Baubericht: Jaguár von Paco Modell

Vor einigen Wochen war zu Gast bei retroplane.net, die ihre Jahrestreffen in den Vogesen abhielten.
Es waren fantastisch schöne Scale-Modelle zu sehen. Unglaublich, wieviele zig Tausende von Baustunden
da in der Luft unterwegs waren. Und alle folgen trotz ziemlich heftigem Wind hervorragend.

Zu Besuch war dort auch Gábor Paco von PacoModell, der seinen Jaguár im Rohbau dabei hatte.

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Es ist eine Kontruktion von István Grohmann aus dem Jahr 1943, die Gábor auf die heutige Zeit mit viel
guten Ideen umkonstruiert hat.

Eckdaten vom Bausatz:
Spannweite = 2,18m
Länge = 1,22m
Gewicht = 700g
Fläche = 36,8 dm² und damit ca. 19 g/m² Flächenbelastung
RC = Höhe, Seite, Hochstarthaken


Mich hat dieses super exakte Holzmodell so sehr fasziniert, dass ich noch auf der Rückfahrt einen
(gelaserten) Holzbausatz bestellt habe.

Ich hoffe, ich wecke wieder reges Mitlese-Interesse beim Bau eines wunderschönen Antikmodells.

Viel Spaß dabei,
Oliver.
 
Bausatz, Inhalt

Bausatz, Inhalt

Man kann den Jaguar auch gleich mit Servos bestellen. Ich habe mich ohne diese entschieden,
da ich die Servos selbst aussuchen möchte.
Wer nicht bauen möchte, bekommt bei Paco auch ein Fertigmodell. Alles eine Preisfrage.
Wäre aber schade, nicht selbst zu bauen.

In der Schachtel ist wirklich alles dabei, was für das Modell gebraucht wird:
Ein großer Plan, eine CD mit Bau-Fortschrittsbildern, Leisten, usw., usw. Das "ovale Rumpfstück" zum
Leitwerk ist sogar schon vorgebaut.
Die Bauteile sind für die verschiedenen Bereiche in Plastik verschweißt. So gibt es also eine Tüte für's
Höhenruder, eine für's Seitenruder, Flächen, Rumpf, Bespannmaterial ...
Ein Beschreibung fehlt zwar, aber die Fortschrittsbilder sind aussagekräftig genug und auch die einzelnen
Teile können eigentlich nicht falsch zusammengebaut werden.

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Pendelleitwerk, Rippen + Endleiste

Pendelleitwerk, Rippen + Endleiste

Es gilt die "Pendelleitwerk-Tüte" zu öffnen. Erstaunlich wenig Teile, die für dieses Ruder benötigt werden.

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Schönes Detail: die einzelnen Rippen werden in den Holm "hineingedreht".
Alle Rippen dann rechtwinklig zum Holm einkleben.

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Kleiner Hinweis:
Wer mich kennt, weiß, ich bin überhaupt kein Freund von Sekundenkleber und verwende fast ausschließlich Holzleim.
Nachdem dieser Bausatz aber lasergeschnitten ist, sind alle Schnittkanten verbrannt und haben als oberste Schicht
verbranntes leicht staubiges Holz. Darauf perlt der Holzleim ab. Deswegen muss man sehr sorgfältig diese Klebeflächen
am besten mit einem feinen Holzstäbchen mit Leim bestreichen.


Wieder eine gute Idee des Konstrukteurs: Es wird ein kleines Gummi-Schlauchstück in die Holmverstärkung mit eingeklebt.
Dadurch wird später der Flächenrundstab geschoben und hält die Pendelleitwerkshälften in Position. Das bietet genügend
Reibung und hindert die Leitwerkshälften am herausrutschen.
Funktioniert hervorragend einfach.

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Die Endleisten habe ich hochkant verklebt mit Hilfe von Winkeln. So sieht man leicht, ob man die Endleiste mit den Rippen
schön "gerade" verklebt.

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Seitenleitwerk

Seitenleitwerk

Während die Nasenleisten des Höhenruders gewässert wird, kommt jetzt schon das Seitenleitwerk d'ran.

Mich reizt schon immer, Dinge (besonders Ikea-Schränke&Co) ohne Anleitung zusammen zu bauen.
So konnte ich auch hier nicht widerstehen und habe das Seitenleitwerk schon einmal probegesteckt.

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Stück für Stück werden wieder die Rippen von Dämpfungsfläche und Ruder rechtwinklig verleimt
und die Nasen- bzw. Endleisten hinzugefügt. Geht alles recht flott von der Hand.

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Der Kasten für die Pendelleitwerksmechanik muss sehr exakt verleimt werden, ansonsten baut man
schon hier eine "schiefstehende Fläche" des Höhenleitwerks, das ja darin geführt wird.
Der Ansteuerhebel des Pendelleitwerks ist in diesem Bausatz aus Holz vorgesehen. Davon weiche ich ab.
Hier möchte ich ein GFK-Teil haben, das ich mir fräsen lasse werde (dazu später mehr). Deswegen wird
der Kasten noch nicht komplett verleimt (muss ja später noch 'was rein).

