Wer kennt sich mit dieser antiken Fernsteuerung aus ? Graupner Variophon S / Varioton

Hallo,

ein Verwandter von mir hat vor ca. 40 Jahren berufsbedingt (Landwirt) die Modellfliegerei aufgegeben und möchte jetzt wieder einsteigen und das Fliegen bei mir lernen. Die Reflexe sind noch voll da :)

Aus dem Spieltrieb heraus, würde ich gerne die abgebildete antike Fernsteuerung mal wieder in Betrieb nehmen :)

Wieviel Volt braucht der Sender ?

Die kleinen grauen Dinger mit den Potis - sind das Dual-Rate Module (Servowegbegrenzer), oder Trimmungen ?

Für wieviel kann man so ein Set verkaufen ?

Danke und Tschüss

Klaus

Meine Homepage: http://www.klaus-kolb.homepage.t-online.de

Meine Videos: http://www.youtube.com/user/Modellfliegerklaus/videos

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Hallo Klaus,

ein Verwandter von mir hat vor ca. 40 Jahren berufsbedingt (Landwirt) die Modellfliegerei aufgegeben und möchte jetzt wieder [..]

Falscher Ansatz: der damalige Inhaber dieser Firma hat etwas vorher als "Nebenjob" diese Firma gegründet ;-) Dazu gäb's schon noch mehr zu erzählen, aber das ist nicht der Inhalt Deiner Frage.

Aus dem Spieltrieb heraus, würde ich gerne die abgebildete antike Fernsteuerung mal wieder in Betrieb nehmen :)

Nicht wirklich mehr sinnvoll, ziemlich sicher eh nicht mehr zulässig. Erfahrungsgemäß funktionieren diese Anlagen mit der sogenannten A1-Modulation heute wieder recht problemarm, da sie moderne Störungen gar nicht mehr "verstehen" ;-) Diese Anlagenserie ist 1962 rausgekommen, der abgebildete Sender erst ein oder sogar zwei Jahre später.

Wieviel Volt braucht der Sender ?

12V, damals(TM) aus zehn DEAC-NiCd-Knopfzellen, wegen ihrer Verpackung so genannten "Blaustrümpfen".

Es wird Dich mehr interessieren, daß der Empfänger und die Schaltstufen 6V brauchen, die anzuschließenden Rudermaschinen 2.4V. Also zwei Akkus und entsprechend viele Schalterebenen und Steckerpins. Daher ja auch diese vielpoligen Stecker, die eigentlich Miniaturröhrensockel waren.

Die kleinen grauen Dinger mit den Potis - sind das Dual-Rate Module (Servowegbegrenzer), oder Trimmungen ?

So modernes Gfrett gab's damals noch nicht ;-)

Das ist eine sogenannte Tip-Anlage: wenn man an den Knüppeln rührt, gibt es jeweils Endstellung oder eben keine. Endstellung bedeutet, daß die Rudermaschine (der damalige Name für das, was heute "Servo" heißt) den Befehl zum Vollausschlag bekommt. Beim neutralen Knüppel läuft sie wieder zurück, das normalerweise deutlich langsamer. Bei einem kurzen Tip kommt sie eben nicht bis zum Vollausschlag, läuft langsam zurück, der erfahrene Steuerer ("Experte") gibt rechtzeitig wieder einen kurzen Tip und erreicht solcherart sowas ähnliches wie einen geringeren Dauerausschlag.

Das erklärt auch, warum man da nix trimmen kann, dazu gleich noch mehr. Es erklärt ebenfalls, warum der Wunsch nach einer Servowegbegrenzung gar nicht verstanden worden wäre. Der Anfänger hängt die Schubstange weiter außen an Ruderhorn ein, das gibt die geringere Ausschläge, ganz einfach.

Der langsame Rücklauf kam gelegentlich - wie im Fall dieser Anlage von Grundig - durch eine Neutralisationsfeder der Rudermaschine. Um die Rücklaufzeit nicht zu kurz werden zu lassen, wurde der Stellmotor von den Relais in der Schaltstufe kurzgeschlossen, das bremste ihn. Wie heute die Antriebsmotoren der Elektrosegler, daß deren Klapplatten durch den Fahrtwind angelegt werden. Würden die weiterpropellern, würde die Fliehkaft sie aufgeklappt halten. Wenn dieser langsame Rücklauf vom Experten als zu langsam für seine geübte Fingerfertigkeit empfunden wurde, steckte er sich diesen sog. Rücklaufregler auf die Schaltstufe und die Rudermaschine erst dort hinein.

Da auch früher schon bekannt war, daß ein geringer Tiefenruderausschlag den Flug beschleunigt und umgekehrt, kam der Wunsch nach einer Trimmung (nur) des Höhenruders bald auf. Wie das typisch aussah, zeigt das letzte Bild dieser tschechischen Seite schön: links ist die nichtneutralisierende Servo-Auto-Matic für die Motordrossel, rechts oben eine Bellamatic II für das Seitenruder, rechts unten die Bella mit der Trim-o-Matic für das HR. Die beiden Knöpfe links auf Deinem Sender dienten genau diesem Zweck.

Du kannst auch die Suche hier im Forum und in der Kristall-Gugl mit diesen Namen füttern.

Das Varioprop "mini Servo" hat nur zufällig den gleichen Stecker und die gleiche Betriebsspannung, wird aber an den Schaltstufen nicht funktionieren. Ich kenne dessen Steckerbelegung nicht, es könnte schlimmstenfalls gehimmelt werden. Ich vermute allerdings, daß Grundig bei der Vielzahl der zur Verfügung stehenden Pins darauf geachtet hat, daß es einfach nur nix tut.

