Immer wieder werden zwei Dinge durcheinander gebracht und das wird auch im Wiki-Artikel nicht beschrieben:
- Mit der Schwerpunktlage ändert sich das Stabilitätsmaß
- Mit der "EWD" ändern sich die Steuerbarkeitsgrenzen
Was es vielleicht etwas verwirrend macht, ist die Tatsache, dass sich auch mit geringerem Stabilitätmaß (SP nach hinten) die Steuerbarkeitsgrenzen verändern, denn bei geringerer statischer Längsstabilität werden die erforderlichen Höhenruderausschläge zum Einnehmen eines neuen Gleichgewichtszustandes (= einer anderen Geschwindigkeit) geringer. Oder anders ausgedrückt: Das Höhenruder wird wirksamer.
Es ist auch richtig, dass nach einer Änderung des Schwerpunktes zur gleichen Geschwindigkeit nun ein anderer Höhenruderausschlag gehört. Ich habe das Gefühl, dass Modellflieger sehr auf den Ruderausschlag 0° fixiert sind, also wo das Ruder im Strak liegt.
Es ist ein weit verbreiteter Irrglaube, dass die "EWD" einen Einfluss darauf hat, ob am Höhenleitwerk Auf- oder Abtrieb erzeugt wird. Das hängt nämlich ausschließlich von der Geschwindigkeit und dem Stabilitätsmaß ab. Die "EWD" hat nur wegen der Steuerbarkeitsgrenzen Einfluss darauf, ob die benötigte Kraft am Leitwerk überhaupt noch erzeugt werden kann oder ob selbst der volle Ruderausschlag nicht mehr ausreichend ist. Insbesondere bei vorderer SP-Lage, also großem Stabilitätsmaß, kann es sein, dass die Mindestgeschwindigkeit auch mit voll gezogenem Höhenruder stationär nicht mehr erflogen werden kann.
Darüber hinaus wird auch gerne "statische Längsstabilität" mit "dynamischer Stabilität" verwechselt und "statisches Gleichgewicht" mit "statischer Stabilität".
- statisches Gleichgewicht bedeutet, dass alle am Flugzeug angreifenden Kräfte und Momente im Gleichgewicht sind, d.h. dass die resultierende Gesamt-Kraft und das resultierende Gesamt-Moment gleich Null sind. Oder anders: Dass alle Luftkräfte genauso groß sind wie die (Massen-) Trägheitskräfte aber genau in die entgegengesetzte Richtung wirken. Im Gleichgewichtszustand fliegt das Flugzeug mit konstanter Geschwindigkeit auf gerader Bahn oder im stationären Kreisflug mit konstanter Querneigung und Drehrate
- statische Stabilität bedeutet, dass das Flugzeug nach einer kurzen Störung (Böe oder kurzer Ruderausschlag) von alleine wieder in den ursprünglichen Zustand zurückkehrt. Je größer die statische Längsstabilität, desto größer sind die bei einer Störung entstehenden rückführenden Momente. Dies bedeutet, dass für eine gewollte Änderung des Gleichgewichtszustandes (= Änderung der Geschwindigkeit) ein größerer Höhenruderausschlag erforderlich ist. Mit abnehmender Stabilität reagiert das Flugzeug hingegen empfindlicher auf Höhenruderausschläge. Auch die Reaktion des Flugzeuges auf Böen steigt mit zunehmendem Stabilitätsmaß.
- dynamische Stabilität bedeutet, dass auftretende Flugbahnschwingungen von alleine abklingen.