GPS-Modelle
GPS-Modelle
Hallo Martin,
vielen Dank für die Blumen!!!
Sicherlich ist die Frage nach dem Modell nicht ganz unentscheidend...und sicherlich MUSS es kein Horky Arcus sein.
Ich selbst bin beim GPS-WorldMasters in Tortosa einen Antares von Jiri Baudis geflogen - hier: "Die orangine Rennmaschine"!
Es gibt momentan leider nicht sehr viele Flieger auf dem Markt, die fürs GPS-Fliegen derart ausgereift sind wie der Antares und eben der Horky Arcus.
Warum ist das so?
Darauf habe ich noch keine vollkommene Antwort gefunden, aber es liegt wohl wahrscheinlich daran, dass die Kundschaft der Grosssegler-Hersteller eher massiv und schwer gebaute Modelle zum "Abturnen" mit "Showfaktor" haben will, als Sportgeraete für den Wettbewerb.
Das ist im Grunde schade, da sich hierbei die Leistungsfaehigkeit der Modelle kaum weiterentwickelt. Ausnahmen sind in meinen Augen eben die genannten Antares und Arcus und auch die Chocofly SB-14, die ein ganz hervorragendes Gesamtkonzept darstellt und für den ambitionierten Grosseglerpilot sicherlich neue Horizonte öffnet. Allerdings ist die SB-14 zum GPS-Dreiecksfliegen leider etwas zu klein!
Damit komme ich noch schnell auf die mir seit einer Woche nun des Öfteren schon gestellte Frage:
"Was sind die wichtigsten Merkmale für einen GPS-Segler?"
1. Er sollte wirklich im Masstab 1:3 sein.
Grössere Modelle erlaubt das Reglement nicht (und das ist auch gut so um Kosten und Aufwand in Grenzen zu halten), kleinere Modelle haben, das bedingt die Flugphysik einen Leistungsnachteil und sind schlechter zu sehen, vor allem in Höhen, in denen starke Thermik herrscht!
2. Er sollte so spaltfrei wie möglich gebaut sein.
Aussen liegende Anlenkungen, Servohutzen, Kabinenhaubenfenster (meines habe ich sofort verschlossen und abgeklebt!), schlecht passende Kabinenhauben, nicht abgedeckte Spalte usw. produzieren viel mehr Schadwiderstand, als viele sich das vorstellen wollen!
RDS, LDS, glatte Flügel (hier vor allem die Unterseiten), gut passende Kabinenhauben etc. sind fürs GPS-Fliegen mitentscheidend!
3. Moderne (Profil-) Aerodynamik, leichte und steife Bauausführung.
Mittlerweile wird in F3B, F3J und anderen FAI Klassen immenser Rechenaufwand betrieben um die Tragflügel und insbesondere deren Profilierung zu berechnen und zu optimieren. Viele Grosssegler fliegen hier noch mit Auslegungen, die 20 Jahre und aelter sind. Fürs GPS-Fliegen sollten die Profile nicht wesentlich dicker als 10% gewaehlt werden um Chancen beim Voranfliegen zu haben, die Wölbungen der "guten" Flieger bewegen sich alle im Bereich zwischen 1.5% und 2.3%, Wölbklappen sind unbedingt zu empfehlen!
Um diese Tragflaechen auch steif bauen zu können, bedarf es natürlich dem Einsatz von Kohlefasern (aber das ist heutzutage alles kein Hexenwerk mehr). Es muss nicht unbedingt Voll-CFK aus Formen sein, auch ein gut, steif und leicht gebauter Positivflügel hat vollste Siegchancen!
Wichtig bleibt zu erwaehnen, dass das Flugzeug leicht und stabil gebaut sein sollte. Wer in schwachen Bedingungen dank geringer Flaechenbelastung einen Bart (besser) mitnehmen kann, ist klar im Vorteil.
Ballastierbar sollten alle GPS-Flieger sein. Die erlaubte Obergrenze ist hier 115g/qdm Flaechenbelastung. Wer im Speedflug und bei guten, thermikstarken Bedingungen zu leicht fliegt, vergibt mit Sicherheit wertvolle Punkte!
4. Ein (über)robustes Fahrwerk.
Dieser Punkt ist wohl noch eine der grössten Baustellen in der GPS-Fliegerei. Da auf einem vorbestimmten Landefeld gelandet werden muss, müssen auch mal haertere Landungen weggesteckt werden können! Leider sind hierbei die Anflüge nicht immer wie aus dem Bilderbuch, da vorher oft noch in niedriger Höhe um die Vollendung des letztmöglichen Dreiecks gekaempft wird.
5. Er darf nicht weiss sein!
Das steht zwar nicht im Regelwerk, ist aber ein meiner Meinung nach ein absolutes MUSS für das GPS-Segelflugmodell. Ich habe es nun schon auf 2 Wettbewerben erlebt, dass (auch 7m grosse) Modelle aus den Augen verloren werden. Sicherlich wird hoch und manchmal auch bei nicht optimaler Sicht geflogen, aber das "Scale-Argument" wiegt meines Erachtens nach nicht so stark wie der Verlust eines bis zu 8000.-Euro teuren Modells und die Gefaehrung des Flugbetriebs.
Zusaetzlich muss man um Punkte erfliegen zu können, das Modell nun mal sehen können.....es ist einfach schade, wenn man im 4m-Bart nicht mehr weitersteigen kann, weil man das Modell einfach nicht mehr sieht, den Bussard in gleicher Höhe aber sehr wohl!
Viel bedarf es zum "Sichtbarmachen" der Modelle nicht. Es müssen lediglich die Unterseiten von Tragflaeche und Leitwerk schwarz oder dunkelblau (oder eine andere wirklich dunkle Farbe) sein. Wer die Scale-optik am Boden nicht vermissen mag, kann die Oberseiten gerne weiss lassen.
6. Er muss mit einem wirklich guten "Total-Energie-System" ausgestattet sein.
Um im Wettbewerb und auch beim Strecken/Dreiecksfliegen Spass und Erfolg zu haben, braucht man ein Totalenergie kompensiertes (kurz: TEK) Variometer. Es geht auch ohne, aber selbst der beste Thermikpilot wird anerkennen müssen, dass er gegen Piloten, die mit TEK fliegen, keine Chance hat! Die Systeme sind mittlerweile bei mehreren Herstellern und Firmen erhaeltlich.
Testflüge sollten vor dem Wettbewerb natürlich gemacht werden, um die Qualitaet der TEK zu prüfen, sich daran zu gewöhnen und ggf. die Kompensation anzupassen. Die von WS-tech und Weatronic erhaeltlichen Systeme kompensieren mit Werkseinstellungen hervorragend zwischen CA 1.1 und 0.3, das entspricht Fluggeschwindigkeiten von 40km/h bis 100km/h. In Höhen über 300m fliegt man viel genauer mit dem Varioton im Ohr, als mit dem "Thermikfeeling" in Daumen-Zeigefinger und den Augen!
Ich kann an dieser Stelle nur alle Interessierten ermutigen, zu einem oder mehreren Wettbewerben zu kommen und mitzufliegen. Um sich mit dem GPS-Virus anzustecken, bedarf es wirklich nicht sündhaft teurer Modelle, für den Anfang, kann man meine Punkte 1 - 4 getrost vergessen!
Ich würde nur jedem raten, sein Modell "sichtbar" zu machen und ein TEK-Vario zu benutzen um wirklich von Anfang an Spass zu haben!
Ich hoffe wir sehen uns beim Dreiecksfliegen!
Viele Grüsse:
Euer Philip