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Elfman

User
Ein echt schöner und informativer Baubericht Oliver:)
Nur nicht nachlassen, und vom Maiden wollen wir natürlich ein Video:cool::cool:
 
Seitenruder, Endleisten aufdoppeln

Seitenruder, Endleisten aufdoppeln

Damit die spätere Bespannung nicht all zu sehr zwischen den Rippen einfällt,
ebenso der Spalt zwischen Dämpfungsfläche und Ruder etwas kleiner ausfällt,
habe ich mich entschieden diese Zwischenräume mit leichtem Balsa auszufüllen.

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Und nach etwas Trockenzeit dann feines Konturschleifen, entlang dem Rippen-
und Endleistenverläufen.

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Bambus-Nasenleiste

Bambus-Nasenleiste

Die Idee, die Nasenleiste aus einem Bambusstäbchen zu machen, hat mich fasziniert.
Sie wäre zwar nicht meine erste Wahl, aber ausprobieren wollte ich es dennoch.

Schon seit ein paar Tagen wässeren die Leisten (sie sind allerdings nicht besonders quell- bzw. biegwillig)

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Zuerst zeichne ich die Kontur des späteren Nasenleistenverlaufs. Denn es wir eine Nagelleiste brauchen,
in der die Leisten trocknen (mind. 1 Tag).

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Die Leisten sind widerstandfähiger als z.B. hartes Balsa. Sie federn doch ziemlich stark zurück. Ich habe
sie deswegen über einem heißen Bügeleisen noch weitere verformt. Soweit, dass die Form "von allein"
erhalten blieb.
Dann wurde eingeklebt, unter Beachtung, dass die Rippen sich nicht verschoben und schön gerade in
Flugrichtung bleiben. Das Ganze dann mit mehreren Klebestreifen fixieren und in Ruhe austrocken lassen.
Das Resulat ist ... ;)

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Flügelinnenflächen

Flügelinnenflächen

Wieder erst einmal die Bauteile sortieren und sich eine Übersicht verschaffen, was da so auf einen zukommt.

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Um ein Ungleichgewicht der Flächenhälften schon vorzubeugen, wiege ich die Bauteile jeder Seite und
tausche einige solange aus, bis beide Hälften gleich "leicht" sind. Hier passte es allerdings schon sehr
gut, es waren nur 3g Unterschied, was sich durch Tausch der Nasen-/Endleisten ausgleichen ließ.

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Zum exakten Ausrichten benutze ich gerne eine Unterlage mit passenden Linien, die es zu skizzieren gilt.
Auf diese Weise schleicht sich kein Winkelfehler beim Zusammenkleben ein.

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Und dann geht's auch schon los: Zuerst wird die Flächensteckung verklebt, auf der dann der erste Holm
eingefügt wird.
Eigentlich wird in diesem Bauschritt gleich die Hülse der Steckung verklebt. Davon weiche ich ab, weil
ich erst ganz zum Schluss, wenn Flügelhälften und Rumpf fertig sind, die komlette Steckung eingeißen
werde. Wird sicherlich etwas schwieriger, aber dafür kann ich die exakte Ausrichtung besser kontrollieren.

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Nun Rippen auffädeln und den Holm sauber an den Linien ausrichten.
Der Bausatz macht es einem leicht: sämtlich Rippen stehen auf Füßchen und bestimmen den Flächenverlauf.
Bem.: Keine Sorge, die scheinbar stark gebogenen Rippen sind wunderbar gerade, sieht nur auf dem Bild so aus.

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Mit Ausdauer und Fleiß werden nun nacheinander die vorbereitete Verkastung und die Rippen eingeklebt.
Schön ist: der Holmabstand zwischen oberen und unteren Holm verjüngt sich. Das wurde ebenfalls berücksichtigt
und die gut gekennzeichneten Verkastungsstücken liegen alle bei.

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Dank der Unterlage geht's recht flott und "gerade" vonstatten.
Hier sieht man die rechte Flächenhälfte noch ohne oberen Holm und noch ohne Knickflügel.

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Hallo Oliver,

ich freue mich sehr über deinen Baubericht dieses wunderschönen Modells! Mir ist der Jaguár schon einmal in einer Publikation begegnet und ich war fasziniert von den vielen pfiffigen und perfekt zuende gedachten Detaillösungen wie z.B. der Hochstarthaken, aber auch das Dreh-/Stecksystem der Leitwerksrippen.

Ich werde eifrig mitlesen und freue mich über viele Bilder!

Gruß, Tim
 
End-/Nasenleiste

End-/Nasenleiste

Nun kommt der obere Holm noch oben d'rauf.
Und dann schön verpressen.

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Als eigentlicher Vertreter des Nicht-Cyan-Kleber-Verwenders muss ich mich aber geschlagen geben. Ich habe gestern
die Nasen- und die Endleiste mit Holzleim eingeklebt. Weil das filigranst geschnitte Balsa aber mit Holzleim leicht
aufgequollen ist, war es fast unmöglich die Rippen auf die Leisten zu schieben. Mir sind dabei fast alle Füßchen abge-
brochen.

