Alltagstaugliche Strombelastung bei RC2400?

Hallo zusammen!

Ich denke zur Zeit darüber nach, mir einen 10-Zellen Hotliner zu kaufen. Mir wurde dafür ein Antrieb empfohlen, der vermutlich knapp 70 A "zieht". Ich habe bisher mit Antrieben bei so hohen Strömen keine Erfahrung. Sind die RC2400 Zellen bei 70 A noch alltagstauglich? Kann man z.B. mit zwei Akkupacks im Wechsel mehrmals hintereinander fliegen und wieder laden oder brauchen die Akkus längere Ruhepausen? Brauchen die Akkus sonstige "Spezialbehandlung" die über die übliche Akkupflege hinausgeht? Wie wirken sich die 70 A auf die Lebensdauer der Akkus aus?

Wäre super, wenn mir jemand weiterhelfen könnte! Schon mal Danke im voraus und schöne Grüße!

Martin
 

plinse

User
Moin,

bei 70A würde ich zu allererst mal gepushte Zellen nehmen, die gibt es beispielsweise günstig bei Hopf.

Wenn du mit 2 Packs im Wechsel fliegen willst, wirst du sie recht schnell hinüber haben, nach so einer Tortur sollte man das Pack einen Tag liegen lassen oder zumindestens eine nennenswerte Pause dazwischen einlegen, evt. ein mal vormittags fliegen und einmal am späten Nachmittag. Einfach nur warten, bis die Zellen sich abgekühlt haben, womöglich beschleunigt durch einen Lüfter, und dann wieder laden und fliegen, reicht nicht.

Überleben tun die Zellen so eine 70A Verwendung durchaus recht lange, wenn man ihnen genug Zeit läßt, daß der Druck, der sich in der Zelle aufbaut, wieder abbauen kann. Der Druck entsteht auch durch chemische Prozesse, nicht nur durch die Temperatur, so daß er noch lange nicht abgebaut ist, wenn die Zelle einfach nur abgekühlt ist.

MfG Eike
 

haschenk

User †
Hi zusammen,
die Frage war doch, ob 70 A für RC2400-Zellen noch ein "alltagstauglicher" Wert sind.

Meiner Ansicht nach ist das nicht mehr der Fall, wie Eike indirekt auch sagt. Grob gesagt, sehe ich die Grenze des Alltagsbetriebs bei ca. 20C, das wären hier -großzügig interpretiert- ca. 50 A.

Und gepushte Zellen sind eigentlich auch nicht das, was man zum "Alltagsfliegen" einsetzt. Womit ich nichts gegen gepushte Zellen sagen will. Es ist halt nur die Frage, was man unter "Alltag" verstehen will.

Grüße,
Helmut
 

FBU

User
Hallo Starkstromflieger!

ich habe seit längerem diverse Hotliner auch in diesen Strombereichen im Einsatz.

Bei Antrieben zwischen 70-100A habe ich die "alte" RC1700 und die neue RC1600 4/5 SC-Größe jeweils gepushed im Einsatz.

Die RC1600 ist hier noch im Vorteil, weil sie wesentlich leichter als die RC1700 ist.

An gepushten Zellen geht m.E. bei diesen Strömen kein Weg vorbei.

Alltagstauglichkeit der Zellen, wie Du es vom "normalen" E-Seglern kennst, mit Strömen <40A gibt es hier nicht! Die Zellen brauchen unbedingt ihre Erholungsphasen, wenn Sie diese Torturen länger mitmachen sollen. Also, ein bis zwei Einsätze am Tag mit wirklich langen Erholungsphasen sind das Maximum.
 
Hallo Leute!

Danke erstmal für die schnellen Antworten! Wenn ich euch richtig verstehe sind 70 A prinzipiell machbar, erfordern aber doch einiges mehr an Aufwand bzw. Sorgfalt als ich es vom "normalen" Elektrofliegen her gewöhnt bin.

Ich habe mir nun gedacht: Wenn der hohe Strom für den Akku problematisch ist, ich aber trotzdem die hohe Eingangsleistung für den Antrieb haben möchte, kann ich dann nicht einfach durch Erhöhung der Spannung/Zellenzahl den Strom so weit absenken, dass der Akku nicht mehr so gestresst wird? Also z.B. statt 10 Zellen mit 2,4 Ah 20 Zellen mit 1,2 Ah und bei gleicher Eingangsleistung und Motorlaufzeit nur noch 35 A statt 70 A? Oder sind 35 A für Zellen mit 1,2 Ah genauso schlimm wie 70 A für Zellen mit 2,4 Ah?

