Ausdünstung von Lacken

Isy81

User
Hi,
Habe mal ne dumme frage an alle Lackprofis (und laien die es wissen)

Wenn ein Lack, der auf lösungsmittelnbasiert, nach 2-3 Tage durch getrocknet ist. Dünstet er dann noch weiter aus?? oder ist er dann eigentlich völlig unbedenklich???

Konkret geht es darum das ich ein becken mit den Massen 120*60*60 cm von innen streichen will und zwar mit Bootslack. Darein soll dann mein neues Haustier. Aber ich finde nur bootslack welcher auf lösungsmittel basiert und eigentlich heißt es immer man solte es lieber nicht nehmen.. sondern wasserbasislacke. Was meint ihr??

Achso die bedingungen in dem Terrarium sind ca 31 grad warm bei 80 % LF falls das noch irgendwie nützlich ist.

Hoffe ihr könnt mir weiter helfen.
Mfg
Dominik
 
Hallo Dominik.

Durchgetrocknet heißt nicht das danach keine Lösemittelreste mehr abgegeben werden, sondern das die Spezifikationen des Herstellers in Bezug auf Belastbarkeit oder Überlackieren z.B. erfüllt sind. Der Lack kann aber noch längere Zeit Lösemittelreste abgeben.

Um ein Terrarium wie jetzt in Deinem Fall zu lackieren sollte man auf Lacksysteme zurückgreifen, die vom Fachhandel dafür freigebenen werden. Oder mal bei einem Terrarien- oder Aquarienverein nachfragen.
Man könnte Epoxyharzsysteme anwenden. Nach Aushärten geben diese nichts an die Umwelt ab. Als Dichtmasse bei Aquarien nimmt man Silikondichtmasse mit Essigsäurebasis, also nicht den Sanitärsilikon (enthält Ammoniak), da diese nach Trocknung nichts an die Umwelt abgeben. Auch nicht bei hohen Luftfeuchten.

Wasserbasislacke sind in der Regel Acryllacksysteme die schnell trocken aber trotzdem erst nach etwa zwei bis drei Tagen belastet werden sollen. Eine Abgabe von zumindestens Farbpartikel, also Abrieb, über längere Zeit kann nicht ausgeschlossen werden.

Gruß Fred
 

plinse

User
Moin,

Aushärtungsprozesse sind eh alles Wachstumsprozesse, darzustellen also über eine e-Funktion e^-t/const. . Also e hoch minus verstrichene Zeit geteilt durch Zeitkonstante. 0 wird diese Funktion nie, sie strebt aber dagegen und kommt 0 recht bald sehr nahe.

Ich würde ein 2K Lacksystem nehmen. Lösungsmittel zur Verdünnung sind zwar auch mal drin, Einstellzusätze halt, aber anteilig wesendlich weniger. Die binden vor allem ab, weil Härter und Lack miteinander reagieren und sind früher geruchsneutral. Lacke, die nicht für Innenraumanwendung freigegeben sind, würde ich lassen. Das ist ein Kriterium, bei dem der Hersteller aussagt, dass er Menschen zumuten würde, in einem damit gestrichenem Raum zu wohnen. Hält der hersteller das für nicht angebracht, würde ich das mal auf deine Anwendung übertragen.

Bootslacke sind so ein Thema für sich. Das kann der größte Ekel in Tüten sein ;) . Sie sind zwar wasserfest und in der Regel hoch belastbar, müssen aber auch halten und sind gerne etwas agressiver. Kommen aber auch nicht im Innenraum zum Einsatz. Speziell Antifoulings der älteren Machart sind gezielt giftig um Bewuchs am Unterwasserschiff zu unterbinden. Sind aber inzwischen recht umfassend verboten aber Vorsicht, ich kenn die Tücken der neuen Lacke nicht - irgendwelche haben die sicher auch.
 

haegar

User
Hi, Plinse,
Antifouling ist kein Bootslack!
Bootslacke sind hochbelastbare Lacke, die wahrscheinlich am ehesten mit Lacken aus dem KfZ-Bereich verglichen werden können.
Antifoulings sind bewuchshemmende Unterwasserfarben. Es sind keine Lacke, sondern entweder matte Dickschichtsysteme, die im Wasser langsam Giftstoffe freisetzen oder Teflon-basierte Dünnschichtsysteme, die über die Teflonbestandteile ein Festsetzen von Bewuchs verhindern sollen. Seit einiger Zeit wird auch mit Silikon-haltigen Anstrichen experimentiert.
Antifoulings sind für den diskutierten Zweck auf keinen Fall geeignet, Bootslacke nach geeigneter Trocknungszeit m.E. durchaus. Auch im Bootslackbereich gibt es gute 2-K-Lacke, die ausgehärtet extrem hoch belastbar sind.
 

plinse

User
Moin Achim,

das ist mir durchaus bewusst und man kann sicher drüber diskutieren, was nun ein Lack und was ein Schichtsystem ist ;) aber matte Lacke gibt es auch und im Sprachgebrauch wird so einiges gerne in einen Topf geschmissen, was nicht zusammen gehört. Habe, wenn auch nicht so ausführlich wie du, zwischen Lacken und Antifouling unterschieden.

Meine Erfahrung mit verschiedenen Lacksystemen ist: Je öko desto kritischer ist die Haftung auf dem Untergrund.
Die meisten im Umlauf befindlichen Bootslacke dürften so Geschichten wie Imperial für Nachbesserarbeiten sein und das sind nicht die geruchsneutralen Wohnraumlacke, wie beispielsweise für Fensterrahmen, die gerne wieder abblättern, wenn der Rahmen nicht ziemlich komplett abgeschliffen wurde und der alte Lack noch die Haftung auf eine Probe stellt ;) . Die Bootslacke halten auch so recht gut, sind ziemlich geruchsintensiv und eindeutig auf agressiver Lösungsmittelbasis, lösen alte Lackschichten an bzw. verbinden sich anderweitig recht gut. Zumindestens wenn mein Holzdeck mal wieder gelitten hat, reicht zur Not ein schnelles aufpinseln und da blättert bis jetzt nichts an den Überlappungen zum alten Lack, auch wo nicht geschiffen wurde - auf Holz hält es ja eh. Versuch sowas mal mit Wohnraumlacken - nach Aushärtung sind beide wasserfest.
 

haegar

User
Hi, EIke,
ok kann man so sehen. Für mich ist Lack eine Oberflächen"veredelnde" Schutzschicht, wobei es egal ist ob matt oder glänzend. Antifouling ist und bleibt eine Pampe, die Bewuchs verhindern soll...

Zu Geruchsbelästigung: Ich komme immer stärker von den Ökofarben wieder ab. M.E. halten die Farben für den Hausgebrauch nicht gut, sie decken schlechter und verlaufen auch nicht toll. Das Ergebnis ist mit konventoinellen Farben besser. Ob die Schadstoffbelastung durch richtige Ökofarben geringer ist, als durch konventionelle, Lösemittel-haltige Farben, wage ich zu bezweifeln. Ein Haus-Innenanstrich mit Ökofarben hatte zur Folge, dass ich nach einer halben Stunde den Pinsel aus der Hand gelegt habe, weil mein Kopf zu zerplatzen drohte. Eine halbe Stunde an frischer Luft und alles war wieder ok. Das Ganze war reproduzierbar, die nächsten Zyklen gingen nur schneller. Irgendein Teufelszeug muss auch da drin sein.

So etwas ist mir mit konventioneller Lackfarbe noch nie passiert.
 
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