Die Variomaticen gehen. Dir fehlen allerdings zwei Schaltstufen zur vollständigen Besetzung: die gelbe K3+4 und die blaue K5+6. Die auf dem Sender farbig unterklecksten Zahlen zeigen die dazugehörigen Knüppel an.


Für wieviel kann man so ein Set verkaufen ?

Für'n Sauhaufen Geld in der Bucht ...

servus,
Patrick
 
Hallo nochmals,

frag' die Bilder-Gugl nach "Grundig Moto-Boy". Das wird Dir den sonderbaren Anblick der Senderfront von unten erklären ;-)

servus,
Patrick
 
Wer kennt sich mit dieser antiken Fernsteuerung aus ? Graupner Variophon S / Varioton

Hallo Klaus!

Hallo,
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Die kleinen grauen Dinger mit den Potis - sind das Dual-Rate Module (Servowegbegrenzer), oder Trimmungen ?

Für wieviel kann man so ein Set verkaufen ?

Danke und Tschüss

Klaus
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Siehe meinen Anhang zu dem 'kleinen grauen Ding'.

Das 'mini' Servo in Deinem vierten Bild funktioniert nur mit der Varioprop Anlage, und nicht mit der Variophon/Varioton Anlage.

Die Schaltbeschreibung gabs im Heft 'Mechanikus' Juni 1964, S. 246 - 251, sowie auch im März 1965 'modell' Heft.

Wegen der Datei Größe, bzw. gute Auflösung zum lesen, kann ich dieselben hier nicht reinstellen. Werds per email versuchen.

Viel Glück die Anlage wiederzubeleben. Manche von den alten Germanium Transistoren machen da nicht mehr mit. OC170 u. ähnliche bilden interne 'Whiskers', und sind dann taub oder auch tot.:cry: Ein RCLine Mitglied, dem ich da zu einer Variophon/Varioton Anlage mit Pendel Empfänger etwas geholfen hab, hatte diese Erfahrung gemacht. Man kann noch Germanium Transistoren kaufen - ein Händler in München hat solche auf Lager - aber die können auch taub/tot sein; man weiss nie. Ist halt NOS - NewOldStock.

Eine ähnliche Anlage ging da grad gestern bei eBay für ~150€ übern Tisch.

Gruss,
Eppo
 

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Hey Leute,

vielen Dank für die super ausführlichen Antworten :)

Mit der Anlage zu fliegen hatte ich freilich nicht vor ;) Ich wollte nur gerne mal sehen, ob sich die Servos bewegen und wie.

Sie haben ja eine beachtliche Stellkraft von 1200gcm - ach so, das sind ja nur 1,2kgcm ;)

Geschwindigkeit für Vollausschlag 0,3 sec und eine Feder zum Rückstellen.

Im Ernst - ich finde die Technik sehr interessant und irgendwie fühle ich mich in eine andere Zeit versetzt und fasziniert.

Damals Modellflug zu betreiben war echt ein hartes Brot und auch sehr teuer.

Ich habe auch noch einen unberührten "Schnellbaukasten" für einen WIK Commander (Tiefdecker) aus der selben Zeit.
Den habe ich gestern geöffnet, alle Teile angeschaut und fotografiert, auch dabei fühlte ich mich in eine andere Zeit versetzt und fasziniert.

Da hier so ein tolles Echo auf die Frage mit der Fernsteuerung kam, werde ich die Bilder von dem Baukasten in einem neuen Thread hier auch mal einstellen. Vielleicht gerät der eine oder andere darüber ja auch ins Schwärmen :)

PS: Die tschechische Seite ist ja mal voll geil !

Tschüss

Klaus

Meine Homepage: http://www.klaus-kolb.homepage.t-online.de

Meine Videos: http://www.youtube.com/user/Modellfliegerklaus/videos
 
moto-boy

moto-boy

Hallo Klaus u. Patrick!

Hallo nochmals,

frag' die Bilder-Gugl nach "Grundig Moto-Boy". Das wird Dir den sonderbaren Anblick der Senderfront von unten erklären ;-)

servus,
Patrick

Im Mechanikus Heft 7/1962 war die Beschreibung der Variophon/Varioton Anlage bevor dieselbe von Grundig 1964 auf die 'S' Version umkonstruiert wurde.

Siehe meine Anhänge zu dieser Sache. Mir scheints selbst Gustav Sämann hatte es nicht leicht mit so 'ner Anlage zu steuern.:(

Gruss,
Eppo

öhmm, mein moto-boy ist schwer reparaturbedürftig.:rolleyes:
 

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Hallo,

die Schaltpläne finde ich cool, nur 10 - 20 Bauteile jeweils, könnte man also leicht auch selber zusammenlöten, wäre allerdings sinnfrei ;)

Und die Platinen mit den geschwungenen Leiterbahnen, richtig hübsch :)
 

guckux

Vereinsmitglied, Seniorenbeauftragter
Guckux Klaus

Ich habe auch noch einen unberührten "Schnellbaukasten" für einen WIK Commander (Tiefdecker) aus der selben Zeit.
Den habe ich gestern geöffnet, alle Teile angeschaut und fotografiert, auch dabei fühlte ich mich in eine andere Zeit versetzt und fasziniert.

Da hier so ein tolles Echo auf die Frage mit der Fernsteuerung kam, werde ich die Bilder von dem Baukasten in einem neuen Thread hier auch mal einstellen. Vielleicht gerät der eine oder andere darüber ja auch ins Schwärmen :)

Guggsd Du auch mal hier.
Und der Commander fehlt noch hier. Da kannst Du auch größere Bilder einstellen als im Forum (also auch mit ner 2000er Auflösung ;) )
 
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