Nicht mehr ganz aktuell, aber ebentuell immer noch interessant:
mini Excel von Simprop
Das Modell
Nach Lift Off (1999), Lift Off xs (2000), Lift Off xxs (2001) und Excel Competition 2 (2002) wurde 2003 der mini Excel als verkleinerte Version des erfolgreichen Allrounders vorgestellt. Größenmäßig zwischen Lift Off xs und Excel Competition 2 (EC2) angesiedelt, glänzt der mini Excel mit einigen cleveren Detaillösungen und ist dank zeitgemäßer ARC bzw. ARF Konstruktion in wenigen Stunden fertig zu stellen.
- mini Excel kann als Segler und Elektromodell eingesetzt werden
- Kompakter Allrounder für Kunst- und Thermikflug
- Maßgeschneidert für hocheffiziente Getriebeantriebe mit 8 Zellen
- Flügelprofil HN1033 für rasanten Flugstil
- Gute, Excel-typische Segeleigenschaften
- Hochstellbare Querruder für punktgenaue Landungen
Soweit der Auszug aus der Einleitung zur Bauanleitung. Im Test sollte sich zeigen ob der mini Excel diesen Aussagen gerecht wird, und wie er im Vergleich zu Lift off xs und Excel Competition 2 abschneidet. Der Test gibt Aufschluss über Stärken und Schwächen, Qualität der Bauteile, Flugeigenschaften und Flugleistungen.
Aufbau / Konstruktion
Qual der Wahl: Es gibt den mini Excel in der ARC- (Almost ready to cover - fast bügelfertig) und in der ARF-Version (Almost ready to fly – fast flugfertig). Der Mehrpreis für die ARF Version ist hier sicher gerechtfertigt. Man erspart sich doch etliche Arbeitsschritte und das Bebügeln der Tragfläche und des Höhenleitwerks erfordert aufgrund der Formgebung doch schon etwas Geschick und Geduld. Nur wer die Farbgebung absolut nicht mag, oder eine GFK Beschichtung bevorzugt, sollte zur ARC Version greifen. Das zweifarbige Design ist übrigens in der Luft hervorragend zu sehen!
Die Konstruktion des mini Excel ist durchdacht und zweckmäßig: Rumpf und Haube sind aus GFK bzw. CFK, die zweigeteilte Tragfläche (Styro-Abachi-Sandwich-Bauweise) wird über einen relativ kurzen 6mm Stahlstift verbunden und das Höhenleitwerk aus Vollbalsa wird mittels einer genialen „Klemmsteckung“ gehalten.
Tragfläche
Die Tragfläche im zweifarbigen Design ist fix und fertig mit Oracover bebügelt. Kritische Bereiche wie Nasenleiste, Randbögen und Folienüberlappungen sind sauber ausgeführt. Die Endleiste läuft schön dünn aus. 202g je Flächenhälfte (gebügelt - ohne RC) zeigen, dass hier die Festigkeit Vorrang vor extremem Leichtbau hatte. Simprop empfiehlt für den mini Excel generell die SES-190BB da diese aufgrund ihrer geringeren Stromaufnahme das BEC weniger belasten. Im Testmodell wurden jedoch die bewährten CS-12 (12mm dick, kräftig, schnell, präzise und vermutlich auch etwas robuster) verwendet. Die Restarbeiten beschränken sich den Einbau der Anlenkungen, sowie das Aufbringen des Dekors. Für die Servoverlängerungskabel wurde verdrilltes 0,14mm2 Kabel verwendet, das sich problemlos durch die vorbereiteten Kabelkanäle ziehen lässt.
Rumpf
Der Rumpf hat eine glänzend weiße Gel-Coat-Oberfläche und ist mit 160g (inkl. Kabinenhaube) recht leicht. Die fertigungstechnisch aufwändige Leitwerks-Klemmbefestigung des EC2 wurde in vereinfachter Form übernommen. Der Rumpf ist recht schnell fertiggestellt: „Nase“ absägen, Motorspant einkleben, Aufbohren/-feilen der eleganten Kühlluftaustrittsöffnungen und Spant und Halterung für die Akkurutsche einharzen. Die Akkurutsche ist beim miniExcel gleichzeitig Träger für Empfänger und Servos.
