Learjet im Stall

Hi, ich hoffe, das is nicht zu off-topic aber vielleicht wisst ihr weiter:

In einem Testflug eines neuen Learjet (siehe Link unten) wird ein Stall test gemacht und obwohl der Flieger lammfromm absakt rudert der Pilot wie wild rum, um das Flugzeug abzufangen. Könnt ihr erklären warum??? Eigentlich müsste die Strömung dann doch relativ automatisch irgendwann wieder anliegen, sobald die Geschwindigkeit zunimmt. Und getrudelt sind se dabei auch nicht. Hat jemand ne Idee?? Hängt das mit den superdünnen Profilen zusammen?

Film bei 36:00 anklicken:
http://www.youtube.com/watch?v=ZEIWVhAhrA8&feature=g-high-rec

Grüße! Chris
 
Wenn die Strömung abreisst, muss man ja extreme Ausschläge geben, damit man überhaupt noch was bewirkt. Zum anderen haben Piloten ein Popometer bzw. Gleichgewichtssinn an Bord, was uns Modellpiloten völlig fehlt. Die können kleinste Rotationen viel besser wahrnehmen und gegensteuern. Viel empfindlicher als wir es mit den Augen allein könnten. Da wird mit heftigstem Einsatz jeder Ansatz von Wegrollen abgebügelt.

Claus
 
Wenn du anfängst eine Maschine in den Stall zu bringen, fängt sie (je näher man an den Stall Punkt kommt) an zu vibrieren und wird unruhig ...auch da hat man schon minimale Steuerbewegungen um sie gerade zu halten.
Reißt die Ströhmung dann ab kommt es vermutlich auf das Modell an was man genau machen muss... ein Trainer nimmt die Nase runter und nach ein bisschen fallen liegt die Strömung wieder an... Andere Flieger brauchen da sicherlich mehr dazu! Das sind für mich einfach "Ausgleichsbewegungen" damit die Maschine nicht seitlich abkippt und ins Trudeln gerät. Da keine Strömung mehr anliegt, braucht es auch deutlich heftige Ausschläge bzw. Bewegungen damit die Maschine diese dann auch umsetzt.
 
Da ist viel Show dabei. Normale Stall Recovery ist Stick vor und dann wieder abfangen. Vielleicht will er die Kiste aber auch ein paar Sekunden im Sackflug halten; dann musst Du natürlich schon ständig ausgleichen. Und, ja, wenn man drinsitzt bekommt man von den Reaktionen des Flugzeugs natürlich eine Menge mit.
 
Ich bin vor Jahren mal in einer Cessna-177 mit einem Verkehrspiloten in extrem turbulenter Luft (Mörderthermik in Namibia) unterwegs gewesen. Ich dachte, ich könne einigermassen gut fliegen (Höhe halten auf 50ft - bei diesen Bedingungen) , aber er hat mit dann bitter gezeigt, was für ein Amateur ich bin: er ruderte wie wild, aber hielt die Höhe auf 5ft und die Cessna flog 3x so ruhig. Profis eben...
Davon abgesehen sind die Ruder VOR dem Strömungsabriss seehr weich, und man kann mit "wilden" Steuerbewegungen das Abkippen sehr weit hinauszögern. Das geht aber auch mit Modellflugzeugen!
NACH dem Strömungsabriss rudert man besser gar nicht mehr (evtl. Tiefe geben), sondern stellt die Ruder gerade. Bei rückwärtigem SP muss man evtl. mit SR die Drehung beenden - ich selber musste das aber noch nie.

Bertram
 

rafparon

User
Hi, ich hoffe, das is nicht zu off-topic aber vielleicht wisst ihr weiter:

In einem Testflug eines neuen Learjet (siehe Link unten) wird ein Stall test gemacht und obwohl der Flieger lammfromm absakt rudert der Pilot wie wild rum, um das Flugzeug abzufangen. Könnt ihr erklären warum??? Eigentlich müsste die Strömung dann doch relativ automatisch irgendwann wieder anliegen, sobald die Geschwindigkeit zunimmt. Und getrudelt sind se dabei auch nicht. Hat jemand ne Idee?? Hängt das mit den superdünnen Profilen zusammen?

Film bei 36:00 anklicken:
http://www.youtube.com/watch?v=ZEIWVhAhrA8&feature=g-high-rec

Grüße! Chris

Hallo Chris,

Also, tolles Video, hab's auch gesehen. Ich hab ein paar hundert Flugstunden auf dem Vorgängermodell des hier gezeigten Learjet 60, genau gesagt auf dem 55b. Die älteren Learjets sind am Limit (Annäherung an Stall) ziemlich scharf. Daher hat man vorgesorgt: Bevor Du überhaupt die ersten Anzeichen eines Stalls fühlst, kommt bereits die audible Stallwarning und wenn Du den Flieger weiter aushungerst kommt der Stickpusher; das Steuerhorn wird automatisch nach vorne gedrückt (55b). Man wollte damals wohl sicher gehen, dass der Flieger nicht in den gefürchteten Superstall geflogen wurde. Auf dem Lear 60 wurde dann der Pusher weggelassen, da der Flieger am Heck 2 ausgeprägte Deltafins besitzt die dem Stall entgegenwirken. Somit kann der Flieger theoretisch gar nicht in den Stall gelangen... Was man im Film sieht ist die Wechselwirkung der lokalen Strömungsablösungen und den damit verbundenen Verwirbelungen die zu einem ausgeprägten "Buffeting" auf Deutsch "Eiern" führen. Das spührst du im Steuerhorn sehr gut; nicht vergessen, der Learjet hat keine hydraulisch unterstützte Ruder. Da geschieht noch alles mit Kabelzügen und Pulleys (Umlenkrollen).
Learjets sind tolle Flugzeuge!

Fliegergrüsse,

Rafparon
 
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