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Somit empfehle ich etwaigen Nachbauern nun doch beim Einkleben der End-/Nasen-leisten, die Leisten und Rippen
unverklebt zusammen zu stecken und dann mit Sekundenkleber zu verkleben
(dass ich das jemals schreiben werde, ts, ts, ts :eek:).

Mein gestriges Resultat: der vorerst fertige rechte Mittelflügel (Knick fehlt noch).

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GFK-Hebel

GFK-Hebel

Wie schon einmal früher erwähnt, möchte ich als Pendelleitwerkshebel ein GFK-Teil haben.
Dazu habe ich einige Teile fräsen lassen (Danke lieber Alex :)).

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Ebenso werde ich die Stahlachsen und die Bronzebüchse durch CFK ersetzen, um Gewicht
zu sparen. Die auf Maß abgelängte Stahlachse von 96mm wiegt ca. 2,4g, ein 1m langer
CFK-Stab aber nur ca. 4,9g.

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Bevor ich aber die Einzelteile/Abstandstücke miteinander verklebe, werden sie zuerst lose
eingebaut und sauber ausgerichtet. Erst dann fixiere ich die Einzelteile ein wenig mit Sekunden-
kleber. Da es nur wirklich wenig Sekundenkleber braucht, reicht ein kleiner Tropfen, der mit einer
längeren Nadel gut platziert werden kann. Die Einzelteile bzw. der Ausrichtung sollen nur etwas
zusammenhalten, damit sie so dann mit Harz vergossen werden können.

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Alle Teile sauber mit Harz vergossen, alle Achsen exakt abgelängt und dann kann der Hebel an seinen
finalen Platz und die Box verklebt werden.

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Wieder ein Stück fertig, was mich sehr freut :D

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Differenzen

Differenzen

Aha, der Unterschied zwischen Theorie und Praxis beträgt also exakt 4/100stel Gramm! :D
Oder hast du deinen Pin 8,2 mm zu lang gemacht? ;)
 
Ohr, Flügelende, Auffüllen

Ohr, Flügelende, Auffüllen

Zum kompletten Flügel fehlt noch das "Ohr" bzw. das Endstück nach dem Flügelknick.

Nasen- und Endleiste sind vorgefräste Holzteile, zwischen die man die einzelnen Rippen
einkleben muss. Ähnlich wie beim Mittelflügel wird auch schon der untere Holm vorbereitet.

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Anschließend kann man diesen unteren Holm in die Rippenaussparungen einschieben
(diese Mal habe ich das ohne Leim gemacht). Wichtig dabei, die Knickrippe sollte sehr
gerade angeklebt werden. Am besten an einem Lineal ausrichten. Die Schiefstellung
wird durch die Verkastung vorgeben:

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Beim Mittelflügel hatte ich Rippe und dann die Ausfüllung nacheinander eingeklebt.
Hier bei dem Ohr aber zuerst alle Rippen und dann erst die Ausfüllung, weil es ja nur
ein paar wenige Rippen sind UND, weil die Nasen- und Endleisten Aussparungen haben,
die den passenden Abstand vorgeben.

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Nachfolgend wird der obere Holm eingeklebt.

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Jetzt folgt Fleißarbeit: alle Zwischenräume (zwischen den Rippen) an Nasen und teilweise
an den Endleisten auffüllen, grob vorschleifen und dann konturgenau dem Rippenverlauf
fein verschleifen. Viel Arbeit, aber sie wird beim Bespannen bzw. mit dem Nicht-Einfallen der
Bespannung belohnt.

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Das gleiche Prozedere braucht der Mittelflügel natürlich auch. Ist aber noch umfangreicher.
Durchhalten, es lohnt sich :rolleyes:

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Jetzt war auch der Zeitpunkt, die Füßchen abzuscheiden.
Gute Idee des Konstrukteurs: man kann sie grob abschneiden und dann leicht bis auf
"Holm-Niveau" sauber zurecht feilen (kürzen).

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Ein fast bespannfertiger Flügel ... Richtfest des rechten Flügels :D

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Jetzt wird's eine Weile brauchen, bis ich hier wieder weiterberichte. Denn in den nächsten
Wochen wird die linke Flügelhälfte gebaut. Also fast alles nochmals, das ich schon beschrieben habe.
Bitte darum um Geduld....
 
Flächen (rohbau-)fertig

Flächen (rohbau-)fertig

Hallo zusammen,

Die Flächen sind komplett im Rohbau fertig.
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Testweise habe ich die Ohren mit eine PUR-Kleber angeklebt. Wollte ich schon immer einmal ausprobieren.
Man muss zwar etwas aufpassen (keine Kleberreste an den Fingern) und auch nicht all zu langsam arbeiten
(Kleber bläht sich auf, spaltfüllend), aber an sich eine feine Sache.

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