Abkippen über rechte Fläche - Frage an die Aerodynamikversierten unter euch

bvl

User
Hallo,
ich habe gestern meine ersten Flüge mit dem Thunder Tiger Soaring Star gemacht.
Er hat einige Jahre flugfertik im Schrank gelegen.

Der Erstflug war toll. Es hat sich aber gezeigt, dass der Flieger beim langsam machen (ok, der ist irgendwie nicht langsam zu machen :-))
über die rechte Fläche abkippt und in einen Sturzflug geht (ok, er fängt sich dann selbst ab - im Landeanflug muss ich das aber nicht haben).
Das ganze geht auch rapide vor sicht so dass ich das nur in einiger Höhe probiert habe.

Nach den beiden Flügen habe ich mir die Fläche mal angesehen - entlang der Endleiste gepeilt. Und siehe da: Rechts optisch alles gerade, links geht die Endleiste außen nach oben weg.

Also nachgemessen:

Hier die gemessenen geometrische Schränkung (positiv heißt hier: außen ist der Anstellwinkel großer als innen:
-> links +0,9°
-> recht +0,2°

Das scheint mir recht viel. Denkt ihr, damit ist die Ursache für das abrupte abkippen nach rechts gefunden?

Ich bin mir nicht mehr sicher welches Profil vorliegt: Wenn es das gleiche ist, wie beim Thunder Tiger Soaring Star II, dann handelt es sich
um ein Eppler 387 mod 4.10 (auf der Webseite eines australischen Shops). Ob es auch auch eine aerodynamische Schränkung gibt weiss ich nicht.

Noch was: Reicht die Schränkung von 0,2° überhaupt? Ich kann leider aufgrund mangelnder Erfahrungen in diesem Bereich nicht mal größenordnungsmäßig schätzen, was ok ist und was nicht.

Bodo
 

brigadyr

User
Hi,Bodo!
Wenn überhaupt,sollte die Schränkung nach außen einen negativen Wert haben (bezogen auf innen ,nicht auf HR).
So reißt die Strömung immer außen vorzeitig ab. Dann auf der Seite,mit mehr pos. Schränk.,oder mehr Gewicht.
Gruß,Jörg.
 

brigadyr

User
Hi,Bodo!
Eigentlich auch was den anstellwinkel betrifft,der stellt sich im Flug ein und ist änderlich. Was Du misst ,ist der Einstellwinkel..Klugscheiss.
Dann miss die Gewichte, korrigiere die Schränkung beidseitig gleich (besser mehr). Und prüfe den Schwerpunkt. Das verhalten könnte auf schwanzlastig hindeuten.Hast Du da was geändert? Reparatur,andererAkku usw?
Gruß,Jörg.
 

bvl

User
:-) Das ist doch kein Klugscheißen... das ist nur Klarstellung der korrekten Wortwahl - und ich finde das gut!

Ja der Schwerpunkt liegt möglicherweise zu weit hinten. Ich werde mal das Bügeleisen rumholen und auf gutes Flugwetter warten.
(ich habe soeben noch ein anderes Flächenpaar ausgemessen, da ist fast gar keine geometische Schränkung drin).

Vielen Dank schon mal für die Infos... bin gespannt ob er dann immernoch so extrem stark kippt...
 
Hallo,

wenn Du den Flieger aushungerst, wird die Strömung an der Tragfläche früher oder später abreißen. Da die Strömung aufgrund der EWD am Höhenleitwerk noch anliegt, geht der Flieger auf den Kopf, nimmt Fahrt auf, die Strömung an der Tragfläche legt sich wieder an, die Tragfläche erzeugt wieder Auftrieb und der Flieger fängt sich ab. Wenn die Strömung zuerst an den Flächenenden abreißt, weil z.B. die Flächentiefe dort geringer und deshalb Re-Zahl empfindlicher ist, wird der Flieger über das Flächenende abschmieren. Deshalb sollte die Strömung idealerweise innen zuerst abreißen. Um dies zu erreichen, kann man den Flügel geometrisch schränken und damit den Anstellwinkel der Außenfläche verringern.

Was Du beschreibst deutet auf eine zu geringe Schränkung der rechten Fläche hin. Ich würde deshalb die rechte Fläche ein wenig stärker schränken. Was das Maß angeht, gilt hier try and error. Probiere es so lange, bis der Flieger ein für deinen Geschmack hinreichend gutmütiges Flugverhalten zeigt. So halte ich es jedenfalls bei meinen Fliegern. Es geht nichts über Gutmütigkeit. Das bessere Handling verhilft -mir jedenfalls- dazu in der Thermik oben zu bleiben und auch enge Bärte auszukurbeln- und im Landeanflug ist das auch Gold wert, weil du den Flieger schön langsam machen kannst.Alternativ bietet sich für den Landeanflug an, die Querruder -falls Du welche hast- nach oben zu stellen. Das ist nämlich auch eine Schränkung. Wenn Du Querruder hast, wäre es natürlich auch eine Möglichkeit, das rechte Querruder etwas nach oben zu trimmen. Probier es einfach aus.
 

bvl

User
@Dieter:. Qualitativ ist mir das klR... Nur "wievel Grad Schränkung braucht der Mensch" :-) es sind eben fehlende Erfahrungswerte.

Wie bereits beschrieben - das zweite Flächenpaar hat keine geometrische Schränkung.
Der Soaring Star 2 hingegen hat (auf einer australichen Händlerseite gelesen) 1°.
 