Leitwerk
Im Vergleich zum recht kniffligen Anbringen der Anlenkungen beim EC2 sind die Ruderhörner hier schnell montiert. Ein letzter Check vor dem Ankleben der Ruderhörner (mit eingesetztem Leitwerk) kann jedoch nicht schaden.
RC-Einbau
Für das V-Leitwerk wurden die empfohlenen SES 190BB verwendet. Die beiliegenden Tesa Powerstrips halten auf glatten Klebeflächen „bombenfest“. Der Empfänger liegt - empfangstechnisch günstig - weit von Motor, Regler und Kabeln entfernt. Der brandneue SCAN 7 mit Synthesizer-Technologie ist in Verbindung mit einem „Synthesizer-Sender“ ideal für Urlaubsmodelle - irgendeine Frequenz ist sicher frei.
Antriebsvarianten
Option 1: 8 Zellen SANYO 4/5RC, Magic Drive 30-46, Aeronaut CAM 12x6.5”
Sicher ließe sich der mini Excel auch mit preisgünstigen Ferritmotoren betreiben. Für eine „Basismotorisierung“ empfiehlt Simprop hier den InlineDrive 650+BB bzw. den besonders ruhig laufenden MaxDrive 650BB. Mit 8 leichten SIMT 1700 AU Zellen werden bei Motorlaufzeiten von bis zu knapp 6 Minuten sogar etwas längere Gesamtflugzeiten erzielt, aber die Erwartungshaltung an die Steiggeschwindigkeit eines Modells dieser Größenordnung ist heutzutage einfach höher.
Mit dem leichten Sanyo RC1600 ergeben sich Motorlaufzeiten von etwas über 3 Minuten und bei ruhigem Flugstil sind auch ohne Thermik Flugzeiten von deutlich über 30 Minuten möglich.
Die Anfangssteiggeschwindigkeit liegt bei über 7m/s, ein Wert mit dem man sich vor 10 Jahren noch in den Bereich der Hotliner eingereiht hätte. Der Antrieb genehmigt sich dabei im Schnitt nur ca. 30A. Alle Antriebskomponenten - Luftschraube, Motor, Regler und Akku - arbeiten bei solchen Werten natürlich äußerst effektiv.
Option 2: 8 Zellen SANYO 4/5RC, Magic Drive 30-46, Aeronaut CAM 12x8”
Hier wurde einfach durch eine Luftschraube größerer Steigung der Leistungsdurchsatz merklich erhöht. Mit ca. 47A Stromaufnahme im Stand (Luftschraubendrehzahl ca. 7300 U/min) wird hier das Leistungsvermögen des Reglers ausgeschöpft, ohne das BEC weiter zu belasten (Beim Lift off xs mit nur drei Servos wäre auch der Betrieb mit 10 Zellen möglich). Die Vergrößerung der Steigrate auf deutlich über 10m/s geht natürlich mit einer kürzeren Motorlaufzeit einher. Flüge über 30 Minuten sind trotzdem kein Problem und der „FUN-Faktor“ ist einfach höher.
BEC & Pufferakku
Simprop empfiehlt parallel zum BEC einen Pufferakku an den Empfänger anzuschließen. Dadurch wird gewährleistet, dass Spitzenbelastungen beim gleichzeitigen Betrieb von 4 Servos nicht ausschließlich durch das BEC getragen werden und selbst nach Abschalten des Antriebs bei leerem Flugakku noch eine größere Reserve für die Empfangsanlage zur Verfügung steht. Ein 4 Zellen Pack Sanyo Twicells 750 wiegt nur ca. 50g und versorgt Servos und Empfänger zunächst alleine bis die Spannung auf 5V abgefallen ist. Ab dieser Spannung teilen sich BEC und Akku ihre Aufgabe. Selbst bei einem völlig leeren Flugakku oder einem Ausfall des BECs beträgt die Restkapazität des Pufferakkus noch ca. 350 mAh. Auch für den Fall dass versehentlich ein leerer Empfängerakku an den Empfänger angeschlossen wurde, hält sich die zusätzliche Belastung für das BEC in Grenzen. Der „Ladestrom“ ist mit max. 50 mA vernachlässigbar gering und bereits bei 5V Akkuspannung fließt kein Strom mehr.