Gruß,
Martin
 

heinzi

User
hallo martin
deine überlegung ist im prinzip richtig. einen kleineren strom bietet ausserdehm noch den vorteil von kleineren verlusten. diese wachsen (oder sinken ) ja immerhin im quadrad zum strom. :)

eines ist wohl klar dabei: du brauchst ziemlich sicher einen anderen motor.
aber den hast du ja eh noch nicht! :D

und noch eines:
es ist halt dann kein 10 zeller mehr: ;)

ach ja in der fmt die ich mir gestern gekauft hab ist gerade ein artikel über die 2400 von graupner drinn.

[ 07. August 2002, 07:33: Beitrag editiert von: heinzi ]
 

Hans Schelshorn

Moderator
Teammitglied
Hallo Martin,

noch ein Tip zum Geld sparen: Bei Deinen geplanten Strömen solltest Du auch noch beachten, daß Du die Akku’s nicht ganz leernudeln solltest. Lande lieber, wenn noch wenigstens 15% der Kapazität drin sind, und entlade diesen Rest mit niedrigem Strom. Wenn Du den Motor mit 70 A laufen läßt bis der Unterspannungsschutz abschaltet, dann werden sich recht bald die schwächeren Zellen umpolen, und der Akku wird zum Sondermüll. Gematchte Zellen haltens besser aus, weil sie alle etwa die gleiche Kapazität haber, halten aber auch nicht ewig.

Servus
Hans
 

FBU

User
Hallo Martin!

Die Variante der Zellenerhöhung ist prinzpiell in Ordnung. Bitte bedenke aber, dass Du auch damit das Fliegergewicht rasch nach oben treibst.
Klar, mit einem dann angepassten Motor kein Problem, aber damit Du mit dem neuem Gewicht wieder senkrecht steigst, brauchst Du wieder einen hohen Strom. Die Katze beißt sich da in den Schwanz.
Also mit 35A steigst ein Hotliner meiner Erfahrung nach nicht wirklich ( dauernd)senkrecht...

Die Frage ist halt was man will. Power - oder langes Akkuleben...

Auf jeden Fall rate ich Dir zu gepushten und optimal dazu noch selektierten Zellen.
 

Harri

User
Hallo Martin,

ich habe mal gepushte RC2400 und gepushte N1250SCRL vermessen.

20 N1250 bei 35 A haben etwa 7% mehr Leistungsabgabe, als 10 RC2400 bei 70 A.

Die elektrische Leistung ist also vergleichbar mit einem leichten Plus für die N1250. Bei den obigen Strömen dürfte die Motorlaufzeit auch vergleichbar sein.
Man könnte das Mehrgewicht der N1250 dadurch kompensieren, dass man den Strom etwas erhöht, z.B. auf 45 A. Das dürften die Zellen wohl auch noch mitmachen. Ob das in Deinem Falle aber sinnvoll ist, ist noch ne ganz andere Frage.

Vielleicht sind die RC1600 noch ne Überlegung wert.

Ich persönlich schwöre auf die RC2400! Die Energiedichte von den RC2400 ist ausserdem am größten. :cool:

Meine Faustregel:
Wenn man auf Motorlaufzeiten größer als 70-80s Wert legt, dann sind die RC2400 am besten.

Mein Tip: Hol Dir den 10-Zellen-Antrieb und als Akkupacks gepushte RC2400. Fliege die Packs nur einmal am Tag. Da Dir 2x fliegen wahrscheinlich zu wenig ist, brauchst Du wohl 3 Packs oder mehr. (Mehr Power kostet leider auch mehr Geld.)

P.S.: Die Steller für 20 Zellen sind meist deutlich teurer als die für 10 Zellen.

