Risiken beim F3J-Start

Hallo,

bei einem F3J-Wettbewerb starten ja bekanntermaßen viele Modelle in ziemlich engem Abstand gleichzeitig nebeneinander hoch.

Wieso kommt es dabei eigentlich nicht andauernd zu Kollisionen? Es reicht doch schon, dass nur ein einziger Segler zur Seite ausbricht und die Flugbahn der anderen kreuzt.

Wie kann man als Pilot selbst das Risiko eines Zusammenstoßes vermindern?

Gruß
Gerald
 
Das Risiko liegt eher beim "Werfer".
Ein gerade in den Wind freigegebenes Modell wird auch den weiteren Weg spurgenau fortsetzen. Der Pilot kann sich voll auf den Klappeneinsatz und den richtigen Ausklinkzeitpunkt konzentrieren.
Spannend wird ein schräges Freigeben in Abhängigkeit von Richtung und Stärke des Seitenwindes. In Richtung Lee freigegeben, wird bei Überreaktion des Piloten schon der eine und dann der andere benachbarte Startkorridor sehr kollisionsträchtig mitgenutzt.

Jörn
 
Hallo Gerhard,

ich sehe schon, du bist eigentlich immer derjenige, der die Fundamentalfragen rund um F3J stellt.

Zum Thema:

Sicher ist die Startphase neben der Landung kritisch im Hinblick auf Zusammenstöße von Modellen in der Luft. Deshalb wird ja auch im Reglement ein Abstand von 15 m bei den Startstellen der einzelnen Piloten einer Gruppe gefordert.

Das bei F3B allgemein praktizierte, gezielte Ausbrechen des Modells beim Hochstart, um dann gegen den Wind mit mehr Druck ein Maximum an Höhe herauszubekommen, ist also bei F3J weitestgehend tabu (der Pilot am Ende der Startlinie an der vom Wind abgewandten Seite hat hier allerdings Glück, kann also schon etwas vom Starterfeld weg ausbrechen).

Generell heißt aber die Devise beim Start in F3J: möglichst kerzengerade hoch, alles andere wird gefährlich.

Natürlich kommt es immer wieder vor, das ein Modell unmittelbar nach dem Start ausbricht (schlecht geworfen oder Strömungsabriss). Dann gilt es schnell zu korrigieren und für die Nachbarn schnell auszuweichen. Ich versuche einfach immer das Modell als Erster in der Luft zu haben und damit etwas vor den anderen Modellen zu bleiben, dann ist mir ziemlich egal, was hinter meinem Modell so alles passiert.

Ansonsten sollte das Modell gut ausgetrimmt sein, d.h. Schwerpunkt und Lage des Hochstarthakens sollten sorgfältig aufeinander abgestimmt sein, damit das Modell zwar steil aber ohne Ausbrechtendenz am Seil gerade nach oben steigt.

Viele Piloten ziehen während des Hochstarts insbesondere ab ca. 50 m noch etwas am Höhenruder. Ich mache dies nicht, weil ich das Modell bereits vorher in der Startphase ausgetrimmt habe. So vermindere ich etwaige Strömungsabrisse wegen zu stark gezogenen Höhenruders.

Besonders kitzlig ist der Start bei Rückenwind. Hier darf auf keinen Fall am Höhenruder gezogen werden, gerade weil das Modell dann sehr pflaumig am Seil hängt und bei der kleinsten Störung ausbrechen kann.

Wichtig ist auch ein guter Wurf, am besten über die Schulter. Dann hängt das Modell bereits gut am Seil und muß sich nicht erst in Steiglage aufrichten (passiert insbesondere, wenn man das Modell nur mit einer Hand hinter der Fläche weitgehend horizontal hält). Am besten wirft der Helfer das Modell beim Start.

Fazit: Modell richtig für die Startphase austrimmen, Haken überlegt setzen (bei mir ca. 1 mm vor dem Schwerpunkt), Abwurf trainieren

Gruß, Karl Hinsch
 
Hallo Karl,

Karl Hinsch schrieb:
... ich sehe schon, du bist eigentlich immer derjenige, der die Fundamentalfragen rund um F3J stellt.

stimmt. Und ich weiß es sehr zu schätzen, dass du mir immer zuverlässig und kompetent darauf antwortest. Wenn wir dann alle Themen durchgearbeitet haben, machen wir daraus ein Buch ;) . Seit Kai Erdmanns Ratgeber "Thermiksegelflug (F3J)" sind bereits 12 Jahre ins Land gezogen und die Technik ist ja nun wirklich nicht stehen geblieben. Ich zitiere mal aus der Bildbeschriftung auf Seite 31: "Mit seiner Serien-Version der Algebra 1000 wurde Karl Hinsch aus München F3J Europa-Cup-Sieger '92". Damals wurde noch selbst gebastelt.

Auch Jörn vielen Dank für die Tipps.

Es macht Spaß, sich mit euch über das Thema F3J auszutauschen.

Gruß
Gerald
 
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