Als Alternative empfiehlt sich ein Regler mit einem leistungsfähigeren BEC oder noch besser einem getakteten BEC, wie es z.B. die Kontronik Jazz Serie besitzt. Je höher die Zellenzahl desto größer sind dessen Vorteile, da sich die geringere Verlustleistung besonders bei Modellen mit sehr langen Flugzeiten positiv auswirkt: Geringere Stromentnahme aus dem Antriebsakku und geringere Aufheizung des Reglers.
Flugeigenschaften / Flugleistungen
Der miniExcel ist kein Anfängermodell. Mit den empfohlenen Ruderausschlägen ist er ausgesprochen agil und voll kunstflugtauglich. Für den Einstieg in die „Querruder-Fliegerei“ können/sollten die Ruderausschläge auf ca. 75% reduziert werden. Die Flugeigenschaften sind sehr ausgewogen und gutmütig. Aufgrund des geringen Gewichts und des griffgünstigen Rumpfes lässt er sich sehr gut aus der Hand starten. Auch relativ große Luftschrauben und hohe Antriebsleistungen werden problemlos verkraftet. Die minimale Sinkgeschwindigkeit wurde mit ca. 0,66 m/s ermittelt, bei einem sehr guten Gleitwinkel. Es gibt sicher reine „Floater“ die geringere Sinkraten haben, aber wenn in der Praxis schon angedrückt werden muss um das Modell gegen den Wind auf der Stelle zu halten werden solche Werte schnell zur Makulatur.
Unbeabsichtigte Strömungsabrisse sind mit den empfohlenen Ausschlägen praktisch ausgeschlossen. Rückenflug erfordert im Vergleich zum EC2 deutlich mehr Tiefenruderausschlag und gedrückte Figuren rauben viel an Fahrt. Dafür kann der miniExcel noch langsamer geflogen werden und die hochgestellten Querruder wirken sehr effektiv. Auch wenn man beim Landen die Klappenstellung variiert erlebt man im Gegensatz zu manch anderen Hotlinern keine bösen Überraschungen. Etwas Tiefenruderbeimischung erleichtert das Handling.
Fazit
Der mini-Excel ist ein elegantes Modell, das sich in punkto Flugeigenschaften vor dem größeren Bruder (oder ist es die größere Schwester?) nicht zu verstecken braucht. Kleiner und leichter bedeuten hier neben nochmals gesteigerter Transportfreundlichkeit vor allem auch die Möglichkeit mit einem preiswerten Bürstenmotor-Direktantrieb brauchbare Steigleistungen zu erzielen. Wer allerdings einmal „Blut geleckt“ hat, wird wohl immer wieder den Brushless-Antrieb vorziehen. Günstige Angebote im Bereich der Aussenläufer erleichtern die Wahl. Die Flugeigenschaften sind exzellent und nochmals gutmütiger als beim hochgelobten Excel Competition 2. Das breite Einsatzspektrum reicht vom gemütlichen „Sonntagsfliegen“, über Thermik- bzw. Langzeitsegeln bis hin zum anspruchsvolleren Kunstflug. Ich bin jedenfalls schon gespannt was Simprop als nächstes bringt.
Fact-Box
Spannweite: 1872 mm
Länge: 1035 mm
Fluggewicht (Test): 1410 - 1460 g (ohne bzw. mit Pufferakku)
Tragflächeninhalt: ca. 29,9 dm2
HLW-projeziert: ca. 3,9 dm2
Flächenbelastung: ca. 47,2 - 48,8 g/dm2
Tragflächenprofil: HN 1033
RC-Funktionen: Quer/Höhe/Seite
Drehzahlsteuerung Motor
RC-Ausrüstung Simprop SCAN 7, 2 x Simprop CS-12, 2 x SES 190BB
Simprop Magic-Control 35-16 bzw. Kontronik Jazz 40-6-18
Motor: Simprop Magic-Drive 30-46
Luftschraube Aeronaut CAM 12x6,5“ bzw. 12x8”
Flugakku SANYO 8/RC1600 (NiCd)
Motorlaufzeit ca. 3:10 Minuten mit 8/RC1600 (Option 1)
ca. 2:20 Minuten mit 8/RC1600 (Option 2)