[ 07. August 2002, 22:03: Beitrag editiert von: Harri ]
 

Snoopy

User
Da will ich mal kurz meine Erfahrungen posten.
Ich quäle drei Packs RC1700 seit nunmehr drei Jahren mit Strömen von 70-80A in einem Hotliner. Normalerweise ein Flug pro tag und Akku ab und an auch mal zwei. Laufzeiten 60-70 Sekunden gesamt, damit der Akku noch Restkapazität hat. Ein Pack ist mir nun vor 2 Wochen kaputtgegangen, dieser Akku war von Anfang an der schlechteste von der Spannungslage, gekauft hab ich ihn Ende '97 (nach zwei Wochen Flugpause sind mehrere Zellen ausgelaufen, ohne Last).
Wenn ich die Zellen ausm Flieger nehme sind sie gut Warm, man kann sie aber noch problemlos anfassen (nicht viel mehr als 45° würd ich sagen).
Wenn man sie bei dem Strom leernudelt fangen sie fast an zu glühen.
RC2400 (ungepusht) hab ich mal leiweise probiert. Spannungslage ein bischen schlechter als RC1700, Akku nach 80 Sekunden Laufzeit deutlich wärmer als RC1700.
 

Harri

User
Wenn ich meine gepushten RC2400 bei einem durchschnittlichen Flugstrom (errechnet aus entnommener Kapazität und Motorlaufzeit) von 80 A zu zwei Drittel leermache, dann sind die schon sauheiss. Die kann man dann nicht länger als 2-3s schmerzfrei in der Hand halten.

Ich habe allerdings festgestellt, dass das auch sehr von der Umgebungstemperatur abhängt. Also wenns draussen kühl ist, dann sind auch die Akkus nach dem Flug deutlich kühler.

P.S.: Martin, warum nicht einen 14-Zellen-Antrieb mit RC2400 verwenden?
Der Antrieb meines Diamond ist ein solcher und den kann ich nur wärmstens weiterempfehlen. Damit steigt jeder Hotliner senkrecht! :)
Wenn Du nähere Infos willst, mail mich an.

[ 08. August 2002, 16:44: Beitrag editiert von: Harri ]
 
Hallo Kollegen!

Vielen Dank für die vielen Tips zur Strombelastung. Für Hotliner scheint es also kein wirkliches Patentrezept zu geben. Wenn ich schnell steigen will, komme ich nicht darum herum, meine Akkus ordentlich ranzunehmen und sollte deshalb gut aufpassen, dass ich sie nicht überlaste (nur zu 2/3 entladen, lange Ruhepausen).

Wahrscheinlich ist es sinnvoll, wenn ich mich als Hobby-Flieger nicht wie in der F5F-Klasse auf 10 Zellen beschränke sondern etwas mehr (vielleicht 14) Zellen mit etwas geringerer Kapazität verwende und dadurch den Strom etwas absenke. Aber für die Akkus wird das trotzdem eine Quälerei werden.

Vielleicht sollte ich mir doch statt des Hotliners so einen von diesen schicken neuen SAL-HLG's besorgen? ;)

Ich würde mir ja auch gerne mal so einen richtigen F5B oder F5F Wettbewerb anschauen. Weiss jemand wo (in Süddeutschland) demnächst einer stattfindet?

Schöne Grüße,
Martin
 

Ulrich Horn

Moderator
Teammitglied
Hallo Martin,

Du solltest Dir vielleicht überlegen, worauf es Dir ankommt, und was Du bereit bist, dafür über einen längeren Zeitraum zu bezahlen.
Lese ich richtig 'Dipl.-Phys.' in Deinem Profil? Dann versuche ich es gerne mal mit ein paar Eckdaten :)

1. Wenn es um geniales Steigen geht, ist zunächst das Modellgewicht entscheidend. 1 KW Wellenleistung bei einem Hotliner ist toll, aber ein kleineres Modell steigt auch mit der halben Leistung genial.
2. Wenn es um die schiere Leistung geht, kommst Du an vielen Zellen nicht vorbei. Zwar holen Leute wie Harri auch aus einem 10-Zeller 1 KW Leistung, aber wenn man das mehr als ein- bis dreimal sehen möchte, benötigt man dafür schon einige Erfahrung. MIT dieser Erfahrung ist allerdings der 10-Zeller eine äußerst dankbare Alternative.
3. Wenn Du Deinem Steigvergnügen länger frönen möchtest, bedenke folgendes: Je mehr Zellen ein Akku hat, desto schwieriger ist er als Ganzes zu behandeln. Ein 14-Zeller stirbt eher als ein 10-Zeller, obwohl er mehr kostet. Ohne hochwertige Ladetechnik und eine gewisse Sorgfalt wirst Du an Deinen Akkus nur kurz Freude haben.

Insgesamt sind 10-Zeller vergleichsweise unproblematisch bei hoher Leistung. Mehr Zellen würde ich erst angehen, wenn ich genau weiss, warum ein 10-Zeller nicht geht.

Grüße, Ulrich Horn
 
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