Abkippen der Fläche

Abkippen der Fläche

Das Profil Eppler 387 kann vollkommen schränkungsfrei geflogen werden. Es stellte später das Urprofil für alle modernen F3b-Profile dar, z. B. das RG 15. Dieses Profil wurde neben dem E 205 jahrelang in dieser Wettbewerbsklasse eingesetzt. Eppler empfiehlt jedoch, seine Profile bei moderater Zuspitzung der Tragfläche zu lassen, d.h. keine zu schmalen Außenflächen zu planen. Dieses Profil wurde auch bei Nurflüglern als Wurzelprofil empfohlen, dann gestrakt auf E 180/181/182/183/184. Dadurch ergab sich eine Schränkung, die auch noch zusätzlich geometrisch auf minus 2 Grad erhöht wurde.

Um jetzt auf Dein Problem zu kommen, vermute ich einen Verzug des Tragwerks. Wenn es nicht möglich ist, die Endleiste gerade zu richten, dann kann noch eine Beschichtung mit diagonal aufgebrachter 49 Gramm-Glasseide oben und unten im Ruderbereicht helfen, diese wird mit PVC-Folie abgedeckt und mittels zweier Richtlatten und Schraubzwingen gepresst. Als Hilfslinie dient der Haupteil der restlichen Endleiste. Bei ausreichender Härtung von mindestens 3 bis 4 Tagen bei Raumtemparatur dürfte der Endbereich des Flügels ziemlich gerade geworden sein. Wenn das zuviel Arbeit ist, ist ein leichtes hochtrimmen der Querruder von 2 mm ausreichend, um die Trudelbewegung abzustellen. Die Flugleistung wird dabei nicht schlechter, denn der Max-Auftrieb eines Profils wird im ersten Profildrittel erzeugt. Die Querruderdifferenzierung sollte bei mindestens 50 % liegen.
Also probiere mal aus, mehr kannst du nicht machen, vorausgesetzt die restlichen Komponenten am Flieger stimmen, wie Schwerpunkt, EWD, ausreichend großes Höhenleitwerk, genügend langer Hebaelarm des Leitwerksträgers.
 
Das Profil Eppler 387 kann vollkommen schränkungsfrei geflogen werden.
Was soll eine solche Aussage? Ob Schränkung nötig ist, oder nicht, ergibt sich nicht aus dem Profil, sondern aus dem Flächengrundriss und der daraus resultierenden Auftriebsverteilung.


Es stellte später das Urprofil für alle modernen F3b-Profile dar, z. B. das RG 15. Dieses Profil wurde neben dem E 205 jahrelang in dieser Wettbewerbsklasse eingesetzt.
Aus welchem Kaffeesatz hast Du das gelesen? Nur weil W. Thies dieses Profil als eines der ersten für die neu geschaffene Klasse F3B empfohlen hat, ist es nicht zum Urvater der modernen Alroundprofile geworden. Im Gegenteil, wer sich auf die teoretischen Polaren dieser Kurve verlassen hat, hat ein böses Erwachen erlebt. Das RG 15 z.B. geht GANZ anders mit dem Druckanstieg auf der Saugseite um.
 

Porkus

User
Und wenn es vielleicht an was ganz anderem liegt?
- Trimm mal Seitenruder links und überzieh, wenn so ein Segler leicht schräg fliegt kippt er immer zu selben Seite ab.
- Ist vielleicht einfach der Höhenruderausschlag zu groß? Je höher der Ausschlag umso schneller muss man fliegen um den Abriss zu vermeiden.

Schwerpunkt:
Kopflastig fliegt ein Modell ruhig, eigenstabil und kippt nicht so abrupt ab, für Anfänger ganz hilfreich. Thermikleistung erfordert aber Wendigkeit um eng zu kreisen, also je Schwanz desto Thermik.

Schränkung:
Um die Schränkung zu ändern Fläche außen verdrehen (Küchenrolle unten, Gewicht oben), dann Folie auf beiden Seiten nachbügeln.

Ansonsten reißt die Strömung bei meinen 2m Seglern auch ab, mit etwas Übung erkennt man das aber im Ansatz und steuert gegen.
 
;)Grau ist alle Theorie! Haste die Flächen mal gewogen? Evtl. ist die rechte schwerer. Oder im Rumpf die rechte Seite--einfach mal
den Flieger auf 'ne gerade Platte legen--kippt er dann nach rechts? Dann etwas Blei in den linken Randbogen kleben und testen!
 

bvl

User
Vielen Dank für die vielen Antworten, Tips und Hinweise.

Ich habe die Flächen "entwunden" und habe jetzt links und rechts nicht ganz -1° Schränkung (äußer Endleiste geht in Relation zu innen nach oben).
Damit gehts hoffentlich bald wieder raus :-)
Die Flächen habe ich gewogen, nur 2 Gramm Unterschied - das sollte locker im grünen Bereich liegen.

Ich habe die Schränkung mittels Fön eingestellt - ich hoffe die hält sich auch, werde in 2 Tagen noch mal nachmesssen.

Ich freue mich schon auf den nächsten Flug mit diesem phantastischen Flieger. Er wird dann noch mal bezüglich des Schwerpunktes etwas korrigiert (das große Einfliegprogramm ist noch nicht abgeschlossen ;-) )

Ich werde dann berichten.
 

brigadyr

User
Genau so! Viel Erfolg dann!
Gruß,Jörg
 
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