etwas zeitgeschichte: am 08. mai 1945 und 08. mai 2014, vor 66 jahren...

mal etwas für die zeitgeschichtlich interessierten:

heute genau vor 66 jahren landete meine mutter (geb.dez.1922) auf dem flugplatz auf der coburger brandensteinsebene (friedhelm und florian, ihr kennt unseren flugplatz ja:)) auf der flucht vor der roten armee aus dem heute tschechischen liberec (ehem. reichenberg) kommend als passagierin in einem fieseler storch.

meine ma war zu der zeit krankenschwester auf dem reichenberger fliegerhorst, die rote armee stand quasi vor den türen, als an diesem tag frühs zwei fieseler-storch-piloten sie und ihre beste freundin, die auch krankenschwester dort war, fragten, ob sie mit in die damals schon von den amerikanern eingenommenen gebiete, nämlich nach coburg flüchten wollten, denn diesen flugplatz kannten die beiden piloten von früheren flügen. sie hätten eine stunde zeit, an den fliegern zu sein. meine mutter, ursprünglich aus finsterwalde im spreewald kommend, und ihre schulfreundin, die verwandte in coburg hatte, entschlossen sich kurzfristig.
es ging im tiefstflug nach coburg. der fieseler storch hatte zwei sitzplätze, einen für den piloten, einen für den begleitenden sanitäter und einen platz für eine krankentrage. unterwegs überflogen sie internierungs-/gefangenenlager der roten armee und warfen dort noch für die wohl zumeist deutschen insassen proviant ab, den sie vom fliegerhorst mitgenommen hatten, und landeten dann schließlich unbeschädigt auf dem coburger flugplatz, der eigentlich schon unter der überwachung der amerikaner stand, die jedoch auf der nicht weit entfernten veste coburg quartier hatten. glücklicherweise war kein amerikanischer soldat auf dem patz, aber sie wurden bemerkt und sahen schon jeeps kommen. die beiden piloten zogen ihre uniformen aus, zivilkleidung hatten sie bereits drunter, und schlugen sich auf rat einer zufällig dort oben in der nähe weilenden coburger bürgerin auf schleichwegen durch die büsche davon, meine mutter und ihre freundin gelangten mithilfe dieser frau dann (noch in schwesterntracht) mit etwas umwegen zu den verwandten der schulfreundin.
soweit zum hergang.
der alte herr übrigens (bj.1924) ist nebenbei auch auf abenteurlichen wegen aus amerikanischer kriegsgefangenschaft nicht ins heimatliche berlin, sondern nach coburg gelangt und wurde dort 3 jahre später von meiner mutter "erbeutet".;)

dieses kleine stück zeitgeschichte haben wir drei heute spontan in der fliegerklause auf dem flugplatz brandensteinsebene gefeiert und die fotos geschossen, ich denke kaum jemand kann als kind sowas heutzutage noch mit seinen eltern gedenkend feiern.

beste grüße,
thomas "steinix".


bilder: BILD1542.jpgBILD1544.jpgBILD1545.jpg


p.s. ist zwar thematisch "düsenfremd", aber ich finde doch erwähnenswert.
 

Thomas L

Vereinsmitglied
Also erst mal herzlichen Glückwunsch Euch dreien für dieses nette Jubiläum, das ist in der Tat eine schöne Geschichte mit Happy End wie man auf den Fotos sehen kann.

Und dann möchte ich Dich auch mal loben, mir ist ja nicht bekannt was passiert ist, aber mir kommt es so vor als ob wir hier einen neuen "Steinix" haben, bist Du es wirklich noch der hier schreibt oder hast Du mittlerweile einen Ghostwriter :D
 
guten morgen,

ja ich denke mal dies war ein großes glück im kleinen. und das in der wohl schrecklichsten zeit der menschheitsgeschichte. zum zeitpunkt der flucht und landung wußten die beteiligten noch nicht, daß an diesem tag das kriegsende erklärt wurde...

auch in der heutigen zeit sind solche ereignisse und fügungen mahnung an die heutigen generationen und ansporn zugleich, daß alles getan wird, daß sich diese zeiten und das, was zu solchen kriegen geführt hat, nie wiederholen können!!!


erratum: es sind ja keine 66 jahre her, sondern 69! oh gott wie peinlich!!!:eek:

was mich aber dazu bringt, ausschau nach einem storch samt piloten zu halten für die nächstjährige airshow, sofern meine ma noch bei guter gesundheit sein sollte.:)
 
Mein Großvater wurde von den Russen "befreit", im NKWD-Lager Nr. 1 in Mühlberg, was ihm dort so gefiel, daß er 1947 dort verhungerte. Sein Vater wurde bereits am 13. 2. 1945 in Dresden von den Amis "befreit" , per Heißentsorgung. Alles unbedarfte Zivilisten. Ich kann es nachvollziehen, was steinix schreibt. In Anbetracht der Weltlage sollten wir alles tun, daß sich das nie wiederholt. Modellflieger lieben den Frieden und man sollte das ruhig auch mal in einem Thread hier erwähnen.

Danke!
Gruß

Tom
 
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