Geschichte des Indoor Kunstflugs - Carvin/FRA 2002

Genau 10 Jahre ist es jetzt her und es hat sich einiges getan in dieser Sparte.

F3A voltige expérimentale - Indoor Kunstflug auf höchstem Niveau

Am 24. November 2002 wurde in Carvin/Frankreich der zweite experimentelle Kunstflugwettbewerb nach den provisorischen FAI F3A Indoor Regeln ausgetragen. Die Teilnahme von absoluten Spitzenpiloten der F3A Szene wie Christophe Paysant-Le Roux (CPLR), seines Bruders Benoît (BPLR) und anderen Kaderpiloten, sowie die Berichte von Serge Bordais im Internet unter www.rcaerosport.com, weckten schon anfangs des Jahres das Interesse dieses Meeting zu besuchen.

Der Ort

Carvin ist ein hübscher kleiner Ort in der Nähe von Lille, der mit seinen nun insgesamt sechs Veranstaltungen seit 1995 einen hohen Bekanntheitsgrad in der französischen Indoor Szene besitzt. Wie sich später herausstellte hatten sich fast alle von weiter angereisten Piloten das Park Hotel am Rande des Ortes ausgesucht.

Die Halle

Als Teil eines größeren Sportkomplexes weicht die Halle in Carvin erheblich von den hierzulande üblichen Sporthallen ab. Es stehen zwei annähernd quadratische Räume von ca. 25x25m zur Verfügung and deren Trennlinie zwei massive Betonsäulen die Deckenkonstruktion abstützen. Dadurch ergeben sich drei Flugebenen: vor-, zwischen- und hinter den Säulen. Zusätzliche Längsträger reduzieren die nutzbare Höhe.

Die Piloten

16 Piloten nahmen am Kunstflugwettbewerb teil. Wie bereits eingangs erwähnt finden sich in der Teilnehmerliste neben CPLR und BPLR auch der Initiator dieser Veranstaltung, Pascal Nowik (Mitglied der franz. F3A Nationalmannschaft und Partner der bekannten ZN Modellproduktion), Benoît Dierickx (Mitglied der belgischen F3A Nationalmannschaft) und dieses Jahr natürlich auch der zweifache Deutsche Meister in der Indoor Kunstflug - Expert Klasse, Martin Müller. Einem weiteren deutschen Teilnehmer, Armin Mangelmann (MAMO Modelltechnik), vereitelte leider ein Servodefekt die Teilnahme.

Die Modelle

Am häufigsten vertreten waren verkleinerte Nachbauten von F3A Modellen. Größere Steuerflächen und die entsprechenden Ausschläge sind für Indoor ein Muss. Bei der Bauweise waren sowohl Styro/Depron- als auch konventionelle Balsakonstruktionen zu sehen. Auch wenn die Mehrheit der Teil noch herkömmliche Bürstenmotoren einsetzte, ist der Trend zur Brushless Antriebstechnik im Bereich Indoor Kunstflug unverkennbar. Vereinzelt kamen auch Doppeldecker zum Einsatz. Deren Vorteile liegen in der leichteren Tragflächenkonstruktion, geringer Flächenbelastung und höherem Luftwiderstand, was besonders in den senkrechten Abwärtspassagen von Vorteil ist.

Das Programm

Das Flugprogramm besteht aus insgesamt acht Figuren die entsprechend dem Schwierigkeitsgrad mit einem Koeffizienten versehen sind. Start (K=1), 360° Kreis (K=1), horizontale Acht (K=2) sind fest vorgegeben, die nächsten vier sind aus einem Katalog von 33 Figuren frei wählbar. Das hört sich nach viel an, aber die Qual der Wahl stellt sich trotzdem nicht. Figuren die einen hohen An- bzw. Abflug erfordern sind in Carvin hallenbedingt nicht zu fliegen. Will man vorne mit dabei sein werden die Figuren mit den höchsten Koeffizienten praktisch zur Pflicht: Der Rollenkreis aus drei nach außen gedrehten Rollen (K=8), der „Hohe Hut“ mit ¼ Rollen (K=6) und die 4-Zeiten Rolle (K=6). Dadurch reduziert sich die Auswahl auf eine weitere Figur mit K=5: die 2-Zeiten Rolle, der doppelte Immelmann, oder der gedrückte quadratische Looping. Im Vergleich zur Deutschen Meisterschaft des DMFV, die einen möglichst großen Teilnehmerkreis ansprechen soll, haben wir hier ein äußerst anspruchsvolles Programm.

