immer noch dem Windeinfluss angeglichen werden, damit er wirklich rund wird.)
Mein Modell verhält sich aber ansonsten immer (fast) so, als wäre Windstille!
Das ist ein Sicherheitsaspekt für die wertvollen Modelle und macht einfach Spaß!

Was mir der iGyro allerdings zu einem großen Teil abnimmt, ist die eigentlich interessante aber auch aufwendige, wirklich exakte Modellabstimmung, die eigentlich nur Wettbewerbspiloten ernsthaft vornehmen (können).
Das Motto: es gibt nur wenige, wirklich schlecht fliegende Modelle aber jede Menge schlecht abgestimmter/ eingestellter Modelle, ist hingegen zu korrigieren.
Im Umkehrschluss finde ich es deshalb gut, dass offizielle Wettbewerbsklassen meist (noch) solche Wunderkästchen verbieten.
Dadurch bleibt es künftig auch wirklich sinnvoll, die Modelle konstruktiv weiter zu optimieren.
Und durch eine mehr oder weniger perfekte „manuelle“ Modellabstimmung werden einfach auch deutlicher Unterschiede in der Gesamtleistung herausgestellt.
Ob dies wirklich hilfreich ist, ein Wettbewerbsergebnis fairer zu gestalten ( Stichwort Windstille oder Sturm) sei einmal dahingestellt.

Auf der anderen Seite sollte man nicht zu konservativ denken: kein Modellhubschrauber würde ohne solche Kreiselsystem heute so fliegen , wie er fliegt! Auch im Auto oder Großflugzeug ist es uns unsere Gesundheit wert, dass viele ähnlich ausgelegte elektronische Helferlein sich dann melden, wenn es kritisch wird.
Und letztlich haben sich auch alle Mischfunktionen moderner Sender-Software lange schon etabliert und den Modellflug weitergebracht und ihm keineswegs geschadet, wie es in den Anfänger oftmals zu hören war, geschadet. Noch gut erinnere ich mich an Sprüche wie: so etwas steuert man von Hand aus, deshalb hast Du ja zwei Knüppel und gesunde Hände….
Stimmt vielleicht, aber es erschwert die Sache ungemein und funktioniert auch nur bis zu einem gewissen Level. Meist kamen solche Sprüche zudem von Leuten, die an ihrer Fernsteuerung nur den Ein/Ausschalter kannten.
Der sichere und materialschonende Modelleinsatz unter allen Windbedingungen jedenfalls hat m.E. durch den iGyro einen wesentlichen Schritt nach vorne gemacht. Vielleicht muss man offen für solche Dinge sein, um die Zukunft nicht zu verpassen.

Bruno Schiffler
 
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