Der Wettbewerb

Bereits während des freien Trainings am Samstag nachmittag zeigte sich das hohe fliegerische Niveau der Teilnehmer. Wenn die Top-Piloten in der Luft waren herrschte absolute Ruhe. Martin machte sich mit seinen Modellen Minsai III und Pitts S12 mit der Halle vertraut und studierte die selbst für ihn ungewohnten Figuren ein. Die zum Teil bereits anwesenden Punktrichter konnten sich einen ersten Überblick über das Teilnehmerfeld verschaffen.

Am Sonntag vormittag dann der erste Durchgang. Martin mit der Startnummer 13 startet bereits als Fünfter und legt einen sehr eleganten Flug hin. Einzig die 4-Zeiten Rolle weicht von der Ideallinie ab. Auch das Ansagen der Figuren gestaltet sich „sportlich“, für die Punktrichter in Französisch, für Martin auf Deutsch und dazu noch Hinweise wie: Anflug auf dem Rücken, große Ausschläge, kleine Ausschläge etc. Die beiden Paysant-Le Roux Brüder starten gegen Ende des Durchgangs. Hier zeigt sich dass auch ein mehrfacher F3A Weltmeister nicht automatisch die volle Punktzahl bei Kreis und horizontaler Acht erhält. Bei den komplizierteren Figuren wird dann jedoch die Routine sichtbar. Kleinste Abweichungen werden bereits im Ansatz erkannt und sofort korrigiert.

Nach dem Mittagessen folgt der zweite Durchgang mit leicht versetzter Startreihenfolge. Martin fliegt fast perfekt und bekommt bei seinem gedrückten Quadratlooping spontanen Zwischenapplaus. Beim tief angesetzten Rollenkreis verliert er etwas an Höhe, bleibt jedoch cool, fliegt die Figur in „Ameisenkniehöhe“ zu Ende und erntet weiteren Applaus. Benoît fliegt mit seiner Synergy auch im zweiten Durchgang merklich besser als sein berühmter Bruder und gewinnt verdient mit 244 Punkten den Wettbewerb. Platz 2 geht mit 239 Punkten an Christophe und Martin erzielt mit 221 Punkten als „No-Name“ einen hervorragenden dritten Platz, mit deutlichem Vorsprung vor weiteren F3A EM Teilnehmern.

Impressionen

Das „Deutsche Team“ wurde in Frankreich herzlich aufgenommen. Für das freie Training stand am Samstag ausreichend Zeit zur Verfügung. F3A Superstars wie Christophe und Benoît Paysant-Le Roux zeigten keinerlei Starallüren und waren sich selbst als Ansager für diverse Piloten nicht zu Schade. Auch Spitzenpiloten zeigten Nerven - erst beim Freestyle Fliegen nach dem letzten Durchgang zeigten sie ihr volles Potenzial und beeindruckten mit wahrhaft spektakulären Vorführungen. Zwischen den Kunstflug Wertungsflügen fanden ständig kleinere Wettbewerbe statt: Präzisionslanden, Pylon- und Limbofliegen. Auch vorbildähnliche- und Experimentalmodelle kamen nicht zu kurz. Kostenlos verteilte Balsagleiter des DMFV und Süßigkeiten für die Kids gingen weg wie „warme Semmeln“ und trugen zur freundschaftlichen Atmosphäre bei.

Fazit

Die Beschaffung der erforderlichen Informationen und die Klärung der Teilnahmebedingungen erforderten Ausdauer und Beharrlichkeit, doch der freundliche Empfang und die Stimmung während des gesamten Meetings waren die lange Reise wert. Der sportliche Erfolg kann sich ebenfalls sehen lassen: 3. Platz F3A Indoor (Martin Müller - Minsai III), 2. Platz vorbildähnliche Modelle (Jürgen Heilig - Concorde), 1.Platz Hubschrauber (Martin Müller - Piccolo Pro).
Es wurden rege Kontakte geknüpft und es erfolgten mehrere Einladungen zu weiteren Veranstaltungen. Die Tische der deutschen Teilnehmer waren ständig „belagert“ und wir konnten den hohen Stand an Technik und fliegerischem Können demonstrieren. F3A Spitzenpiloten wie CPLR und andere haben die Vorteile und Chancen des Indoorfliegens erkannt. Saubere Platzierung der Figuren und schnellste Reaktionen können kaum besser trainiert werden - und der Spaß kommt dabei auch nicht zu kurz.

Bilder: http://www.rcgroups.com/forums/thumbgallery.php?t=1776142&do=threadgallery

:) Jürgen
 
Hi Jürgen,
Ich habe hier noch eine alte FMT Extra Parkflyer (oder so ähnlich) rumliegen, in der ein paar bilder von den Indoor-Kunstfliegern von 2002 oder 2003 drin sind. Wenn ich sie finde stelle ich die Bilder mal rein.
Gruß Thorben
 
Ansicht hell / dunkel umschalten
Oben Unten